4 Wochen Brasilien im Juni 2023 (Rio, Pantanal, Salvador de Bahia und Trancoso)

  • Vor dem eigentlichen Reisebericht mit Bildern vorab ein paar generelle Informationen für Brasilieninteressierte und vielleicht auch eine Anregung für einen Urlaub dort.

    Das Reisen in Brasilien ist sehr entspannend, wir sind uns einig, dass wir noch niemals einen so bequemen, störungsfreien und entspannenden Urlaub hatten!

    Flüge

    Check-In: Gepäckaufkleber werden bereits vor den Schaltern von sehr freundlichen Angestellten auf die Koffer geklebt, am Schalter wird nur gewogen und die Bordkarte gedruckt.

    Senioren (60+), Schwangere, Übergewichtige, Behinderte etc. haben per Gesetz Priorität.

    Von der Ankunft am Flughafen bis zum Gate haben wir selbst in Rio und Sao Paulo weniger als 30 Minuten gebraucht.

    WLAN ist überall kostenlos zugänglich, nicht nur in den Flughäfen.

    Im krassen Gegensatz zu Argentinien waren alle 7 Inlandsflüge bei Start und Landung auf die Minute pünktlich, alle Maschinen neuwertig (Latam, Azul, Gol) und auch bei 50-Minuten-Flügen gab es kostenlos Getränke und Nüsse oder Kekse. Kurz vor der Landung wurden Becher und Tüten in Müllsäcken eingesammelt, so dass kein Reinigungstrupp nötig war.

    Transfers

    Alle Fahrer standen mit Schild in den Ankunftshallen, alle Autos waren neuwertig und geräumig.

    Englisch spricht kaum jemand, wir haben uns entsprechende Apps heruntergeladen, was gut geklappt hat.

    Bevölkerung

    Wir haben niemanden getroffen, der nicht nett und hilfsbereit war. Im Stadtteil Santa Teresa/Rio war auch abends das Herumlaufen unbedenklich, genauso in Salvador und Trancoso;

    meine Befürchtungen im Vorfeld absolut grundlos.

    Alle sind entspannt, kein Gedrängel, selbst in engen Gassen wird freundlich auf die Fußgänger gewartet anstatt gehupt.

    Essen und Trinken

    Hervorragend und zu sehr annehmbaren Preisen, wenn man das System durchblickt hat: Der Preis bezieht sich normalerweise auf 2 Personen und die Menge ist ausreichend für vier = wir haben eine halbe Portion bestellt und selbst diese nicht geschafft.

    Die IPA-Biere der Brauereien Eisenbahn, Baden-Baden und Patagonia sind klasse.

    Caipirinha: Der beliebteste Zuckerrohrschnaps dafür ist der "51", 969ml kosten im Supermarkt umgerechnet 1,20 €, ein großer Cocktail in der Pousada 2,50.

    Vorsaison und Unterkünfte

    Wir buchen eh immer sehr kleine Häuser und im Juni ist kaum was los.

    Rio Hotel (40 Zimmer): 6 Gäste außer uns

    Erste Pousada (28 Räume): Tag 1 und 2 keine Gäste außer uns, Tag 3 kamen ein paar Birder

    Hausboot (6 Kabinen): 1 Italiener war an Tag 1 mit an Bord

    Zweite Pousada ( 30 Räume): Eine 14-P-Diamir-Gruppe mit Riesenprogramm, die kaum zu sehen waren

    Dritte Pousada (12 Räume): Wieder alleine

    Hotel Salvador (17 Räume): 5 Gäste, trotz Festivals

    Trancoso (11 Räume): 7 Gäste, trotz Festivals

    Einkaufen und zahlen

    Es gibt alles und überall, auch bei kleinsten Beträgen werden Kreditkarten gerne genommen.

    Wetter

    Ja, es ist Vorsaison = 10 Tage angenehme 25 - 28°, sonnig, Morgennebel, kein Regen.

    Danach 4 Tage 35°, pralle Sonne und anschließend 4 Tage Kälteeinbruch (12°, Regen und Nebel).

    Die restlichen Tage waren wieder wie zu Beginn.

    Landschaft und Tiere dank Vorsaison: Grandios!

    Bei Vollbelegung der Pousadas möchte ich nicht mit 13 anderen in einem Boot zusammen mit 20 Booten anderer Pousadas sitzen.

