Erste Versuche mit der Infrarotkamera

  • Moin Moin!
    Ich fotografiere gerne in s/w. Es gab eine Sorte Bilder, die mir besonders gefielen, weil ich bei deren Anblick etwas stutzig wurde. Sie sahen auf den ersten Blick wie gewöhnliche s/w Aufnahmen aus, aber irgendetwas war anders... Es waren Infrarotaufnahmen wie diese:

    Infrarotbilder werden oft als Winterlandschaften bezeichnet, obwohl sie meistens im Hochsommer entstehen. Das liegt an der Eigenart, daß das Chloropyll in den Blättern das Infrarotlicht sehr stark reflektiert und dadurch fast weiß wirkt.

    Der Reiz in der Infrarotfotografie besteht auch darin, daß man etwas fotografiert, was das menschliche Auge überhaupt nicht sehen kann. Man muß also schauen, ob das was sich in der Natur an Licht und Kontrasten zeigt, sich ebenfalls in ähnlicher Art und Weise auf das Foto überträgt. Das führt oft zu einem etwas surrealem oder fast geisterhaften Eindruck. Je nach Motiv sind solche Eindrücke aber gewünscht.
    Ein weiterer Vorteil ist die klare Sicht, die eine Infrarotaufnahme bietet. Atmosphärischer Dunst macht sich nicht im ganzen sichtbaren Licht gleich bemerkbar. Bei normalen Fotos kann man schon mit einem Polfilter gute Ergebnisse erzielen, bei Infrarot ist dieser Effekt noch wesentlich stärker. Der Himmel wirkt klarer, auch die zeichnung der Wolken kommt besser zur Geltung. Da bei Infrarot das Blau des Himmels und des Wassers zeitweise sehr dunkel erscheinen können, gibt das oft einen schönen Effekt.

    Meine ersten Bilder habe ich noch mit einem IR Schraubfilter gemacht. Das ging auch ganz gut, nur braucht man hierfür ein Stativ, da man selbst bei starker Sonne Belichtungszeiten bis 10sek. benötigt. Da ich vor kurzem über eine fertig umgebaute Kamera "gestolpert" bin, kann ich nun wieder frei hand knipsen. Das macht doch deutlich mehr Spass.
    Infrarotfotografie ist nicht schwierig, sonst hätte ich nicht damit angefangen. Falls die Bilder gefallen, kann ich gerne noch ein paar technische Dinge beschreiben, auch was man bei der Bildbearbeitung beachten muß. Ich denke aber für's erste reicht einfach nur gucken. ;)

    LG kiki

    Einmal editiert, zuletzt von kiki (3. Oktober 2017 um 19:22)

  • Hallo kiki,
    die beiden letzten Bilder gefallen mir am besten und davon das letzte am meisten. Vielleicht auch, weil durch die weiße Farbe die Bilder recht unwirklich aussehen. Ich finde es interessant und klar, es interessiert mich schon, was im Besonderen zu beachten ist.

    Die Bilder sind mit unterschiedlichen Kameras gemacht, so habe ich das verstanden? Was ist das für eine IR-Kamera?

    Viele Grüße
    Petra

  • Es sieht interessant aus - aber auf Dauer nichts für mich. Da ich ja schon eine Abneigung für den normalen Winter habe, ist mir das einfach zu wenig Farbe und eben auch nicht richtig schwarz weiß.

    "Was gäbe ich für Küsse, wie kalte Kirschen, Zeit wie Sand am Meer.Was gäbe ich her, wenn jeder Tag wie der erste des Sommers wär" (Zitat aus dem Song "Engel" der Gruppe MIA)

    http://rosentaenzerin.wordpress.com/

  • Das ist dann ja ne spannende Sache, weil man nie so richtig weis wie es wird, hab ich das richtig verstanden? Interessant ist es auf jeden Fall und sehen mag ich gern auch mehr davon.
    Bisher wusste ich ja nicht mal dass es sowas gibt. :mrgreen

  • Heike, haben wir hier oben im Norden überhaupt richtigen Winter? Meistens kommt doch nur Plörre vom Himmel {e
    Du hast recht, es ist nicht richtig s/w, hätte ich ein normales Bild konvertiert, wäre es weniger am leuchten. Es nutzt auch nix, in der s/w Mischung dann an den Reglern für grün/ blau zu drehen, diesen Effekt bekommt man nicht hin. Vielleicht mit Photoshop, da ist wohl mittlerweile alles möglich. Aber das benutze ich nicht. Infrarotfotografie ist eine kleine Nische, entweder man mag es oder nicht.

