Eine Reise in die Provence

  • Vorgestellt hatte ich mir ein leicht hügeliges Land, mit vielen Lavendelfeldern, vereinzelt Höfen und gut zu schwingende Kurven. Von den Franzosen selbst habe ich bisher keinen besonders guten Eindruck. Sie waren uns gegenüber meist mehr als unterkühlt.


    Anreise: Mein Moped ist am Vorabend verladen worden und irgendwie hat sich jede Menge Gepäck anderer Mitfahrer eingeschlichen. Dabei sind Reifen zum wechseln, eine Espressomaschine der noch nie da gewesene Werkzeugkoffer und vieles mehr.
    Das erste treffen aller Mitreisenden findet auf der Raststätte Bruchsal statt. Viele Jahre kennen wir uns schon und wohnen doch so weit auseinander. Eine bunte Mischung aus 7 Personen, die ein Hobby haben. Das Motorrad fahren soll im Mittelpunkt stehen.
    Ganz so stressig muss es für mich nicht anfangen, also fahre ich mit der einzigen weiteren Frau die lange Autobahnstrecke mit dem VW Bus an. Eine gute Entscheidung, denn es stürmt und gelegentlich regnet es noch. Die Zwischenübernachtung findet in Sallanches in Frankreich in der Nähe vom Mont Blanc statt. Der nächste morgen läst nichts Gutes erwarten. Regen, nicht viel, aber die Stimmung ist getrübt. Kurz entschlossen bleibe ich und mein Moped im Bus. Wir fahren über Bundesstraßen immer Richtung Provence. Die fahrt führt über Grenoble und Sisteron und dann quer in die Provence. Wir genießen die Fahrt, denn der Himmel ist mittlerweile himmelblau und die Sonne strahlt uns nur so an. Unglaublich, traurig war ich, nicht zur Lavendelblüte in die Provence zu fahren. Glücklich bin ich, das ich jetzt dort bin. Gelbe, blaue und rote Farbfelder so weit das Auge reicht. Besonders beeindrucken mich die riesigen Kornfelder mit wildem Mohn. Knallrote Blüten wohin man schaut.
    So gut wie am Ziel rufen uns die Jungs an. Sie sind schon am Haus, haben ebenfalls wegen des Wetters die Pässe ausgelassen.
    Das Haus in Mormoiron (in der Nähe von Carpentras) ist klasse, alle sind begeistert und als erstes wird der Pool getestet.

  • Erster Tag – Eine Runde um den Ventoux

    Nach der stressigen Anfahrt gönnen wir uns einen ruhigen Tag. Klares Wetter fordert uns dennoch zu einer Runde um den Mont Ventoux heraus. Wir fahren von Mormoiron über Bedoin nach Maulence von dort geht es rauf auf 1909m immer durch Wald bis kurz vor dem Ziel. Denn wird die Sicht frei, die Provence liegt zu unseren Füssen.
    Der Wind ist unangenehme, so ist unsere Pause nur kurz und es geht über die D974 nach Flassan Richtung Sault und über die D942 wieder zurück zu unserem Domizil. Die D942 begeistert mich sowohl mit Ausblicken wie mit ihren genial zu schwingenden Kurven. Ich kann gar nicht sagen was mehr Freude macht.


    Zweiter Tag – Avignon bei Regen

    Der nächste Morgen beginnt mit Regenschauern. Wir entschließen uns den Tag ruhig zu beginnen und dem nahe gelegnen Avignon einen Besuch abzustatten. Bereits nach zehn Minuten Fahrt erwischt uns eine Gewitterschauer. Alle sind im nu durchnass. Also wieder zurück, trocken gelegt und mit dem Bus einen neuen Versuch gestartet. Leider fehlen die Sitzbänke, irgendwie musste ja mein Moped auch mit. Also wird der Bus kurzerhand mit der Gartenbesuhlung im Landhausstil bestückt und so zum VW Bus Typ Romantic.
    Der Tag bleibt weiterhin regnerisch. Avignon bei Regen war keine gute Idee. Die sicherlich schöne Stadt zeigt sich trüb und wir werden abermals klatschnass. Die Nase voll, treten wir den Heimweg an. Am Abend klart das Wetter noch auf so drehen die Jungs doch noch ne kleine Runde.

