04.12.09 - Teremia Mica
Schon um halb neun treffen wir uns mit dem orthodoxen Pfarrer von Teremia Mica an einer Bushaltestelle in Temesvar. Pfarrer Coca steigt zu uns ins Auto, denn er wohnt auch in Teremia Mica. Dieses Dorf liegt am "Ende der Welt" ca. 75 Kilometer von Timisoara entfernt. Von dort aus sind es nur wenige Kilometer bis zur serbischen Grenze.
Die Straße dorthin ist besser als erwartet, allerdings treffen wir noch viele Pferdewagen. Ab und zu merken wir, dass wir voll beladen sind, wenn mal wieder ein Schlagloch schneller da war, als erwartet.
Ich sitze hinten, neben mir stapeln sich Nudeln, Schuhe und Kartons mit Lebensmitteln. Manchmal, in einer Kurve, kommt mir eine Fischkonserve bedenklich nahe...
Pfarrer Coca hatte in Timisoara zu tun und so nimmt er heute die Gelegenheit wahr, mit uns wieder in "sein" Dorf zu kommen.
Teremia Mica ist ein sehr armes Dorf. Hier wohnen 120 Familien in größtenteils ärmlichen Verhältnissen. Ein Bad oder WC gibt es nicht in den Häusern. Im Dorf gibt es vielleicht 3 oder 4 Waschgelegenheiten für alle.
Pfaffer Coca erzählt uns, dass er vor kurzem mit einem Bus voller Dorfkinder in die Stadt Temesvar gefahren ist. Als sie die Toiletten aufsuchten, waren die Kinder verstört, denn sie wussten nicht, was sie dort machen sollten. Von zu Hause aus kennen sie nur ein "Plumps-Klo" draußen.
Seit ungefähr 2 Jahren ist Pfarrer Coca in Teremia Mica und seit dieser Zeit unterstützt Hilfe für Kinder das Dorf.
In diesem Jahr bekommt jede Familie ein Weihnachtspaket mit Grundnahrungsmitteln, die wir gestern in 120-facher Ausfertigung in der Metro eingekauft haben. Genau die Hälfte haben wir heute schon dabei.
Die zweite Hälfte bringt Mechtild Gollnick nächste Woche nach, wenn dort die Weihnachtsfeier für alle Kinder aus Teremia Mica im Dorf stattfindet. Auch hierfür hat Hilfe für Kinder einen großherzigen Sponsor gefunden.
Um 10 Uhr sind wir in Teremia Mare. Wir haben einen kurzen Termin bei einer Deutsch-Banaterin. Wir hören uns die Sorgen und Nöte an und versuchen, kurzfristig zu helfen. Gastfreundlich sind sie alle... Wir bekommen den echten schwarzen Kaffee und dazu "muss" ich einen "Palinka" ("Tuica") trinken. (50% Alkohol, selbstgebrannt und das um 10 Uhr morgens!)
Mechtild Gollnick hat Glück, sie fährt das Auto.
Und dann mache ich den Faux-Pas meines Lebens. Was sagt man bei uns in Deutschland? Prost!
Ich hebe mein Glas und stoße mit dem Pfarrer an und sage: Prost! Ehe das Wort verklungen ist, treibt es mir die Röte ins Gesicht, denn ich habe zu dem Pfarrer "Dummkopf" gesagt. Peinlich, peinlich...
Ganz schnell verbessere ich mich und sage "Norok" und entschuldige mich. Aber ich glaube, Pfarrer Coca hat es mir nicht übel genommen, denn er lacht laut und das die Banater Schwaben auch.
Das ist noch einmal gut gegangen!