Ein letztes Mal winken und dann waren wir schon wieder unterwegs. Nun fuhren wir nach Bethausen, ein Ort, der von Deutschen gegründet wurde. Auch hier war ich schon ein paar Mal gewesen.
Doch davon später.
Viele Grüße
Petra
Ein letztes Mal winken und dann waren wir schon wieder unterwegs. Nun fuhren wir nach Bethausen, ein Ort, der von Deutschen gegründet wurde. Auch hier war ich schon ein paar Mal gewesen.
Doch davon später.
Viele Grüße
Petra
Der Weg nach Bethausen war von Jupani nicht sehr weit. Auch bei dieser Familie war ich schon zweimal (2012 + 2013) gewesen. Die Mutter liegt nach einem Schlaganfall (2008) halbseitig gelähmt im Bett. Sie freut sich sehr über unseren Besuch. Wir bringen allerlei mit, hauptsächlich Hygiene-Artikel für die Mutter.
Die Kinder sind groß geworden. Das jüngste Mädchen geht in die 4. Klasse in Bethausen zur Schule. Das ältere Mädchen und der Junge gehen in ein Internat in die Schule und kommen nur am Wochenende nach Hause.
Der Junge geht in die Klasse 12 und macht jetzt Abitur.
Hilfe für Kinder lässt das Geld für die Internatskosten für den Monat Dezember da, sowie die Fahrtkosten für die Heimfahrten. Außerdem gibt es noch ein wenig Geld für Weihnachstgeschenke.
Als wir uns verabschieden sagt die Mutter, ich muss ihr versprechen, dass ich wiederkommen werde. Das mache ich gerne.
Es ist schön, wenn man sieht, dass die Hilfe ankommt und die Kinder die Möglichkeit haben, etwas aus dem Leben zu machen. Dafür ist eine solide Schulausbildung eine sehr wichtige Grundlage.
Nun treten wir den Heimweg an. Es ist schon wieder Nachmittag geworden und wir haben noch kein Mittagessen gehabt. Daher beschließen wir, dass wir in eine Pizzaria gehen und eine große Pizza essen.
Da ich nicht fahren muss und wir auch keinen weiteren Termin haben, gönne ich mir ein rumänisches Bier, welches in Timisoara gebraut wird. Ja, es schmeckt prima, ebenso die vegetarische Pizza. Kati und Evi bekommen noch ein höllisch scharfe Soße zur Pizza gereicht, klar, sie sind ja Ungarn... Ich begnüge mich mit einer Knoblauchsoße.
Am Abend gehe ich mit Kati und Topy die Hunderunde und dann werden wieder die administrativen Dinge erledigt, ich schreibe auch meinen Bericht und nach Mitternacht sinke ich ins Bett mit dem Gefühl nicht fertig geworden zu sein.
Es war aber wieder ein erfolgreicher und schöner Tag!
Viele Grüße
Petra
PS. Evi ist eines meiner Lieblings-Foto-Objekte.
Am nächsten Tag haben wir eine Verabredung mit Claudia Radu.
ZitatDie Sozialassistentin Claudia Radu hat bei sich zu Hause ein Tagesheim eingerichtet, in dem sie ehrenamtlich zusammen mit einigen Student/innen, die ein Praktikum ableisten oder ebenfalls ehrenamtlich mitarbeiten, etwa 15 Schulkinder aus sozial schwachen oder desorganisierten Familien ihres Wohnviertels betreut.
Quelle: Tagesheim und Familienbetreuung „For help“ in Temeswar
Wir wollen gemeinsam zu drei Familien fahren, 2 davon kennen wir nicht und wollen schauen, inwieweit wir ihnen helfen können.
Claudia Radu hat bei sich zu Hause einen kleinen Anbau fertiggestellt, dort sollen Kinder/Jugendliche eine Unterkunft bekommen. Um jedoch Heizkosten zu sparen, wird dieser Raum im Moment noch nicht benutzt.
