Ugandareise Dezember 2015 bis Januar 2016

  • Die Lodge ist der Oberhammer! Auf über 2000m gelegen, wir sind insgesamt 6 Gäste und haben Blick auf sieben Vulkane, teils aktiv in Uganda, Ruanda und Congo.

    Innocent ist unser "private Butler" und rund um die Uhr für uns da!
    Er bringt uns ein Nile-Special in unser Cottage, 64 Stufen vom Haupthaus entfernt. Er macht ein Kaminfeuer an, das Wohnzimmer und Schlafzimmer wärmt.

    Zum Dinner wählen wir Fisch: lecker!

    Der nächste Tag ist wieder zum Akklimatisieren. Erstmals probiere ich meine Stöcke aus und wir laufen zu einer Schule für Waisen.
    Ich wiederhole: erstmals! Denn nach ca 1 km wundere ich mich doch, dass die Stöcke fast keinen Grip haben.
    :KKopffass2

    Nach Entfernen der Kunststoffschoner geht es deutlich besser ;D

    Die Schulanlage feiert ausgerechnet an diesem Tag 10jähriges Bestehen!

    Rang und Namen sitzen schon bereit im Festzelt (was wir zum Glück erst später realisiert haben), Bürgermeister, Dorf-Älteste, Stiftungsgäste.
    Vor den Ehrengästen ist ein kleiner Platz für Aufführungen; dahinter sitzen geduldig mehrere hundert Leute inkl. Kindern, die !alle! einfach warten ohne zu quengeln.

    Artur, Gründer des Projekts und demagogischer Redner stellt uns am Ende seiner Ansprache als honorable guests vor.
    Er verlässt die Feier, alle bleiben sitzen(!) und zeigt uns seine Schule.

    Über 150 Waisen bekommen einen Unterricht, der sie (über)lebensfähig macht.
    Schneidern, schreinern, kochen, Gartenarbeiten, PC-Kenntnisse, Buchhaltung, Haushaltsplanung - Hauptschulabgänger in Deutschland sind darauf nicht vorbereitet!

  • Gähn! Um 5:30h kommt Innocent mit Kaffee und Toast.
    Blöderweise haben wir bis 2h morgens unsere Kanalfahrt-Bilder angeschaut; dabei sollten wir so fit wie ein Turnschuh bzw. Wanderstiefel sein.

    Als wir am Gate ankommen, wird es gerade hell. Die Einteilung der Gruppen erfolgt weiter oben, ca. 20 Minuten steiler Fußmarsch.

    :o
    Wer überholt uns leichtfüßig und sich lautstark über Bergtouren unterhaltend?
    Die Ösis! Alle durchgestylt von Kopf bis Fuß in Funktionskleidung, buntgemusterten Gamaschen und Spezialhandschuhen.
    Ich wusste nicht mal, dass es spezielle Gamaschen gibt, die mit den Schuhen verbunden werden können, so dass weder Feuchtigkeit noch Ameisen, Blutegel oder Mosquitos rein können.
    Aber Spezialhandschuhe hatte ich auch mit: Einen alten genoppten Gartenhandschuh in pink und einen in orange. Die Gegenstücke existieren nicht mehr.

    Alle (6 Gruppen mit je 8 Personen) wollen nochmal auf Toilette. Jetzt wird es sehr unappetitlich!
    Das sind 2 liedschäftige Holzhäuschen ohne Fundament, in der Mitte ist ein ausgehobenes Loch, bereits überfüllt und bestialisch stinkend. Ich bin sofort wieder raus und habe so fürchterlich gewürgt, dass ich Einblutungen in und unter den Augen hatte.

    Und dann ging es los!
    8h 15: Im Frühtau zu Berge wir ziehn, fallera.....
    Start ist auf 1900m, erster richtiger Stop auf 2450m; vorher haben die 6 Alpinisten auf uns immer wieder sehr geduldig gewartet und angespornt. Vor und hinter der Gruppe läuft ein Wildhüter mit Gewehr, denn die Waldelefanten sind sehr aggressiv.

    Den Stop konnten wir aber nutzen um hinter einem riesigen Baum kurz zu verschwinden.

    Der Stop wird eingelegt an der Stelle, wo die Gorillas am Vortag gesehen wurden.
    Sobald die vorausgeschickten Späher die Tiere entdeckt haben, geht es weiter.
    Und diesmal querfeldein wieder runter auf 2000m und auf der anderes Seite hoch auf 2350.

