Reisebericht
Budapest - die schöne Stadt an der Donau
unsere Reise im April 1997
Im Frühjahr 1997 bin ich mit einigen Kolleginnen zu einer Städtetour nach Budapest geflogen.
Budapest gilt als eine der schönsten Städte an der Donau. Sie ist Hauptstadt von Ungarn und liegt beiderseits an der Donau, die hier das Ungarische Mittelgebirge verlässt und in die Große Ungarische Tiefebene fließt. Am rechten bergigen Donauufer liegen die Stadtteile Buda (deutsch: Ofen) und Obuda (deutsch: Alt-Ofen, am linken flachen Ufer der Stadtteil Pest. Im Norden der Stadt umfließt die Donau die Margareteninsel und andere. Budapest hat über 2 Millionen Einwohner und bildet verwaltungsmäßig einen eigenen Bezirk (525 km²) und ist außerdem Verwaltungssitz des Bezirks Pest.
Rund 40% der Industrie Ungarns konzentriert sich in Budapest, fast alle Buchverlage sind hier ansässig und alle überregionalen Tageszeitungen erscheinen hier. Der Hafen Csepel (mit Freihafen) im Süden der Stadt ist der wichtigste ungarische Binnenhafen. Der Budapester Flughafen ist einer der modernsten und größten Mitteleuropas. Die U-Bahn (seit 1896) ist die zweitälteste nach London in Europa.
Eine wichtige wirtschaftliche Rolle spielt der Fremdenverkehr. Das zu den schönsten Städten Europas zählende Budapest besitzt ein Kongreßzentrum, eine Spielbank und wird mit seinen 123 erschlossenen Thermalquellen, die zum Teil für Heilkuren genutzt werden, auch als Bäderstadt bezeichnet.
Schauen wir uns um, was es alles so gibt!
Der Burgpalast, (Budavári palota) auf den Resten der seit dem 13. Jahrhunderts errichteten und mehrfach erweiterten, zerstörten und wiederaufgebauten Königsburg in Buda entstand 1714-70 ein Barockpalast, der 1875 und 1892-1904 erweitert wurde. Während der Belagerung 1944/45 brannte der Burgpalast abermals vollständig aus. Die Restaurierungsarbeiten dauerten bis in die Achtziger Jahre. Bei Grabungen anlässlich der Restaurierung nach 1945 wurden gotische Skulpturen von hoher künstlerischer Qualität gefunden. Der Burgpalast ist das größte Gebäude Ungarns, in dem unter anderem die Szecheny-Nationalbibliothek, das Budapester Historische Museum, die Ungarische Nationalgalerie und das Museum Ludwig untergebracht sind.
Die dreischiffige gotische Matthiaskirche (Mátyástemplom) liegt auch auf dem langgestreckten Burgberg. Die Krönungskirche der ungarischen Könige wurde 1255-69 erbaut, bis ins 15. Jh. erweitert, diente im 16. und 17. Jh. als Moschee. Nach der Vertreibung der Türken wurde die Kirche den Franziskanern übergeben und später an die Jesuiten, die sie im barocken Stil ausbauten. 1867 vollendete die Krönung von Kaiser Franz Joseph I. (1848-1916) zum König von Ungarn in der Matthiaskirche den österreichisch-ungarischen Ausgleich. Die grundlegende Sanierung der renovierungsbedürftigen Kirche im neugotischen Stil fand zwischen 1873 und 1896 statt.
Die Fischerbastei (Halászbástya) wurde unter der Leitung des langjährigen Landeskonservaten Frigyes Schulek (1841-1919) zwischen 1899 und 1905 errichtet. Zu seinen Lebenswerken zählt auch die Restaurierung der Matthiaskirche. Die Fischereibastei ist ein Schmuckwerk der Architektur, halb neoromanisch, halb neugotisch. Sie wurde anstelle der baufälligen Stadtmauer gebaut und verdankt ihren Namen der Fischerei-Zunft, die für diesen Abschnitt der Befestigungsmauer im Mittelalter für die Verteidigung zuständig war. In der Nähe soll sich auch der Fischmarkt befunden haben. Von hier oben hatten wir wunderschönen Ausblick auf die Donau und den Stadtteil Pest.
Die Hauptbrücken, die die Stadtteile Buda und Pest verbinden, sind:
Elisabethbrücke (Erszébethid) benannt nach Sissi von Österreich, sie wurde zwischen 1899 und 1903 gebaut. Zu ihrer Zeit war sie die längste Hängebrücke der Welt. Wie alle Budapester Brücken wurde auch sie im 2. Weltkrieg zerstört und erst im November 1964 konnte diese Brücke wieder benutzt werden.
Die Freiheitsbrücke (Szabadsághid), deren Gittereisenkonstruktion auf zwei Konsolen im Flussbett ruht, wurde 1894-1896 errichtet und am 16.1.1945 von der deutschen Wehrmacht gesprengt. Schon am 20.8.1946 wurde die seither so genannte Freiheitsbrücke als erster Donauübergang wieder eröffnet.
