Moin Moin!
Hier mal wieder was Neues aus der Trickkiste
Ich versuche mich schon seit längerem in Langzeitbelichtungen. Da ich oft am Wasser bin, gibt es da viele Möglichkeiten. Vielleicht hat sich der eine oder andere schon gefragt, warum auf einigen Aufnahmen das Wasser so schön flauschig aussieht, es ist einfach nur ein Bild mit einer sehr langen Belichtungszeit.
Was braucht man dafür?
Ein Stativ ist die Grundvoraussetzung, eigentlich auch selbsterklärend
Man braucht einen Filter, der die Lichtmenge, die durch das Objektiv auf den Sensor trifft verrringert. Die nennt man ND (Neutraldichte)- oder ganz einfach Graufilter. Diese Filter gibt es in verschiedenen Stärken. Das ist oft etwas verwirrend, weil es da unterschiedliche Bezeichnungen für die Stärke gibt. Ein ND 0,9 z.B. verlängert die Belichtungszeit um das achtfache und wird daher bei einigen Herstellern auch als ND8 bezeichnet. Da muß man dann einfach genauer hinschauen. Beide Bezeichnungen sind jedenfalls geläufig.
Ein Fernauslöser ist auch recht hilfreich, da das Betätigen des Auslöseknopfes an der Kamera oft zu kleinen Verwacklern führt. Ich benutze ein einfaches No-Name Modell für 15€.
Das wichtigste sind hier mathematische Kenntnisse. Dreisatz ist nicht mein Steckenpferd, zumindest nicht bei so komplizierten Zahlen mit Bruch und Komma.
Da hilft mir dann eine App auf dem Smartphone
Was nimmt man jetzt für Filter?
Da gibt es erst einmal 2 gewichtige Unterschiede. Die übliche Variante wäre der normale Schraubfilter. Geht auch ganz gut, hat aber gewisse Nachteile, wenn man verschiedene Filter miteinander kombinieren möchte. Oft braucht man einen Grauverlaufsfilter oder einen Polfilter zusätzlich und dann ist das mit dem Schraubfilter nicht mehr ganz so dolle
Ich habe mich daher für Steckfilter entschieden. Man muß natürlich erst einmal den Filterhalter am Objektiv anbringen, aber das Einstecken der Filter geht leichter, auch die Kombi mit einem Grauverlaufsfilter ist wesenlich angenehmer, da man diesen an den Horizont anpassen kann.
Wenn man nun loslegen möchte und alles aufgebaut hat, muß man sich natürlich überlegen, welchen Filter man überhaupt verwenden möchte. Wenn man schnelle Bewegungen weichzeichnen möchte, braucht man oft nur einen gemäßigten Graufilter. Ein ND 0,6 oder 0,9 ist da oft ausreichend.
Bei langsamen Bewegungen reicht das oft nicht aus und dann muß man schon einen sehr starken Filter einsetzen. Ich besitze u.A. einen ND 3,0, der verlängert die Belichtungszeit um das Tausendfache. Tagsüber braucht man bei gutem Wetter mit weniger gar nicht erst anzufangen. Falls dies nicht reicht, wird zusätzlich noch ein ND 1,8 mit auf den Filterhalter gesteckt, der die Belichtungszeit nochmals um das 64fache verlängert. Sprich, bei dieser Kombination von Filtern wird die Belichtungszeit zusammen um das 64tausendfache verlängert. Hört sich viel an, bei sonnigem Wetter sind es tatsächlich aber oft mal gerade 3 min.
Da man an den meisten Kameras häufig nur eine Belichtungszeit von max. 30sek einprogrammieren kann, muß man jetzt in den "Bulb" Modus wechseln. Sollte bei jeder Kamera am Wahlrad mit "B" gekennzeichnet sein.
Wie fängt man jetzt an?
Zuerst stellt man die Kamera ohne Filter auf die korrekte Belichtungszeit ein, die das gewünschte Motiv erfordert. Anschließend steckt man den passenden Filter für den gewünschten Effekt drauf und läßt dann die App für einen rechnen.
Hat man ein schönes Landschaftsmotiv welches z.B. bei Blende 11 eine Belichtungszeit von 1/200 erfordert, so muß man bei Verwendung eines ND3,0, der die Belichtungszeit um das tausendfache verlängert, ca. 5sek einstellen. Das ist der ganze Spuk.
Genug der Theorie, ich zeig jetzt einfach mal ein paar Bilder. Die Belichtungszeit schreib ich dazu.
Rügen 10sek.
Brighton 30sek.
West Pier 30sek.
Steinhuder Meer 60sek.
Wenn man sich jetzt vielleicht diesem Thema widmen möchte, ist es dringend empfohlen, sich auch mit Bildbearbeitung zu beschäftigen. Die ND Filter sind nicht farbneutral, auch wenn die Hersteller gerne das Gegenteil behaupten. Meine Filter haben einen Blaustich, das kann man hinterher gut per Weißabgleich neu anpassen. Auch empfehle ich, wie so oft, das RAW Format. Da kann man besser nachträgliche Anpassungen durchführen.