Bei den Kranichen in Mecklenburg-Vorpommern

  • Endlich war es soweit, der Termin bei den Kranichen stand an. Schon im März hatte ich mich mit einer Fotofreundin verabredet, gemeinsam zu den Kranichen zu fahren.

    Wir haben eine gemütliche Ferienwohnung in Altenpleen (Landkreis Vorpommern-Rügen) gebucht und zwar im Hotel und Restaurant Commander Störtebecker: 2 Schlafzimmer, ein Wohnzimmer, eine Kochnische, WC und Duschbad. Für uns genau richtig.

    Ich fuhr zunächst bis Hamburg, dort stellte ich meinen Wagen ab und dann ging es gemeinsam mit Karin in ihrem Auto nach Altenpleen. Es ist ja doch eine Ecke zu fahren und gemeinsam ist es einfach netter. Vorher musste ich noch meinen ganzen Plunder in ihr Auto schleppen.

    Wir mussten jede Menge mitnehmen, von einer Sitzgelegenheit über warme Decken, die diversen Fotosachen, Stative, Laptop und so weiter und so fort.

    Für einen Tag haben wir uns jeder eine Hütte gemietet, denn wir wollen die Kraniche hautnah beobachten. Ob wir das durchhalten und wie dieser Tag sein wird, das konnten wir uns nicht vorstellen, aber wir wollten es machen.

    Diese Beobachtungshütten muss man lange im Voraus anmelden, sie sind immer schnell weg. Im Kranichinformationszentrum in Groß Mohrdorf bekamen wir die Schlüssel für die Hütte einen Lageplan und eine ellenlange Liste mit den Vorschriften, was wir alles zu machen hatten und was wir nicht dürfen. Darüber werde ich noch gesondert berichten.

    Ebenso mussten wir noch Formulare ausfüllen und unterschreiben, ein Handy ist mitzunehmen (zwingend vorgeschrieben), dann gab es noch einen 10 kg Eimer gefüllt mit Mais und eine Plastiktüte für den Eimer in der Hütte. (für gewisse Bedürfnisse) ;)

    Wir fuhren schon mal zu der Beobachtungsstelle hin und machten die ersten Bilder. Meine kann ich hier nicht vorzeigen, sie sind einfach nichts geworden, aber es war ganz gut, dass wir uns die Gegend schon mal angeschaut haben.

    Vor sechs Jahren war ich schon einmal hier
    , das war mein erster Fotoworkshop, den ich nach meinem Arbeitsleben gebucht hatte, da hatte ich noch keine vernünftige Kamera geschweige denn ein großes/gutes Objektiv:

    Die Vögel des Glücks - ein Besuch bei den Kranichen

    Bild 1 - unser Hotel
    Bild 2 - Eingang zu unserer Ferienwohnung
    Bild 3 + 4 Kranichzentrum in Groß-Mohrdorf

  • Mit dem Wetter hatten wir Glück und das sollte bis zu unserer Abreise auch so bleiben.

    Am nächsten Morgen standen wir schon früh auf, denn wir wollten vor dem Sonnenaufgang schon an Ort und Stelle sein. Da wir wissen, dass wir nicht die einzigen Fotografen sind, die die Kraniche beobachten und fotografieren wollen, müssen wir noch eine weitere halbe Stunde früher da sein, um a) einen Parkplatz zu bekommen und b) einen guten/optimalen Platz, wo wir unsere Stative aufstellen können.

    Wir befinden uns am Naturbeobachtungspunkt am Günzer See. Hier finden die Ablenkfütterungen statt, das heißt, es wird an gewissen Stellen Mais gestreut, damit die Kraniche nicht auf die frisch bestellten Felder gehen.

    Bild 2 - die Beobachtungshütte am Günzer See

  • Es gibt natürlich auch zu gewissen Zeiten Informationen durch das Kranichzentrum. Sie halten sich dann auch hier auf, verteilen Broschüren, stehen für Fragen und Antworten zur Verfügung und sammeln natürlich auch Spenden für das Kranichfutter.

    Der Kranich (Grus grus) gehört zu der Ordnung Kranichvögel (Gruisformes) Es gibt insgesamt 15 Kranicharten auf der Welt, aber nur der Graue Kranich ist hier in Europa beheimatet.