  • Dritter Tag - Grand Canon du Verdon

    Mit purer Sonne begrüßt uns der nächste Morgen. Über kleinste Straßen reisen wir Richtung Verdonschlucht. In der Gegend von Banon sehe ich sie endlich in großen Flächen - Lavendelfelder. Hier ist es sicher traumhaft zur Lavendelblüte. Man merkt förmlich, wie die Provence vom Westen aus gegen Osten immer felsiger und rauer wird. Kein Wunder, das erst hier in dem steinigen Boden der genügsame Lavendel angebaut wird. Ansonsten sind die Böden für hiesige Verhältnisse zu fruchtbar. Dort wird eher Korn aber besonders Wein angebaut.
    Die Verdonschlucht hatten wir schon einmal von den Französichen Seealpen aus angeschnitten. Zu diesem Zeitpunkt war ich eher enttäuscht. Diesmal haben wir die große Runde gedreht. Angereist sind wir über die D952. In La Palud sind wir die Runde über die D23 gefahren. Angeblich sollten man die schönsten Ausblicke bekommen, wenn man im Ort rechts abbiegt. Da ich an diesem Tag Mitfahrerin bin konnte ich mir die Schlucht auch öfter von hinterrücks anschauen. Bestätigen kann ich die Aussage nicht. Alle Ansichten haben ihren Reiz. Besonders wichtig ist aber der obere Aussichtspunkt. Unglaubliche Tiefen erwarten einen. Heute würde ich sagen: Die Verdonschlucht sollte man gesehen haben, man muss nur an die richtigen Stellen kommen.
    Zurück nehmen wir größtenteils schnelle Bundesstraßen. Irgendwie hat uns das ganze staunen, genießen und Cappuccino trinken doch einige Zeit geraubt.

  • Vierter Tag – Avignon – Pont du Gard

    Tja wir ahnten es schon, die Kurven fordern ihr Tribut. Ein Moped braucht neue Bremsbeläge und ein weiteres einen neuen Vorderreifen. Bereits auf dem Rückweg von der Verdonschlucht suchten wir nach neuen Bremsbelägen für eine BMW. Eine Werkstatt telefonierte sogar in der ganzen Gegend für uns herum, ob irgendjemand etwas vorrätig hätte. Leider nicht. So müssen wir zu BMW nach Avignon. Also schulterte der Zweite seinen Reifen und ab ging es abermals nach Avignon. Der Werkstattaufenthalt dauert länger als gedacht und unsere Nerven sind etwas strapaziert. Wir begnügen uns mit einer Motorradrundfahrt durch die Stadt. Jetzt bin ich noch mehr davon überzeugt das Avignon einen Besuch wert ist. Aber weiter geht es zum Pont du Gard. Die Anfahrt ist mäßig. Da war uns allen klar.
    So habe ich es nicht erwartet. Aufgemotzt zu einer extremen Geldmachmaschine. Ich bin entsetzt. Zum Glück winkt uns die Parkwächterin zu den Busparkplätzen. So können wir bis fast an den Fußweg fahren. Ein Gang durch Souvenirläden und einem Restaurant ist irritierend. Trotzdem schlagen wir uns bis zum Viadukt durch. Unzählige Schulklassen, Touristen und weitere Menschenmassen bahnen sich den Weg. Der Ausblick ist so wie erwartet. Die sonst fälligen Park- und Eintrittsgebühren für Autofahrer von 13 Euro finde ich übertrieben.
    Fazit für mich, wer in der Provence Land und Leute kennen lernen möchte braucht das Pont du Gard nicht gesehen zu haben. Die Rückfahrt ist abermals mäßig. Witzig ist noch eine Situation in einer Baustelle. Die Angestellten der Straßenbaufirma mit den Roten und den grünen Ampelschildern waren noch kein eingespielte Team. So wurde auf beiden Seiten der einspurigen Straße den Fahrzeugführern grün gezeigt. Beim Zusammentreffen aller Fahrzeug in der Mitte der Baustelle. Schlagen alle Firmenangestellten die Hände über dem Kopf zusammen und wissen sich auch keinen Rat mehr. Was sind wir froh, das für Motorräder ausreichend Platz ist.

