Helgoland: Ich bin auch reif für die kiki-Insel

  • Moin!

    Nachdem es ja derzeit nicht soo viele neue Reiseberichte gibt, werde ich in epischer Ausführlichkeit meine Erlebnisse bis - auf - von Helgoland schildern.

    Bilder kommen ab Tag 2 und ich denke, es sind sogar einige gute dabei :)

    Anreise

    Bereits der Regionalexpress hatte 9 Minuten Verspätung (von 12 Minuten Umsteigzeit) und kam auf Gleis 11 an, der ICE war auf Gleis 4 und in Würzburg gibt es noch keine Rolltreppe. Nur einen Aufzug, vor dem ca. 180 Kinderwägen samt Eltern warteten.

    Uff - gerade noch geschafft!

    Ich hatte einen Fensterplatz im Ruhewagen reserviert. Mein Sitznachbar (nein, ich hab der Versuchung widerstanden, ihn zu fotografieren) wog mindestens 150 kg, ich habe da etliche Erfahrungen zwischen 120 und 180).

    An die Maskenpflicht hat sich in diesem Abteil niemand gehalten, auch die Zugbegleiter haben nicht moniert.

    Der Nachbar hat 3h lang Chips und Erdnüsse gegessen, Cola und Multivitaminsaft getrunken und unglaublich geschwitzt. Alle paar Minuten hat er sich geschüttelt und seinen Arm hatte ich permanent an meiner linken Seite, obwohl ich mich so gut es ging ans Fenster gedrückt hatte,

    Er hatte ein bauchfreies T-Shirt an sowie eine kurze Hose, die 20cm oberhalb der Knie begann und 20 cm unterhalb des voluminösen Hinterns endete.

    Mein Hintermann (kahlgeschoren, Shirt mit "rechtem" Aufdruck, ohne Maske) hat gerotzt und gehustet, das Damenquartett schräg gegenüber fröhlich geschöppelt, obwohl Alkohol eigentlich verboten ist.

    Aber Hauptsache Urlaub :)

    In Kassel haben wir Verspätung: Störung in der Bordelektrik, 25 Minuten.

    In Hannover haben wir Verspätung: Störung in den den Übergängen, 40 Minuten.

    Eine Dame, ich schätze sie auf Mitte 70, spricht mich an: Wollen Sie auch nach Cuxhaven?

    (Ja!)

    Ich wohne dort, mein Nachbar wartet schon auf mich, vielleicht schaffen wir es noch zum übernächsten Zug!

  • Das war in Bremen, wir haben den übernächsten Zug bekommen, sie hat mich aufgeklärt, dass nach 70 Minuten Verspätung 50% der Fahrtkosten erstattet werden würden und uns bis Cuxhaven nur noch 5 Minuten fehlen würden.

    Spätestens bei der Ankunft in Bremerhaven war mir klar, dass die Dame klinisch auffällig war.

    Der Zug von Bremerhaven nach Cuxhaven sollte am Nachbargleis abfahren.

    Ich bin selber schuld - beim einfahrenden Zug habe ich an 5 Abteilen gelesen "Nicht einsteigen".

    Beim 6. hatte die Dame die Tür bereits geöffnet und rief mich: "Schnell, schnell, der Zug fährt gleich ab!"

    Also hinterher - und gewundert, warum kein weiterer Fahrgast zugestiegen war.

    Nach ca. 15 Minuten fuhr der Zug auf ein Nebengleis und der Strom wurde ausgeschaltet.

    "Ach, schon wieder eine Panne" meinte die Dame, rief ihren Nachbarn an und vertröstete ihn auf "später", sie säße bei einer alten hilflosen Frau.

    Weitere 30 Minuten später kamen mir dann doch ernsthafte Zweifel und ich habe 3 Abteile weiter eine Infotaste gefunden.

    Der Lokführer, zum Glück noch da, war sehr direkt: Können Sie denn nicht lesen?!? Sie sind auf dem Abstellgleis, ich fahre Sie jetzt zurück nach Bremerhaven und dann nehmen Sie die blau-gelbe Bahn und nicht die DB-Regio!

  • Inzwischen liebe ich die Deutsche Bahn!

    Nach zwei weiteren halb-therapeutischen Sitzungen (der eine Sohn ist ein äußerst erfolgreicher Hypnosetherapeut in München, sie wird diese seine Internet-Ausbildung auch angehen, weil sie in ihren Träumen die Zukunft erkennt und schon vor Wochen geträumt hat, dass dieser Zug nicht der richtige ist) erreiche ich Cuxhaven.

    Taxi?

    Taxi nach 15 Minuten: JA!

    Haven-Hostel:

    Moin, leider haben wir kein Restaurant und hier gibt es auch nichts in der Umgebung nach 21 h , aber ich kann Ihnen eine Pizza bestellen. Getränke bekommen Sie hier bis 23h.