Nun fahren wir zusammen in den Stadtteil "An der ehemaligen Zuckerfabrik"von Temesvar. Dort wohnen in zwei von den 3 Familien, die wir besuchen wollen.
Die erste Familie, die wir besuchen wohnt in zwei winzigen Zimmern mit 5 Kindern. Der Mann hat Arbeit, aber er verdient nur 800 Lei im Monat, das sind noch nicht einmal 200 Euro. Davon kann keine 7-köpfige Familie leben, denn die Mutter kann und konnte aufgrund einer Krankheit nicht arbeiten.
Wir bringen der Familie eine Tüte mit Lebensmitteln, die kleinen Kinder bekommen Plüschtiere, eine Süßigkeit und es gibt Strümpfe, Schal und auch warme Pullover.
Ach so, ja das Wetter hat sich geändert, war es den Tag zuvor noch schön mit blauem Himmel, so war heute alles grau in grau und es hat geschneit. Der Schnee war aber am Abend schon wieder abgetaut.
Wir blieben in der Siedlung, holten nur eine weitere Lebensmitteltüte, Plüschtiere und Stricksachen aus dem Auto und suchten die nächste Familie in einen der vielen Hochhäuser.
Der Eingang sieht nicht sehr einladend aus, wir gehen die engen Treppen hinauf. Hier wohnt eine allein erziehende Mutter mit 4 Kindern. Es gibt einen nur einen Raum, in der die Familie wohnt, isst, schläft, kocht und sich aufhält. Geheizt wird mit Holz, wenn dafür das Geld da ist. Es ist eine Sozialwohnung und sie kostet nur sehr wenig.
Die beiden Mädchen freuen sich über das Stofftier.
Die Mutter lebt von ca. 100 Euro Sozialhilfe und bekommt 80 Euro Kindergeld. Das ist zu wenig. Die Kinder haben weite Wege in die Schule und gehen gerne dorthin.
Marius ist 13, seine Schwestern heißen Nikoletta und Maria, sie haben einen Brief an den Weihnachtsmann geschrieben. Wir lesen ihn, die beiden Mädchen wünsche sich Inliner (sie kosten ca. 30 Euro), Marius ein ferngesteuertes Auto. (ca. 12 - 15 Euro)
Zum Schluss schreibt Marius, er wünscht sich, dass die Mutter lange gesund bleibt, damit sie zusammenbleiben können.
Das berührt uns sehr. Ich mache ein Bild mit der Sofortbildkamera und schenke ihnen das Bild.
Da das Zimmer für alles viel zu klein ist, hat die Mutter einen Teil vom Flur draußen abgetrennt, dort steht jetzt der Herd, auf dem sie kocht.
Wir beschließen, dass die Kinder ihren Herzenswunsch erfüllt bekommen. Claudia wird die Geschenke besorgen, aber wir sagen nichts, es soll eine Überraschung werden.
Nun fahren wir zu einer weiteren Familie, die in einem anderen Stadtteil wohnt. Sie haben genügend Wohnraum aber zu wenig Geld, um sich genügend Lebensmittel und auch Holz zu kaufen. Der Winter naht. Sie freuen sich über unsere Tüte mit Lebensmittel, die wir mitbringen.
Die Großmutter ist 85 und spricht deutsch, ebenso die kranke Tochter. So kann ich mich auch ein wenig mit ihnen unterhalten. Die Großmutter erzählt mir, dass sie Weberin gewesen ist, ihr Mann, der schon vor vielen Jahren gestorben ist, war Webmeister. Nun ist sie zu ihrer Tochter gezogen, um sie zu unterstützen. 3 Kinder wohnen noch in dieser Wohnung. Sie erzählt noch, sie haben Glück und können bei dem Lebensmittelgeschäft anschreiben, wenn das Geld mal wieder alle ist und der Lohn noch nicht da ist.
Heute haben wir wieder viele traurige Geschichten gehört, das ist für mich immer sehr bedrückend. In diesen Fällen konnten wir helfen, aber es gibt sicher noch viele von denen wir nichts wissen.
