Eigentlich wollte ich noch einen Rundgang durch den Ort machen, aber ich war einfach zu müde und sehnte mich auf´s Bett.
Viele Grüße
Petra
Eigentlich wollte ich noch einen Rundgang durch den Ort machen, aber ich war einfach zu müde und sehnte mich auf´s Bett.
Viele Grüße
Petra
11. Etappe von Nájera nach Santo Domingo de la Calzada - 22.3 km 37.331 Schritte, davon 26.914 Stufen/Steigungen
Diese Etappe hatte es in sich. Es sollte der heißeste Tag auf meinem Pilgerweg werden. Gut, dass ich mir immer den Wetterbericht für die Region am Abend vorher anschaue. So weiß ich in etwa, was mich dann tagsüber erwartet.
Ich stand schon sehr früh auf, damit ich einen großen Teil in der Kühle laufen konnte. Um 6:30 gab es eine Bar, ganz in der Nähe, wo ich einen Kaffee und ein frisch gebackenes Rosinenteilchen bekam. So früh morgens kann ich eigentlich noch nicht was essen, aber ich wusste, dass die nächste Möglichkeit erst wieder nach 6 Kilometern kommen würde. Da ist es dann doch schon ganz gut, wenigstens etwas im Magen zu haben.
In Najéra liegt noch alles im Schlaf, ich treffe die ersten Mitpilger, man grüßt sich freundlich, wünscht einen "Buen Camino" und schon wurde ich überholt.
Der erste Kilometer ist wieder anstrengend, denn es geht recht steil nach oben. Danach wird es dann etwas gemütlicher, es geht aber auch bergauf und bergab.
Nach knapp sechseinhalb Kilometern erreiche ich Azofra. Ich brauche dringend eine Pause. Ich entscheide mich für ein Baguette, lasse das Brot aufschneiden und kaufe dazu eine Banane. Sie staunt nicht schlecht, und sie schneidet aber auch gleich die Banane in der Länge einmal durch und legt sie zwischen das aufgeschnittene Brot.
Ich esse zu Hause auch gerne ein Bananenbrot und das ist mir lieber als eine Tortilla. Dazu gibt es ein Tonicwasser. Ich trinke dieses gerne und es ist auch immer erfrischend und muntert mich auf (zumindest, wenn kein Gin enthalten ist )
Ich setze mich draußen hin, ziehe Schuhe und Strümpfe aus, ich kontrolliere auch regelmäßig, ob ich eine Blase bekommen habe, aber toi, toi, toi. Ich bleibe auf dem ganzen Pilgerweg davon verschont.
Nach einer langen Pause fülle ich meine Wasserflaschen auf und dann geht es weiter.
Die folgende Strecke führt 9 Kilometer auf Schotterpisten, ohne Schatten und es war sehr heiß.
Es gibt einen einzigen Baum auf dieser Strecke, der etwas Schatten spendet. Dort ließ ich mich auf den Boden fallen und verschnaufte. Ab und zu bretterte ein Traktor vorbei, dann wurde man in eine Staubwolke eingehüllt!
Es kamen noch zwei Pilgerinnen, aber diese waren so fertig, dass sie kein Wort sagten und sich einfach auch auf den sandigen Boden im Schatten des Baumes setzen. Vereinzelnt lag Stroh vom nahen Feld auf dem Boden. Egal, man sah eh schmutzig aus.
Das erste Bild stellt eine Gerichtssäule dar.
Ich habe gehört, dass an diesem Tage ein deutscher Pilger an einem Hitzschlag gestorben ist. Eine traurige Geschichte, er war in der Extremadura unterwegs, dort herrschten Temperaturen von 46 Grad!
Die 38 Grad waren schon bei mir sehr stark an der Grenze der Verträglichkeit, aber mit vielen Pausen, angepasster Geschwindigkeit, Schutz vor der Sonne, ich trage immer einen ollen Hut und habe auch eine langärmelige Bluse an, um mich vor den Sonnenstrahlen zu schützen, viel trinken, habe ich die Strecke ganz gut geschafft, aber noch war ich ja nicht am Tagesziel angekommen.
Angekommen in Cirueña suche ich eine Einkehrmöglichkeit, ich brauche eine Pause, was zu trinken und auch eine Kleinigkeit zu essen. Das einzige Restaurant, welches ich finde ist das Golf-Restaurant, denn hier gibt es einen Golfplatz. Dementsprechend passe ich mit meiner Kleidung und dem Aussehen nicht so richtig hinein. Es stand aber draußen ein Schild, dass Pilger willkommen sind.
Die Essenbestellung gestaltet sich dann schon wieder schwierig. Das einzige, was man mir vegetarisch anbieten kann, außer Süßigkeiten und Chips ist eine Tortilla.
