Schon lang kein Buch mehr empfohlen ... - Das läst sich schnell ändern! 😉
Da ich gerade mal wieder Bücher aus den eigenen Regalen lese, bin ich jetzt wieder auf eins gestoßen, dass mir auch nach wiederholtem Lesen immernoch sehr gut gefällt:
"Der Geschmack von Apfelkernen" von Katharina Hagena.
Familienromane sind ja eigentlich weniger mein Ding – in diesem Fall aber schon, zumal es sich hier nicht um eine dicke Saga handelt, sondern um eine „schlanke“ Erzählung.
Vielleicht ist die Bezeichnung „Familienroman“ hier auch falsch und irreführend, denn vielmehr geht es in diesem Roman auch um das Sich-Erinnern und das Vergessen (insbesondere im Alter) - und die eine oder andere kleine Liebesgeschichte ist auch noch dabei.
Vor allem gefällt mir der ruhige Erzählstil bzw. wie es der Autorin gelingt, immer wieder schöne Vergleiche und Formulierungen zu finden, die sich so schön lesen lassen.
Zur Handlung:
Iris ist zur Beerdigung ihrer Großmutter Bertha in das norddeutsche Heimatdorf ihrer Mutter gereist.
Hier hat sie einst als Kind zahlreiche unvergessliche Sommer zusammen mit ihren Großeltern und Tanten, ihrer Cousine Rosmarie und deren Freundin Mira verbracht.
Bei der Testamentsverkündigung ist Iris überrascht, dass die Großmutter ausgerechnet ihr, der einzigen noch lebenden Enkeltochter, das alte Haus vererbt hat.
Um in Ruhe zu überlegen, was sie mit diesem Erbe anfangen soll, nimmt sie sich ein paar Urlaubstage mehr als geplant und zieht in das Haus, stöbert durch die altbekannten Zimmer, den verwilderten Garten, schwimmt wie einst im Moorsee und wirft sich in die schicken Kleider ihrer Mutter und Tanten aus den alten Kleidertruhen.
Von ihren Erinnerungen getragen wird sie zur gedanklichen Zeitreisenden zwischen Vergangenheit und Gegenwart, die immer wieder auf Lücken und ihr eigenes Vergessen stößt: Was war damals im Krieg mit Großvater Hinnerk? Warum ist Berthas Schwester Anna an Lungenentzündung gestorben?
Welches Geheimnis hat Bertha bis zuletzt bewahrt? Wer hat welche Apfelsorte am liebsten gegessen?
Wie kam es zu Rosmaries tragischem Tod und was ist aus Mira und ihrem jüngerem Bruder Max geworden?
Zumindest letztere Frage klärt sich schnell: Er ist Anwalt geworden und mit Berthas Erbschaftsangelegenheit betraut.
Und eigentlich ist er auch gar nicht mehr "die kleine Niete" aus Iris‘ Erinnerung …
Ich habe dieses Buch bereits mehrmals super gern gelesen – es liegt wohl wie eingangs erwähnt einfach an der schönen Art, wie es
geschrieben ist. Ich hab mich einfach wohlgefühlt in dieser Geschichte – oder eigentlich in den vielen kleinen Geschichten dieser drei Familiengenerationen.
Und eigentlich ist es auch leicht zu lesen - aber ich muss gestehen: Mit den Namen und Verwandtschaftsbeziehungen tat ich mich schwer, darum habe ich mir selbst einen Stammbaum aufgezeichnet, der mir beim Lesen eine gute Hilfe war, s. Foto.
Ok, das Ende … vorhersehbar, aber egal.
Ich les wohl sonst zu viele Bücher mit offenem oder weniger gutem Ende, so dass ich ein Happy End gar nicht mehr verkraften kann.
Mehr Buchempfehlungen gibt es hier.