  • Nachdem wir 3 sehr schöne Tage in Lissabon hatten, sind wir nach einem angenehmen Flug mit der TAP morgens um 5:25h in Rio gelandet und saßen um 6:10h schon im Auto von Herrn Meurer. Die Fahrt zum Hotel im Künstlerviertel hat eine Stunde gedauert - vorbei u.a. an Favelas, Industriegebieten, dem Sambadrom.

    Nach einem reichhaltigen Frühstück - um kurz nach 7 waren wir die ersten - haben wir uns bis Mittag hingelegt und sind danach durch "unser" Viertel gebummelt.


    Schon nach 30 Minuten hatten wir den ersten Blick auf den Zuckerhut.


    Hier haben wir am Abend super und günstig gegessen, keine 10 Minuten vom Hotel entfernt.

    Wie in Lissabon gibt es auch hier eine historische Straßenbahn, die genauso überfüllt ist.

    Am nächsten Morgen wurden wir zu einer Tagestour abgeholt, erster Programmpunkt war Corcovado. Die Bahn durchfährt einen Nationalpark, in dem neben Affen und Vögeln sogar Jaguare leben.

    Es ist neblig und diesig.

    Die Kathedrale wurde zuerst von Rom abgelehnt, weil zu modern und der Focus auf dem friedlichem Zusammenleben unter einem (Himmels-)Dach aller indigenen und afrikanischen Gruppen Brasiliens liegt.


    Am Nachmittag ging es über 2 Bahnstationen zum Zuckerhut.

    Ganz hinten links ist die Copacabana, leider war es hier auch diesig.

  • Über die Äffchen auf dem Zuckerhut freuen sich nicht nur Kinder.



    Ein - wie ich finde - recht dramatischer Blick auf den Corcovado gegenüber.


    Pause in einem sehr alten und noblen Cafe in der Innenstadt.

    Uns hat Rio sehr gut gefallen, es gab keinen kritischen Moment, alle Leute waren freundlich und hilfsbereit.

    Doch wir freuen uns auch sehr auf den Weiterflug nach Cuiaba und der Fahrt ins Pantanal, das größte Sumpfgebiet der Welt.

    Der Flug war pünktlich und hier waren wir schon nach 30 Minuten samt Gepäck im Auto von Roberto, unser Guide und Fahrer für den gesamten Aufenthalt.

    Kurz vor 22h erreichen wir die Pousada Rio Claro, sind die einzigen Gäste und alle warten schon darauf, dass wir zum Essen kommen.

    Alles, was übrig bleibt, dürfen die Angestellten im Service und die Arbeiter auf der Pousada essen, allerdings erst, wenn die Gäste fertig sind.


    Großes Zimmer mit Kühlschrank, Klimaanlage und einer vernünftigen Dusche - prima!


    Nach dem Frühstück starten wir zur ersten Bootsfahrt.


    Zuvor haben die Bootsführer Piranhas geangelt, als Beute für Kaimane und Fischadler.

    Die werden auf einen Stock gespießt und entweder durchs Wasser gezogen (für die Kaimane) oder in der Luft geschwenkt (für die Adler).


    Was für ein Idyll für die Augen!

    Nicht für die Ohren, die Vögel schreien und kreischen schon seit morgens um 3:30h nicht nur auf ihren Schlafbäumen, sondern auch auf unserem Dach.

  • Die ersten Wasserschweine!

    Nachtsafari auf der Gartenbank

    Die Anakonda habe ich leider nicht fotografieren können, dachte nicht dass die so schnell sein kann.

    Alles nur für uns (und die Belegschaft)

    Filipe bekommt auch heute wieder ein, zwei Piranhas

    Inzwischen seltene Hyazinth-Aras

    Sonnenuntergang bei der Abendsafari



    Morgen geht es schon um 4:30 zu Fuß los, unsere natürlichen Wecker haben wir ja auf dem Dach :)

  • Morgenstimmung am Fluss, nach der gut einstündigen Fußsafari steigen wir noch vor dem Frühstück ins Boot.


    Der Brüllaffe trägt seinen Namen zu Recht.

    Und Filipe hat sich zum Abschied für uns chic gemacht.

    Unterwegs auf der Transpantaneira bis zu deren Ende in Port Jofre:

    120 km Strecke, Queren von 127 mehr oder weniger sicher erscheinenden Brücken und 13h Fahrt.

    Woanders werden sie von ihnen gefressen, hier sind die Wasserschweine befreundet mit den Kaimanen.

