Auf dem Jakobsweg unterwegs - Camino francés
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- Reisebericht
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Petra -
25. Juli 2018 um 06:00
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5. Etappe von Pamplona nach Puente la Reina - 24,7 km 41.326 Schritte, davon 23.931 Stufen/Steigungen
Irgendwie brauche ich morgens immer viel Zeit, denn der Rucksack muss wieder gepackt werden und ich muss entscheiden, was ich im Tagesrucksack alles mitnehme. Dieses Mal entscheide ich mich dafür, kein Regenzeug mitzunhemen.
Der Weg aus Pamplona zieht sich natürlich hin. Nur einmal muss ich nach dem Weg fragen, da ich nicht genau wusste, wie ich vom Hotel auf den Camino komme. Aber es war ganz leicht.
Morgens ist die Stadt noch wie ausgestorben. Kehrmaschinen machen alles sauber, die Geschäfte haben noch zu und es eilen Menschen durch die Straßen, die wahrscheinlich zur Arbeit gehen.
Ich komme am Campus vorbei, überquere die Autobahn und nach rund 3 Kilometern bin ich dann endlich raus aus der Stadt
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Nun bin ich 11 km gelaufen und wieder lange hinauf auf Schotterpisten, nun brauche ich unbedingt eine Pause. Diese mache ich in dem Dorf Zariquiegui. Es gibt - wie so immer eine vegetarische Tortilla, eine Banane und ein Tonic Wasser.
Gerade, als ich meine Pause beendet hatte und wieder gehen wollte, sehe ich Cecil. Ich habe sie schon in Orisson kennengelernt, sie kommt aus London. Melanie kommt aus Deutschland und fängt gerade mit dem Camino an. So bleibe ich doch noch ein Weilchen und wir unterhalten uns noch ein wenig.
Ich ziehe alleine los. Na klar, dass die Beiden mich kurze Zeit später überholen.
Es ist recht heiß und die Landschaft ist toll! Das Schöne an dem Camino ist, dass man an Orte kommt, wo man niemals mit dem Auto hinkäme und somit wirklich schöne Aussichten erhält.
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Ihr ahnt es schon? Genau, wir mussten nämlich wieder runter, das war nicht so lustig, da ziemlich steil und viele Steine, dafür kein Weg, so die ersten 3,5 Kilometer.
Bilder habe ich keine gemacht, denn ich musste höllisch aufpassen. Irgendwann haben mich wohl auch alle überholt, die auf dem Weg waren.
Aber man traf sich natürlich bei der nächsten Einkehrmöglichkeit...
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Die nächste Ortschaft ist Muruzábal. Von hier könnte man einen kleinen Umweg über Eunate machen. Das wird einem wärmstens ans Herz gelegt, denn dort gibt es ein kleines Kirchlein, ein Kleinod, wie auch im Outdoor geschrieben steht. Der Umweg würde aber über 3 Kilometer mehr bedeuten und ich bin froh, wenn ich es überhaupt noch rechtzeitig schaffe. Bis 20 Uhr hat die Rezeption in Puente la Reina auf.
So gehe ich den Umweg also nicht, habe später aber ein Video mit einer Drohne gesehen, ja es sieht schon nett aus.
Nach 2 weiteren Kilometern erreiche ich Obanos von dort sind es dann noch etwas über 3 km bis zu meinem Hotel.
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Völlig erschöpft erreiche ich das Hostal in Puente la Reina. Man hat schon auch mich gewartet. Ich bekomme als erstes ein Zitronengetränk gereicht, eisgekühlt, das schmeckte mir sehr gut.
Dann habe ich eingescheckt und nahm mir noch flüssige Nahrung mit auf´s Zimmer... Ich hatte keinen "Bock" mehr, auch nur einen einzigen Schritt zu laufen!
Ich habe ja unterwegs genügend gegessen, daher war das nicht so schlimm.
Fortsetzung folgt!
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6. Etappe von Puente la Reina nach Estelle - 23,4 km 39.165 Schritte, davon 25.009 Stufen/Steigungen
In der Unterkunft war ein Frühstück inbegriffen, allerdings gab es das erst ab 7:30. Somit kam ich erst recht spät los. Eigentlich zu spät.
Hier steht die "berühmte" Brücke aus dem 11. Jh. Sie war ein Geschenk der damaligen Königsfamilie an die Pilger, um den Fluss Agra schnell und gefahrlos zu überqueren. Im Übrigen treffen hier auch verschiedene Pilgerwege zusammen.
