New York 2002 - Ein Jahr nach dem 11.9.2001
Nachdem ich eine Woche mit meiner Freundin in Maine unterwegs war, musste ich noch unbedingt nach New York. Was geht in der Stadt vor, wie sieht es da jetzt aus, das waren die Fragen auf die ich eine Antwort brauchte. Viel Zeit hatte ich nicht, aber es sollte reichen.
In Connecticut habe ich mich morgens von meiner Freundin und ihrer Familie verabschiedet und bin mit dem Zug nach New York gefahren. Meine beiden Koffer und einen etwas größere Handtasche im Schlepptau. Im Grand Central sei es kein Problem die Koffer aufzugeben, dann hätte ich noch einige Stunden Zeit, mir die wichtigsten Orte anzuschauen. So hatte ich mir das vorgestellt, denn meine Maschine ging erst gegen 20 Uhr.
Der Bahnhof Grand Central liegt an East 42nd Street & Park Avenue. Ein unheimlich großer Bahnhof, erbaut 1913, täglich sollen 500.000 Gäste den Bahnhof durchlaufen. Innen sieht er wahrlich nicht wie ein gewöhnlicher Bahnhof aus. Eine riesige Haupthalle, mit Emporen, Treppen, vielen, vielen Geschäften, Restaurants und Verkaufsständen. Es blitzt und blinkt...
Irgendwie kam ich mir bei Ankunft etwas verloren vor. Diese Ausmaße bin ich einfach nicht gewöhnt. Ich ließ mich zunächst mit der Menge treiben, denn so genau wusste ich auch nicht wohin ich sollte. Ich fand einen Informationsschalter und fragte nach einer Kofferaufbewahrung.
Alles was ich zu hören bekam war, mit einem energischem Kopfschütteln, nirgendwo in New York wäre es - since 9/11 - möglich, Koffer für ein paar Stunden aufzugeben!
Nun denn, es war ca. 25° c warm, die Sonne schien und ich ging mit 2 Koffern durch New York spazieren!
Schon nach kurzer Zeit wurde mir klar, dass ich mit 2 Koffern in der Hitze nicht weit kommen werde. Also steuerte ich das nächste Hotel an und fragte nach einem Tageszimmer. Die Antwort war USD 290.. Nein, das konnte doch nicht wahr sein! Ich wollte doch nur meine beiden Koffer für eine Weile los sein. Das bedeutete, ich durfte weiter mit den Koffern durch New York "tigern", denn so viel Geld war ich nicht gewillt auszugeben.
Das Empire State Building, seit dem letzten Jahr wieder das höchste Gebäude in New York. 443 m hoch (bis zur Spitze des Blitzableiters); 73 Fahrstühle fahren mit einer Geschwindigkeit von 180-360 m pro Minute hoch. In der 102. Etage ist die Aussichtsterrasse. Ihr könnt auch zu Fuß gehen: 1.860 Treppenstufen!
Aber ich hatte kaum eine Chance, denn meine Koffer musste ich ja immer noch mit mir rumschleppen. Vor dem Eingang stand eine Menschenschlange, da verschwendete ich überhaupt keinen Gedanken mehr...
Der hauptsächliche Grund, weshalb ich unbedingt nach New York wollte, war, dass ich mir Ground Zero ansehen musste, da ich mich im letzten Jahr während des 11. Septembers auch in den Staaten aufhielt und immer noch fassungslos über das Geschehen bin. Langsam wurde mir klar, dass ich mein Ziel nicht erreichen werde, solange ich die Koffer bei mir hatte.
Was ist Glück? Glück ist, wenn man vor einem Hotel steht, mitten in New York im teuersten Viertel und sich nicht mehr traut, hineinzugehen, um nach einem Zimmer zu fragen (denn für ein paar Dollar bekommt man eben kein Zimmer) und von einem Hotelangestellten, der sich gerade draußen aufhält, angesprochen wird, ob man denn vielleicht ein Zimmer sucht.
