"Der Garten der verlorenen Seelen" von Nadifa Mohamed - Endlich habe ich mal wieder ein Buch gelesen, das mich ganz besonders beeindruckt und noch immer nicht ganz losgelassen hat!
Worum geht's? - In aller Kürze:
Schauplatz: Somalia zu Beginn des Bürgerkriegs
Hauptfiguren: ein Mädchen, eine junge Frau und eine "alte" Frau
Handlung: 3 Schicksale, die miteinander verknüpft werden
Und hier die Langversion:
Kurz vor Ausbruch des Bürgerkriegs in Somalia kreuzen sich im Zuge einer Propagandaveranstaltung der Regierung die Wege
der drei Protagonistinnen des Romans: Des Waisenmädchens Deqo, der Witwe Kawsar und der jungen Soldatin Filsan.
Als die kleine Deqo während der Feierlichkeiten nicht so funktioniert wie vorgesehen, greift Kawsar mutig ein, um sie vor Bestrafung zu schützen, wird dabei jedoch selbst festgenommen und ins Gefängnis geworfen. Während des Verhörs durch die jungen Soldatin Filsan
schlägt diese die ältere Frau so brutal zu Boden, dass diese daraufhin nicht mehr aufstehen kann.
Im weiteren Verlauf des Romans erhält jede der drei ihr eigenes Kapitel, welches ihre jeweilige Geschichte erzählt und wie ihr Leben
nach dem kurzen Zusammentreffen in dem vom Bürgerkrieg zerrissenen Land für sie weitergeht.
Dabei schildert die Autorin die einzelnen Schicksale zugleich nüchtern und doch mit sowohl kraftvoller als auch schöner Sprache
und zeichnet damit die unterschiedlichen Charaktere sehr eindringlich und glaubwürdig:
Die kleine Deqo, die einfach nur Liebe, ein Zuhause, eine Familie sucht, und dabei selbstbestimmt ihr Überleben meistert,
so gut dies in der vorherrschenden Armut, Zerstörung und Brutalität der Kriegswirren möglich ist.
Kawsar: Ende fünfzig, kinderlose Witwe, hilflos ans Bett gefesselt und nur noch von Erinnerungen an die Vergangenheit am Leben gehalten, welche von den Düften aus ihrem kleinen, üppigen Garten genährt werden, in dem jeder Baum einer Seele entsprungen ist.
Filsan, die sich seit ihrer Kindheit in einer von Männer dominierten Welt immer wieder aufs Neue beweisen muss, deren Vater
sie zugleich liebte und hasste und ihr „durch die Gitterstäbe seiner Liebe“ nur einen flüchtigen Blick auf die Welt gewährte.
Im letzten Kapitel treffen die drei schließlich erneut aufeinander und müssen eine Entscheidung für ihr Überleben treffen.
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Ein sehr berührender Roman über das Leben und Überleben in einem von Armut und Krieg gebeutelten Land – wobei dieses ebenso gut Syrien, Jemen oder der Libanon sein könnte - der am Schluss aber doch noch einen Funken Hoffnung aufkeimen lässt.
Sehr empfehlenswert - gerade auch jetzt als nicht triviales Lesefutter in der dunklen Jahreszeit oder als Weihnachtsgeschenk.
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