    Einen Vorteil bietet dieser "undurchdringliche" Nebelwald: Man fällt nicht weit, denn das Dickicht bremst. Leider hat es auch Dornen, Mücken und Schlingpflanzen. Mein Träger (kostet 15 US, ich hab ihm 30 gegeben) zieht mich senkrecht hoch über Erdrutsche, durch Totholz und schlägt mich mit der Machete wieder frei. Bergab hilft er mir zu bremsen, ab und zu fallen wir auch beide hin.

    Endlich, am nächsten Bergrücken fast angekommen, ermuntert mich der Guide: You can make it! Letzte Reserven mobilisiert, nach oben inzwischen auf allen vieren gekrabbelt, höre ich den Funkruf der Späher: Die Gorillas sind gewandert und jetzt irgendwo im nächsten Berg.

    Hinsetzen und weinen wäre kontraproduktiv, Tränen enthalten Salze und Mineralstoffe.

    Die Alpinisten haben große Saugflaschen mit Elektrolyten und geben mir was ab.

    Und wieder geht es abwärts, mir zittern die Knie und ich brauche in immer kürzeren Abständen einen Baum um mich 3 Atemzüge lang anzulehnen; das Gelände ist so steil und rutschig, dass kein fester Stand möglich ist.

    4 Stunden sind inzwischen um und noch kein Gorilla.

    Beschrieben wird die Tourlänge mit 1 - 4h insgesamt.

  • Plötzlich der Ruf des Guides: Da sind sie, schnell schnell, sie bewegen sich ständig.
    Hm, wo ist denn "da"?
    Ich sehe nichts, die Alpis rasen los, ich hangle mich irgendwie auch weitere 30 Minuten weiter und sehe dann alle mit ihren Kameras in halb sitzender/halb liegender Haltung.

    :mrgreen
    Ein Silberrücken, ein Weibchen mit einem ca. 3 Monate alten Bay und irgendwo in den Bäumen Jungtiere.
    Sobald ich mich im Schlamm positioniert habe, will ich auch fotografieren. Leider zittern mir die Hände und die Bilder sind alle unscharf.
    Zeit zum "Ent-Zittern" gab es nicht, denn die Gorillas hatten genug von uns und sind in "affenartiger" Geschwindigkeit weitergezogen.

    Durch scharfes Schilfgras, dem meine Handschuhe nicht gewachsen waren, ging es wieder abwärts.
    Und ich konnte zumindest scharfe Bilder machen, auch wenn durch das Grünzeug nur Gorillateile zu sehen waren.

    Die Guides haben versucht, die Schlingpflanzen mit der Machete wegzuhauen, das hat den Gorillas nicht gefallen, sie wurden ärgerlich und haben sich nach ein paar Schreien auch hier wieder verabschiedet.

    Ach ja, die ganze Strecke über waren Macheten im Einsatz, sonst wären wir gar nicht vorangekommen.

  • Aber dann saß der Silberrücken direkt vor mir und hat seelenruhig gefressen. Bestimmt 20 Minuten lang.

    Hätte er einen Schritt nach vorne gemacht, hätte er mich berühren können.

    Eigentlich war die Beobachtungszeit von 60 Minuten längst um, aber da wir dreimal suchen mussten, gab es eine Zugabe.

    Zum Abschluss haben wir noch das Weibchen mit dem Baby gesehen.

    Total erschöpft sind wir nach über 7h zurückgekommen; der Parkplatz war leer. Die anderen Gruppen waren laut Rangers zwischen 3 und 4,5h unterwegs und konnten die Gorillas auf einer sonnigen Lichtung 60 Minuten lang genießen.
    Unsere Urkunden haben wir uns wirklich hart verdient!

    Nach 10 Stunden waren wir zurück in der Lodge, wo wir schon vermisst wurden: Das Kaminfeuer war an, unsere Schuhe wurden gleich mitgenommen und gereinigt.

    Gut, dass der Muskelkater erst nach Stunden kommt, sonst hätten wir die Stufen zum Abendessen nicht mehr geschafft.

  • Einen Fuß auf eine Treppe stellen ist eigentlich nichts Besonderes, ebenso wenig wie den zweiten Fuß auf die nächste Treppe.

