Ann-Helén Laestadius: Die Zeit im Sommerlicht

  • Ich hab mal wieder ein sehr gutes Buch gelesen ... :)

    𝐀𝐧𝐧-𝐇𝐞𝐥𝐞́𝐧 𝐋𝐚𝐞𝐬𝐭𝐚𝐝𝐢𝐮𝐬: 𝐃𝐢𝐞 𝐙𝐞𝐢𝐭 𝐢𝐦 𝐒𝐨𝐦𝐦𝐞𝐫𝐥𝐢𝐜𝐡𝐭

    Nachdem mir der Roman „𝐃𝐚𝐬 𝐋𝐞𝐮𝐜𝐡𝐭𝐞𝐧 𝐝𝐞𝐫 𝐑𝐞𝐧𝐭𝐢𝐞𝐫𝐞“ (und ebenso seine Verfilmung auf Netflix) so gefallen hatte, war ich sehr gespannt auf das neue Buch der Autorin, in dem es wieder um das Volk der Samen in Schwedens hohem Norden geht.

    Am Beispiel des Schicksals von fünf Kindern wird die in den 1950er Jahren vom schwedischen Staat praktizierte Zwangsentsendung samischer Kinder in spezielle Internate, so genannte Nomadenschulen, beschrieben.

    In Wirklichkeit waren diese Internate Umerziehungsheime, in denen die Kinder ihre eigene Sprache nicht mehr sprechen, ihre Kultur nicht mehr leben und selbst ihre samischen Namen nicht mehr tragen durften (vgl. ähnliche Praktiken damals z.B. in Australien mit den Aborigines).

    Die Geschichte der fünf Protagonisten wird in zwei miteinander verwobenen Zeitsträngen erzählt, die jeweils in den 1950er sowie in den 1980er Jahren spielen.

    Diese Zeitsprünge machen einerseits hautnah deutlich, wie sehr die Nomadenschule für die Kinder die Hölle auf Erden war, und zeigen andererseits, wie die dortigen traumatischen Erlebnisse ihr späteres Leben und Erwachsensein beeinflussen.

    Keiner der späteren Erwachsenen hat die Kindheitserlebnisse in der Nomadenschule verarbeitet. Keiner hat jemals darüber mit anderen gesprochen. Stattdessen versuchen alle, die dunklen Erinnerungen an Angst, Heimweh, Misshandlung, Schmerz und Ungerechtigkeit zu verdrängen und so ihre geschundene Seele zu heilen.

    Dabei schlägt jeder einen anderen Weg ein: z.B. durch Rückbesinnung auf die samische Kultur – oder durch das genaue Gegenteil, deren Verleugnung, aber auch durch Alkohol- oder Medikamentensucht, Hypochondrie oder Bindungsangst.

    Als nach 30 Jahren die einstige sadistische Hausmutter plötzlich wieder im Leben ihrer ehemaligen Schüler auftaucht, keimt die Hoffnung auf eine mögliche Rache, zumindest aber auf Genugtuung und vielleicht auf Heilung auf.

    Wie schon „Das Leuchten der Rentiere“ zeigt auch dieser berührende Roman, wie die Sami schon seit vielen Jahren diskriminiert und ihrer Kultur beraubt wurden.

    Die eindrücklichen Beschreibungen von Erlebnissen, Stimmungen und Gefühlen der Protagonisten machen deutlich, wie sehr dieses Thema der Autorin am Herzen liegt. Sie selbst ist gebürtige Sami und auch ihre Mutter musste einst ein solches Zwangsinternat besuchen.

    Ein mal wieder sehr lesenswertes, nachdenklich stimmendes Buch.

    Mehr Buchtipps gibt es hier:

    https://silke-und-max.de/Buchtipps_Schatztruhe.htm


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