5. Tag – Die Nationalparkinsel Asinara, das Alcatraz des Mittelmeers
An diesem Morgen wurden wir mit dem besten Frühstücksbüffet der ganzen Reise überrascht. Es gab erstaunlich viele herzhafte Speisen, wie z. B. warme Quiche oder Gemüsekuchen.
Da wir Tickets für einen Tagesausflug ohne Verpflegung hatten, brauchten wir eine gute Grundlage. Wir konnten gemütlich frühstücken, denn das Boot sollte erst um 10.30 Uhr ablegen.
Kurz nach halb elf tuckerte es im Hafen ein.
Die Holzklasse war weniger gut besucht, da sich die meisten Ausflügler draußen auf dem Deck aufhielten.
Nach der Ankunft
rannten fast alle nochmals zur Toilette und/oder an den einzigen Kiosk auf der Insel. Danach wurden die Passagiere auf die Waggons verteilt.
Ich hoffe, man kann die rot gestrichelte Linie einigermaßen erkennen, denn das war die Route. Es gibt nur diese eine Hauptstraße und die endet in Cala d’Oliva.
Da es sich um einen Nationalpark handelt, dürfen Besucher die Insel nur mit Touranbietern besuchen. Es gibt auch Katamaran- oder Jeeptouren oder man kann sich E-Bikes reservieren. Golf Carts sind uns auch ein paar begegnet.
Doch vor der Abfahrt kommt erst die Auflösung, warum Asinara das Alcatraz des Mittelmeers war:
Von 1885 bis 1999 wurde die Insel als Gefängnisinsel genutzt. Verbrecher wurden vom italienischen Festland, zum Missfallen der Sarden, auf die Insel gebracht.
Auf Asinara befand sich im Ersten Weltkrieg ein Kriegsgefangenenlager für Soldaten der österreichisch-ungarischen Armee. Es waren überwiegend Kriegsgefangene, die nach dem Zusammenbruch der serbischen Front im Spätherbst 1915 infolge des siegreichen Serbienfeldzuges von der serbischen Armee auf ihrem Rückzug durch Montenegro und Albanien mitgeführt worden waren. Zu Beginn des Marsches waren es etwa 50000 Gefangene. Bereits auf dem Marsch starben tausende von ihnen an der Cholera. In den von Italien kontrollierten Häfen von Durazzo und Valona wurden die Gefangenen schließlich nach Asinara verschifft. Auf der Überfahrt nach Asinara starben weitere 1500 Gefangene, so dass nur noch etwa 24000 dort ankamen. Das Kriegsgefangenenlager auf Asinara war nicht auf eine solche Anzahl von Gefangenen eingestellt. Weitere 7000 Gefangene starben in den ersten drei Monaten auf der Insel. Von den Überlebenden wurden im Juli 1916 etwa 16000 an Frankreich übergeben.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges nahm das Lager nochmals etwa 300 aus dem Trentino stammende ehemalige österreichisch-ungarische Kriegsgefangene auf. Nach ihrer Freilassung durch die Bolschewiki in Russland waren sie erneut inhaftiert worden, weil man befürchtete, dass sie kommunistische Propaganda verbreiten könnten. Während des Abessinienkriegs in den 30er Jahren diente die Insel nochmals als Kriegsgefangenenlager. Bis 1997 hielt man dort verurteilte Mitglieder der Mafia gefangen.
1997 wurde der Nationalpark Asinara eröffnet. Eine Besonderheit der Insel sind die leuzistischen weißen Esel, die unter strengem Schutz stehen (Quelle).
Was sind wir froh, dass wir heutzutage alle Informationen übers Internet erhalten, denn unsere Tourguides verstanden wir mit ihrem Italenglish kaum.
Wir fuhren an Festungs- und Gefängnisruinen vorbei
und genossen die weitestgehend unberührte Landschaft bei kühlendem Fahrtwind.
Es gab zwischendurch nur einen Stopp, wo etwas über die endemischen Pflanzen erzählt wurde.
Dann sahen wir zwei der weißen Esel.
Der nächste Stopp war gleichzeitig die Mittagspause mit Badeaufenthalt.
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