    Wir wollen zum Frühstück, aber unsere Beine nicht. Wir gucken uns an und lachen lauthals los. Irgendwann sind wir doch oben und sitzen auf der Sonnenterrasse mit frischem Obst, Omelett, Uganda-Kaffee, Passionsfruchtsaft und hausgemachten Marmeladen.

    Danach gibt es eine Massage auf unserer Veranda, die Liege ist diesmal sehr stabil.
    Die Lodge verkauft Schulpakete für 10 US$ pro Kind; alle Materialien für ein Schuljahr sind enthalten, samt Schuluniform. Gut angelegtes Geld!

    Den Rest des Tages verbringen wir mit Lesen und Bildergucken.

    Die Abfahrt zur letzten Station ist um 6:30h, wir genießen das letzte Kaminfeuer mit einem (eigentlich zwei) Nile Special und werden am Morgen von Christian persönlich verabschiedet.

    Die Lodge ist sehr teuer, aber von jedem Übernachtungspreis bekommt die Community 46 US$ für soziale Zwecke, es arbeiten ausschließlich Leute aus den umliegenden Dörfern hier und eines der Ziele ist ein Krankenwagen, vor allem damit die Frauen in einem Krankenhaus entbinden können. Die durchschnittliche Kinderzahl in dieser Region liegt bei ca. 6-8 Kindern und es gibt sehr viele AIDS-Waisen.

  • So, die letzte große Etappe beginnt: geplant sind 10 Stunden Autofahrt, juchu :Cheerleader

    Ich wundere mich, denn unser Boot soll um 16h ablegen - ist aber nicht mein Problem.

    Nochmals sind wir fasziniert vom Nebelwald und den Vulkanen, denn wir fahren 3h lang die Strecke zurück bevor wir auf eine geteerte Straße kommen.

    Und alle paar Kilometer sind große Märkte mit kunterbuntem Treiben, wahrscheinlich bekomme ich auch noch Muskelkater in den Armen vom Kamerahalten.

    Die Landschaft wechselt ständig und erinnert uns an Neuseeland, die Schweiz und Italien: Hohe Berge, saftige Wiesen und Rindviecher, blaugrüne Seen entlang einer kerzengeraden Straße, Pinien, sanfte Hügel in Terrakotta.
    Am Äquator machen wir Mittagspause und mein Mann besteht auf dem obligatorischen Foto von mir + Erdkreis.

    Wer errät, welche Gruppe kurz danach zu dem Äquatorpunkt stürmt und sich hochstemmt, in Position legt und deren Akzept nicht zu überhören ist?

    Um 16h erreichen wir Kampala, die Hauptstadt und stehen im Stau. Die Polizisten, die den Verkehr regeln sollen, haben es sich auf einer großen Verkehrsinsel gemütlich gemacht und so fahren die Autos ca. 40 Minuten lang nur in eine Richtung.

    Ab 16:20h klingelt das Mobile unseres Michael alle 10 Minuten: Das Boot wartet! Und die anderen neuen Gäste auch.

    Nützt alles nichts, wir sind erst nach 12 Stunden um 18:30 am Hafen.

  • Eine fünfköpfige Familie aus Uganda sitzt seit fast 3 Stunden mit Rettungswesten, aber ohne Schatten im Boot!

    Genauso geduldig, wie wir es von anderen Leuten in Uganda schon kennen.

    Leider hat der Wind auf 5-6 aufgefrischt und es wird bald dunkel. Wir sitzen im Bug des kleinen Schiffes wo eigentlich nur das Gepäck liegt und brettern 55 Minuten lang mit 2x100 PS durch den aufgewühlten See voll gegen die Welle.

    Das Spritzwasser hat mir nichts ausgemacht, die Stauchungen der Wirbelsäule waren extrem schmerzhaft - meine Wirbel haben fast genauso laut gekracht wie das Boot beim Aufdotzen aus 2m Höhe alle paar Sekunden.

    Am Steg werden wir längst erwartet mit heißen Tüchern und einem kalten Cocktail aus Ananas und Passionsfrucht.
    Außer dem Staff sind Gänsefamilien, Reiher, Falken, Krähen, Schafe, Kaninchen, Kormorane, Störche, Hammerkops und diverse andere Tiere da.