Da ich Hunger habe nehme ich diese. Dazu trinke ich einen Kaffee.
Nun sind es noch 7 Kilometer. Ich gehe tapfer weiter. Die letzten 4 Kilometer sind wieder sehr schwierig, erst geht es richtig schön bergauf und die letzten knapp 3 Kilometer bergab, wobei ich auf dem steinigen Weg immer Probleme mit dem Gehen habe. Gott sei Dank habe ich keine Knieprobleme.
Was bin ich dieses Mal froh, als ich meine gebuchte Unterkunft erreiche (RoomConcept Hostel)
Das Zimmer ist ok und es gibt eine Möglichkeit die Wäsche draußen aufzuhängen. Ich gehe am Abend aus und suche mir ein Lokal in der Nähe. Dort verputze ich eine sehr leckere Pizza und habe viel Zeit über den erlebten Tag anchzudenken. Ja, das war schon anstrengend.
Als ich wieder ins Hostal reingehen wollte, ich schloss die Türe auf, das es einen Knall und ich kam nicht rein.
Da hat doch jemand so intelligent das Fahrrad im Eingangsflur abgestellt, dass es beim Öffnen der Türe umgefallen ist und die Türe verkantete.
Drauße kam gerade eine Familie vorbei. Die Mutter erkannte sofort das Dilemma und schickte die Tochter durch den schmalen Spalt und sie hob das Fahrrad auf!
Ich freute mich sehr darüber und bedankte mich. Die Ernüchterung kam dann als ich ins Zimmer ging. Eine weitere Tür war offen, eine SIE lag auf dem Bett und ich fragte, ob ihr das Fahrrad im Flur gehören würde. Um es abzukürzen, sie hatte die Erlaubnis und sah nicht ein, dass sie jetzt noch mal runterging und irgendetwas ändern sollte. Tja, was sage ich denn dazu?
So richtete ich das Fahrrad, damit die nächsten nicht auch dasselbe Problem haben.
Am nächsten Morgen gab es dann noch eine weitere lustige Fahrradgeschichte.
Viele Grüße
Petra
12. Etappe von Santo Domingo de la Calzada nach Belorado - 24 km 40.064 Schritte, davon 33.087 Stufen/Steigungen
Schon vor 6 Uhr klingelt der Wecker. Schlaftrunken ziehe ich mir was über und hole die Wäsche rein. Dann treffe ich einen netten Spanier, er ist mit dem Fahrrad unterwegs. Man erkennt es an der Kleidung. Er erklärt mir den Kaffeeautomaten, für 40 Cent bekomme ich einen Café con leche. Ich habe noch einen Donut, das muss dann fürs erste reichen.
Schnell werden die Sachen wieder zusammengepackt und dann geh ich hinaus auf die Straße. Dort traf ich den Fahrradfahrer von heute früh. Ich sprach ihn an, was ist passiert, worum bist Du nicht unterwegs?
Ganz zerknirscht erklärt er mir, er hat seinen Schlüssel vom Fahrradschloss verloren und sein Fahrrad hat er mit dem von seinem Freund zusammengeschlossen und nun können beide nicht fahren. Das ist natürlich Mist!
Sie kommen aus Valencia, wie er mir erzählt und es ist ihm sehr peinlich. Kann ich verstehen, ich habe ja auch schon mal einen Schlüssel von meinem abschließbaren Fotorucksack verloren und Friedrich hat eine Nacht lang gebraucht, um das Schloss zu knacken.
Die Polizei ist informiert und schon nach wenigen Minuten kommen sie angefahren, mit einem Bolzenschneider in der Hand. Ruckzuck ist das Schloss geknackt, dann fahren sie wieder von dannen.
Ich mache mich auch auf die Socken.
Hier am ersten Bild treffe ich Stephan und Jeff, sie eilen aber davon, ich bin zu langsam...
Bei manchen Wegen wie auf dem 2. Bild habe ich echt zu knabbern, aber mit Geduld schaffe ich es.
An dem Kreuz treffe ich die beiden Deutschen, die vor Schlappheit am Tage zuvor kein Wort geredet haben. Jetzt kommen wir ins Gespräch.
Dann treffe ich zum wiederholten Male zwei junge Männer. Dieses Mal spreche ich sie an, sie kommen aus China und freuen sich tierisch über die vielen Sonnenblumenfelder.
Nachtrag zu den letzten 4 Bildern:
Jetzt habe ich doch ein paar Sachen vergessen. Die erste Pause machte ich nach 6 km in Grañón. Ich bekomme frisch getoastetes Brot mit einem Tomatenbelag und Olivenöl, sehr lecker. Dazu trinke ich einen Orangensaft, auch frisch gepresst und einen Café con leche.
