Nun holen wir den Sozialarbeiter Marius ab. Er hat für uns einen kleinen Gaskocher mit 3 Kochstellen besorgt (300 Lei = knapp 70 Euro)
Wir kaufen noch ein Gasflasche und lassen diese befüllen, das kostet noch einmal ca. 50 Euro.
Zusammen fahren wir in ein Elendsviertel von Temesvar. Hier leben viele Familien unter unglaublichen Bedingungen.
Hinter dem bunten Vorhang (Bild 4) verbirgt sich der Eingang zu einem Zimmer.
In diesem einen Raum wohnt eine junge Familie. Das ist ihr Zuhause, wir können nicht stehen, denn die Höhe reicht nicht aus. Es ist auch kaum Platz für uns alle.
Die junge Mutter ist gerade 15 Jahre alt und wohnt mit dem Vater ihrer Kinder in diesem Elend. Das ältere Kind ist ein Jahr, das Baby gerade 5 Wochen alt.
Sie bekommen von uns den Gaskocher mit der Flasche Gas, damit sie sie sich Essen kochen können. Marius schließt den Herd gleich an.
Es gibt natürlich keine Wasser, kein Klo, kein Waschbecken. Oben zwischen der Decke und der Wand ist ein kleiner Spalt, da liegt ein Ministück Seife... (Bild 3)
Es ist unglaublich, was ich da sehe und das ist kein Einzelfall, dicht an dicht wohnen hier Menschen in solchen Behausungen. Wir haben vor Schreck vergessen nachzufragen, was solch ein Zimmer kostet. Das holen wir noch nach. Eine karge Birne brennt, da wo ich stehe. Wenigstens sitzen sie nicht im Dunklen.
Die junge Mutter bekommt die Tüte mit den Babysachen. Sie freut sich sehr. Dann kommt der Vater nach Hause, er ist gerade mal 19 Jahre alt und arbeitet als Gelegenheitsarbeiter, ab und zu, wenn er Arbeit bekommt.
Der Vater macht den Gasherd an, er brennt! Wir verabschieden uns und werden zu einer anderen Familie gerufen, die ein paar "Verschäge" weiter wohnt.
Wir gehen in die "Wohnung", die aus 2 Räumen besteht, ein Vorflur und ein Raum, mehr nicht. Die Kinder erwarten uns vor der Türe.
Hier wohnt eine alleinstehende Mutter. Auch für uns ist es der erste Besuch.
Wir erfahren, dass das älteste Mädchen, sie ist 8 Jahre, noch nicht in die Schule geht.
Der Junge auf dem Bild gehört nicht dazu, er lebt mit seinem Vater auch in dieser Siedlung.
Für uns steht fest, Unterstützung gibt es erst, wenn auch die Kinder in die Schule gehen. Das machen wir der Mutter klar.
Sie hat für das Mädchen keine Geburtsurkunde und daher kann es nicht in der Schule angemeldet werden. Die nachträgliche Erstellung einer Geburtsurkunde ist leider aufwendig und kostet natürlich Geld.
Wir sagen der Mutter zu, dass sie diese Kosten von uns erstattet bekommt. Am Montag könne sie das erledigen und dann würden wir ihr auch helfen. Es ist wichtig, dass die Kinder in die Schule gehen, denn sonst haben sie niemals eine Chance aus diesem Kreis herauszukommen, auch wenn sich das vielleicht im Moment hartherzig anhört.
Nachdem die Mutter die Zusage gegeben hat, dass sie die Geburtsurkunde besorgen will, bekommt sie von uns eine Lebensmitteltüte.
Die Kinder begleiten uns zum Auto. Dabei sehe ich, dass eines der Kinder barfuß läuft. Es herrschen Minusgrade vor, aber das Kind hat keine Schuhe. Was für ein Leben!
Unser nächster Besuch gilt Großeltern, die gehörlos sind und zwei Enkelkinder großziehen. Der 14-jährige ist auch gehörlos, der kleine ist 4 Jahre alt und kann hören.
Sie bekommen nur wenig Sozialhilfe, das reicht aber einfach nicht aus. Ein Fenster und eine Tür müssen unbedingt erneuert werden, was Spronsoren von Hilfe für Kinder übernehmen. Außerdem lassen wir eine Lebensmitteltüte da. Beide Jungen bekommen eine Tafel Schokolade.
Der Ofen, den man auf dem 2. Bild sieht, wurde auch schon von Hilfe für Kinder gespendet.