    Ich habe hier mal die Schautafeln, die an der Beobachtungshütte zu sehen sind, fotografiert. Da stehen ein paar nützliche Informationen drauf.

  • Auf der anderen Seite gegenüber stand der Mond am Himmel, er sollte an diesem Tag erst gegen 11 Uhr untergehen. Er war noch richtig schön rund und groß.

    So wechselten wir ab und zu die Positionen. Auch im Gegenlicht gab es wunderbare Ansichten. Weit hinten äste ein Reh, am Himmel zogen die Kraniche ihre Runden und irgendwann kamen auch die Gänse. Das war ein Gerufe und Geschnattere.

  • Es war doch noch ganz schön kühl am frühen Morgen. Knapp 4 Stunden später holten wir unser Frühstück aus dem Auto. Das hatten wir uns schon am Vorabend zubereitet. Es gab Brote mit Käse und Veggie-Wurst, Gurken und Pfefferminztee.

    Von meinem Neffen hatte ich mir einen bequemen Campingstuhl geliehen, perfekt! Man kam mit dem ein oder anderen Fotografen ins Gespräch, tauschte ein paar Erfahrungen aus, ja das war ganz nett. Irgendwann gegen 13 Uhr fuhren wir zurück in die Ferienwohnung. Das Licht war ohnehin viel zu hart. Ich nutzte die Zeit, überspielte die Bilder und machte schon mal eine erste Sichtung.

    Übrigens in Altenpleen gibt es einen kleinen Markt, wo man ein paar Sachen einkaufen kann. Der Laden hat keine große Auswahl, aber immerhin 2 Sorten Käse. :ccool

    Einen Geldautomaten sowie eine Apotheke gibt es nur im nächsten Dorf (Prohn) ein paar Kilometer weiter. Das Hotel konnte nur Bargeld annehmen. Mit Scheckkarte war noch nicht eingerichtet. Die Besitzer (sehr nett!) hatten das Hotel erst gerade gekauft.


    Bild 2 + 3 Grau-Gänse

  • Gegen 16:30 Uhr fuhren wir wieder an den Günzer See, machten etliche Fotos und hatten einen wunderschönen Sonnenuntergang.

    Bei den Kranichen kann es passieren, dass sie auf einmal alle auffliegen und schwupps ist die Wiese leer. Die Tiere sind sehr störanfällig und schon ein Fahrradfahrer, der anhält, um ein Foto zu machen, kann der Auslöser sein, wie es bei uns heute Morgen gewesen ist. Sicher wusste er nichts davon, aber danach waren die Tiere erst einmal weg und wir schauten ganz schön dumm aus der Wäsche.

    Mittlerweile werden auch Busladungen von Touristen "angekarrt", die haben allerdings nichts besseres im Sinn, als sich mit Bratwurst und Bier lauthals zu amüsieren. :razz Aber irgendwann kam der erlösende Ruf, der Bus kommt und schwupps wurde es wieder ruhig. 8)

    Dann machte auch der Bratwurststand dicht und fuhr seiner Wege.

  • Wir mussten nun warten, bis der letzte Kranich nach dem Sonnenuntergang vom Felde geflogen war und auch kein Fotograf oder Ornithologe noch Tierbeobachtungen machte, dann durften wir den Weg zu den gemieteten Hütten wagen.

    Es gibt 4 Hütten, die alle an verschiedenen Stellen stehen, also nicht in Rufweite. Karin hatte die Nr. 4 und ich die Nr. 1. Wir schleppten nun die beiden 10-Kilo Eimer mit Mais, mein Stativ, etliche warme Sachen, eine Decke zu den Hütten. Noch war es nicht ganz dunkel, aber man brauchte schon ein Licht. Schlimm war, dass wir über ein Naturfeld laufen mussten mit Löchern, Steinen und sehr uneben. Für mein Bein war es eine Tortur.

    Karin kam dann noch mit zu meiner Hütte. Dazu mussten wir noch einmal ein weites Stück über das Feld laufen, dann über den Graben gehen und an dem Rand eines Maisfeldes wieder ein Stück zurücklaufen. Boah, sage ich nur, wie gut, dass wir das alles nicht gewusst hatten.