    Ein Jabiru, der größte Storch Südamerikas.

    Es ist sehr schwer, hier eine Bilderauswahl zu treffen, denn alle paar Meter sind auf der Straße alle möglichen großen und kleinen Tiere unterwegs.


    Den Dialog hätte ich gerne gehört!

  • Unser neues Zuhause für die nächsten 3 Tage ist das Hausboot Mutum, die Kabine mit 6qm ist absolut ausreichend, es gibt viel Stauraum und der rote Würfel ist ein Minikühlschrank.

    Leider liegt die Mutum im Hauptfluss ca. 45 Fahrminuten von Port Jofre fest vor Anker und fährt nicht - wie beschrieben - nachts in die Nebenarme, um tagsüber ohne andere Boote möglichst nah an Jaguare, Tapire, Würgeschlangen zu gelangen. Schade, aber da wir und ein Italiener die einzigen Gäste sind, 12 wären möglich, und weil erst im Juli neue Gäste kommen, wurde die Tour geändert. Die Crew hat mit uns das Schiff verlassen.

    D.h., wir fahren die Strecke, die alle Touristenboote nehmen, sparen aber 2x 45 Minuten für An- und Rückfahrt.

    Und auch schade, dass wir darüber nicht informiert wurden!

    Das Bad ist geräumiger als ich dachte.

    Zum Duschen müssen nur die Schuhe weggeräumt werden.

    Lästig ist nur, dass der Generator die ganze Nacht läuft und er direkt vor unsere Kabine ist.

    Blick in die Küche.

    Das Essen ist auch hier sehr gut und der Ablauf wie in der Pousada: Erst essen die 3 Gäste, dann die Crew.

    Von links nach rechts: Blattsalate, Krautsalat, super schmeckende Kartoffeln, Schweinekotelett, panierter Fisch, Pasta mit Knoblauchbutter und Oliven,

    Dazu Reis und vorab eine Piranhasuppe, die sehr speziell, aber gut war. Danach viele Obstsorten, Cremes und Kuchen.

    Am zweiten Abend wurde im Freien ein Barbecue zubereitet: Fisch, Fleisch, Würste und viele Beilagen.

    Bei den Getränken war Selbstbedienung, am Oberdeck stand ein großer Kühlschrank und wir hatten einen Block bekommen, wo wir notieren sollten, was wir entnommen haben. Wasserflaschen gab es gratis.

    Eines der zahlreichen Ausflugsboote, alle auf der Suche nach einem Jaguar. Bei der ersten Sichtung waren 24 Boote vor uns, aber es ging sehr diszipliniert zu! Alle haben gewartet, bis die Leute auf dem vordersten genügend Bilder gemacht hatten, dann ging es der Reihe nach bei einer Temperatur über 35°C und praller Sonne weiter.

    Auch ein Erlebnis, aber als wir endlich dran waren, hatte sich der Jaguar bereits zurückgezogen.

    Da die Ausflugsboote feste Fahrtzeiten haben und Jaguare ihre Beute nicht auf einmal fressen können, haben wir den 2x 45-Minuten-Vorteil genutzt und sind entweder vor oder nach den anderen Booten vor Ort gewesen.

    Das Filmteam war 2 Tage lang an der gleichen Stelle.

    Warten...

    Die Bilder sind wie immer alle unbearbeitet! Ich schneide/optimiere direkt beim Erstellen des Fotobuchs und die Dateien sind so groß, dass ich sie hier nicht hochladen kann. Für einen Eindruck muss das halt genügen.

  • Hallo Angelika,

    vielen Dank für die tollen Eindrücke und Bilder.

    Bitte entschuldige, dass ich derzeit nicht mehr dazu schreibe. Ich bin selbst auf Reisen und das Texten mit dem Phone ist mir zu umständlich. Bin aber weiter interessiert und lesend dabei.

    Liebe Grüße

    Ilona

    "Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)

  • Am nächsten Tag beim gleichen Jaguar (den wir gestern nicht gesehen haben): Diesmal sind wir früher dran, aber das Tier ignoriert uns einfach und bewegt höchstens mal seinen Kopf.


    Ohne Tele

    Na gut, dann vielleicht später, wir fahren erst einmal in die Nebenarme.

    Im Pantanal leben ca. 4,5 Millionen Kaimane. Alle paar Meter liegen sie entweder auf Sandbänken oder wir sehen die Köpfe bis zu den Augen im Wasser.

