Meine Erwartungen waren so, wie sie eben für ein Ostland sind.
Etwas Rückständig, dreckig aber sehr ursprünglich. Um es vorweg zu nehmen, so war es nicht.
Der Urlaub beginnt mit Regen, tolle Voraussetzungen für einen tollen Urlaub. Nicht zuletzt, da nach 20 Minuten Regenfahrt unsere Ente, die sonst nur zu Eisdielenfahrten genutzt wird, uns Ihre schlechte Laune darüber mit Wassereinbruch im gesamten vorderen Bereich quittierte. Also Badelatschen raus und Hose hochgekrempelt.
Kurz vor der Grenze – Stau – passt ja zum Tag. Was soll`s, wir haben ja erst 18 Uhr und noch kein Zimmer.
Unsere Anfahrt ist über Dresden – Görlitz ins Riesengebirge. Natürlich hat die Beifahrerin die Karten und nimmt der Aussicht wegen schnell noch ein paar Umwege bis zum Ziel – Karpacz. Na gut ich hätte es mir auch denken können, bei Regen gibt es halt keine schöne Aussichten. Aber trotzdem stellen fest, das wir hier unbedingt noch mal hin müssen. Nicht nur das es eine schöne Aussicht geben könnte, es gibt auch noch wunderbare Kurven für Zweiräder.
Gegen 20 Uhr treffen wir in Karpacz ein. Unsere Reiseführer behauptet, das die Polen bis spätestens 20 Uhr gegessen haben und man denn auch nichts mehr bekommt. Also schnell ein Hotel gesucht was, trotz Hochsaison, bereits beim ersten nachfragen klappt.
Auf der suche nach einem Restaurant, setzten wir uns in ein rustikales nett aufgemachtes Restauracja. Nach langem warten, entscheiden wir uns weiter zu ziehen und unser Glück woanders zu versuchen. Wir müssen feststellen, das in Polen andere Sitten herrschen. Wer hier etwas möchte, geht in der Regel zur Theke. Getränke bekommt man dort sofort in die Hand gedrückt, das Essen wird wahlweise gebracht oder ausgerufen. Wenn man gehen will, geht man wieder zur Theke und bezahlt. Auf Außenplätze, muß man allerdings meistens direkt zahlen. Eigentlich ein sehr angenehme Sitte.
Ich hätte mich zumindest gefreut wenn der Reiseführer mir in dieser Hinsicht einen Tip gegeben hätte.
Der nächst Tag - Regen. Die Ente - naß. Die Urlauber – schlecht gelaunt; Abreise. Wir fahren und fahren, es regnet. Gegen Mittag die ersten Aufhellungen, Hoffnung in Sicht
Es geht über Jelenia Gora, Lubin, Leszno, Poznan nach Gniezno. Da sich Enten ja bekanntlich Zeit lassen, ist es abermals spät geworden als wir ein Zimmer suchen. Bereits in der Gegend von Poznan suchen wir. Als es wieder 20Uhr ist, beschließen wir das nächst zu nehmen. In Gniezno sehen wir eine Werbetafel. Nach 5 Runden durch die Stadt werden wir fündig. Ein abgebröckelte Fassade, links und rechts Geschäfte. In der mitte eine undurchsichtige Alutür oberhalb eine Leuchtreklame mit der Aufschrift Hotel. Nutzt ja nix, die nächste Stadt ist 80 km entfernt. Also klingeln. Wieso haben wir nur so ein komisches Gefühl im Bauch. Nach kurzem nachfragen wird uns die Tür geöffnet. Wir gehen durch einen ewig langen Flur und stehen in einer riesigen aus Marmor modellierten Halle. Ein kurzes Stück weiter die Rezeption. Wir werden sehr nett empfangen. Unsere Ente kommt auf einen bewachten Parkplatz mit einem sehr netten Parkwächter. Ob sie sich wohl fühlt – zwischen all den dicken Autos? Wir fühlen uns wohl. Ein Top Zimmer, welches am nächsten morgen noch vom Frühstück übertroffen wird. Den Abend verbringen wir in der City. Jetzt wird uns auch klar, warum der Eingang so ist, wie er ist. Der eigentliche Hoteleingang liegt auf der anderen Hausseite und führt sofort in die Fußgängerzone. Wir verbringen einen schönen Abend in einer sehr schönen Stadt mit wunderbaren Kneipen.
