Kappadokien im September 2024

  • Fazit vorab:

    Kappadokien ist sehr gut geeignet für allein reisende ältere Leute :)


    Am 2.9. bin ich mit Turkish Airline über Istanbul nach Kappadokien geflogen. Wer in Istanbul umsteigen will, sollte sich besser 3 als 2h Zeit nehmen!
    So gut wie kein Inlandsflug startete pünktlich.

    Weit nach 22h habe ich mein Höhlenzimmer in Göreme bezogen. Göreme ist touristischer Höhepunkt der Region; in den späten 1960ern wurde die Bevölkerung umgesiedelt und in deren bisherigen Wohnungen, vor allem an den Hängen, Hotels und Restaurant lizensiert. Im Stadtzentrum gibt es eher preiswerte Lokale, Shops aller Art und natürlich unzählige Tourenanbieter. Inzwischen sind in vielen Tälern auf einigen Strecken auch Quads zugelassen, was das Wandern zu bestimmten Zeiten recht staubig werden lässt.

    Mein Zimmer

    Auf einem Betonbett habe ich zuvor noch nie geschlafen, es hat aber eine Sperrholzplatte zwischen Matratze und dem Stein.

    Neben der Rezeption gibt es Frühstück: Nescafe, Milch und einen Saft zur Selbstbedienung.


    Und das kam alles automatisch, samt 5 sehr frischen, guten Brötchen.
    Ab dem zweiten Morgen habe ich nur noch selektiv bestellt!


    Auf dem gut ausgebauten, schön gepflasterten Weg kann man zum Sunsetpoint fahren oder laufen. Allerdings kostet diese neue Straße eine Gebühr.

    Das holperige, löcherige Kopfsteinpflaster endet davor und die zahlreichen Einbahnstraßen, die in beiden Richtungen von allen möglichen Vehikeln befahren und von allen möglichen Lebewesen begangen werden, haben mich davon abgehalten, meinen gebuchten Mietwagen zu nutzen. Den zugesagten Parkplatz gab es nicht und die umliegenden Shopbetreiber haben ihre Roller so abgestellt, dass sie für die Klienten der umliegenden Restaurants einen Parkplatz blockiert haben.



    In jedem dieser nobleren Restaurants gibt es andere Musik, das eine hatte jeden Abend ein klassisches Orchester auf der Terrasse, beim anderen gab es Hard Rock, beim nächsten Abba etc.

    Aber pünktlich mit dem Muezzin-Ruf wird Pause gemacht.




  • Mein Hotel am Hang: Das Zimmer liegt unterhalb der linken Laterne



    Özkonak ist wohl die am wenigsten spektakuläre unterirdische Stadt, ich war ganz alleine dort und hatte auch keine Anweisung bekommen.

    Jetzt, nach der nächsten Stadt, weiß ich es besser: Der rote Pfeil führt in die Tiefe, der blaue Pfeil zurück.




    Love Valley, ab da bin ich gewandert.



    Kaum Menschen in der Mittagszeit, aber mehr als 30°C und die 1,5-Liter-Wasserflasche war schnell leer.


    Der Wochenmarkt bietet nicht viel - wozu auch, Touristen kaufen kaum Obst und Gemüse.

    Stattdessen buchen sie lieber eine Fahrt mit so einem Oldtimer.

  • Noch immer Pasabag




    Kirche


    Zelve Open Air Museum




    Weinkeller



    Und von Devrent Valley oder auch Pink Valley bin ich gleich wieder geflüchtet. Das Kamel in der Mitte ist die Hauptattraktion, die vielen Busse kämpfen um die Parkplätze und lärmende Gruppen brauch ich überhaupt nicht! So ging es unplanmäßig schon an diesem Nachmittag zum Göreme Open Air Museum weiter.

  • Das Open Air Museum ist riesig! Trotz der vielen Busse ist nach dem echten Eintrittsgate ein paar hundert Meter weiter am Berg sehr schnell ein individuelles Laufen möglich. Die Gruppen bekommen an schattigen Plätzen mit Sitzgelegenheiten ihren Vortrag, dürfen entscheiden, ob sie weiter laufen wollen oder hier die Aussicht genießen möchten und die meisten wollen nicht.






    Hunde waren niemals ein Problem: Sie schlafen entweder oder kommen ganz kurz freundlich nah.



    Berühmt ist das Museum für seine Kirchen.

    Ich bin wohl die Einzige, die sich an das Foto- und Filmverbot innerhalb gehalten hat. Die Malereien werden auch kräftig betatscht.
    Wahrscheinlich sind diese wertvollen Relikte innerhalb der nächsten 20 Jahre zerstört.

    In den Wohnungen war fotografieren erlaubt.



  • Kaymakli ist die zweitgrößte unterirdische Stadt. Fahrer Sami hat mir zu ihr geraten, weil Derinkayu (9 Stockwerke statt hier 6) völlig (Busroute) überlaufen wäre. Gut so, denn nachdem ich die chinesische Gruppe überholt hatte, war ich alleine und konnte mich im eigenen Tempo bewegen: Das Krabbeln mit Rucksack ist nicht so vergnüglich, vor allem wenn man nicht weiß, wie lange die Tunnels und wie steil die Stufen sind.

