T.C. Boyle: "Wenn das Schlachten vorbei ist"

  • Endlich komme ich mal dazu, eine Rezension zu einem Roman von T.C. Boyle zu schreiben, den ich nun seit vielen Jahren schon sehr gerne und immer wieder lese!

    Darf man töten, um zu bewahren?

    Oder präziser: Ist es ethisch zu rechtfertigen, Vertreter einer massenhaft vorkommenden Spezies wahllos zu töten, um eine bedrohte Art vor dem Aussterben zu retten?

    Wer ist hier „gut“, wer „böse“?

    Dies sind die zentralen Fragen dieses Romans, in dem sich die Wissenschaftlerin und Naturschützerin Alma Boyd Takesu und der Tierschützer Dave LaJoy kämpferisch und kompromisslos gegenüberstehen.

    Objekt der Fehde sind die Santa-Barbara-Inseln vor Kalifornien (manchmal auch „Galapagos-Inseln von Nordamerika“ genannt), deren ökologisches Gleichgewicht durch menschliche Einflüsse erheblich gestört wurde, was nun durch die Naturschutzbehörde unter Almas Federführung wieder rückgängig gemacht werden soll , und zwar indem vom Menschen versehentlich oder bewusst eingeschleppte, fremde Arten auf den Inseln vernichtet werden, sprich: Ratten und verwilderte Schweine sollen getötet werden.

    Dies ruft den Tierschützer Dave auf den Plan, der zusammen mit Gleichgesinnten dieses Vorhaben zu diskreditieren, zur Not auch sabotieren bereit ist.

    Neben diesem Haupthandlungsstrang werden in zeitlichen Rückblenden die Hintergründe und Intentionen der Hauptfiguren beleuchtet und ihre jeweilige persönliche Entwicklung aufgezeigt.

    Hierbei wird es teilweise etwas detailverliebt - was typisch Boyle ist: Er erzählt halt gerne, kann das aber auch einfach exzellent und lässt seinen Figuren Zeit, sich zu entwickeln.

    Besonders eindrücklich empfand ich die Rückblende zu Daves Freundin Anise, die als Kind auf den Inseln lebte, und ihr traumatisches Erlebnis mit den Lämmern, das mir in der Beschreibung seiner natürlichen Grausamkeit so real erschien, als würde ich daneben stehen.

    Der Roman beginnt auch direkt mit einer solchen Rückblende, und zwar in die Zeit von Almas Großmutter, die damals vor den Inseln Schiffbruch erlitt. Als „Intro“ vielleicht einen Tick zu langatmig, dennoch gekonnt erzählt.


    Mein Fazit:

    Ein starkes Buch mit der von T.C. Boyle gewohnten sprachlichen Kraft und Ausdrucksstärke, das thematisch bestens in die heutige Zeit des beschleunigten Artensterbens und irreparabler Naturzerstörung passt und gut zu lesen ist.

    Lediglich mit der Übersetzung des Titels bin ich nicht ganz eins: Das Wort „Schlachten“ kommt mir hier zu reißerisch daher, der Original-Titel lautet „When the Killing‘s Done“ – also „Töten“ hätte es m.E. besser getroffen.

    Aber egal – meine Leseempfehlung! :thumbup:

  • Was ich noch zu T.C. Boyle sagen wollte:

    Er hat auch eine ganz informative Homepage, auf welcher man noch Zusatzinfos zu seinen Büchern nachlesen kann, auch Ausschnitte daraus (auf englisch natürlich), u.v.m.

    Er ist ja mittlerweile auch schon 70, war aber immer so ein bisschen ein "Rockstar" der Literatur.

    Ich habe ihn Anfang der 90er mal auf einer Leseung in Bonn gesehen und fand ihn sehr cool.

    Ich denke, ich muss noch weitere Bücher von ihm empfehlen ... :ggrins:

    T.C. Boyle - Homepage

  • Ich habe vor vielen Jahren mal ein Buch von ihm gelesen. Irgendwie hat mir das damals nicht gefallen, leider weiß ich nicht mehr wie das hieß.

    Das Buch, welches Du jetzt vorgestellt hast, hört sich von Thema interessant an. Vielleicht sollte ich es mal lesen.

    Vor allem interessiert es mich, wie es ausgegangen ist. ;)

    Es gibt ja viele ähnliche Fälle. Ich war ja gerade auf Mauritius auf einer Insel, wo man genau dieses durchgeführt hat, um die einheimischen Tiere und Pflanzen zu schützen.

    Viele Grüße
    Petra

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