    Pizza + 2x 0,33 Becks: Ich bin absolut zufrieden, das Hostel ist klasse und ich schlafe sehr gut bis 7:30 :)

  • Montagmorgen

    Das georderte Taxi (+ mein inzwischen obligatorisches viel-früher-als-nötig-vor-Ort-sein-wollen) war schon 15 Minuten vorher da - wiederum glücklich!

    Denn obwohl ich den Sportflughafen Nordholz-Spieka als "neues" Start-Ziel angegeben hatte, meinte der Fahrer, er kenne sich wohl aus....fahr ja nicht zum ersten Mal Leute an den Flughafen.

    Wir erreichen den Bundeswehrflughafen (ab dort war der Abflug bis vor ca. 18 Monaten, der neue am Sportflughafen hat sich leider noch nicht herumgesprochen) gerade noch so rechtzeitig, dass eine sehr nette Putzfrau uns sieht, herauskommt und dem Taxifahrer mitteilt, wo er hinfahren muss.

    Nach 20 weiteren Minuten erwische ich den Hüpfer..

  • ..und komme auf der Düne an.

    Bungalow 56 ist jetzt schon bezugsfertig, erst den Schlüssel und dann ganz tief Luft holen :)

    Super-Lage am Ende der Sackgasse, direkt am Möwenruhegebiet und Sonne den ganzen Tag,

    Der Bungalow ist ganz neu, blitzsauber und meine Einkäufe im Flughafen-Kiosk werden kostenlos angeliefert.

  • Inseltag 2

    Ich laufe erst gegen 13h los, vorher genieße ich die Sonne auf der Terrasse, und komme gegen 19h zurück.

    So habe ich mir das vorgestellt, kaum Leute und Muße um die Tiere zu beobachten. Dass die Möwe mit einem Gummihandschuh kämpft, habe ich erst nach einer ganzen Weile begriffen.

  • So, heute steht ein Ausflug auf die Hauptinsel an, mal sehen, ob ich die Tölpel und Lummen auch so schön wie kiki sehen kann :)

    Was für ein Gedränge! Ein dicker Kreuzfahrer ist da und die Gäste werden gerade ausgeschifft.

    Eigentlich sollte man sich hier niemals verlaufen können... nachdem ich die Treppen hochgehechelt bin, habe ich keinen Hinweis auf den Klippenweg gesehen.

    Dafür ein Grüppchen, das sich unterhalten hat, ob links oder rechts herum.

    Die habe ich höflich gefragt und als Antwort bekommen: Da vorne den Weg runter, Richtung Schwimmbad und unten dann links.

    Ok, nachdem ich wieder im Unterland angekommen war, habe ich einen jungen Papa gefragt und der hat mich gleich wieder hochgeschickt.

    Gut, dass ich genügend Wasser dabei hatte, es war sehr heiß. Oben habe ich dann vorsichtshalber nochmals gefragt (Du daffst da nie nach unten gehen, sonst bisdu wieder fahalsch) und den richtigen Weg erreicht.

    Auch hier großer Andrang, aber ich habe ja viel Zeit und kann den schönen Weg und die Aussicht genießen.

    Der Rückweg durch die Kleingartenanlage war auch interessant, Feigen, Oliven, Zitrusfrüchte gedeihen prächtig.

    Schnell noch bei Edeka Abendessen eingekauft, dann ging es wieder zurück auf die beschauliche Düne.

  • Vorher habe ich am Hafen ein Eis gegessen und war erstaunt, dass es dort keinen Mindestabstand zwischen den Tischen gab, kein Abwischen geschweige denn Desinfektion, auch kein Name erfasst wurde: Teller, Tassen, Gläser aufs Tablett - Sie können sich jetzt hinsetzen.

    Auf der Düne am Flughafen dagegen vorbildlich! Getrennter Ein- und Ausgang, Datenerfassung, sorgfältige Reinigung.

    Für mich erschreckend: Die Nester der Vögel bestehen zum Großteil aus Resten von Fischernetzen.

    Vor dem Häuschen finden sich regelmäßig friedliche Möwen, aufdringliche Enten, die versuchen in die Küche zu kommen, und andere Vögel ein. Sie sehen wie große Elstern und Raben aus , ich muss mal googeln.

  • Und schon war die Woche um!

    Rückflug sollte um 10:40 sein, ich bin vorsichtshalber schon kurz nach 9 hin.

    Der Flug verzögert sich, "am Festland ist Wetter". Die anderen 6 Passagiere sind inzwischen da und wir warten gemeinsam bis 12h, dann ist Mittagspause im Tower Spieka und wir sollen um 14h (nach der Mittagspause) wieder hier sein.

    Geplante Landung war 11:00h, dem Taxi wollte ich kurz vorher Bescheid geben und um 13:39 in Cuxhaven in den Zug steigen. Beim Heraussuchen der Folgezüge ab 16:39 habe ich gemerkt, dass ich von Cuxhaven aus nicht mehr heimkommen würde.