Nein, eigentlich suche ich kein Zimmer, sondern nur eine Stelle, wo ich meine Koffer unterbringen kann! Er war so nett und bat mich rein, vielleicht könne man mir helfen. Ich erzählte an der Rezeption meine Odyssee, aber auch dort wurde mir gleich gesagt, dass sie kein Stundenhotel seien... Na klasse, das war es dann wohl... Kurz erzählt, sie könnten mir helfen, meinten die freundlichen Menschen hinter den Tresen, wenn ich den Pass zum kopieren abgebe, dann würde ich für die gewünschten Stunden meine Koffer los sein. Was es denn wohl kosten würde??? Ich hatte nämlich das Gefühl, dass ich in einem zwar kleinen, aber exklusiven Hotel gelandet war. Alles war so vornehm. Nun meinte mein Gegenüber, es kostet nichts, er war auch schon einmal in Deutschland und er wollte mir helfen.
So gab es von meiner Seite ein ordentliches Trinkgeld und ich war der glücklichste Mensch auf der Welt!
Übriges das Hotel war das Library Hotel, 299 Madison Avenue at 41st Street. (ab USD 295)
Endlich ohne Gepäck, ich hatte nicht mehr viel Zeit, aber ich entschied mich erst zu Fuß durch die Stadt zu schlendern. Mal sehen, wie viel ich ohne Gepäck zu Fuß schaffte. Ich wechselte wieder auf die 5th Avenue und genoss ganz einfach die Stadt, die vielen Menschen, den Verkehr und die Sonne, die mich mittlerweile ganz schön erwärmte.
Mir wurde schnell klar, dass ich nicht bis Ground Zero zu Fuß gehen konnte, es war einfach zu weit, auf dem Stadtplan sah zwar alles ganz nah aus, aber ich war mittlerweile erst an der 23th Street angekommen, da wo der Broadway die 5th kreuzte.
Das schmale Gebäude, welches ich auf der linken Seitesehe, ist das Flatiron (1902). Flat Iron = flaches Bügeleisen. Zunächst hieß es Fuller Building nach seinem Erbauer. Entworfen hat es David Burnham. Es galt als sehr modern, es hatte ein Stahlgerüst und war damals das höchsten Gebäude der Welt und der erste Wolkenkatzer von New York..
Hier beginnt auch der Madison Square Park. (nicht zu verwechseln mit dem Madison Square Garden an der 7th Avenue zwischen 31st and 33rd Streets, mit das wohl berühmteste Sportstadium der Welt, mit 20 000 Sitzplätzen, rund 600 Veranstaltungen und mehr als sechs Millionen Besuchern jährlich...) Früher hieß der Madison Square Park "Parade", er wurde für militärische Übungen benutzt. 1814 umbenannt nach dem 4. Präsidenten in Madison Square, am 10. May 1847 als Madison Square Park eröffnet.
Die erste Skulptur im Madison Square Park war das William H. Seward Monument (von Randoloh Rogers 27.9.1876). Seward war Governor von New York und später U.S. Senator. Eine Legende erzählt, dass die Statue Abraham Lincoln zeigt, der die "Emancipation Proclamation" ( Befreiung der Sklaven am 01.Sep 1863 veröffentlicht) unterzeichnete. Wer genau hinschaut, kann die Schriftrolle und den Stift in den Händen sehen.
Der Metropolitan Life Insurance Company Tower (213 m) war von 1909-1913 das höchste Gebäude der Welt! Der Turm wurde dem Campanile auf dem Markusplatz in Venedig nachgeahmt. Das Gebäude gehört einer Versicherungsgesellschaft (MetLife).
Meine Zeit rannte davon, ich musste noch zum Ground Zero, also beschloss ich, doch den Bus zu nehmen. Doch das ist eine weitere Geschichte...
Es gibt genügend Busse, die Richtung Ground Zero fahren, nur am Wochenende nicht. Aber das war kein Problem, eine New Yorkerin nahm mich unter "ihre Fittiche". Ich musste nur einmal den Bus wechseln. Eine Fahrt kostet USD 1,50, auch kein Problem, ich hatte es schon parat. Was ich nicht wusste, der Busfahrer nimmt nur abgezählte Münzen (aber keine Pennies) an und keine Dollar-Noten. Klar ich hatte natürlich einen Dollarschein in der Hand... Mit Müh und Not habe ich mein Kleingeld zusammengekratzt und durfte mitfahren.
Und nicht vergessen nach einem Transfer zu fragen, damit kann man dann mit einem anderen Bus kostenlos weiterfahren.