Der nächste morgen – bewölkt. Ganz trauen wir dem Wetter nicht aber es ist ein Anfang. Es geht über Bydgoszcz , Torun nach Olsztynek rein in unser eigentliches Ziel – die Masuren.
Ohje, begrüßt werden wir mit Schildern wie „Hier am billigsten“ „Hier am Besten“ „ Hier noch billiger“. Eine Katastrophe, zumindest für uns. Wir fühlen uns überhaupt nicht wohl. Mir kommen Erinnerungen an einen Ägyptischen Touristenbasar hoch. Fluchtartig verlassen wir die Masuren. Es hätte so schön sein können. Die Landschaft –einzigartig- durchzogen von Seen, Wäldern, Wiesen und leichten Hügeln, wunderbar. Wir fahren noch bis nach Barniewo. So langsam haben wir keine Lust mehr auf Flucht vor Regen und Geldmachern. Einem Hotelschild folgen wir in einen Hinterhof. Abermals werden wir von einem sehr gepflegten Hotel überrascht. Mittlerweile sind wir fast 50 km vor Kaliningrad und es ist erst der vierte Urlaubstag.
Der nächste morgen begrüßt uns mit Sonne. Ja, endlich kommen Urlaubsgefühle auf und wir beschließen der Flucht ein Ende zumachen.
Wir fahren nach Frombrok, wo wir auf die Halbinsel per Fähre übersetzen wollen. Bei der Touristeninfo möchte ich Karten kaufen. Zwei Personen ein Auto. Lachen bricht aus. Nun, wer lesen kann ist klar im Vorteil. Es ist eine Personenfähre. Viel zu klein für Autos. Auch Enten werden leider nicht mitgenommen.
So fahren wir oberhalb von Elblag Richtung Halbinsel Wislana. Nach vielem hin und her hinter Elblag landen wir in einer Sackgasse. Hm, ich bin doch sonst so gut im Karten lesen. Ein freundlicher Pole spricht uns an. Wir erklären ihm unser Ziel. Mit seinem lachen hält er sich netterweise doch sehr zurück. Endlich wieder auf dem richtigen weg, gilt es die Wisla per Fähre zu überqueren. Abenteuerlich, aber es sollte die einzigste Fähre während unseres Urlaubs mit eigenem Motorantrieb bleiben. Bald darauf Meer soweit das Auge Blickt. Rechts von uns und links von uns – so der viele Wald den Blick frei geben würde.
Trubel, Menschenmassen, Kirmes – na ja, beschweren dürfen wir uns nicht, wir haben Hochsaison. Fast am Ende von Polen und der Halbinseln entdecken wir einen Zeltplatz direkt am Meer. Der Komfort lässt zu wünschen übrig. Egal, hier bleiben wir 2 Tage. Wenig Komfort = wenig Menschen, genau das was wir jetzt brauchen. An der Einfahrt behaupten wir mit einem Auto, 2 Personen und einem kleinen Zelt dort zu sein. Nach langem suchen einer geeigneten Fläche, schließlich sieht man überall noch die Wasserrinnen der letzten Tage auf dem abschüssigen Land, werden wir uns einig. Nein, wir zelten nicht sonderlich oft. So nimmt sich jeder ein paar Teile des Zeltes und fängt an, sein im Kopf vorhandenes kleines Iglozelt aufzubauen. Fest steht, wir hatte beide viel zu viele Stangen und Stoff für unser Zelt im Kopf. Nach 2o Minuten haben wir denn die Anleitung zur Hilfe genommen. Ups, wir hatten ein riesen Zelt dabei. Reichlich Platz für uns und bei Regen sicher auch noch für die Ente. Gemütliche zwei Tage vergingen. Polen hat wunderbare, kilometerlange, weiße Sandstrände. Dazu gibt es sehr gute gemütliche Restaurants und Kneipen.
Weiter geht die Fahrt, wir möchten noch ein bisschen am Meer entlang fahren. Zunächst gilt es aber quer durch Danzig zu kommen. Bisher hatten wir in jeder Stadt mächtig mit Stau zu kämpfen, uns graut es schon. Überrascht bin ich. Ich hätte mir mehr Stau gewünscht, geniale Ausblicke wo hin man schaut. Alte wunderbar Restaurierte Fassaden wohin man auch blickt. Sicher eine wunderschöne Stadt. Selbst die Wohnblöcke am Rande der Stadt haben ihren Reiz. Danzig, wir kommen wieder, du bist sicher eine einzigartige Stadt.