Mittlerweile habe ich eine nette Reisebegleiterin für die nächsten Stunden gefunden. Wir gehen eine ganze Weile zusammen. Sie arbeitet in der Reisebranche, das verbindet schon mal. Da sie sich meinem Rhythmus anpasst und genauso langsam geht und auch die Pausen mitmacht, ist es für mich auch mal schön, unterhaltend durch die Gegend zu ziehen.
Ich gebe zu, dass wir sogar mal den Abzweig verpassten, es aber noch früh genug merkten. Einmal machten uns auch Bauarbeiter darauf aufmerksam.
Nun erreichen wir die autonome Gemeinschaft Kastilien und León. Der erste Ort ist Redecilla del Camino. In der Information holen wir uns einen Stempel ab, kaufen ein kleines Armbändchen, denn mein schönes Camino-Armband aus Santiago de Compostella habe ich unterwegs verloren.
Es gibt auch einen Getränkeautomat, wunderbar, mal was anderes trinken als Wasser!
Knapp anderthalb Kilometer weiter kommen wir nach Castildelgado und nach zwei weiteren Kilometern erreichen wir Viloria. Es sind kleine spanische Dörfer. Viele Häuser sind sehr alt, man sieht es ihnen an. Die Menschen sind immer freundlich und es gibt so viele nette Hinweisschilder für die Pilger.
Meine Begleitung verlässt mich nun, sie bleibt hier im letzten Dorf in einer kleinen Pension. Wir sehen uns nicht wieder. Es war aber eine sehr nette Begegnung.
Knapp 9 Kilometer liegen noch vor mir.
Es ist nun schon 16 Uhr, als ich Villamayor erreiche. Mein Magen hängt in den Knien, ich brauche nun auch eine Pause. Ich finde nur ein kleines Hotel. Es gibt mal wieder nichts für mich, außer halt Spiegeleier mit Pommes.
Als ich mir dazu Ketchup bestelle, ich habe die Flasche stehen sehen, sagt der Wirt (ziemlich füllig), nein das ist ungesund, alles Chemie. Ich dachte, ich trau meinen Ohren nicht. Na gut, wenn er meint, ich lebe so ungesund, dann eben nicht und zucke mit den Schultern. Dann esse ich die fettigen Pommes eben ohne Geschmack.
Nach einer Weile kommt er dann doch mit der Flasche an und zeigt mir die Zutatenliste und redet immer wieder malo, malo und Chemie. Ich haue mir dann also richtig viel malo Ketchup auf die Pommes und genieße sie.
Noch etwas mehr als fünf Kilometer liegen vor mir, die meiste Zeit laufe ich auf einer Schotterpiste neben der Nationalstraße, also eine nicht so berauschende Umgebung. In Belorado angekommen schmeiße ich mein Navi an, denn ich will keine großen Umwege mehr gehen. Ich finde aber die gebuchte Unterkunft ohne Probleme, sie liegt in der Nähe des Caminos.
Das Zimmer ist ok, ich habe sogar frische Rosen in in einer Vase. Das macht alles sehr gemütlich.
Ich bekomme viele Informationen, denn ich habe ein kleines Problem, was die nächste Etappe betrifft. Ich schaffe unmöglich 30 Kilometer in dieser Hitze und bei diesem Bergauf- und Bergabgehen. Ich bekomme einen Tipp, dass ich ab Belorado morgens einen Bus bis Villafranca Montes de Oca nehmen kann. Somit könnte ich die geplante Etappe durchführen und müsste nicht eine Zwischenübernachtung einlegen.
Ich habe einen großen Balkon mit Wäscheleine und Wäscheklammern. Das nutze ich gleich einmal aus und wasche diverse Sachen. Das Wetter ist umgeschlagen, es ist kühl geworden und dicke Regenwolken hängen tief herunter. Ich habe aber Glück, denn am nächsten Tag ist doch alles trocken.
Ich gehe noch einmal vor die Türe, habe aber keine große Lust, essen zu gehen. Ich traf wieder Stephan, sie überlegen auch, wie sie es mit den nächsten beiden Etappen machen. Ich erblicke einen Supermarkt, kaufe dort eine Kleinigkeit ein und gehe wieder auf´s Zimmer. Meine Füße brennen, wie jeden Abend, sie werden im Moment aber auch sehr strapaziert.
Das Internet funktioniert nicht, egal, dann gehe ich einfach mal früh schlafen.
Auf dem ersten Bild sieht man die Mohnkapseln. Wie muss das schön ausgesehen haben, als der Mohn in voller Blüte war.
Viele Grüße
Petra
PS. ich musste bei den vorherigen Beiträgen ein paar Bilder nachtragen, da ich einiges vergessen habe.
