Bio- Boom - nicht alles ist wirklich bio!

  • Das Märchen vom guten Bio-Essen

    Über Biolebensmittel gibt es viele Illusionen: Gesünder, besser für die Umwelt, von Höfen aus der Heimat, mit glücklichen Tieren. Die Wahrheit sieht anders aus.

    So heißt ein Artikel im Stern, echt erschreckend, wenn man das mal lesen würde. So viel Bio-Ware wie wir haben wollen, kann der Markt nicht hergeben. Dennoch wollen die Produzenten daran verdienen, an der Unwissenheit der dummen Kunden.

    Tomaten_Ketchup.jpg

    Habt Ihr schon mal nach "Tomaten und China" gegoogelt? Dieses Thema brachte Beate-Maria auf, schier unerschöpflich, was sich da alles auftat. Friedrich wollte sich gerade genüsslich einen Tomatensaft einschenken, ich lief zum Kühlschrank und schaute auf das Etikett vom Tomatenmark. Gott sei Dank stand Bio drauf, bei Friedrichs Tomatensaft nicht. Was tun? Einfach trinken? Nee lieber nicht, also eine Anfrage gestartet, woher kommt das Rohmaterial vom Tomatensaft? Die Antwort kam schnell und überzeugend:

    kann aus Italien, Spanien, China, Portugal, Frankreich, USA, Ukraine, Türkei stammen. Hier verweise ich dann mal auf die Artikel im Netz, wenn ihr mal gegoogelt habt. Ich will keine Tomaten aus der Ukraine oder China und auch keine aus der Türkei!

    Herkunftssiegel lügen, nicht immer ist die Ware auch in dem Land produziert. Es reicht ja, wenn sie dort weiter verarbeitet und verpackt wurde. So kann das Rohmaterial natürlich aus China stammen und erst danach in einer Bio-Fabrik weiterverarbeitet werden.

    Eins ist klar, es sind nicht mehr die kleinen Bio-Höfe, die unsere Sehnsucht nach Bio-Ware befriedigen, es sind große Bio-Fabriken, die sich im Ausland befinden. Klar noch in der EU, manche zumindest.

    Auf Bio-Label kann man sich kaum noch verlassen, außer dass sie so schön grün und/oder grün-weiß sind. Sie implizieren dem Verbraucher: Ja, das ist gesund! Ist es das wirklich?

    Mittlerweile habe ich etliche Firmen angeschrieben, um herauszubekommen, ob die Bio-Ware wirklich Bio-Ware ist. Das Ergebnis ist betrüblich oder besser sollte ich schreiben erschreckend.

    Eine Firma schrieb mir folgendes:

    Zitat

    Gerne teilen wir Ihnen mit, dass die Tomaten und der Tomatensaft für unsere biozentrale Artikel: Tomatenmark, Tomaten Passata und Tomaten geschält aus Italien stammen. Sie können versichert sein, dass für uns die optimale Qualität unseres Produktes oberste Priorität hat.

    Bei einer anderen Firma muss ich die Artikelcodierung angeben, erst dann können Sie mir sagen, wer der Lieferant der Bioware ist. Ich habe daher noch einmal nachgefragt, ob ich im Umkehrschluss davon ausgehen kann, dass die angepriesene Bioware somit unter Umständen auch aus China stammen kann? Diese Antwort steht allerdings noch aus.

    Tja, manchmal ist es einfach besser, man überlegt nicht so viel. Denn ich bin jetzt mal wieder ganz schön ins "Schleudern" gekommen. Mein Fazit: Nicht immer bedeutet Bio auch Bio!

    Ich hatte schon einmal eine nette Begebenheit mit Pinienkernen aus China. Auch da wurde die Herkunft verschleiert und ich konnte tagelang nur bitter schmecken:

    Bitterer Geschmack im Mund? - Pinienkerne können schuld sein!

    Viele Grüße
    Petra

  • Bio ist heutzutage wohl auch ein sehr dehnbarer Begriff.

    Wenn man mal die Produkte betrachtet, die in einem reinen Biosupermarkt verkauft werden, kann man auch oft nur den Kopf schütteln. Mango, Sternfrucht, Maracuja, alles Dinge, die einen weiten Weg bis zur Obsttheke zurück gelegt haben. Das mag zwar frei von Schadstoffen sein, aber so richtig Bio ist das in meinen Augen auch nicht mehr.

    Allerdings geht bei unserem heutigen Konsumverhalten nichts mehr ohne industrielle Nahrungsverarbeitung.

    Man kann z.B. Bio Tomaten aus heimischer Züchtung kaufen, das hat aber auch nichts mehr mit Gemüsegartenromantik zu tun. Vieles muß aus dem Ausland importiert werden, weil die heimische Produktion es nicht hergibt. Wenn es ohne Schadstoffe ist, soll mir das recht sein. Verlassen kann man sich nicht immer darauf.

  • Wenn es ohne Schadstoffe ist, soll mir das recht sein.

    Genau darum geht es mir hauptsächlich. China und andere Länder legen andere Kriterien fest, was die Schadstoffbelastung/Gentechnik/Pestizide etc. anbetrifft.

