Das Jahr neigt sich langsam dem Ende zu - da passt ja auch der Buchtitel. ![]()
Den 2018 erschienenen Roman "Neujahr" habe ich erst jetzt gelesen, aber er zählt direkt zu meinen Lieblingsbüchern von Juli Zeh!
Auch wenn er vergleichsweise wenig Seiten hat (die Hardcover-Ausgabe hat 191), hat es die Geschichte in sich
und es fällt mir jetzt schwer, hier nicht zu spoilern, denn es ist eigentlich kaum zu vermeiden,
wenn man näher auf die Geschichte eingehen möchte.
Darum halte ich mich diesbezüglich bedeckt und verrate nur so viel:
Die Erzählung spielt hauptsächlich auf der kargen Vulkaninsel Lanzarote.
Dort sind Henning und Theresa mit ihren kleinen Kindern über Weihnachten/Silvester im Familienurlaub.
Nach der ersten Woche voller Kinder-Bespaßung nimmt Henning sich am frühen Neujahrsmorgen endlich mal etwas
ganz für sich allein vor: Er will mit dem Fahrrad von ihrem Ferienort Playa Blanca auf den Atalaya-Vulkan
hinauffahren, wo auf 500 Höhenmetern das kleine Bergdorf Femés liegt.
Nun ist Henning nicht gerade ein trainierter Radsportler und sein Aufbruch so fix, dass er weder Wasser
noch Proviant dabei hat. Doch er ist fest entschlossen, den steilen Aufstieg zu bewältigen – und ja,
das klingt nun erstmal nicht sonderlich spannend, ist es aber. Denn auf dieser anstrengenden Fahrt, bei der
er durch Wasserentzug, Hitze und Überanstrengung zunehmend in einen gesundheitlich bedenklichen Zustand gerät,
denkt er über sein Leben der letzten 2 Jahre nach, also seit der Geburt des zweiten Kindes.
Wie sehr er seine beiden Kinder liebt – aber wie schwer es ihm fällt, den Alltag mit Beruf und Familie zu bewältigen,
allen (zu hohen) Ansprüchen an sich selbst zu genügen, in jeder Rolle zu brillieren und sämtliche wirklichen
oder vermeintlichen Erwartungen an ihn zu erfüllen. Und nicht zuletzt ist da auch noch ES.
ES, das immer wieder ohne Vorankündigung plötzlich über ihn hereinbricht, ihm Schlaf und Nerven raubt
und ihm Todesangst bereitet …
OK, viel weiter kann ich jetzt echt nicht gehen, ohne zu viel zu verraten. Aber da kommt noch was!
Und das ist alles so vordergründig leicht, aber doch so spannend und tiefgründig geschrieben – ich fand diesen
Roman einen echten Page-turner und da das Buch wie gesagt nicht so dick ist, kann man es auch gut
in einem Rutsch durchlesen. Ein starkes Buch von Juli Zeh und wie sie selbst sagt, ihr bis dato Persönlichstes.
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