    Als wir dann meine Hütte erreicht hatten, war ich fix und fertig, Karin auch. Mittlerweile war es stockfinster geworden, wir waren froh, dass wir nicht alleine waren, denn es war alles schon sehr unheimlich. Schnell legte ich alle Sachen rein, wir schafften es nicht das Schloss wieder zuzuschließen. Nun ja, wir ließen die Hütte offen, in der Hoffnung, dass keiner in der Nacht über das Feld schleicht und nachschaut, ob vielleicht etwas drinnen liegt. :ttwisted

    Der Rückweg im Finstern war auch nicht lustig, aber wir haben es geschafft. Glaubt mir, an diesem Abend sanken wir früh und kaputt ins Bett. Der morgige Tag sollte noch anstrengender werden.

    Auf dem Bild sieht man die Hütte Nr. 2 auf der anderen Seite des Grabens. Das Bild habe ich von meiner Hütte aus am nächsten Tag gemacht.

    Fortsetzung folgt!

  • Am nächsten Tag mussten wir früh aufstehen, denn wir sollten schon um 6 Uhr in der Hütte sein. Um halb sechs fuhren wir von der Ferienwohnung los. Es sind nur wenige Kilometer bis zum Naturbeobachtungspunkt am Günzer See. Tja und wir sind doch glatt an der Einfahrt zum Parkplatz vorbeigefahren. Es ist einfach viel zu dunkel. Das kann ja noch lustig werden.

    Karin drehte und dann fuhren wir ganz langsam zurück und fanden die Einfahrt. Schnell den Wagen abgestellt und dann mussten wir die Fotoausrüstung schleppen. Mann, was hatten wir alles mit. :KKopffass2

    Mit Stirnlampe und Taschenlampe um den Hals machte ich mich mit Karin auf den Weg. Im Dunkeln sind wir dahin gestolpert, haben gestöhnt und geflucht. Ich hatte noch einen Leki-Stock mit, so dass ich mich abstützen konnte. Wir erreichten Karins Hütte und ich bekam meinen 10-Kilo Eimer voll mit Mais. Den musste ich nun auch noch mitnehmen.

    Mutig stapfte ich nun alleine weiter in der Dunkelheit. Ich hörte Geräusche, die Gänse machten Lärm, sie fühlten sich wohl gestört. Ich erreichte den Punkt, wo ich den Mais verstreuen wollte. Das habe ich ruckzuck erledigt. So ganz wohl fühlte ich mich alleine auf dem Feld in der Dunkelheit nicht.

    Auf einmal sah ich einen riesigen Schatten. Ich sage Euch, ich hatte einfach nur Angst. Dieser Schatten bewegte sich. Ein Hund? nein, viel zu klein. Ein Bär, gibt es hier Bären? Ich war nahe dran hysterisch zu werden. Der schwarze Schatten kam auf mich zu. Ich hatte keine Chance und leuchtete ihn an.

    Dann sah ich, dass es ein Mensch war. Das musste auch einer von uns sein, der die Hütte Nr. 2 gemietet hat. Ich sprach ihn an. Gott sei Dank, es war ein Fotograf. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Ich fand den Übergang auf die andere Seite des Grabens und ging nun am Maisfeld entlang. Immer noch in der Dunkelheit.

    Endlich war ich an der Hütte. Fix habe ich sie aufgeschlossen, alles reingestellt, bin auch reingegangen und habe den Riegel vorgeschoben. Mein Herz klopfte immer noch laut. Boah, was tue ich mir da an...

    Ich richtete mich so gut es ging ein, die Hütte war ja nicht größer als 1 x 2 Meter und stehen konnte man auch nicht.

    Die Sonne ging langsam auf und die ersten Kraniche kamen angeflogen. Das entschädigte natürlich für alles.

    Nach einer Weile, das Licht fing gerade an, gut zu werden, kam der Bauer angefahren und streute auch eine ganze Fuhre Mais auf das Feld. Klar, die Kraniche flogen natürlich alle weg.

  • So richtig nah kamen die Kraniche natürlich nicht an die Hütte. Mit 400 mm und Cropfaktor, ich habe die Canon 7D Mark II, kam ich dann auf 640 mm, das war gerade so ausreichend. Ich hätte noch einen Konverter dabei gehabt, aber diesen habe ich nicht eingesetzt.