    Wir sind um 14:20 geflogen, der Taxifahrer hat mich nach Bremerhaven-Lehe gebracht, dort habe ich 30 Sekunden vor Abfahrt einen Regionalexpress nach Hannover erreicht. Der sehr netten, hilfsbereiten Zugbegleiterin habe ich die Situation geschildert: Bin Schwarzfahrer, weil mein Ticket eine Zugbindung hat und ich keine Zeit hatte, ein neues zu besorgen. Sie hat mir geraten, in Hannover zum Service-Punkt zu gehen und um Kulanz zu bitten. Bis dahin darf ich kostenlos weiterfahren.

    Die Dame in Hannover war ziemlich unwirsch (da kann die Bahn nichts dafür), hat aber dann "Zugbindung aufgehoben" gestempelt. Kurz danach kam der ICE.

    Tja, wenige Minuten später kam die Durchsage: Wir erreichen die Folgebahnhöfe ca. 25 Minuten später = ich komme von Würzburg aus nicht mehr heim.

    Wolfgang hat mich dann dort abgeholt und nach mehr als 14h war ich da :)

    Danke fürs Lesen ::***

  • Danke für deinen Bericht und die schönen Bilder, Angelika! :thumbup:

    Das würde mir auch sehr gut gefallen, vor allem die vielen süßen Schnäutzelchen! <3

    Wenn nur die Fahrt dorthin nicht so weit wäre ... - da fliege ich ja schneller sonstwo hin (ok, momentan eher nicht :D).

    Und was für Bahnerlebnisse, unglaublich.

    Wir fahren nicht oft mit der Bahn. Aber wenn doch, dann ist meistens was. Ich glaube, ich werde nie wieder mit der Bahn nach FRA fahren, um pünktlich am Flughafen zu sein. Aber das ist ja erstmal auch gestrichen. - Dann vielleicht doch der Haupturlaub 2021 auf Helgoland! ^^

  • Ein sehr schöner Bericht Angelika, Du hast auch ganz tolle Tierfotos gemacht! Mit der Bahn hast Du ja wirklich Glück gehabt, dass sie alles noch auf Kulanz geändert haben. Bei den Fluggesellschaften hättest Du nicht so viel Glück.

    Bei Helgoland muss sollte man sich immer einen Puffer einbauen.

    Tja, ich bin diese Jahr noch nicht hingekommen und trauer dem ein wenig nach.

    Viele Grüße

    Petra

  • Irgendwie merkwürdig im Forum Helgolandbilder anzuschauen, die nicht von mir sind....{a

    Angelika, da hast du ja eine entspannende Woche gehabt.

    Ich hoffe, das Tierische war ganz nach deinem Geschmack. Sind ja alle immer putzig anzuschauen.

    Beim nächsten Besuch kannst du ja das Bäderschiff nehmen, das ist zuverlässiger und spart lange Taxifahrten.

    Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Bungis im Winter für Besucher zugänglich werden.

    Da gibt es wirklich einen riesigen Konflikt mit dem Naturschutz.

  • Danke für das Lob :)

    Ach ja, das will ich noch schreiben:

    Robbenkolonie am Tetrapodendamm, kurz vor 18h. 3 Frauen um die 40, topgestylt, kommen vom Dünenrestaurant mit Sektflaschen unterm Arm, Gläsern in der Hand und machen sich einen Spaß daraus, zu zweit wild tanzend und schreiend die Robben zu scheuchen, während die dritte filmt.

    Dreimal waren die Tiere deswegen schon fast im Wasser.

    Nachdem ich alleine dort war, hab ich mich nicht getraut, was zu sagen.

    Dann haben sie ihre "darlings" daheim wohl über facetime angerufen und sind für die nochmals losgetanzt.

    Den Robben hats gereicht, die sind abgetaucht.

    Hätte auch böse ausgehen können, die sind bis auf vielleicht zwei Meter ran an die Weibchen, die Bullen lagen ganz vorne.

  • Genau solch dummen Menschen machen immer alles kaputt! Wie kann man nur so mit den Tieren umgehen. Manchmal glaube ich, es ist besser, wenn man die Menschen dort ausperrt und den Tieren das Terrain überlässt. Wenn ich so etwas lese, werde ich wütend!

  • Ich bin total neidisch und sehr traurig, dass es mit dem Tripp nach Helgoland im APril nicht geklappt hat. Dein Bericht animiert aber, einen nächsten Versuch zu starten. Schöne Bilder. Für uns wäre die Anreise ja deutlich entspannter.... ohne Bahn mit dem Auto gut zu bewältigen - nur das Restrisiko mit dem Schiff bleibt dann noch.

    "Was gäbe ich für Küsse, wie kalte Kirschen, Zeit wie Sand am Meer.Was gäbe ich her, wenn jeder Tag wie der erste des Sommers wär" (Zitat aus dem Song "Engel" der Gruppe MIA)

    http://rosentaenzerin.wordpress.com/

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