Auf unserer Weihnachtsreise 2013/2014 haben wir 6 Tage in Südsulawesi verbracht.
Wir wären sehr gerne 2,3 Tage länger geblieben und fragen uns, was die Gruppenreisenden, die nur 3 Tage bleiben, von der Kultur wirklich mitbekommen.
Dass es Regenzeit war, hat uns nicht gestört, im Gegenteil.
Nach der Landung in Makassar, von West-Papua kommend, wurden wir bereits erwartet.
Herr Effendi, ein sehr lebhafter, deutschsprechender Kosmopolit und Herr Mass (bedeutet dort Gold), ein sehr erfahrener Driver, haben uns willkommen geheißen und wir haben uns sofort auf die Fahrt ins Torajaland gemacht. Leider hatte sich der Flug um 6h verschoben - keine Zeit zu verlieren.
Die ersten 3 Stunden hat es in Strömen geregnet, nach dem verspäteten Lunch um 17h mit vegetarischen Springrolls, frisch gegrilltem Fisch, Gemüsen, Reis und Obst war der Regen weg.
Aber damit auch die Helligkeit. Straßenausbau, Straßenführung und enormer Gegenverkehr haben uns eher an eine Überlandfahrt auf der Panamerica erinnert.
Nach fast 11h haben wir unsere Unterkunft für die nächste Zeit erreicht: das Toraja Heritage Hotel, nahe der Hauptstadt Rantepao.
Die Dinner-Zeit war eigentlich schon um, wir wurden dennoch zu einer großen Buffet-Auswahl geführt.
Das Hotel liegt wunderschön, ist sehr großzügig gestaltet, alle Angestellten sind sehr herzlich und das Essen ist vielfältig und schmeckt prima: Leider fehlen Gäste!
Toraja ist seit einigen Jahren nur wenig besucht, was sehr schade ist.
Umso mehr freuen sich alle Einheimischen über uns Touris, winken, lassen sich fotografieren (auch hier hat fast jeder der jungen Leute ein Mobile), eine DSL-Leitung wird gerade gelegt.
Nach einer sehr angenehmen Nacht bei offenen Fenstern (das Hotel liegt fast 800m hoch) waren wir fit fürs Frühstücksbuffet und schon gespannt, was wir alles sehen werden.
Zuerst haben wir allerdings etwas gehört, ziemlich durchdringend. Nämlich großes Palaver in italienischer Sprache. Eine Reisegruppe, die genau diese 3 wenigen Tage gebucht hatte.
Sich im Speisesaal und im Freien, insgesamt ca. 250 Plätze, diametral gesetzt hatten und schreien mussten, um zum jeweiligen Gegenüber 6 Tische weiter durchzudringen.
Am nächsten Tag waren wir noch 10 Personen, am übernächsten 6 Personen und am letzten Tag ganz alleine in diesem Resort.
Unsere Tagestouren starteten um 9h und endeten gegen 17h, also sehr stressfrei vom Ablauf her.
Am ersten Tag haben wir Lemo besichtigt.
Die Bevölkerung des Torajalandes ist mehrheitlich streng katholisch, es gibt sehr viele Kirchen und Gottesdienste, die an die Südsee erinnern. Aber die Leute dürfen auch ihre sehr eigene Totenkultur weiterbetreiben.
Bei Lemo gibt es Felsengräber und Wächterpuppen zu sehen.
Nach einem ca. halbstündigen Spaziergang entlang des Dorfes und weiteren ca. 30 Minuten durch Reisterrassen waren wir bei ca. 40° an den ersten Gräbern angelangt, die hoch in den Felsen gelegen sind. Das Aushöhlen für den Sarg dauert bis zu einem Jahr, aber eine Erdbestattung wie bei uns würde dem Aufstieg ins Paradies widersprechen.
Wächterpuppen beschützen die Toten lange Jahre und werden alle drei Jahre mit neuen Kleidern versehen. Zudem gibt es Abbilder der Toten.
(Ein Schreiner/Bildhauer fertigt diese an und verkauft auch Modelle, an denen er ca. 9 Monate arbeitet.
Massivholz, lebensecht, bekleidet und mit echten Haaren.
Das hat mich fasziniert und eine solche Figur wollte ich unbedingt mitnehmen!)
Vor dem Felsengrab kommen aber noch Einbalsamierung, tagelange Beerdigungsfeiern, aufwändig hergestellte, mit Schnitzereien versehene Leichentragen.
Dazu später mehr, denn das haben wir erst im Reiseverlauf erfahren.
--> Meine Informationen habe ich fast ausschließlich von unserem Guide, Herrn Effendi, der seit über 20 Jahren Reiseleitererfahrung hier hat.
D.h. ein Widerspruch zu den Berichten anderer Reisenden ist durchaus möglich.
Nächstes Ziel war ein Baby-Tree, der mich trotz weiterhin über 40° zum Frösteln gebracht hat.
Totgeburten und verstorbene Babies, die noch nicht gezahnt haben, können nicht artikulieren, dass auch sie ins Paradies wollen!
Also kommen Totenhelfer zum Abholen und bestatten die Leichen in einem großen Baum. Höhlen ihn aus und bringen eine Verriegelung an. Wenn der Baum austreibt und später seine Blätter verliert, ist das das Zeichen, dass die Seelen direkt ins Paradies kommen.
Der letzte Tages-Stopp, ein Königsgrab, war wesentlich weniger beeindruckend für mich.
Am zweiten Tag ging es erstmal zu den Lebenden:
Der große Morning-Market in Rantepao bietet alles für alle Sinne! Fische, Obst, Fleisch, Kleidung....
Wir durften durch Effendi die Eigentümerin des Areals kennenlernen, eine hochrangige, verdiente und sehr nette Offizierin. Sie überlässt gegen einen Betrag von ca. 1,5 Cent pro Tag !einer Frau! einen Markthandelsplatz in ihrem Territorium.
Ärzte absolvieren ein zweijähriges Praktikum in ländlichen Gebieten, bevor sie eine Zulassung erhalten.
Andere Absolventen werden zu gemeinnützigem Dienst verpflichtet.
Weiter ging es zu einem riesigen Fischmarkt.
Denn die kommerziellen Angebote wie Webereien wollten wir nicht aufsuchen, Herr Effendi hat unseren Wünschen perfekt entsprochen.
Herr Effendi hat eine Frau, 2 Töchter und 21 Katzen, die er in einem extra Zimmer hat, weil seine Frau die Katzen nicht mag. Wenn er auf Reisen ist, kümmern sich die Töchter darum, dass um 4:30h die Katzen Futter bekommen..
Ihm gehört ein Hochhaus, im EG besitzt seine Frau einen Schönheitssalon, im 1. wird frisiert. Mehr haben wir nicht erfahren.
Bilder
Typisches Dorf
Unser Hotel
Felsengräber mit Wächterpuppen
Felsengrab, einfach