Ghana Eintauchen in eine andere Welt - der vollständige Reisebericht

  • Auf dem Bahnsteig kaufe ich eine Wassermelone für 15.000, die uns zerlegt wird, so dass wir eine ganze Tüte voller Melonenstücke haben. Mit diesen setzen wir uns an ein Gebäude am Rande der Schienen. Sofort sind drei kleine Kinder da und beäugen uns neugierig “Obroni“ Sie sind vielleicht 3 Jahre, evtl. vier. Nach einiger Zeit schaffen sie es vom Bahnsteig auf die Schienen zu kommen und sich auf der anderen Seite wieder hochzuziehen. Sie trauen sich aber nicht näher heran und irgendwann ist das Interesse an uns nicht mehr da.

  • Dafür kommt ein älteres Mädchen, vielleicht 14 Jahre als. Wenn ich es richtig verstanden habe, kommt sie aus Tomale, Ich fragte sie, ob sie zur Schule geht. Sie sagt nein, Ihr Vater sei gestorben, und nun sei kein Geld mehr für die Schule da. Bevor wir weitergehen schenken wir ihr die restliche Melone. Zu ihr hat sich ein weiteres Mädchen gesellt, die jünger aussieht, und schon ein Baby auf dem Rücken trägt – vielleicht oder besser hoffentlich, ein Geschwisterkind

    Sie folgt uns später und ich frage sie, ob ich ein Bild von ihr machen darf. Ich darf.

  • An der Brücke über die Eisenbahn trennen wir uns. Ich gehe zurück ins Hotel, Jan läuft noch ein bisschen herum.
    Nach einiger Zeit des Ruhens und Duschen- das Wasser kommt richtig kräftig, gehen wir essen und wählen ein anderes Restaurant als gestern. Der Eingang ist kaum zu finden - Es liegt im 2. Stock und man geht halb durch das Treppenhaus eines anderen Hauses. Man kann draußen auf einem Balkon sitzen und das Treiben auf der Straße beobachten. Wir essen natürlich wieder etwas ghanaisches. Der Kellner oder Inhaber, ein älterer Mann, der uns überschwänglich begrüßt hat, fragt etwas skeptisch, ob Jan wirklich Fufu essen will und ob er es kennt. Wir bejahen das. Als das Essen kommt hat er aber doch einen Löffel mitgebracht und gelacht, als er ihn Jan gab. Die Ghanaer essen Fufu nämlich mit der Hand – es ist eine Art Brei in Suppe. Das Essen ist billiger als gestern und schmeckt. Mit Bier, Wasser und Trinkgeld haben wir 120.000 bezahlt. Danach ins Hotel. Jan und ich trinken dann noch ein Guinness im Getränkemarkt gegenüber. Das Pfandproblem bezogen auf Flaschen wird hier nämlich so gelöst, dass man nur eine Flasche mitbekommt, wenn man auch eine anderen wieder abgibt. Da wir keine zum Abgeben haben, müssen wir das Bier dort trinken. Damit war dann auch unser Tag zu ende.

  • Donnerstag, 07.09.2006
    Heute ist das Frühstück billiger. Es war jemand anders im Service und die konnte nicht rechnen. So haben wir nur 50.000 bezahlt.
    Um 12.00 sollen wir abgeholt werden. Zuvor versuchen Jan und ich zur Schonung unserer Bargeldvorräte mit der Kreditkarte Geld zu bekommen. Wir suchen verschiedene Banken auf, aber alle haben nur VISACARD und nicht wie wir, MASTERCARD. In der Barcly Bank klappt es endlich. Wir holen 4.000.000 Cedi ab plus Gebühr von 60.000. An einem Schalter wird das Formelle vorgenommen, an einem anderen das Geld ausgezahlt. Eine Plastiktüte gibt es gleich dazu.
    Wir teilen das Geld auf, 1.000.000 jeweils für Jan und Okke und 2.00.000 bleiben bei mir.
    Um 12. 00 Uhr sitzen wir an der Rezeption und warten.15-20 Minuten später kommen unsere „Fremdenführer“.
    Als erstes fahren wir zum „Lake Bosumtwi“.