13. Etappe von Belorado - Atapuerca - 12 Kilometer per Bus - 19,4 km zu Fuß 32.385 Schritte und 22.338 Stufen/Steigungen
Nun hatte ich mich entschieden, ich fahre um 8:40 h mit dem Bus von Belorado nach Villafranca Montes de Oca. So konnte ich den Tag mit einem Frühstück ganz in der Nähe meiner Unterkunft beginnen. Ich habe Glück, es gibt nämlich nur Schinken-Käsebrötchen, aber ich bekomme ein Käsebrötchen gemacht, prima. Das ist nicht selbstverständlich, denn oft genug habe ich dann gehört, es gibt nichts anderes.
Der Bus ist pünktlich da und ich wundere mich, wie viele Pilger dort mitfahren. Allerdings fahren sie alle gleich bis Burgos weiter.
Der Fahrer macht mich nervös, denn während der Fahrt sucht er in seinem Handy einen Kontakt und telefoniert. Dann legt er wütend auf und sucht weiter, telefoniert, lässt das Lenkrad schlenkern und ich sitze in der ersten Reihe und überlege, ob ich aufpassen soll oder lieber wegschauen.
Ich hab´s überstanden, ich weiß, ich bin ein lausiger Beifahrer und habe mein Schicksal lieber selber in der Hand.
Jedenfalls bin ich froh als ich wieder austeigen kann.
Es geht gleich richtig steil bergauf, der gelbe Pfeil weist mir den Weg. Es ist sehr frisch, ich habe mir eine Windjacke übergezogen, aber ich fröstel ein wenig.
Nach kurzer Zeit treffe ich dann wieder auf den Hauptweg des Caminos und es sind auch einige andere unterwegs.
Vor mir sind zwei Japaner, sie hat auf dem Rücken einen großen Hinweis und bietet original japanische Massage an. (gegen Bezahlung versteht sich...)
Am Wegesrand blüht die Heide, es sieht wunderschön aus. Die Sicht ist nach wie vor nicht gut, die Temperatur ist aber sehr angenehm, endlich mal nicht schwitzen. Wobei ich natürlich aus der Puste komme, denn den Weg kann man nicht gerade als eben beschreiben.
Als ich durch den dunklen Wald gehe, kamen mir ein paar düstere Gedanken, warum ich gerade an Schwarzbären denken musste, ich weiß es nicht. Es war aber kein anderer Pilger zu sehen, sie waren schon alle davon geeilt. Der Weg führt aber nicht durch die dunklen Ecken, sondern es gibt eine große Schneise.
An dem Denkmal mache ich eine kleine Pause, hier gibt es ein paar Picknicktische.
Es ist erstaunlich, dass es Pilger gibt, die ohne Wasser losziehen, in dem Glauben, dass es ja doch überall einen Brunnen gibt. Nein, auf dieser Strecke von ca 12 Kilometern gibt es keinen Brunnen. Es kommen 3 Radfahrer angefahren, auch sie schauen sich fragend um: Agua? Nein kein Agua!
Ich bin jetzt auf einer Höhe von 1. 160 m unterwegs, höher geht es nicht hinauf.
Endlich kommt die Sonne raus und schon wird es auch wieder heiß. Ich muss durch eine Senke gehen. Die meisten Fahrradfahrer schieben ihr Fahrrad hoch. Ein Pärchen ist unterwegs, als sie nicht mehr kann, fährt er vor, legt sein Fahrrad ab und fährt ihres hoch.
So schön kann Liebe sein.
Der steinige Weg macht mir etwas zu schaffen. Es hieß ja, dass man auf den 12 Kilometern keine weiteren Einkehrmöglichkeiten hat.
Hocherfreut erblicke ich dann El Oasis del Camino! Das ist ja eine tolle Überraschung. Hier bekommt man alles, was das Pilgerherz auf solch einem Weg braucht, Getränke, Obst, Eier, Brot, Kuchen. Fetzige Musik tönt aus dem Lautsprecher und es gibt genügend Sitzgelegenheiten.
Preise gibt es nicht, alles ist auf Donativo-Basis. Wer hat, gibt etwas und wer nicht so viel hat, gibt eben nicht soviel. Ich esse eine Banane, die ich in ein Brötchen lege, dann gibt es noch ein hart gekochtes Ei und was zu trinekn. Eine schöne Pause, in der ich mich gut erhole.
In der Pilgerherberge bekomme ich dann ein Mittagessen, mal zur Abwechlung ein Käseomelette mit Salat und dazu ein Tonic Wasser. Ich lasse mir Zeit mit dem Essen, denn der Weg hatte es in sich.
Viele übernachten hier, denn sie sind ja meist schon 12 Kilometer mehr gegangen. Ich will aber noch etwas mehr als 6 Kilometer laufen, damit ich den nächsten Tag bequem nach Burgos komme.
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