    @ Petra: die Bilder sind alle mit der Infrarotkamera entstanden. Es ist eine uralte 5D. Die Bilder mit dem Schraubfilter auf meiner normalen Kamera wirken genauso, aber davon kann ich nix mehr zeigen, da alles gelöscht. Waren Testaufnahmen.
    Jede normale Kamera hat ja einen IR Sperrfilter vor dem Sensor. Das dient wohl der Farbgenauigkeit. Die Hersteller geben sich auch alle Mühe, den so dicht wie möglich zu gestalten. Ob eine normale Kamera überhaupt noch infrarottauglich ist, kann man feststellen indem man das Infrarotlicht einer Fernbedienung fotografiert. Leuchtet ein hellrosa/blauer Punkt, läßt der Sperrfilter noch eine geringe Menge an IR Licht auf den Sensor.
    Also kauft man sich dann einen Filter, der hauptsächlich nur noch IR Licht auf den Sensor läßt, schraubt den auf das Objektiv und kann loslegen. Hier ist jetzt das paradoxe. Man benutzt diesen Schraubfilter, hat aber das Problem, daß der Sperrfilter vor dem Sensor den größten Anteil des IR- Lichtes wieder wegblockt. Das führt dann zu den langen Belichtungszeiten. Bei windstillen Tagen im Hochsommer ist das egal, man muß sonst nur ein wenig Bewegungsunschärfe einkalkulieren. Ich hatte Belichtungszeiten so zw. 5-10sek.
    Bei einer umgebauten Kamera ist es wieder normal. Der IR Sperrfilter vor dem Sensor wird ausgebaut und durch einen Filter ersetzt, der nur noch Infrarotlicht passieren läßt. Normale Bilder sind dann nicht mehr möglich. Der Vorteil ist aber, daß man jetzt wieder ganz normale Belichtungszeiten hat und auch wieder durch den Sucher etwas sieht. Bei Schraubfiltern ist es logischerweise dunkel. Man muß manuell belichten, aber wer viel fotografiert, hat damit eigentlich kein Problem. Da kann man sich nach Werten richten, die man auch mit einer normalen Kamera einstellen würde. Die Bilder erscheinen auf dem Display dann in Rot. Um den IR Effekt zu beurteilen, ist es jetzt wichtig vorher einen manuellen Weißabgleich durchzuführen. Das hast Du hier im Forum ja schon sehr gut erklärt.
    http://www.petra-kaiser.de/smf/index.php?topic=4099.0
    Nur benutzt man keine Graukarte, sondern fotografiert ein leuchtend grünes Stück Rasen und hinterlegt dieses Foto für den Weißabgleich. Dann sieht es auf dem Display schon ziemlich eisig aus und man kann das Bild gut beurteilen. Man muß anschließend noch in der Bildbearbeitung bzgl. des Weißabgleichs etwas tricksen, wenn es interessiert, schreib ich noch was dazu.
    LG kiki


  • weil man nie so richtig weis wie es wird

    Genau so ist es Maxi. Unsere Augen können kein Infrarotlicht sehen. Diese Art der Fotografie hat ihren eigentlichen Ursprung im Militär und in der Wissenschaft, aber vor dem eifrigen Hobbyfotografen ist halt nix sicher... {a



    2 Mal editiert, zuletzt von kiki (3. Oktober 2017 um 19:24)

  • Vielen lieben Dank Angela.
    Es gibt ja diesen Spruch "zwischen zwölf und drei hat der Fotograf frei". Der bezieht sich auf das oft harte Sonnenlicht um diese Uhrzeit.
    In der Infrarotfotografie kann man dies getrost ignorieren. Je mehr Sonne, desto besser ~^^

    Einmal editiert, zuletzt von kiki (30. August 2015 um 23:33)

  • Ich habe von Nachtsichtgeräten keine Ahunung. ~°
    Der Effekt bei Deinem Foto ist aber ein anderer. Es sieht wie ein normales s/w Foto aus. Hätte ich hier mit meiner Kamera fotografiert, wären die Blätter viel heller. Vor allem im vorderen Ast könnte man gut zwischen dem Blattwerk die einzelnen Äste sehen. Auch wäre der Dunst über den Hügeln wohl fast verschwunden und die Sicht klar. Es gibt ja spezielle Infrarotkameras für Wildlifefotografie. Die schießen nachts mit einem Infrarotblitz auf die Tiere. Das ist aber ein anderer Effekt. Infrarotfotografie wie ich sie betreibe, kann man auch bei eintretender Dunkelheit noch machen, allerdings sollte schon ein gewisses Maß an Restlicht vorhanden sein. Die Bilder sind dann aber auch dunkel. Es geht nicht darum das Motiv taghell erscheinen zu lassen.
    Ist dein Foto eine Nachtaufnahme? Das sieht für mich eher nach Tageslicht aus.

    Nachtrag: Ich hab mal ein wenig gegoogelt. Bei einem Nachtsichtgerät wird auch Infrarotlicht eingefangen, allerdings wird dies durch das Gerät so konvertiert, daß es als normales Licht im sichtbaren Bereich wiedergegeben wird. Dazu kommt noch, daß Deine Kamera sowieso einen Infrarotsperrfilter vor dem Sensor sitzen hat. Man kann so fotografieren, aber es ist nicht der gleiche Effekt.