Das obere Küsteneck sparen wir uns. Es geht in die kaschubische Schweiz. Wundervoll, man meint man wäre in den Masuren. Überall Seen, Wälder und Hügel. Die Fläche reicht lange nicht an die Fläche der Masuren ran, aber hier hat man eine wundervolle Ruhe. Nun gut in Polen scheint mir das Gesetzt zu gelten: Ruhe = da ist nix los = da gibt es keine Übernachtungsmöglichkeit. Tausende von Seen aber nicht eine Übernachtungsmöglichkeit. Am Meer z.B. jeder Ort am Meer ist extrem überlaufen, der nächstgelegene Ort im landesinneren und sei er auch nur 5km entfernt hat noch nie etwas von Tourismus gehört. Nicht ein Zimmer gibt es dort.
Also bleibt uns nix als in die nächste Stadt zu fahren. Schon lange vorher begrüßt uns ein Schild, eine Festung mit einem Hotel. Toll, heute gönnen wir uns mal was. Als wir auf den Parkplatz fahren, steht doch da eine knallrote Ente mit weißen Luftballons. Ohje und schon kommt die halbe halbe Hochzeitsgesellschaft an. Der Schwiegervater und Besitzer der Ente, gibt mit noch schnell nen Handkuss um denn seinem entsetzten über die Konkurenza freien lauf zu lassen. Eine wirklich schöne Begegnung.
Das Zimmer nehmen wir nicht, muffig und feucht ist es und das zu einem in Polen wirklich hohen Preis. Bei der Stadtausfahrt folgen wir einem Hotelschild, mal wieder Richtung Hinterhof. Es ist sehr nett, hier bleiben wir. Kurze Zeit später rollen schon Gäste einer weiteren Hochzeitsgesellschaft auf den Hof. Die Ente zieht irgendwie magisch an. Selbst das Hochzeitspaar möchte mit Ente fotografiert werden. Ich kann es gar nicht sagen, wie viele male ich Handys auf uns und die Ente gerichtet sah. Wahrscheinlich sind von uns mehr Fotos in Umlauf als ich von Polen habe. Die paar wenigen die uns nicht fotografiert haben, konnte man Ihre Gedanken ansehen. Die armen Deutschen, können sich noch nicht mal ein vernünftiges Auto leisten.
Am nächsten Tag führte uns unsere Reise nach Darlowo. Sonnenschein pur. Wir finden eine nette Pension. Zum Strand ist es ca 2 km. Auch dort ist es extrem überlaufen. Darlowo selbst ist ein schöner Ort, sehr gepflegt mit vielen kleinen Läden. Wie überhaupt in Polen viele kleine Geschäfte existieren. Aber auch hier halten die Riesigen Ketten langsam Einzug.
Am zweiten Tag machen wir einen Ausflug entlang der Küste über Koszalin. Hier soll es ein 2CV Hotel geben. Nach gar nicht langer suche finden wir es. Eine halbe Ente hängt in der Fassade. In Großen Lettern steht an der Fassade Hotel 2CV. Von uns nimmt leider niemand so richtig Notiz.
Unsere Reise führt uns weiter am Meer entlang Richtung Stettin und tiefer nach Zielona Gora um über die Oder zu kommen fahren wir mit einer sehr ungewohnten Fähre. Handarbeit ist hier gefragt. Über die Oder ist ein dickes Drahtseil gespannt. Mit Hilfe von Muskelkraft am Anfang und am Ende der Fahrt überquert die Fähre mit Hilfe der Strömung ganz alleine die Oder. Technik die fasziniert.
Nach noch einer kleinen Runde durchs Riesengebirge und schlechten Erfahrungen mit Übernachtungsmöglichkeiten in der Nähe der Grenze, Landen wir auf der deutschen Seite in der nähe von Löbau in einem Gasthaus. Verwöhnt werden wir hier mit wunderbarem Essen.
Auf unserer suche nach Übernachtungsmöglichkeiten sind wir auch eine Zeit durch Zittau gefahren. Eine wunderschöne Stadt. Auch hier bietet sich an, noch einmal ein WE zu verbringen. Die Städte Zittau, Görlitz und Bautzen tun wirklich viel. Es gibt viele touristische Attraktionen, herrliche Innenstädte und die Erweiterung von z.B. Radwegen etc. ist im vollen Gange. Ein Besuch mit dem Motorrad ist sicher auch eine nette Möglichkeit. Das ganze könnte man denn noch mit einer Shoppingtour in Polen verbinden.