Schon vor 9 Jahren stand ich mit Friedrich und Dieter genau an dieser Stelle und habe die Brücke fotografiert. Wir sind damals den Jakobsweg mit dem Motorrad abgefahren.
Hier das Bild von vom 8.5.2009:
Es hat sich nicht viel verändert seit damals.
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Max aus Italien in Amerika lebend (oder umgekehrt) erzählt mir, dass er über 26 kg mit sich rumschleppt, er hat auch eine Drohne mit und verdient sich als You-Tuber, zumindest habe ich das so verstanden. Maria hat ebenso sehr viel Gepäck mit.
Am liebsten hätten sie auch mit mir ein Interview gemacht, was ich aber abgelehnt habe. Ich spreche ja kein italienisch und somit macht das wenig Sinn. Dafür wird dann die zahme Ente als Ersatz genommen.
Wir machen ein paar Fotos zur Erinnerung und die beiden Einheimischen wollen auch gerne in meinem Blog verewigt werden. Man trifft schon auf lustige menschen unterwegs.
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Hier findet man noch einige Abschnitte von alten Römerstraßen und genauso geht man auch darauf. Nichts für meinen Fuß... es folgt eine halb verfallene Römerbrücke, dann überquere ich die Autobahn und immer wieder stoße ich auf das alte Pflaster der Römer.
Auf dem Bild 5 habe ich einen "Kiosk" erreicht, man darf sich bedienen und erwartet eine kleine Spende. Ich nehme mir ein Stück Honigmelone und eine Tomate, lege eine Spende ind das Kästchen und setze mich ein Weilchen hin. Schuhe und Strümpfe ziehe ich aus, ich will ja keine Blasen bekommen.
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Nun komme ich am Canal de Alloz vorbei, es geht immer weiter, ich habe mittlerweile Routine. Die Hitze ist heftig, da hilft nur viel trinken und oft Pausen machen.
In Lorca mache ich eine Mittagspause und es gibt wie so immer Tortilla und Tonic Wasser. Ich muss sehr erschöpft aussehen, denn jeder fragt mich, ob es mir gut geht.
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Es ist heiß und ich finde mein gebuchtes Hotel nicht. Ich schmeiße mein Navi an und gehe falsch. Dann frage ich nach dem Weg, wieder zurück, durch einen Tunnel und irgendwann habe ich es geschafft, ich bin da. Gerade noch vor 20 Uhr, denn nur so lange ist die Rezeption geöffnet.
Ich werde freundlich begrüßt, aber ich merke, dass für "ihn" der Feierabend winkt. Alles geht husch husch, ein paar Ermahnungen wegen der Zimmerkarte, dass ich sie ja nicht zusammen mit dem Handy in eine Tasche nehme, dann komme ich nicht mehr rein.
Ok, ok, ich bin so geschafft, dass ich überhaupt nicht mehr rausgehe. Also kein Essen, kein Bier, kein Wein, sondern nur Wasser und Gummibärchen (vegetarisch natürlich!)...
So geht das nicht weiter, ab morgen ändere ich meine Taktik!
Viele Grüße
Petra -
7. Etappe von Estelle nach Los Arcos - 21,3 km 35.525 Schritte, davon 27.018 Stufen/Steigungen
Am 2. 8.2018 bin ich noch vor 6 Uhr aufgestanden, ich will einfach früher loskommen und die kühle Morgenluft mitnehmen. Die Packerei dauert natürlich seine Zeit. Ich überlege hin und her, ob ich Regenzeug in meinen Tagesrucksack einpacke und entscheide mich dagegen. Jedes Gramm weniger zählt.
Schräg gegenüber von meiner Unterkunft hat die Bar schon geöffnet. Die ersten Arbeiter trinken ihren morgendlichen Kaffee.Ich bestelle mir auch einen Kaffee con leche , einen frisch gepressten Orangensaft und dazu ein Croissant. Das muss fürs erste reichen. Ich halte mich nicht lange auf, der Camino ruft.
Gleich hinter Estelle kommt die Ortschaft Ayegui und es geht wieder stetig berauf. Eine kleine Abwechslung ist die Weinkellerei, die für die Pilger eine Weinleitung (und auch eine Wasserleitung) gelegt hat. Man könnte sich daran laben. Da es aber noch früh am Morgen ist, schaue ich es mir nur an. Gleich dahinter wäre auch ein Weinmuseum, dieses ist jedoch geschlossen.