Wir fahren Claudia Radu zurück und fahren noch einmal zur Lulius Mall. Das Keyboard von Mechtild ist einfach nur blank und man muss die Buchstaben erahnen. Das ist auf Dauer frustrierend. So gehen wir noch einmal zu dem netten Verkäufer in dem Computerladen. Es gibt genau eine Tastatur, die für den MAC geeignet ist. Wir hoffen, dass sie passt. Wenn nicht können wir sie innerhalb von 24 Stunden umtauschen.
Zu Hause angekommen, stellen wir fest, sie funktioniert, allerdings ist es eine amerikanische Tastatur, deutsche gibt es nicht. Wir stellen zwar deutsch ein, nun ist die Belegung zwar deutsch, aber auf vielen Tasten steht was anderes drauf... Daran habe ich überhaupt nicht gedacht. Na gut, dann müssen wir uns einen Stift kaufen und die andere Belegung draufmalen. Einen abriebfesten Stift haben wir nicht, das heißt, wir müssen am nächsten Tag wieder in die Mall.
Als wir von dieser Tour nach Hause kommen, steht das Essen schon auf dem Tisch. Kati hat gekocht, wie schön.
Es gibt Pilzgoulasch vegetarisch nach ungarischer Art mit Kartoffelbrei und Salat. Danach einen Kaffee und Lebkuchen. Ja, ich werde hier verwöhnt und komme gebudelt wieder.
Für heute steht nichts mehr auf dem Plan, außer, dass wir eine Runde über den Weihnachstmarkt schlendern wollen.
Nun müssen Telefonate geführt werden, die Abrechnungen der Spendengelder steht an, die Berichte müssen geschrieben werden, es gibt allerlei zu tun.
Am frühen Abend fahren wir in die Stadt, Kati meinte noch, es wird nicht viel los sein, denn es nieselte leicht.
Das war aber ein Wunschtraum, denn gefühlt war ganz Temesvar auf den Beinen. Wir bekamen keinen Parkplatz und fuhren zur Arbeitsstelle von Kati. Der Pförtner war nett und ließ uns rein.
Auf dem Weihnachtsmarkt war die Hölle los. Auf einer Bühne wurde rumänische Volksmusik gespielt. Nicht das, was Evi gerne hören wollte.
Wir schoben uns durch die Menge, es war schon abartig, wie voll es war. Tapfer drehten wir die Runde, so richtig hatte keiner etwas davon.
Daher waren wir froh, als es dann wieder in Richtung Auto ging. Das Wetter war auch sehr unfreundlich, denn es fing an zu nieseln.
Das letzte Bild zeigt den Freiheitsplatz, dieses Mal wie leergefegt.
Heute ist der 2.12., genau vor 12 Jahren ist mein Vater gestorben und er wurde hier in Temesvar beerdigt. Hilfe für Kinder war sein Lebenswerk, dafür hat er gelebt.
Als erstes fahren wir zu einem Geldwechsler, wir brauchen rumänische Lei. Danach fahren wir zum Markt, denn wir wollen Rosen für sein Grab kaufen. Das Wetter ist nicht schön, es weht ein eisiger Wind. Wir finden einen Parkplatz und gehen ein Stück zu Fuß. Ich mache ein paar Schnappschüsse, mehr Zeit habe ich nicht.
Wir überqueren die Bega, es gibt einen Schiffsanleger und es wurden auch Schiffe gekauft. Nur eines hat man vergessen, nämlich die Genehmingung für die Schiffe einzuholen. Ein kleiner Possenstreich.
Die Blumenverkäuferin spricht perfekt deutsch. Ich frage sie, wo sie das gelernt hat. Sie meint, dass sie jedes Jahr für ein paar Monate nach Graz in Österreich geht und dort als Pflegerin tätig ist. Wir kaufen 8 Rosen, 7 von uns Kindern und eine von seiner Frau.