Die Verständigung mit den Großeltern ist schwierig, aber irgendwie schaffen wir es, uns mit Händen und Füßen zu unterhalten.
Es ist ganz sicher nicht einfach für die alten Leute, sich um alles zu kümmern. Wir werden diese Familie auch weiterhin unterstützen, wenn sie Hilfe brauchen.
Unsere Besuche für heute sind beendet.
Am Abend besuchen wir noch eine Heilige Messe. Sie wird in diesem Jahr in ungarisch abgehalten, egal, ich verstehe es ohnehin nicht.
Danach sind wir - wie auch in jedem Jahr - zum Abendessen eingeladen.
Bibi (Bild 2) ist ein Straßenhund, der eigentlich nur ein paar Tage bleiben sollte, aber es fand sich keiner, der ihn nehmen konnte, so blieb er bei Mickey (ein anderer Hund) und der Katze. Mittlerweile hat sie sich gut eingelebt.
Das Essen ist vorzüglich und wegen mir, weil ich ja Vegetarier bin, werden immer tolle neue Rezepte ausprobiert! Das gefällt mir natürlich.
Das Abendprogramm ist der totale Unterschied zu dem, was ich tagsüber erlebt habe. Aber ich habe mich sehr wohl gefühlt.
Am nächsten Tag luden wir wieder unseren Wagen voll und fuhren zunächst nach Recas. Hier besuchten wir eine arme Familie, die es irgendwie nicht schafft, aus dem "Schlamassel" herauszukommen. Wir lassen Lebensmittel und etwas Bargeld da und nehmen von der Tochter einige Bewerbungsunterlagen mit, denn eventuell können wir ihr durch einen Dritten eine Arbeitsstelle vermitteln.
Von Recas fahren wir weiter nach Lugoj und auch dort verteilen wir Lebensmittel, Schulartikel, Kleidung und einen Gasherd.
Hier ein Bild von einer Familie, die 15 Kinder hat, der Vater ist vor einigen Jahren verstorben, 11 Kinder leben noch im Haus, die Mutter bekommt keine Witwenrente.
Wir werden zu einem Stück Torte eingeladen, was wir nicht abschlagen können und drei der Kinder spielen uns ein Stück Hausmusik vor.
Auf dem vorletzten Bild ist ein Haus zu sehen, von einer jungen Familie, die es geschafft hat, ins normale Leben zu kommen. Der Vater der drei Kinder arbeitet in Deutschland bei MC Donalds.
Am Nachmittag erreicht uns die Nachricht, dass zwei Pakete angekommen sind. Wir fahren hin und holen sie bei Atlassib ab. Hier ist immer etwas los, denn Atlassib bringt Menschen in aller Herren Länder für wenig Geld. Auch wenn man Pakete verschicken will, ist Atlassib die beste und günstigste Wahl.
Nachtrag: Bild 2 ist mit EU-Geldern finanziert...
An diesem Abend gehen wir zusammen essen. Wir suchen uns das Casa del Sole in Temesvar aus. Dort waren wir schon einmal. Es ist ein Hotel in günstiger Lage, citynah mit einem guten Restaurant.
Das Essen ist sehr gut und es kommt auch schnell und es ist heiß. So lassen wir es uns an dem Abend gut gehen und die Rechnung zeigt nur 50 Euro für 5 Personen. Das ist wirklich sehr günstig. Zum Schluss trinken wir noch einen Palinka, das ist ein Obstbrand aus Ungarn. Sehr lecker...
Da wir nicht alles schaffen, nehmen wir die Reste einfach mit, denn es gibt jemanden, der sich riesig freut...
Am nächsten Morgen fahren wir noch einmal nach Bencecu de Jos. Im letzten Jahr waren wir das erste Mal da und wir waren ziemlich entsetzt, dass es noch solch ein Elend gibt. Mittlerweile hat sich jedoch einiges getan.
Wir werden um 12 Uhr von dem Pastor Iuga der Baptistengemeinde erwartet. Nach dem Besuch des Gottesdienstes (2 Stunden!) bekamen 23 Kinder warme Stiefel von Hilfe für Kinder Ein paar Kinder erwarteten uns (natürlich mit den neuen Schuhen), aber vorher mussten sie noch schnell einen platten Reifen mit Luft befüllen.
Für ein Foto stellten sie sich dann noch gerne in Pose, bevor sie nach Hause gingen.
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