    Einmal editiert, zuletzt von kiki (31. August 2015 um 07:36)

  • Zitat

    Ich finde die Aufnahmen fantastisch, sie üben einen ganz besonderen Reiz aus.

    Da kann ich mich Angela uneinschränkt anschließen - ich finde die Bilder irre. ~^^

    Und da ich Schwarz/weiß sehr gern mag, triffst du damit genau meinen Geschmack.
    Ich finde den Kontrast und den Effekt supertoll ~^^

  • Jetzt weis ich es, die haben einen 3D Effekt, drum wirken sie so toll.
    Die gehen so in die Tiefe im Gegensatz zu "normalen" s/w Fotos.
    Also ich bin begeistert! :exxclaim

    Bist du schon fast gesund? Der Urlaub rückt näher und damit viiiiele Motive. :ssschmunzeln

  • Mir geht es wieder besser, Maxi. Das freie Wochenende tat gut ~^^
    Falls ich das Stativ noch im Gepäck unterbringen kann, nehme ich auf jeden Fall einen Infrarotfilter mit. Die umgebaute Kamera lasse ich zuhause, mag nicht so viel schleppen.

  • Die Bilder sind klasse, finde ich toll!
    Bisher kannte ich noch keine Bilder die mit einer Infrarotkamera gemacht wurden.
    Ich ging bisher davon aus, das man Infrarotkameras zum Beispiel benutzt um den Wärmeverlust bei Häusern festzustellen.

  • Kiki, der Effekt mit einem IR-Filter ist ähnlich oder sogar gleich? Das würde ich vielleicht auch mal ausprobieren wollen und einen kleinen Filter mitzunehmen, das würde ich noch machen. Ein Stativ für meine kleine Kamera habe ich ja immer dabei, das ist so leicht, das merke ich so gut wie gar nicht.

  • @ Petra: der Effekt ist der gleiche. Einzig die evtl. auftetende Bewegungsunschärfe verrät oft den Schraubfilter, da man bei dessen Verwendung leider auf lange Belichtungszeiten angewiesen ist. Du mußt bei Deiner kamera allerdings vorher prüfen, ob der IR Sperrfilter vor dem Sensor überhaupt noch Infrarotlicht durchläßt. Den Test mit dem Foto der Leuchtdiode der Fernbedinung solltest Du unbedingt vorher machen. Wenn sich dort kein Licht zeigt, kannst Du weitere Experimente vergessen.

    @ Erhard: das wäre jetzt eine Frage für HaPe. Der kann das wesentlich besser erklären. In der Fotografie nutzt man das kurzwellige Infrarotlicht im Bereich von 700-1000 nm. Wärmebildkameras zeichen Infrarotstrahlung im mittleren Wellenbereich von 3500-14000 nm auf. Das ist der Unterschied. Für die Bildfotografie ist dies uninteressant. Physik ist leider nicht mein Steckenpferd :razz

    Wenn man sich bei den Infrarotfiltern für Fotografie umschaut wird man merken, daß es da Unterschiede in der Dichte gibt. Reines Infrarot bekommt man bei Filtern mit einer Dichte zw. 850-950 nm. Damit sind nur reine s/w Fotos möglich.
    Der am häufigsten gebräuchliche Filter ist ein 700nm. Der läßt neben Infrarotllicht noch einen Rest sichtbaren Lichts mit auf den Sensor und kann dadurch auch für Farbfotografie im IR Bereich verwendet werden. Ich kann hier den Hoya IR72 empfehlen. Den benutze ich selber und habe damit gute Effekte erzielt. Nicht empfehlen kann ich den Heliopan 715, der produzierte bei mir nur grauen Matsch.

    Ein weiteres Ärgernis sind die sog. Hot Spots. Das sind unschöne runde Aufhellungen in der Bildmitte, die sich oft auch sehr klar zum Rest des Bildes abgrenzen. Ist wohl vom jeweils verwendetem Objektiv abhängig. Dann kann man das Ganze oft auch vergessen. Ich hatte bei der Nutzung von Schraubfiltern nur so eine Art Vignette am Rand. Das ist nicht dramatisch und fällt bei s/w auch nicht sonderlich auf. Fällt der Hot Spot nur durch eine eher diffuse Aufhellung in der Bildmitte auf, kann man das bei der nachträglichen s/w Konvertierung eigentlich gut verstecken.

    Für Farbinfrarot sind solche Aufnahmen dann aber nicht mehr geeignet. Ich hatte dieses Problem zum Glück nicht, von daher fiel mir auch der Erwerb einer umgebauten Kamera leichter.

    Hatte heute einen schönen Tag auf dem Lande. Bei der Perspektive hab ich allerdings ein wenig gepfuscht {a

    So sieht übrigens ein Original RAW aus. Bitte die Reflexion im unteren Bereich ignorieren...
    :ssschmunzeln

    3 Mal editiert, zuletzt von kiki (3. Oktober 2017 um 19:26)

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