    Das Licht hat eher geblendet als geholfen.

    Über 4.000 Jahre alt ist die Stadt und die Bevölkerung hat sich samt Tieren + Vorräten bei Angriffen in den Berg zurückgezogen. Hier gab es kein individuelles Leben mehr, sondern ein kollektives.









    Letzter Ausflug: Ihlara-Schlucht

    Die hätte ich alleine auch nicht gefunden, eine der beiden Zufahrtstraßen war gesperrt ohne Umleitungshinweis.

    Ein nett gemachter Abfalleimer


    Und eine wunderschöne Wanderstrecke entlang des Tales mit viel Schatten, wenn man das Zentrum mit den Touristenbussen verlassen hat.

    Für die gibt es Lunch nach Besuch von Derinkayu in einem der riesigen Lokale und die Möglichkeit, ca. 45 Minuten zu laufen.

  • Über Geschmäcker lässt sich streiten, aber entlang des Weges gibt es sehr viele Sitzgelegenheiten-









    Hier essen die Einheimischen mitten im Fluss


    Und hier die Bustouristen, die beim Tagesausflug nach Derinkuyu hier ca. 1h Aufenthalt für Lunch und ein paar Schritte haben.


    Auf dem Weg zum Flughafen sehe ich tatsächlich ein paar Ballons!


    Schön war es in Kappadokien, bis aufs eigene Autofahren (hätte ich wissen sollen) war alles pflegeleicht. Sehr freundliche Menschen haben mich bei Wanderungen der Straße entlang gefragt, ob sie mich mitnehmen können ;)

    Die 500 in Lira getauschten € haben gereicht um alle Kosten zu decken und ich habe sogar noch einige übrig.

    Die lieben Hunde waren gar kein Thema, eher aufdringliche Katzen.

    Claudi, wahrscheinlich habt ihr bei eurem Kurztrip die derzeitige Zerstörungswelle überhaupt nicht mitbekommen können:

    Für mich war es erschreckend, dass Quads + Jeeps durch die Täler brettern, dass in allen Kirchen mit Blitz gefilmt und fotografiert wird, dass Kinder und Erwachsene Steine aus den Wandbildern mitnehmen oder diese - wie auch in den unterirdischen Städten - beschmieren.

    Ich bin froh, dass ich das noch so sehen durfte!

  • Vielen Dank für den Reisebericht - das ist ja wirklich fazinierend und ich möchte es gerne selber sehen. Mal schauen. Soviel Laufen geht für Jan ja nicht mehr---- da waren schon Strecken, da weiß ich jetzt schon, dass er Zeter und Mordio schreien würden. Toll. dass DU die Fahrt gemacht hast

    "Was gäbe ich für Küsse, wie kalte Kirschen, Zeit wie Sand am Meer.Was gäbe ich her, wenn jeder Tag wie der erste des Sommers wär" (Zitat aus dem Song "Engel" der Gruppe MIA)

    http://rosentaenzerin.wordpress.com/

  • Ich hab ja schon sehr gespannt auf deinen Bericht gewartet und bin begeistert. Für mich wäre eine Kurzreise mit Istanbul/Kappadokien ein guter Einstieg für weitere Erkundungen in der Türkei.

    Fahrer würde ich nur notgedrungen nehmen, hast du vielleicht auch irgendwo öffentliche Busse gesehen, die in der Nähe einiger Sehenswürdigkeiten eine Haltestelle anbieten? Einiges kann man ja auch von Göreme zu Fuß erreichen.

    Ich denke, die Türkei hat viel zu bieten. Ich sollte mich mal näher mit diesem Land beschäftigen.

  • Es ginge auch ohne Istanbul: Pegasus fliegt ab Bremen Kayseri für wenig Geld direkt an!

    (Für mich hat sich Pegasus nicht gerechnet, weil ich 2 Zusatznächte in Stuttgart hätte buchen müssen.)

    Ab Kayersi-Airport starten mindestens stündlich moderne Busse zur einstündigen Fahrt nach Göreme (ca. 8€), laden dort Rucksackreisende aus und wieder ein.
    Ich musste ja nach jeder Wanderung auf dem Weg zurück zu meinem Hotel durchs Göreme-Zentrum laufen und hab mich fast jeden Tag ein halbes Stündchen auf eine Bank am Busbahnhof gesetzt und das bunte Treiben beobachtet.

    Sämtliche Dörfer mit Sehenswürdigkeiten vor Ort sind ab diesem Busbahnhof - an den Bussen stehen Ziele/Nummern - sehr einfach zu erreichen. Alle Ticketverkaufsstellen sind in einem Gebäude nebeneinander untergebracht, die tagesaktuellen Fahrpläne sind gut sichtbar ausgehängt.

    Nachdem ich gut 2km vom Busbahnhof entfernt gewohnt habe, war ich zu faul, diese bei mehr als 30° noch extra zu laufen und hab ein Taxi = gehört immer dem Bruder oder Vater eines Freundes, ist auch völlig in Ordnung, genommen.

    Ob es auf den Strecken weitere Haltestellen direkt an den Ausgangspunkten der Täler gibt, weiß ich nicht.

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