  • Er liegt ca. 30 km von Kumasi entfernt. Unterwegs durchqueren wir eine Landschaft von Feldern, Palmen, Bananenpflanzen.
    Foto 2-4 Okke, Bild 4 unser Begleiter

  • Der See ist umrundet von kleinen Hügeln. Er soll die Heimat der Gottheit Twi sein, der kein Eisen mag, weshalb es nur Holzboote auf dem See gibt, die aussehen wir ein breites Brett. Nach dem Glauben ist der Bereich des Sees der letzte Ort, an den die Seelen aller toten Ashanti bei Twi Abschied von der Erde nehmen. Der See hat keinen Zu- und Abfluss, trotzdem steigt manchmal das Wasser und überschwemmt die Orte. Außerdem gibt es manchmal eigenartige Gase, die dazu führen, dass der See explodiert. Die dabei austretenden Gase stinken so stark, dass Dörfer exekutiert werden müssen. Vor Ort erzählt ein Mann die Legende des Sees – irgendetwas mit Jäger und Antilopen - ich habe nicht alles verstanden. Er meint auch, der See hätte eine Breite von 16 km und eine Länge von 20 km.

  • Natürlich gibt es auch hier einen Shop und wir werden bedrängt etwas zu kaufen. Ich habe eine kleine Maske für 20,000 und ein weiteres Wandbild für 30.000 gekauft.
    Am See ist ein Ressort, wo wir etwas getrunken haben. Ehe ich mich versah, hatte Jan eine 2. große Flasche Bier vor sich stehen und Okke und ich hatten eine Cola. Ich wollte die Rechnung übernehmen, was aber, unter großem Protest abgelehnt wurde.

  • Wir fahren weiter in ein Dorf, in der heute Stoff gewebt wird. Wir sind nicht ganz sicher, ob es der im Reiseführer angegebene Ort Bonwire ist. Wir können die Arbeit von drei Webern beobachten. Sofort werden wir umringt von diversen Männern, die uns Lesezeichen, und Namensbänder verkaufen wollen, letzteres eigens für uns in rasanter Geschwindigkeit angefertigt. Ein fertiges Band als Muster hatte den Namen Valerie und ich dachte mir, dass ich das für meine Nichte mitnehmen muss.
    Jan hat nicht aufgepasst und prompt 2 x ein „Jan“ Band in die Hand gedrückt bekommen. Pro Band haben wir- ohne Handeln – 10.000 bezahlt. Wahrscheinlich hätten wir sie auch für 5.000 bekommen. So haben wir für 4 Bändern und 1 Lesezeichen zusammen 50.000 ausgegeben.

    Leider habe ich keine Fotos dort gemacht. Habe gerade bei Okke gefragt, der meint aber, dass die Leute da ziemlich merkwürdig und unfreundlich waren und er da blöd angemacht worden wäre, als er fotografieren wollte. Ich meine Jan hat gefilmt.... also lasse ich hier mal die Fotos offen, vielleicht finden wir doch noch was

    "Was gäbe ich für Küsse, wie kalte Kirschen, Zeit wie Sand am Meer.Was gäbe ich her, wenn jeder Tag wie der erste des Sommers wär" (Zitat aus dem Song "Engel" der Gruppe MIA)

    http://rosentaenzerin.wordpress.com/

  • Dann geht es weiter zu einem Ort, wo die Holzschnitzer ansässig sind. Es ist schon gegen 16.45 Uhr und die haben tatsächlich bereits Feierabend. Der Ort heißt Ahwiaa. Dort reiht sich en Schnitzerladen an den anderen. Für uns wird noch einmal jemand hergeholt, der ein Stück, eine Weltkugel, die von 2 Personen gehalten wird, beginnt zu schnitzten. Wir dürfen fotografieren, sind aber sparsam mit den Fotos. Dann sollen wir uns natürlich den Shop ansehen. Es bleibt nicht aus, dass wir auch hier eine Kleinigkeit kaufen: Eine kleine Maske für 10.000 und eine moderne Skulptur: “The thinking man“ – die bekommt mein Bruder. (30.000). Dann geht es zurück ins Hotel. Wir essen im gleichen Restaurant wie gestern.