    Den Prachtburschen haben wir als einzige entdeckt und fast eine Stunde lang beobachtet: Er läuft immer wieder rein ins Gebüsch, nach ein paar Meter kommt er wieder ans Wasser, gähnt, legt sich ein Weilchen...

    Hier gibt es auch Millionen von Vögeln. Sobald unser Boot um eine Flussbiegung fährt, fliegen alle auf, drehen eine Runde und kehren auf ihre Bäume zurück. Das Spektakel ist ohrenbetäubend.

    Unser dritter Jaguar :)

    Einmal hat er kurz die Augen aufgemacht.

  • Mittagessen



    Auch Mittagessen, es ist ein Rind. Wir fahren noch drei Mal zu Jaguar 4 und erleben, wie er aus dem Bauch Fetzen herausreißt und dann die Eingeweide aufschlabbert, kein Genuss fürs Auge und die Nase, aber das ist Natur!

    Geier haben einen aufgedunsenen Kaiman entdeckt, das war der Sieger der Schlacht, wer zuerst ran darf. Es stinkt bestialisch im wahrsten Sinn des Wortes.

    Giant Otter Babies, die Bruthöhlen sind im Gestrüpp am Ufer-

    Hinter dem Fischer spaziert ein Jaguar auf der Suche nach einem Kaiman. Wir waren Boot Nr. 2, Boot 1 hat den Fischer gewarnt, der daraufhin schleunigst weggefahren ist. Unser Bootsführer meinte, das hätte tödlich ausgehen können. Ob das stimmt = Jaguare attackieren auch Menschen, weiß ich nicht.

    Der letzte von insgesamt 7, die wir mehrfach und meist sehr nah beobachten konnten. Er wäre mit einem Satz im Boot gewesen.


    Die Mutum liegt inzwischen in Port Jofre, morgen geht es zur nächsten Pousada.

  • In Handarbeit werden die 127 Brücken instandgesetzt. Dazu wird der Verkehr beidseits zwischen 60 und 120 Minuten gestoppt. Die Brücken sind nur einseitig befahrbar, es gibt große Rückstaus.

    Arbeiter und !auch! Autofahrer sind gelassen, selbst wenn die Arbeiter mal ihren Grill anschüren und Pause mit Wurst und Steak machen :)


    Hier dürfen mehrere Geier zusammen fressen, die anderen ca. 50 warten genauso geduldig.

    Wir sind angekommen in der Pousada Piuval, die ca. 40 Zimmer mit bis zu vier Erwachsenen + Kindern sind alle belegt: Es ist Wochenende und viele Familien machen hier Kurzurlaub. Zudem ist seit heute Hauptsaison, wir treffen eine deutsche Gruppe von Diamir-Reisen.

    Die Pousada ist riesig, Roberto hat 8.000 km² erwähnt und außer Rindern, Schweinen, Pferden und Geflügel gibt es auch eine Nandu-Zucht.

    Fußsafari! Hier bauen die Termiten ihre Nester an Baumstämmen.


    Der Blick vom Aussichtsturm bringt nichts besonderes, hier ist halt der Umkehrpunkt des Fußsafari.

    Ausflug mit Mama.

    Warane lassen sich gut fotografieren, Agutis sind viel zu flink.

  • Wir haben einen Kälteeinbruch: Rücksturz von mehr als 35°C auf 15° und Nieselregen!

    Darauf waren wir nicht vorbereitet, Wolfgang hat wenigstens eine Regenjacke mit, ich gar nichts warmes.

    Auch die Tiere haben sich verkrochen, viel sehen wir nicht bei den nächsten Safarifahrten. Aber immerhin konnte ich 2 Schildis entdecken.



    Es sind mindestens einige Dutzend dieser ?Gauchos? hier im Einsatz, um die Herden zu bewegen und ausgebüxte Rinder und Pferde wieder einzufangen.

    Sonnenuntergang am Ende der Nachmittagstour, die geplante Nachttour sagen wir ab.

    Neben der Toilettenanlage (hier ist ein beliebter Platz für einen Sundowner) brütet oben ein Jabiru-Paar und unten eine Kolonie grüner Papageien.

    Hier gibt es zwar keinen Strom, aber Regenwasser für die Spülungen.

    Bei der Rückkehr wird intensiv geschnäbelt.

    Kurz lässt sich die Sonne doch noch sehen, aber wir wollen einfach nur zurück ins Zimmer und heiß duschen!

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