Kettenbrücke (Széchenyi Lánchid) die erste Donaubrücke zwischen Buda und Pest. (1849 fertig gestellt)
Margaretenbrücke (Margithíd), diese Brücke verbindet den Großen Ring in Pest mit dem südlichen Ende der Margareteninsel und dem Margaretenring am Fuße des Budaer Rosenhügel. Sie wurde zwischen 1872 und 1876 erbaut und am 4. 11. 1944 zerstört (500 Menschen wurden mit in den Tod gerissen). Im August 1948 wurde die Brücke wieder geöffnet und Ende der 70er Jahren restauriert und verbreitert.
Die Zitadelle (Citadella) wurde von den Habsburgern nach der Niederschlagung der bürgerlichen Revolution in Ungarn 1848/49 errichtet. Die von den Budapestern als Bastille vom Gellérthügel geschmähte Zwingburg sollte den Herrschaftswillen des österreichischen Kaiserhaus über die Ungarn verkörpern. Die Zitadelle wurde im Zweiten Weltkrieg als Gefangenenlager und Luftabwehrstützpunkt genutzt. Heute befinden sich darin ein Restaurant, ein Hotel und Touristenverkaufsstände.
Die Freiheitsstatue auf dem Gellértberg hielt ursprünglich einen Propeller in ihren Händen. Sie sollte an Horthys Sohn erinnern, der zu Beginn des Zweiten Weltkriegs als Testflieger tödlich verunglückt war. Nach Einmarsch der Roten Armee in Budapest im Februar 1945 wurde dieser Propeller durch einen Palmzweig ausgetauscht. Nun war die Frauenfigur ein Symbol für die Befreiung vom autoritären mit dem Hitler-Deutschland verbündeten Horthy-Regime.
Die Margareteninsel (Margitsziget) wird auch grüne Lunge von Budapest genannt. Sie liegt inmitten der Donau, hier herrscht kein Lärm und keine Hektik, denn Autos sind auf dieser Insel verpönt. Im Mittelalter war diese Insel ein beliebtes Jagdgebiet der Arpadenkönige. 1869 wurde sie für die Öffentlichkeit geöffnet, heute ist sie ein beliebtes Erholungsgebiet mit Tennisplätzen vielen Grünflächen, Schwimmbädern, ein Freilichtmuseum, mittelalterliche Klosterruinen, einem Rosengarten und einem kleinen Tierpark.
Das Parlament beschloss anlässlich der Tausendjahrfeier (magyarischen Landnahme von 896) ein Denkmal am Heldenplatz errichten zu lassen. Jedoch wurde das Monumentaldenkmal erst 1929 fertig. (gemeinsam geschaffen von dem Architekten Albert Schickedanz und dem Bildhauer György Zala) Auf der 36 m hohen Säule wacht der Erzengel Gabriel über die Reiterstatuen von Fürst Àrpád und sechs weiteren Stammesfürsten aus der Zeit der Landnahme. Zu Füßen der Säule befindet sich schlichter Steinquader mit der Aufschrift: Dem Gedenken der Helden, die ihr Leben der Freiheit unseres Volkes und der nationalen Unabhängigkeit geopfert haben.
Das Parlament (Országház) ein Lieblingsmotiv auf Stadtplänen, Postkarten und Fotos (nur ich habe scheinbar keins davon geschossen...) Das Parlament ist 268 m lang und 100 m hoch und steht mit seinen Bögen, Säulen, Kuppeln und Giebeln für das beispiellose Baufieber des 19. und 20. Jahrhunderts. Der Bau dauerte von 1884 bis 1902. Es arbeiteten durchschnittlich 1000 Arbeiter pro Tag an diesem Bau. Es hat fast 700 Räume. 2 halbkreisförmige Sitzungsräume für die 386 Abgeordneten, die jedoch nur einen benutzen, der andere ist für Konferenzen da. Auch der Präsident und Ministerpräsident haben im Parlament ihre Amtsräume.
Das Monument für Prinz Eugen von Savoyen, den Türkenbezwinger und Ratgeber dreier Kaiser wurde 1860 von Kaiser Franz Josef in Auftrag gegeben. Der gebürtige Franzose und österreichischer Feldherr (1663-1736) feierte Siege in Zenta (1697), Peterwardein (1716) und erobert 1717 Belgrad. Nicht versäumen sollte man einen Spaziergang durch die Fußgängerzone der Váci utca. Auch hier warten zahllose typische Geschäfte wie Boutiquen, Parfümerien, Schuhgeschäfte und so weiter auf kauffreudige Kundschaft...
Das weltberühmte Budapester New York Kaffeehaus wurde 1894 im eklektischen Stil erbaut. Bereits um die Jahrhundertwende war es einer der zentralen Treffpunkte des ungarischen und mitteleuropäischen kulturellen Lebens. Seine Stammgäste - Schriftsteller, Journalisten, Schauspieler und Musiker- gaben oftmals die Anschrift des Kaffeehauses als Postadresse an. Ende des 19. Jh. gab es in Budapest mehr als 400 Kaffeehäuser, das New Yorker konnte etwas von dieser Tradition bewahren. Die total überladene Innenausstattung macht das Treiben zur Theateraufführung. Wir, als Besucher, waren Mitwirkende und Zuschauer. Der Besuch hat sich gelohnt!
Natürlich gibt es - wie immer - noch viel mehr zu sehen. Das war ja nur ein kleiner Spaziergang durch diese schöne Stadt.