  • Fünfter Tag – Vaison la Romaine – Seguret

    Gestern haben wir noch für heute eine Tour an die Ardeche geplant. So langsam geht uns aber die Luft aus. Beim Frühstück ist es schon beschlossene Sache. Wir bleiben ganz in der Nähe. Die Ardeche ist aber nicht vergessen, irgendwann werden wir Sie sehen.
    Zunächst fahren wir von Mormoiron nach Bedoin. Denn kommt Richtung Malaucene ein schönes Streckchen (D974, klein aber fein). Über Suzette geht es nach Vaison la Romaine.
    Es erwartet uns auf den ersten Blick ein echtes Touristenstädtchen. Souvenirläden wechseln sich mit Restaurants und Bars ab. Fairerweise muss man aber gestehen, dass die Souvenirgeschäfte ein durchaus gutes Preis-/ Leistungsverhältnis haben und man schon das ein oder andere finden kann. Wer ein wenig weiter über die Brück den Berg hinauf schlendert entdeckt aber auch die schönen Seiten der Stadt. Eine ruhige unerwartet schöne Altstadt zeigt sich. Zudem hat man an verschieden Stellen eine gute Aussicht auf die untere Stadt und die gesamte Provence. Nach dem Einkaufsbummel und dem Fotoshooting geht unsere Fahrt weiter. Es geht auf einer Nebenstrecke nach Seguret. Zunächst erwartet uns eine wilde Häuseransammlung und Enttäuschung macht sich breit, doch denn entdecken wir wie an den Berg geklebt das kleine Städtchen. Abermals bin ich begeistert von dem Anblick der gut erhaltenen Stadt sowie der Ausblicke von dort oben. Empfehlenswert zu sehen sind auf jeden Fall beide Städte. Über Gigondas und Saint Hippolyte geht es ab nach Hause. Eine schöne Tour die mit einem schönen Abend abschließt.

  • Sechster Tag – Carpentras – Paß La Lure

    Carpentras liegt ja direkt in unserer Nähe und so beschließen wir den morgen auf dem immer Freitags statt findenden Wochenmarkt zu verbringen. Der Markt erstreckt sich über die gesamte Altstadt und die Auswahl ist schier unglaublich. Von Lebensmitteln über Schuhe, Pflanzen, Keramik bis zu Matratzen. Hier gibt es alles was das Herz begehrt. Wer bisher noch keine Mitbringsel für Zuhause hat, wird jetzt bestimmt fündig.
    Nach einem Mittagsschläfchen geht es auf der D950 Richtung Sisteron bis Saint Etienne. Unsere ältere Denzelausgabe verspricht uns hier einen Schotterpass. Das das Vergangenheit ist, wird uns anhand der vielen Rennradfahrer schnell klar. Trotzdem geht es weiter. Wir fahren ewig lang durch ein Waldgebiet, was keine Ausblicke erlaubt. Erst im oberen Teil wird der Blick frei. Diesmal nicht nur über die Provence sondern sogar bis in die Seealpen. Ein wunderschöner Blick. Hinab geht es wieder durch ein Waldgebiet bis Valbelle und denn weiter über die schnellen Straßen Richtung Mont Ventoux zu unserem Haus.