    Auch hier haben wir einen persönlichen Butler und außer uns + der 5köpfigen Familie ist noch ein weiteres Paar in der Lodge, die für 28 Leute Platz hat.

  • Die Nacht war angenehm, auch wenn wir hier die Türen schließen müssen; es gibt Myriaden von "lake-flies".

    Der nächste Tag ist zum Ausruhen da, größte Aktivitäten waren die Wege zum Essen und zum Pool; ich habe mir eine spezielle Rückenmassage geben lassen, die auch wirksam war.
    Ab heute sind wir nur noch 7 Gäste.

    Von unserer Veranda aus können wir prima Vogelbeobachtungen machen, sehen ein Krokodil und Wasserschlangen.

    Tag 2 "besteigen" wir den höchsten Berg = eine knappe Stunde marschieren ohne Wanderschuhe, ohne Stöcke bis wir auf dem Hügel waren.
    Zwischendurch haben wir eine kostenlose Abkühlung bekommen, ein kleiner Wolkenbruch hat von den 38° abgelenkt. Adler haben fast in unserer Armweite ihre Kreise gezogen, es gab viele Libellen, bunte Spinnen, große Heuschrecken, Bee-Eater-Arten und herrliche Blumen.

    Rückwärts sind wir auf den Sandstrand gestoßen, der in der Inselbeschreibung erwähnt wird.
    Anscheinend ein Kommafehler: Statt 10km weißer Sandstrand sind es ungefähr 100m mit Vogelkote gesprenkelter Sand.

    Aber zum Strandlaufen sind wir ja auch nicht hier.

    Tag 3 herrscht große Aufregung: Es werden 6 Mittagsgäste vom Festland erwartet.
    Nach dem Frühstück wird alles für ein Barbecue aufgebaut, um 13h soll es losgehen.
    Als Deutsche sind wir auch um 13h dort und sitzen ein Stündchen. Ich beobachte solange interessiert eine Gottesanbeterin, die sich gerade ihres Gatten entledigt.

    Gegen 14:15 werden diverse Salate gerichtet, Fisch in Bananenblatt serviert, es gibt Unmengen Hühnchen, Ziege, Rind und Spareribs vom Schwein. Dazu Reis, Schalenkartoffeln und verschiedene Dips. Lecker!

    Die ugandische Familie ist inzwischen auch da und lässt es sich schmecken.

    Kurz nach 14:30 kommen die 6 Gäste aus der Bar (in der wir nicht waren), angetrunken, alle rauchend, mit einem 4-Liter Rotweinkanister, den sie mitgebracht haben. Sie gehen nicht selbst, sondern lassen sich die Speisen nacheinander an den Tisch bringen, häufen sich die Teller voll, probieren, verziehen die Gesichter und werfen Essen auf den Rasen. Danach ist Zeit für harte Drinks und Zigarren.

    Bis 16h haben wir das Spektakel beobachtet, dann sind sie wieder zurückgefahren und der Staff hat sicher für die nächsten 2 Tage zu essen.

    Na, wo waren die wohl her? :,.)

    Nanu? Ein Polizeiboot bringt weitere Gäste :question
    Hui, das sind ja Stylisten und ein xxxl-Model!
    Ab 17h sitzen wir wieder und gucken zu.

    Dem Model werden die Haare toupiert so dass der Kopf kaum noch erkennbar ist.
    Dann zieht es ? eine Art Minimizer? an = zwängt sich in ein Ding, das vom Knie bis unter die Brust geht.

    Darüber kommen viele extravagante Kleider für das Shooting.

    Über unsere Anwesenheit sind sie nicht erfreut, aber wir sind schließlich zahlende Gäste und dürfen da auch sitzen.

  • Ach ja, am Tag vor unserer Ankunft hatte es einen mächtigen Sturm gegeben, deswegen war auch das Wasser noch so aufgewühlt.

    Eine schwimmende Insel ist dabei an den Landungssteg gedriftet und liegen geblieben. Sie ist ungefähr 2 km lang und 1 km breit.
    Auf ihr leben 2 Familien, die dort Gemüse und Obst anbauen, fischen gehen, 2 feste Häuser und einen Generator haben. Für die war es natürlich supertoll, hier ihre frischen Waren verkaufen zu können bzw. einzutauschen gegen Gegenstände, die sie nicht haben.

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