  • Freitag 08.09.2006
    Akute Verkehrsprobleme: Es gibt nur 2 Busse nach Tamale. Um 7.00 Uhr und um 13.00 Uhr. Der Bus Sonnabend um 7.00 Uhr ist ausgebucht. Sonntag um 7.00 Uhr ist noch Platz, aber wir wollen nicht noch einen weiteren Tag in Kumasi bleiben. Es gibt auch keine anderen Möglichkeiten nach Tamale zu kommen.
    Nach dem Frühstück gehen wir gemeinsam zur Busstation. Wir beschließen den unschönen Spätbus zu nehmen. Unschön deshalb, weil wir dann von der Landschaft nicht mehr viel sehen – vor allem dann, wenn es interessant wird. Denn Im Norden gibt es noch Runddörfer. Doch uns bleibt nichts anderes übrig, weil wir weiter wollen. Die Fahrt kostet pro Person 110.00= 9,96 Euro, zusammen 330.000=28,70 Euro.
    Dann bezahle ich die 6 Nächte im Hotel:Pro Zimmer 130.000 täglich, also 260.000 x 6 =1.560.000 (11,30/22,60 = 135,60 Euro für 6 Nächte und 2 Doppelzimmer).

  • Heute ist es sehr feucht. Das Thermometer zeigt 39 Grad. Ich sitze auf dem Balkon.
    Jan geht spazieren, später ein Bier trinken. Okke und ich würfeln und ansonsten beobachten wir das Treiben auf der Straße. Gegen 16 Uhr gehen wir essen. Diesmal gibt es Yollof mit Beef 110.000. Danach ins Internetcafe. Das klappt heute gar nicht. Nach 40 Minuten geben wir entnervt auf.
    Gegen 20 Uhr kommt tatsächlich noch einmal der Bruder meiner Mandantin vorbei und sein Cousin zum Verabschieden und wir haben ihnen das Hamburg-T-Shirt geschenkt, das ich zu diesem Zwecke mitgebracht hatte.
    Jan und ich beschließen den Abend mit 3 Guinness.

  • Für den nächsten Teil der Reise gibt es keine Fotos --- ich füge daher schon mal erste Bilder aus Tamale bei
    Der Text ist lang.... aber das Erlebnis war schon einmalig. Und das gilt dann auch für den Folgetag... ich hoffe, Ihr haltet durch - aber vielleicht hilft es ja auch anderen Reisenden.

    Um 12.00 Uhr müssen wir das Zimmer räumen. Die Taschen können wir bei der Rezeption stehen lassen. wir gehen ins Internetcafe und was essen. Gegen 15. Uhr holen wir im Hotel Kingswayunsere Taschen und fahren mit dem Taxi, 10.000 Cedi, das kurze Stück bis zum Busbahnhof. Dort lassen wir das Gepäck wiegen und zahlen dafür 20.000 Cedi. Um 5 Uhr soll der Bus fahren. Tut er aber nicht. Okke und ich würfeln. Neben und sitzt eine Frau, die einen angetrunkenen Eindruck macht. Sie spricht mich mit „Mama“ an, ich solle ihr 20.000 Cedi geben. Und von Okke spricht sie als ihren „brother“. Wir ignorieren sie weitestgehend und irgendwann ist Ruhe.
    Dann kommt ein kleiner Junge, krabbelt die Bank hoch, betatscht Okkes Beine, seine Haare an den Beinen, bis Okke das lästig wird und ich ihn von der Bank hebe. Auch er hat dann schnell das Interesse verloren.

    Durchsagen auf Bahnhöfen lassen sich so gut wie nie verstehen, so auch die Durchsage offensichtlich betreffend den Bus nach Tamale. Plötzlich stehen die um uns Sitzenden auf und rennen zum Schalter. Ich gehe nach. Mit uns 4 Österreicher, die wir schon gestern am Schalter gesehen haben. Auch von ihnen tritt einer hinzu. Wir fragen dann bei einem Ghanaer nach und erfahren, dass der „luxury bus“ mit Airkondition Probleme hat und wir nun mit einem einfachen Bus fahren. Deshalb bekommen wir 30.000 Cedi pro Person zurück. Außerdem wird die Fahrkarte umgetauscht.