    Auf dem letzten Bild sieht man einen Jungvogel, erkennbar an dem braunen Gefieder.

  • Insgesamt war ich knapp 14 Stunden in der Hütte. Man durfte sie nicht verlassen. Das ist eine lange Zeit. Ab und zu nickte ich zwischendurch mal auf dem Stuhl ein, aber besonders bequem war es nicht. Ab und an simste ich mit Karin, damit jeder von uns wusste, dass es einem gut ging. :mrgreen

    Verpflegung und Wasser hatten wir uns mitgenommen. Beim Wasser war ich vorsichtig, denn es gab ja nur einen Eimer in der Hütte für die gewissen Bedürfnisse. :rolleyes

    Eine Geschichte habe ich noch
    , während ich grade gemütlich in mein Butterbrot beißen wollte, sprang oder fiel eine riesige Spinne auf mein Objektiv, das aber sicher auf dem Stativ stand.

    Da die Hütte ja so eng ist, konnte ich leider keinen Satz nach hinten machen, da war nämlich die Wand. Außerdem war es dunkel in der Hütte, wir haben ja nur winzige Fotoklappen. Ein wenig panisch nahm ich den Besen (wir müssen am Abend die Hütte ausfegen), ließ die RIESENSPINNE daraufkrabbeln und steckte den Besen aus der Luke und schüttelte ordentlich.

    Auch wenn es ein paar Kraniche verscheucht hätte, das Vieh musste ich loswerden. Ich hatte aber Glück, die Kraniche waren just in diesem Moment ganz woanders und wurden NICHT gestört. (Sonst hätte ich noch Ärger bekommen!)

    Gott sei Dank war es die einzige Spinne, die sich sehen ließ. Ab und zu rumpelte es auch an der Hütte. Wer weiß, wer das war. Karin meinte, das muss der Wind gewesen sein.

    Apropos Wind, es war sehr kalt und zugig und wie gesagt 14 Stunden sind lang...

  • Ab frühen Nachmittag hatten wir Gegenlicht. Wenn gerade keine Kraniche da waren, überspielte ich schon mal die Bilder auf mein Laptop und machte eine kleine Sichtung.

    Neben vielen Fotos habe ich auch jede Menge Video-Sequenzen aufgenommen. Das Video habe ich hier veröffentlicht:

    Kraniche am Günzer See

    Die Sonne ging unter und die Kraniche und die Gänse zogen von dannen, langsam nach und nach. Erst wenn der letzte Kranich vom Felde geflogen ist, dann dürfen wir aus der Hütte raus. Da wurde es natürlich schon wieder dunkel.

    Endlich wieder draußen musste ich mich erst einmal recken und strecken. Dann musste der Eimer geleert werden, die Hütte ausgefegt werden. Ihr glaubt ja nicht, wie dreckig ich war. :question

    Zum Schluss mussten die Klamotten wieder zum Auto getragen werden. Karin kam mir entgegen und half mir, so dass ich nur einmal gehen musste.

    Wir waren völlig kaputt aber zufrieden. Die Strapazen haben sich gelohnt. :exxclaim

    Ich würde es jederzeit wieder machen.

    Das geplante frühe Aufstehen am nächsten Tag haben wir einfach ausfallen lassen, wir waren dazu einfach nicht in der Lage. So frühstückten wir gemütlich, packten unsere Sachen zusammen und machten uns auf den Heimweg.

    Es war ein unvergessliches Erlebnis!

    Nachtrag: 2020 war ich wieder bei den Kranichen am Günzer See <3





    Viele Grüße
    Petra
    PS. hier kann auch wieder kommentiert werden.

  • Hut ab vor deiner Geduld in der Winzighütte! ~^^
    Aber es hat sich wirklich gelohnt. Das Licht ist toll, mein Favorit sind die Kranichschwärme. Auch ohne Fotoapperat ist es bestimmt interessant, die Kraniche zu beobachten. So ein wenig kann ich die Hobbyornithologen verstehen. ;) Mit Kamera ist es aber besser ~^^
    Feine Serie Petra!

    LG kiki

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