Weiter geht es am Kloster Irache vorbei, eines der ältesten Klöster Navarras. Ich habe kein Bild gemacht, da es nicht gut zu fotografieren war.
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Nun erreiche ich eine Weggabelung und dieses Mal erinnere ich mich an den Tipp von Raimund Joos im Outdoor. Ich hole das Büchlein noch einmal vor und ja, genau hier war es. Es gibt zwei Wege nach Los Arcos. Beide sind gleich lang. Ginge ich den alten Weg gerade aus, so habe ich 240 mehr an Höhenmeter zu laufen. Da nehme ich dann doch lieber die vorgeschlagene "einfachere" Variante über die Orte Azqueta und Villamayor de Monjardin.
Es gibt unterwegs zunächst keine Einkehrmöglichkeit, so setze ich mich immer mal einfach auf einen Stein oder Baumstamm, je nachdem, was gerade da ist.
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Endlich nach 8 Kilometern komme ich in Villamayor de Monjardin an. Ich muss jetzt unbedingt eine längere Pause machen, außerdem habe ich Hunger und Durst. Es gibt einen Mini-Laden. Dort kann man kleine Stücke Baguette kaufen und natürlich auch einen Belag dazu wie zum Beispiel Schinken, Wurst und Käse. Nur was will ich mit 12 Scheiben Käse? Also kaufe ich mir eine Packung Hummus mit Aceitunas de Kalamata.
Das Brot lasse ich mir aufschneiden und ärgere mich, dass ich den Göffel (eine Seite Gabel, andere Seite Löffel) nicht im Tagesrucksack habe. So kaufe ich mir einen Löffel, denn ich muss das Zeug ja irgendwie essen. Es ist mir natürlich zu viel, aber ich biete es an wie Sauerbier, keiner der anderen Pilger wollte etwas abhaben. Daher habe ich es tapfer aufgegessen.
Ich fülle beide Wasserflaschen noch einmal auf, denn auf den nächsten 12 Kilometern soll es nichts geben.
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Die folgende Streckeist sehr heiß und bietet wenig Schatten. Ich treffe einen netten langsam gehenden Italiener, der meint, wir beide wären die einzigen, die noch übrig geblieben sind, weil wir so langsam sind. Er will sich nicht setzen, denn dann meint er, ist "finito". Er hat Probleme mit seinem Knie.
Lustig ist, er spricht nur italienisch und nichts anders. Aber irgendwie können wir uns auch verständigen. Dann geht er doch weiter und schneller als ich!
In der Ferne sehe ich ein Hinweischild auf eine Bodega. Das darf nicht wahr sein. Meine Vorräte an Wasser sind nämlich doch ganz schön wenig geworden und es liegen noch 5 Kilometer vor mir.
Erst einmal ein kühles Zitronengetränk und dann auf den Stuhl gesetzt und Beine hoch.
Der Italiener ist natürlich schon da und während wir uns amüsieren, dass wir bei der Hitze unterwegs sind, kommen noch 3 Italiener.
Der Wirt macht jedoch die Bude zu. Die Tische und Stühle werden abgeräumt und zusammengebunden, wir dürfen uns aber auf den Boden setzen. Ich kaufe schnell noch ein Wasser für unterwegs und mache es mir gemütlich... so weit es geht.
Ich bin dann mal wieder die Letzte, die sich aufrafft, bei der Hitze könnte ich mir ja mal die Frage stellen... aber ich mache es nicht. Tapfer gehe ich weiter.
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Endlich ist Los Arcos in Sicht. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich kurz vor dem Zieleinlauf bin. Aber auch hier zieht es sich noch ganz schön hin.
Irgendwann erreiche ich die gebuchte Pension Los Arcos, werde total freundlich von Jose aufgenommen, bekomme eine Karte vom Ort, in der er mir aufschreibt, wo ich gut ein Pilgermenü bekomme, es gibt genau zwei Restaurant, die gegenüber liegen, bei beiden kostet das Menü 12 Euro, aber in dem einem wird wie bei Muttern gekocht, das würde er mir empfehlen.
Er zeichnet mir auch noch den Weg aus der Stadt heraus und wo ich am nächsten Morgen um 6:30 schon ein Frühstück bekomme. An der Rezeption, die ab 20 UHr nicht mehr besetzt ist, gibt es einen Automat mit kühlen Getränken. Jose bringt mir meinen Rucksack ins Zimmer, ich bin mit der Wahl mehr als zufrieden.
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