  • Gegen 18.00 Uhr ist der Bus endlich da und sieht schon recht klapprig aus. Die Scheibe hat einen dicken Steinschlagschaden, die Fahrertür geht nicht mehr zu. Schlimmer noch: Der Bus hat eindeutig nicht genug Platz für das üblicherweise vorhandene und auch hier massenhaft vorhandene Gepäck. Wir haben Sorge, dass unsere Taschen mitkommen. Das Problem wird dadurch gelöst, dass restliches Gepäck, so auch unsere Taschen, hinten auf die Rücksitzbank gepackt werden, wodurch aber Plätze fehlen. Zudem wird auch in den Mittelgang noch Gepäck gepackt.
    Und es kommt noch schlimmer: Neben den Sitzreichen gibt es alles 2 Sitze herausziehbare Notsitze. Die Sitze haben handschriftlich mit Marker notierte Nummern. Wir haben Sitznummer 34,35, und 36 und alle somit einen richtigen Sitz. Beim Einsteigen gibt es ein Gedrücke und Gezerre, als hätte man freie Platzwahl und jeder versucht den besten Platz zu bekommen. Die Menschen, die eigentlich einen Platz auf der Rücksitzbank hatten, haben nun einen der Notsitze erwischt und sind zu bedauern – deren Rückenlehnen zum Teil erheblich nachgeben, so dass ein vernünftiges Sitzen gar nicht möglich ist.
    Um 18.20 Uhr fährt der Bus endlich los. Die Ausfahrt aus Kumasi dauert, da ziemlicher Stopp and Go Verkehr herrscht. Dann geht es auf einer sehr guten Straße nach Sungani, wo ein erster sehr kurzer Stopp ist. Ich will aufs Clo gehen, es gibt aber im Prinzip nur ein offenes Urinal, 3 Wände mit Holztür und Betonboden mit einem Ablauf hinten. Da pinkelt man und hofft, dass es abläuft und man nicht in fremder und eigener Pisse steht. Richtige Toiletten sehe ich hier nicht.
    Dann geht die Fahrt weiter Richtung Kintampo, wo der nächste Stopp ist. Ich steige dort nicht aus – Jan und Okke vertreten sich kurz die Beine. Beim „Kampf“ um das Verladen des Gepäcks hat Jan sich den Rücken gezerrt und nun entsprechenden Probleme (die ihn Übrigens den Rest der Reise begleiten werden).
    Die Straße nach Sungani ist nicht mehr so gut und wir werden ordentlich durchgeschüttelt. Okke und ich haben unsere Rucksäcke mit den Kameras auf dem Schoß. An schlafen ist nicht zu denken, allenfalls gelingt es uns kurz wegzudämmern. Draußen haben wir fast Vollmond, so dass man die Umrisse von Bäumen und Häusern erkennt. Und man kann auch erkennen, dass sich die Landschaft hinter Kintango verändert. Zunehmend kann ich Rundhütten ausmachen, kaum noch hohe Bäume.

  • Endlich, gegen 1.30 Uhr, sind wir in Tamale. Sofort umringen uns Taxifahrer und einer „adoptiert“ uns gleich. Wir haben uns ein Hotel aus dem Reiseführer ausgesucht, bei dem das Doppelzimmer 7-9 Dollar kosten soll – Preis aus 2002. Preisangaben die, wie wir schon mehrfach festgestellt haben, deutlich nach oben korrigiert werden müssen.
    Als wir endlich an unsere Taschen kommen und mit diesen zum Taxi eilen, werden wir von einem wütenden jungen Mann verfolgt, der offensichtlich Geld von uns will. Er faselt irgendwas davon, dass es sein Job sei. Ich halte ihn für einen Bettler und reagiere entsprechend unwirsch. Jan meint dann, er müsse beim Ausladevorgang hinten im Bus gewesen sein und hätte eine unserer Taschen einen kurzen Moment mit Jan zusammen in der Hand gehabt. Offensichtlich wollte er nun Geld für seine Hilfe – bekommt er aber nicht.