Das 4. Bild wird erst später eingestellt, wenn das Rätsel gelöst ist.
Nachtrag: So da das Rätsei gelöst ist, stelle ich hier das Bild ein. Es zeigt einen Scherenschleifer bei der Arbeit.
Dann fahren wir zum Friedhof.
In der Nähe vom Friedhof befindet sich die Iulius Mall. Wir brauchen ja noch einen Stift für die Tastatur.
Im Schreibwarengeschäft werden wir nicht fündig. So gehen wir ein 3. Mal in den Computerladen und bekommen einen Tipp. Dort wo auch Druckerpatronen verkauft werden. Na super, auch das hat geklappt, wir bekommen den Stift. Langsam freunden wir uns mit der Iulius Mall an, denn bisher haben wir diese nur gemieden.
Nun haben wir nur noch einen Termin mit dem Sozialarbeiter Augustin Iuga. Es ist eine komplizierte Geschichte. Es geht um ein Heim für Jugendliche, welches von heute auf morgen geschlossen wurde. Die Jugendlichen hatten auf einmal keine Bleibe mehr. Sie gingen in Temesvar in die Schule und wollten diese gerne beenden. Da sprang Augustin Iuga ein. Er baute gerade ein Haus und entschloss sich die obere Wohnung für die Jugendlichen herzurichten. Der Ausbau wurde mit Hilfe von vielen Spenden und sehr viel Eigenleistung erstellt. Seit September wohnen 6 -8 Jugendliche in den 4 Zimmern. Seit gestern funktioniert auch endlich die Heizung, eine elendige Story mit der Gasgesellschaft.
Es muss noch einiges gemacht werden, auch gibt es keine gesicherte Zukunft über die anfallenden Kosten, die bezahlt werden müssen, aber die Jugendlichen haben erst einmal ein Dach über den Kopf und können weiter zur Schule gehen.
Wir haben 4 von den Jugendlichen angetroffen und ja, sie sind zufrieden, dass sie so viel Glück hatten und jetzt hier wohnen dürfen. Wir bekommen einen starken Kaffee, im Hintergrund läuft eine der beiden Waschmaschinen, jedes Zimmer verfügt über eine Küchenzeile.
Hier ein Bild von dem Haus und den Jugendlichen.
Das war´s erst einmal wieder.
Viele Grüße
Petra
Um 17 Uhr fuhren wir mit Kati und Evi in die Kirche, es gab eine ungarische Messe. Vicky trafen wir auch dort. Nach dem Kirchgang luden wir zum Essen ein, typisch deutsch: Suppe (hat Kati gekocht), Schnitzel mit Kartoffelsalat, Buttergemüse, Salat und zum Nachtisch gab es Eis mit heißen Kirschen.
Es war mein letzter Abend in Temesvar.
Am nächsten Tag hatten wir kein Programm mehr. Koffer packen, Bilder überspielen und Abschied nehmen. Wir stellten fest, dass ich auf keinem Bild zu sehen bin. Nun gut, dann gibt es halt ein Abschiedsfoto von uns allen. (incl. kiki )
Gegen halb eins brachte Mechtild mich zum Flughafen. Nun hatte ich nur noch ein Gepäckstück, der 2. Koffer passte wunderbar in den ersten Koffer. Da ich schon online eingecheckt hatte, gab ich den Koffer ab, ging durch die Kontrollen und musste zunächst meine komplette Handtasche auspacken. Ich hatte zuviel Technik mit. Der Mann staunte und staunte, dann kam mein Rucksack, auch er wurde Opfer der Neugier der Beamten und somit landete der wieder alles in Einzelteilen in einer Kiste und musste noch einmal durchleuchtet werden. Aber alles ok...
Die Maschine kam verspätet rein und somit flogen wir auch mit Verspätung ab. Mir machte es nichts aus, denn mein Anschlussflug geht erst heute Abend raus. Es war ein ruhiger Flug mit toller Sicht.
PS. Ich bin nicht mit Wizzair geflogen.
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!