Früh um sieben sind wir am nächsten Tag auf und wir sind bereit für die nächste Herausforderung: Salto Angel Diese Wasserfälle sind sicher einer der Höhepunkte von jeder Venezuela-Reise. Diese Fälle haben den höchsten freien Fall von knapp 1.000 Metern.
Zunächst gibt es Frühstück mit Maiskuchen, Eier, Knäcke, Marmelade und Kaffee, Tee ist hier leider unbekannt. Unsere Abfahrt zu den Fällen verzögert sich, denn es werden noch Teilnehmer mit dem Flugzeug aus Ciudad Bolivar erwartet. Gegen 10:30 h sind wir komplett und werden mit einem offenen Bus zum Ablegeplatz gefahren.
Das Boot ist ein Einbaum und wird von Indios geschickt gesteuert. Es geht flussaufwärts über einige Stromschnellen den Rio Carrao entlang. Je nach Wind und Wellengang werden einige von uns ziemlich nass. Ich habe mir vorsichtshalber eine Regenjacke und Regenhose angezogen. Zwischendurch gehen wir eine halbe Stunde zu Fuß, während unser Boot über die flachen Stromschnellen gefahren wird.
Dann sitzen wir wieder auf den harten Bänken. Im Hintergrund die Tafelberge, nach jeder Kurve denke ich, jetzt sind wir bald da, aber es kommen wieder neue Tafelberge und neue Kurven. An einem malerischen Wasserfall machen wir unsere Mittagspause. Es gibt ein Lunchpaket, dazu Cola oder Wasser, wie schon in den letzten Tagen zuvor. So viel Cola habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht getrunken. Die Pause tut gut. Manche springen ins Wasser und kühlen sich ab. Das Wasser ist aber recht kalt.
Hier wie auch schon in der Lagune ist das Wasser klar, schimmert aber rostbraun. Das kommt durch das Tanin, die Gerbsäure, die manche Pflanzen ausscheiden.
Stunde um Stunde verrinnt, ein Ende ist nicht in Sicht. Bei der Isla Orchidea biegen wir in den Rio Churun ein. Die Tafelberge haben immer wieder neue schöne Formationen, hier und da sehen wir einen Wasserfall, aber es sind noch nicht die Salto Angel.
Nach mehr als viereinhalb Stunden sehen wir endlich von weitem die Angel Falls. Es ist nur ein kleiner Teil davon zu sehen und so steigt die Spannung und Erwartung. Nach insgesamt 5 Stunden fährt das Boot ins seichte Wasser, zwischen Kieselsteinen.
Wir steigen aus und jetzt heißt es nach oben wandern. Nur den Fotoapparat und eine kleine Flasche Wasser nehmen wir mit auf die anstrengende Klettertour. Es geht durch den Urwald immer höher hinauf. Wir gehen durch kleine Flüsse, Bäche, steigen über Wurzeln und Felsbrocken, einen normalen Weg gibt es nicht.
Manchmal wünschte ich mir, ich wäre nicht mitgegangen, die Anstrengung zerrt an meinen Nerven. Aber, ich gebe nicht auf. Das letzte Stück führt steil nach oben. Friedrich zieht mich manchmal einfach hoch, nach anderthalb Stunden haben wir es geschafft.
Wir sind am Mirador Salto Angel, dem kleinen Felsvorsprung, von dem man einen ungetrübten Ausblick auf die Angel Falls hat. Es ist einfach großartig. Wir machen einige Fotos. Ich liege eine Weile auf einem Felsen genieße den Ausblick und erhole mich. Wir haben Glück, kein Wölkchen oder Nebel trübt die Sicht. Die Anstrengung hat sich gelohnt. Nun müssen wir den ganzen Weg wieder zurückgehen. Das ist allerdings nicht ganz so anstrengend, auch wenn ich höllisch aufpassen muss, nicht auszurutschen.