    Die nächste Merkwürdigkeit ist, dass auf dem Beifahrersitz in unserem Taxi bereits jemand sitzt. Wir halten die Person für einen Freund des Taxifahrers. Das Taxi selber sieht aus, als würde es gleich auseinander fallen. Heftige Risse in der Windschutzscheibe, die Rücksitzbank ohne Polsterung, so dass man ihr Innenleben spürt.
    Als der Fahrer losfährt hat er Schwierigkeiten durch das enge Tor des Busbahnhofs zu kommen. Dafür scheint er zunächst ohne Licht zu fahre und überfährt mehrere rote Ampeln. Wir landen auch nicht beim Picorna Hotel, sondern beim weiter entfernten Las Hotel. Dort wird der Fahrgast vorne herausgelassen. Die Männer unterhalten sich noch eine Weile hintern dem Auto und bekommen schon Versionen von dunklem Hinterhalt und überfall. Doch dann geht es tatsächlich zum Picorna Hotel. Dort soll ein „Triple“ 378.000 Cedi kosten, was wir ziemlich teuer finden. Wie bitten daher den Fahrer uns zum Las Hotel zu bringen. Doch dort ist ein EZ und ein DZ noch teuer - ein Triple gibt es nicht. Wir bitten den Fahrer uns dann zum Picorar zurückzubringen.
    Das angebliche Triple entpuppt sich als ein Zimmer mit einem großen Bett und drei Kissen. All drei schlafen in diesem einem Bett? Mittlerweile ist es 2.00 Uhr und uns ist alles egal. Wir entscheiden zu bleiben und fragen den Taxifahrer was er zu bekommen hat, denn erstmalig auf der Reise hatten wir dass nicht beim Einstiegen geklärt. Bei der Antwort: 150.000 (ca. 13 Euro) denken wir zunächst, wir hätten uns verhört. Doch das war sein Ernst-. Ich biete im 40.000 und er meint 40.000 pro Person wäre es, wenn er uns nur in diese Hotel gefahren hätte. Ich meine wieso pro Person, uws. Waren wir an ein Sammeltaxi geraten? Aber die sich auch nicht so kostspielig. Irgendwas ist hier faul, der will uns ausnehmen. Wir bleiben bei unserem Standpunkt. Er erzählt was davon, dass 40.000 für die Fahrt noch nicht einmal für das Benzin reichen würden. Laut Karte sind es gut 1 km bis zum Picorar Hotel, und von der Busstation bis zum anderen Hotel nicht mehr als 4 km. Alles in allem ist er also 6-8 km gefahren und 1 l Super kostet hier ca. 8.000 Cedi, also ca. 0,70 Ct und seine Ausführungen sind alles Quatsch. Wir erklären ihm, dass wir bereits die Preise kennen. Er meint aber, die Preise in Tamale seien höher. Droht mit Polizei. Mittlerweile stehen wir an der Rezeption. Ich lege dort die 40.000 hin. Er versucht den Nachtportier für sich zu gewinnen, der aber ist müde und guckt gelangweilt. Er ergreift für niemanden Partei. Jan holt einen 20.000 Cedi Schein heraus, nimmt die 40.000 und erklärt: 20.000 für Busstation Picorar, 20.000 Picorar-Las Hotel und 20.000 Las Hotel-Picorar. Dann legt er die 60.000 ab und wir drehen uns um, lassen den Taxifahrer stehen und gehen ins unser Zimmer, das wir hinter uns abschließen. Niemand folgt uns, niemand droht die Tür einzutreten, keine Polizei. Als wir die Überdecke abziehen sehen wir, dass es zwei getrennte Betten sind, also kein Triple, sondern ein Twinbed ist. Wie wir am nächsten Morgen erfahren, gibt es gar keine Triple-Zimmer in diesem Hotel. Heute ist mir alles egal. Ich packe die Überdecke zusammen und lege sie als dünne Matratze auf den Boden vor das Bett. Die Klimaanlage geht nicht – auch das ist uns jetzt egal. Laute Discomusik und Stimmengewirr dringen vom Flur herein – aber irgendwann übermannt uns der Schlaf.