  • Die Bio Tomate aus heimischer Züchtung mag mit viel Glück nicht gespritzt sein, dafür wurde sie schon von vornherein gentechnisch verändert.
    Sind hierzulange ja nur noch " veredelte" Sorten zugelassen, die " alten" Sorten sind ja gar nicht mehr zum Verkauf zugelassen.
    Dasselbe mit Kartoffeln und Gemüsesorten ( Kohl, etc.)

    Also, ich glaube, zuviel nachdenken darf man beim einkaufen nicht mehr.
    Der Kunde möchte alles billig und vor allem " schön", optisch nicht passende Ware wird direkt aussortiert und die Hersteller wollen Gewinne maximieren.
    Da kann man sch kaum noch wirklich ökonomisch und gesund ernähren.

    Dann stellt sich natürlich auch noch die Frage nach den Kosten.
    Ich bin durchaus bereit, etwas mehr für gute Lebensmittel auszugeben.
    Aber manche können sich das kaum leisten.

    Vor 1,2,,3? Jahren war doch der Skandal mit den Bioeiern, die keine waren.
    Da hab ich beim Penny erlebt, wie eine Kundin vor den Eiern stand und bewußt die billigen aus Käfighaltung gekauft hat, weil sie ansonsten ja nur ihr Geld " verschenkt".
    Sprich, diejenigen, die wirklich rechnen müssen, rudern oft auf zurück.

    Ich habe hier auf dem Land ja viele Möglichkeiten mit Hofläden.
    Auch da meide ich jetzt einen, in dem ich bisher Kunde war.
    Der ist nämlich wieder eine " Apotheke".
    Hier beim Bauern haben wir 4 Euro für 1 kg Löwenzahnsalat bezahlt.
    Dort werden 85 Cent für 100 g verlangt....

    Ich möchte mich gerne gesund ernähren, ich esse noch Fleisch, bemühe mich aber, dies nur von Höfen zu beziehen, wo die Tiere artgerecht gehalten werden, aber abgezockt werden möchte ich auch nicht.

    Unsere Eier kaufen wir jetzt auch von einem anderen Hof - man muß echt überall kontrollieren und wer hat dazu die Zeit oder Möglichkeit :cconfused

  • Zumindest gibt es Denkanstöße und das ist schon viel wert.

    Skandale rund um die Ernährung gibt es solange ich zurückdenken kann: Schweinepest, Maden im Fisch, BSE, vereitertes Geflügelfleisch, Strahlenbelastung von Pilzen und Wildfleisch , Genmanipulation von Gemüse, abgelaufene Waren, die umettiketiert,, wurden Eierskandale, und und und

    Nur, immer wegschauen bringt es ja auch nicht. Ab und zu gönne ich mir einfach einen Aufschrei!

    Viele Grüße
    Petra

  • Die Bio Tomate aus heimischer Züchtung mag mit viel Glück nicht gespritzt sein, dafür wurde sie schon von vornherein gentechnisch verändert.
    Sind hierzulange ja nur noch " veredelte" Sorten zugelassen, die " alten" Sorten sind ja gar nicht mehr zum Verkauf zugelassen.


    Stimmt das denn? Es gibt doch die Internet-Datenbank OrganicXseeds.

    Sie bietet eine aktuelle Plattform für alle, die ökologisches und gentechnikfreies Saat- und Pflanzgut nach EU-Standards anbieten oder danach suchen.

    Quelle: Schrot und Korn

    In dieser Datenbank wird bei den Tomaten z. B. auf Vitalis Biologische Zaden verwiesen:

    Die ökologische Landwirtschaft weist den Gebrauch von Gentechnologie entschieden zurück. Es gibt verschiedene Bezeichnungen mit gleicher Bedeutung: Genetische Modification, Genetische Manipulation, Transgene Pflanzen.

    Entsprechend der EU-Verordnung 2092/91 ist der Gebrauch von genetisch modifizierten Organismen (GMO's) und daraus abgeleiteten Produkten, (beschrieben in Richtlinie 90/220/EC), für den biologischen Anbau und für biologische Produkte verboten.

    Vitalis erklärt, dass alle Samen, die durch unseren Betrieb produziert, verarbeitet, verpackt und verkauft werden, keine GMO's enthalten oder davon abgeleitet sind.

    Ich denke schon, dass auch kleine Fortschritte der Welt gut tun.

    Viele Grüße
    Petra

  • Heute waren einige Freunde zu Besuch und durch das Tomatenbeispiel wurde eine lebhafte Diskussion entfacht.

    Eine Freundin ist aus Apulien und fährt jedes Jahr nach Italien, wo ihr Cousin eine recht große Landwirtschaft hat, Wein, Oliven und auch Tomaten anbaut.

    Für sie war das gar nicht neu; seit Jahren werden die Ernten schon vorab "organisiert" verkauft, an Genossenschaften, die Hotels vor allem in Norditalien beliefern.

    Für den Export ist nichts mehr vorhanden.

    Nur einmal konnte sie beim Cousin Wein mitnehmen, da sich Weinstein gebildet hatte und ein Hotel 800 Flaschen zurückgeschickt hat.

    In italienischem Wein sind Trauben aus Spanien und Portugal, im Olivenöl Früchte aus Griechenland und Spanien.

    Und die Milch für den exportierten teuren italienischen Büffelmozzarella kommt fast ausschließlich aus Rumänien!

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