Ich habe mal wieder ein Buch in die Finger bekommen, das mich sehr in seinen Bann gezogen hat und das ich gerne weiterempfehlen möchte - insbesondere denjenigen, die selbst schonmal in Südafrika waren oder sich generell für Afrika interessieren (aber natürlich auch allen anderen):
"Verheissene Erde" von James A. Michener
Es geht darin um die Besiedlungsgeschichte Südafrikas, aber nicht als Geschichtsbuch, sondern in Form eines generationenumspannenden Romans, der jedoch geschichtlich sehr gut recherchiert ist.
Erzählt wird aus den unterschiedlichen Perspektiven dreier Familien: Einer indigenen afrikanischen, einer von später zugewanderten Buren sowie einer Familie englischstämmiger Einwanderer. Dabei handelt er einen Zeitraum von mehreren Jahrhunderten bis hin zur Apartheitspolitik des 20. Jahrhunderts ab.
Zugegeben - der 1000 Seiten mächtige Wälzer wirkt erstmal eher abschreckend, jedenfalls auf mich. Und wenn man dann auch noch feststellt, dass die Seiten klein und eng bedruckt sind, so dass der Inhalt wohl eher 2000 Seiten entspricht, wird es noch nicht besser.
Doch hat man diese Hemmschwelle erst einmal überwunden und beginnt zu lesen, wird man schon bald förmlich in die Geschichte hineingesogen und es fällt schwer, das Buch wieder loszulassen.
Die eindrücklich und spannend erzählten Lebenswege und Schicksale der so unterschiedlichen Protagonisten mit ihren jeweiligen Lebens- und Denkweisen vermitteln ein lebensnahes Bild dieser Menschen, die damals in Südafrika lebten, aufeinandertrafen und sich mit diesem Aufeinandertreffen irgendwie arrangieren mussten.
Da stets aus subjektiver Sicht der jeweiligen Familie erzählt wird, wird dem Leser zum Glück auch keine vorgefertigte Meinung zu diesem komplexen Thema aufgezwungen, sondern es steht ihm frei, sich seine eigene Meinung zu bilden.
Für mich persönlich ermöglichte diese subjektive Sichtweise der Familien ein gewisses besseres Verständnis des Wesens dieser aus Europa zugewanderten Menschen, ihrer Motivation und Beweggründe; ja, sogar eine Art ursächliche Erklärung für das, was im Zuge der Geschichte dann in Südafrika geschehen ist.
- Aber Vorsicht bitte: Ganz gewiss keinerlei Verständnis, Gutheissung oder gar Entschuldigung für das, was diese Menschen getan, angerichtet und gebilligt haben!
Am besten gefallen hat mir der Charakter des "verrückten Aaron", der von Kindesbeinen an den Lockruf von Wildnis und Weite in sich verspürt. Schon im Jugendalter begibt er sich zusammen mit seinem dunkelhäutigen Freund auf eine erste, mehrmonatige Wanderschaft durch das weite, unbekannte Land, welche die beiden viele Jahre später wiederholen werden, begleitet von einer Hyäne. Abenteuer, Gefahr, wilde Tiere, weite Landschaften, Mut, Freundschaft und ein unbändiger Freiheitsdrang – man möchte am liebsten mit den beiden mitwandern.
Was mich nur mal wieder wundert: Wie kann es dieses Buch so lange schon geben (1980!), ohne dass es mir schon früher in die Hände gefallen ist!?