  • Zwischen 6.00 und 6.30 Uhr rumort es im Haus. Ich werde wach und muss aufs Clo. Wir haben Stromausfall. Nach den Erlebnissen gestern besteht zwischen uns Einvernehmen, dass wir hier sofort wieder abhauen. Man kann das gar nicht richtig erklären – aber die Entscheidung ist einhellig.Nach dem Frühstück im Hotelfahren wir mit dem Taxi (15.000) zum Bahnhof, was uns bestätigt, dass der Taxifahrer von gestern uns ausnehmen wollte.
    Unser nächstes Ziel ist Takoradi an der Küste. Am Busbahnhofe erfahren wir, dass nur 1 x in der Woche, nämlich am Dienstag, ein Bus von hier nach Takoradi fährt. Wir wollen so schnell wie möglich wieder weg. Nach Kumasi geht täglich ein Bus und zwar um 4 PM. Das bedeutet zwar wieder überwiegend Nachtfahrt, aber anders geht es nicht. Es gibt sogar noch 3 Plätze, allerdings ist der aircondion –Bus wieder nicht in Ordnung. Also das gleiche Procedere wie auf der Hinfahrt? Erleichtert stellen wir fest, dass wir Platz 37-39 haben, eine Reihe weiter al bei der Hinfahrt, so dass wir auf jeden Fall einen richtigen Platz haben werden, falls wieder Gepäck innen gestapelt wird – denn das war dann erst drei Reihen hinter uns (bei der Hinfahrt).

  • Nachdem wir die Fahrkarten gekauft haben, wolle wir uns etwas umsehen. Jan bleibt beim Gepäck sitzen, da ihn ohnehin die Rückenschmerzen plagen. Okke und ich laufen ca. 1 ½ Stunden durch Tamale. Wir sehen die Moschee, laufen über den Markt, der erst langsam in Betrieb kommt. Viele Stände sind noch zu.
    Dann laufen wir noch ein bisschen die Straße entlang. Tamale ist anders als Kumasi. Zunächst deutlich moslemisch geprägt. Auffallend viele Bettler auf der Straße, die einen schon in fast aggressiver Weise sehr penetrant anbetteln. Tamale macht eher den Eindruck eines großen Dorfes. Flache Bebauung, außer an der Hauptstraße nur Sandwege. Es gibt viele Radfahrer. Der Reiseführer schlägt vor, sich ein Fahrrad zu leihen und Tamale mit Rad zu erkunden. Wir verzichten darauf. Uns reichen diese kurzen Eindrücke zu Fuß.
    Fotos Okke

  • An einem Stück an der Straße hocken hintereinander Mütter und ihre Kinder – ein Zwillingspaar nach dem anderen. Das ist auffallend. Bisher waren uns noch gar keine Zwillinge bewusst aufgefallen. Okke witzelt, dass da wohl ein Atomkraftwerk in der Nähe sein muss..
    Essen fällt heute aus. Ich kaufe ein halbes Weißbrot (5000) Cedi, und Jan und ich essen davon ein Stück mit Bifi, die wir von zuhause noch mitgebracht haben. Für Okke gibt es Kekse und Bananenchips.
    Dann bietet uns eine Frau Nüsse, die wir zunächst für Erdnüsse halten, zum Probieren an. Wir haben keine Ahnung was das für Nüsse sind. Sie schmecken interessant und wir kaufen 2 Beutel (4000).
    So gehen die Stunden langsam dahin. Um 15.45 Uhr kommt tatsächlich der Bus und wir sind voller Hoffnung, dass er „on time“ ist. Die Waage für die Taschen ist kaputt. Die Frau vom Gepäckschalter kommt heraus, wirft einen Blick auf die Taschen und sagt dann 24.000 Cedi.
    Mit im Bus fahren 2 Tschechen, die aus Mali kommen und nach Accra wollen. Der Freund des einen hat in Mali Malaria bekommen, die dort nicht behandelbar war, und ist dann nach Accra ins Krankenhaus geflogen worden. Sein Freund wollte nicht mitfliegen und schlägt sich nun per Bus mühsam nach Accra durch.

  • Es ist absehbar, dass diesmal weniger Gepäck mitfährt,
    Doch bevor es losgeht, wird eine neue Batterie eingebaut. Jan bemerkt skeptisch, wieso wohl die Batterie kaputt sei – könne natürlich alt sein, oder die Lichtmaschine ist kaputt.
    Nachdem die Batterie eingebaut ist, fährt der Bus wieder weg. Wir hoffen, nur kurz zum Tanken – aber er kommt erst kurz vor 18.00 Uhr wieder
    Foto 1 und 2 Okke