  • Siebter Tag – Die Heimreise über die franz. Seealpen

    Schade, die Woche ging unglaublich schnell vorbei. Doch bei strahlendem Sonnenschein erwartet uns noch ein Highlight. Zunächst geht es über die altbekannte Strecke nach Sisteron. Letze Blicke schweifen über die Provence. Über die sehr schöne D951 geht es schräg rüber zum Lac de Serre-Poncon. Von der D3 aus bietet sich eingenialer Ausblick auf den See. Zudem ist die Straße sehr gut zu fahren. Jetzt müssen wir doch mal etwas Strecke machen. Es geht über Briancon die Schnellstraße bis zum Col du Galibier. Nach fünf Wochen gibt es hier das wieder sehen. Jetzt ist die Straße des Passes bis auf die oberste Spitze frei von Schnee unglaublich, das hier vor fünf Wochen noch die Schlittenhunde lang gerast sind. Der Pass ist gigantisch, ob im Winter oder im Sommer. In St. Michel biegen wir rechts Richtung Col de l`Iseran ab. Doch schon bald müssen wir feststellen, das dieser sehr wohl noch eine Wintersperre hat. Also wieder zurück. Nach einem Stück Schnellstraße geht es in la Chambre rauf zum Col de Madeleine. Schmale Straßen schwingen sich rauf zum Pass. Vorbei an Betonklötzen für Skifahrer geht es schon bald hinab. Nachdem wir auf der Passhöhe nicht eingekehrt sind, nehmen wir das nächste Kaffee. Obwohl wir alle etwas anderes bestellen, bekommen wir 6 Tassen sehr leckeren Kaffee serviert. Nagut, die Rechnung dafür haut uns allerdings um 22 Euro.
    Besonders das letzte Stück Richtung Megeve lassen wir es noch mal richtig brennen. Klasse Kurven.
    Vor unserem Urlaub haben wir die Übernachtung noch in diesem Gasthaus gebucht. Bereits mittags haben wir die Nachricht von meine Freundin vernommen, die mit dem Bus die schnelle Autobahnstrecke genommen hatte, das das Haus alleine nicht zu finden sei. Komisch, wir sind doch keine Deppen. Nach dem wir allerdings in Combloux eine halbe Stunde verzweifelt gesucht haben und uns nach dem Tag die Nerven etwas blank liegen, fordern wir Hilfe an. Hilfe kommt, in Form eines Jeeps. Er zeigt uns den Weg bis zu einem Parkplatz wo ein zweiter Jeep auf uns wartet. Das Gepäck und die Menschen werden auf die Jeeps verteilt und nur zwei Mopeds treten den Weg Richtung Haus an. Auf dem Schotterweg werden wir noch mal ordentlich wach gerüttelt. Denn liegt vor uns ein altes Bauernhaus, was sicher noch mal einen Anstrich vertragen könnte. Da ich an der Buchung beteiligt war, mache ich mich schon mal auf einen Anschiss gefasst. Das erste betreten des Hauses lässt mich erstaunen. Wunderschön eingerichtet und die Zimmer Tiptop auf dem neusten Stand. Ein echtes Traumdomizil. Der Abend wird mit ein paar Gläschen Wein und Raclette gemeinsam mit den sehr netten Gastgebern verbracht. Ein gelungener Abschluss einer doch wunderschönen Reise.


    Resümee

    Provence du siehst mich wieder. Mich haben schon viele Reisen nach Frankreich gebracht. Bei keinem dieser Reisen habe ich mich aber willkommen Gefühlt. Dieses mal war es anders. Die Menschen allesamt waren sehr aufmerksam zu uns und auch zu Motorradreisenden. Oft gewährte man uns Vorfahrt, damit die Gruppe zusammen bleiben konnte. Auch sonst waren die Menschen der Region sehr nett und zuvorkommend. Zum ersten mal habe ich mich in Frankreich wirklich wohl gefühlt.


    Reiseführer

    • Gelesen habe ich den Reiseführer Provence von Reise Know How. Diesen fand ich persönlich was Sehenswürdigkeiten und Termine angeht am Besten.
    • Überflogen habe ich den Reiseführer vom ADAC, diesen finde ich persönlich zu wenig informativ.
    • Von Vista Point gibt es den Provence Reiseführer mit verschiedenen Touren quer durch die Provence. Dort sind sehr schöne Touren zusammengestellt.
    • Ebenfalls gelesen habe ich den grünen Reiseführer Provence von Michelin den ich ebenfalls sehr empfehlen kann.

    Pläne

    • Sehr empfehlenswert sind natürlich die Karten von Michelin dort die Karten Nr. 340 und Nr. 332 im Maßstab 1:150000
    • Ebenfalls empfehlenswert ist die Provence und Cote d’Azur Urlaubskarte vom ADAC im Maßstab 1:200000

  • Hi Mo,

    ein klasse Bericht.

    Les Baux hätte sicherlich noch einen Besuch verdient gehabt, oder auch Aix-en-Provence oder Fontaine du Vaucluse.

    Aber wenn ihch ehrlich bin, ist in einer Woche eh nicht alles zu schaffen, so viele kleine Orte und Sehenswürdigkeiten sind da noch zu besuchen das man eigentlich alle 10 km vom Moped absteigen könnte um das eine oder andere zu bestaunen oder einfach den Anblick zu gniessen.
    (Ich denke da auch an die Camargue... sowas braucht Zeit... keine Eile)

    Nun, ich bin gespannt was ihr bei eurer nä. Tour durch die Provence so alles seht & erlebt.

    Viele Grüße aus Essen
    SDS

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