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Fasziniert an Polen hat mich die Landschaft, immer leicht Hügelig und mit Ausnahme des Riesengebirges Störche wohin man blickt. Am dritten Tag habe ich schon aufgegeben zu sagen „Schau mal ein Storch“. Dort gehört der Storch einfach dazu. Dazu gibt es unendlich viele Seen und Wald. Gelegentlich sogar soviel Wald, das er einen nervt. Das Riesengebirge selbst ist für Wanderer sehr gut erschlossen. Die Masuren sind für Paddler perfekt und die Küstenregion ist besonders für Familien mit Kindern ausgerichtet. Ansonsten kann man bei der Zimmersuche schon mal verzweifeln.
Das an jeder Straßenecke Kreuze für Verstorbene stehen, wundert einen nicht. Der Pole fährt nach dem Motto: Vor unübersichtlichen Kurven oder Kuppen, kann ich gut überholen, da ich ja keinen Gegenverkehr sehe. Wir hatten so manche brenzlige Situation.
Sehr schön finde ich die Einrichtungen der Restaurants an Schnellstraßen. Alle paar Kilometer sieht man am Straßenrand einen Rastplatz mit Restaurant, gelegentlich auch mit Tankstelle. Egal wo wir Mittagspause eingelegt haben, bekamen wir wirklich schnelles, hervorragendes Essen. Überall gibt es Restaurants mit wahlweise gut bürgerlicher oder italienischer Küche. Zu Pizza essen die Polen gerne eine Art Aioli, was einen echt genialen Geschmack gibt.
Der äußerliche Anschein von Hotels kann im positiven wie im negativen sehr darüber hinwegtäuschen wie es innen aussieht. Empfehlen würde ich immer erst mal einen Blick auf das Zimmer werfen, denn erst einchecken. In großen Städten gibt es meistens einen bewachten Hotelparkplatz den man in der Regel sogar noch vom Zimmerfernsehen aus mit bewachen kann. Die Sorge das einem alles und jedes geklaut wird kann man allerdings getrost vergessen. Die Diebstahlrate ist in Polen ähnlich wie in Deutschland. In ländlichen Gebieten weniger wie in Ballungsgebieten.
Reiseführer
Polnische Ostseeküste Michael Müller Verlag
Polens Norden – Ostseeküste und Masuren Reise Know How
Polen Baedecker
Keiner der vor genannten Reiseführer hat mir wirklich gut gefallen. Ansonsten lese ich gerne die zuerst genannten Verlage, aber auch diese hatten diesmal nur sehr mäßige Tips um das Land wirklich kennen zu lernen.
Pläne
Shell oder ADAC im Maßstab 1 : 300.00
Die Pläne sind vollkommne ausreichend für Rundfahrten. Es sind die meisten kleinen Sträßchen drauf zu finden. Allerdings sind die Straßen manchmal nicht so gut ausgebaut wie die Kategorie es hergeben sollte. Da kann denn aber wohl die Karte nichts für.
Verschiedene Hotels
Karpacz http://www.hotelhalny.com.pl
Unser erstes Hotel im Riesengebirge. Sehr nett, sehr sauber und einleckeres Frühstück. Also auf jeden Fall zu empfehlen
Gniezno http://www.pietrak.pl
Jep, das Hotel mit einem erschreckenden Hintereingang, aber mit wunderschönen Zimmern und dem Besten Frühstück in Polen. Zumindest war es für uns das Beste was wir in den zwei Wochen bekommen haben.
Braniewo http://www.kristal.com.pl
Erst trauten wir uns nicht in den Hinterhof und denn waren wir doch positiv überrascht von dem Hotel
Und wer je nach Ilowa kommt, dort gibt es die beste Pizza die ich je gegessen habe. Eine ganz kleine Pizzeria in einem zurückliegenden Haus. Vom Marktplatz aus zu sehen.
Jetzt noch ein kleiner Tip in der Oberlausitz.
Sehr nette Pension mit angegliedertem Restaurant mit hervorragendem Essen. Von hier aus sind die Orte Bautzen, Stettin und Görlitz gut zu erreichen.