  • Das Gepäck verladen verläuft eigenartig. 2 junge Männer stehen halb in den Gepäckklappen und nehmen die Gepäckstücke an. Dafür bekommen sie i.d.R. einen 5000 Cedi-Schein zugesteckt. Ich habe nur noch 4.000 Cedi in kleinen Scheinen, die wir dem einen in die Hand drücken. Als Trinkgeld für eine Arbeit kann man das nicht ansehen, da keine Arbeitsleistung vorhanden ist. Mir kommt es vor wie Bestechungsgeld, damit das Gepäck nicht wieder ausgeladen wird. Als wir endlich im Bus sitzen, stellen wir erfreut fest, dass es keine Notsitze gibt und der Bus auch nicht voll ist. Hinter uns ist nur 1 Reihe noch besetzt, der Platz neben Jan frei. Okke setzt sich auch auf eine freie Zweierbank, so dass wir verhältnismäßig viel Platz haben. Während der ersten Stunde der Fahrt fahren wir in die Dämmerung und können noch einige Runddörfer und riesige Termitenhügel sehen. Dann ruckeln wir durch die dunkle Nacht.
    Der erste Haltepunkt ist Kintampo. Der 2. Stopp ca. 23.30 in Sunyani. Der Busfahrer steigt aus, wieder ein.

  • Noch 2 Stunden bis Kumasi – denken wir. Der Bus fährt wieder los und nach vielleicht 5-10 Minuten hält er. Dann wendet der Bus und fährt zurück zur STC. Station in Sunyani. Ich hatte den Eindruck, dass die Beleuchtung des Busses (Fahrlichter) fast vollständig ausgefallen sind. Also doch die Lichtmaschine.
    Um Mitternacht sind wir wieder in Sunyani. Offizielle Ansagen gibt es nicht. Der Bus wird ausgestellt und von einem mitreisenden Ghanaer erfahre ich, dass ein Ersatzbus aus Kumsai angefordert worden sei. Das bedeutet, mindesten 2-3 Stunden Wartezeit. Ein Teil der Fahrgäste steigt aus und setzt sich draußen hin. Wegen der Mücken bleibe ich lieber im Bus. Nach einer halben Stunde kommt plötzlich Unruhe auf. An der Straße steht ein „Luxery -Bus“, in dem schon Leute sitzen und ca. die Hälfte unserer Mitreisenden stürzt auf diesen zu. Ich erfahre, dass dies der Bus aus Bolgatanga ist, dem Grenzort im Norden, und wer kein Gepäck hat, könne dort mitfahren. Einige, der sofort Einsteigenden haben auch größere Taschen, aber wir haben es gar nicht erst versucht und wären vermutlich auch nicht mehr mitbekommen, da die anderen den Bus bereits erstürmt haben. So versuchen wir im Bus irgendeine Lage zu finden, die ein Schlafen ermöglicht, was kaum geht. Es gibt immer nur kurze Dämmerphasen. So zieht sich Stunde um Stunde hin. Es kommt kein Ersatzbus. Ich puhle aus der Tasche Mückenöl. Okke hat eine kurze Hose und T-Shirt an, ich einen kurzen Rock und T-Shirt – also nicht ideal für die Nacht in Ghana. Wir reiben uns dann alle mit dem Mückenöl ein. Außerdem stelle ich das Ultraschallgerät an und Okke und ich wickeln uns in unserer Tücher. Dann legen wir uns über zwei Sitzreihen und so schlafen wir kurze Etappen. Zwischendurch, in den Wachphasen, summt der Mosquito…
    Die Stunden ziehen sich langsam dahin. Zwischen 5.30-6.00 setzt die Dämmerung ein. Der Ersatzbus war immer noch nicht da. Dafür starten der Busfahrer und andere Mitarbeiter Aktionen am Motor des Busses.
    Während der Nacht reduziert sich die Zahl der Busreisenden weiter, da einige mit Taxis abgeholt worden sind, andere mit Privat-PKWs. Jetzt sind wir vielleicht noch 12-15 (von 41).
    Eine Ersatzbatterie wird gebracht und eingebaut. Aber der Bus springt nicht an. Es wird geschraubt, geklopft, gedrückt, und gegen 6.00 Uhr geschieht das Wunder. Der Bus springt an. Schnell laden wir das Gepäck welches in Erwartung des Ersatzbusses ausgeladen worden war. Wieder ein. Wie können kaum glauben, dass es endlich weiter geht.
    Die Fotos sind natürlich schlecht - kaum noch Licht, aber geben wenigstens einen kleinen Eindruck wieder
    FOto 1 und 3,4 Okke

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