Eine Station nach der City Hall war Endstation, dort wo der Broadway anfängt.
1913/14 wurde das New Yorker Municipal Building - von Mc Kim, Mead and White - als neuer Sitz der New Yorker Stadtverwaltung gebaut. Hier werden auch Trauungen durchgeführt. Deutsche - auch ohne Wohnsitz oder ständigen Aufenthalt in den USA - können sich im Staate New York trauen lassen. Die hierfür erforderliche "Marriage License" wird vom Marriage License Bureau der jeweiligen Gemeinde erteilt.
Die St. Pauls Kapelle wurde 1766 erbaut. Sie befindet sich Ecke Broadway and Fulton Street. Bekannt wurde die Kapelle jedoch, weil sie nach dem 9.11.2001 den Arbeitern vom Ground Zero und den Freiwilligen Helfern zur Verfügung stand. Hier konnten sie sich zurück ziehen, wurden sie verpflegt und konnten von "dem Grauen" Abstand nehmen, wenn sie das überhaupt konnten...
Bis zum 25. August 2002 war diese Kirche für alle anderen nicht zugänglich. Heute befindet sich eine Ausstellung im Innern der Kapelle. Lynn Brewster, verantwortlich für die Ausstellung, möchte den "Spirit of the chapel" mit allen teilen: “At St. Paul’s, there was something wonderful. With the exhibition, we’re showing the world a piece of what happened.” (Bei St. Paul war etwas wundervolles. Mit dieser Ausstellung möchten wir der Welt ein wenig zeigen, was passiert ist.)
Die Ausstellung ist vom Montag bis Samstag von 10-18 Uhr geöffnet, Sonntag von 10-16 Uhr.
Informationen unter: http://www.saintpaulschapel.org/
Der Bürgersteig rund um die Kapelle sowie der Zaun ist mittlerweile eine Gedenkstätte an die Toten, an die Arbeiter und an die freiwilligen Helfer. Blumen, Flaggen, Vermisstenanzeigen, Kerzen und andere Dinge, die an die Tragödie erinnern... Mitgefühl wurde auf großen Transparenten von Besuchern aus aller Welt aufgeschrieben...
Mehr Bilder gibt es auf der Page von der St. Pauls Kapelle. Einige Minuten entfernt von der Kapelle ist das Gelände von Ground Zero.
Meine Gefühle will und kann ich hier nicht beschreiben. Es hat mich tief beeindruckt... Schaut Euch die einfach die Bilder an.
Natürlich ist diese Stelle mit Menschenmassen aus aller Welt gefüllt. Keiner kann sich an Ort und Stelle diesen Eindrücken entziehen. Viele, viele Menschen hatten Tränen in den Augen...
Meine Zeit war schnell um, ich musste mich nach einem Bus umsehen, der wieder Richtung Grand Central fuhr. Die Bushaltestellen sind ganz in der Nähe. Und wieder hatte ich das Problem mit dem Kleingeld. Ich kaufte mir eine kleine Flasche Wasser und bekam 1 USD in Münzen gewechselt. Natürlich reichte das für die Fahrkarte nicht aus, aber dennoch stieg ich in den Bus ein. Vor mir war ein Fahrgast, der auch nur Dollarscheine hatte. Er musste den Bus verlassen.
Das konnte ja heiter werden, aber dennoch forderte ich mein Glück heraus. Ich habe nur einen Dollar in Münzen... wisperte ich dem Busfahrer entgegen. In einer Hand die Münzen, in der anderen Hand einen Schein, eigentlich schon bereit wieder auszusteigen. "Come in, take a seat". Au weia, das ist mal wieder gutgegangen. Den Dollarschein hat er nicht genommen...
Wir fuhren diesmal die 6th Avenue entlang, an der Ecke 42nd Street bin ich ausgestiegen. Eigentlich wollte ich mir noch das Rockefeller Center und den Time Square ansehen, aber die Zeit war um. Nicht tragisch, im nächsten Jahr bin ich ja wieder da und gesehen habe ich es auch schon oft. Nun noch "schnell" meine Koffer vom Hotel geholt und den Bus zum Flughafen genommen. Irgendwie habe ich bei diesen Wegen die Orientierung verloren. So durfte ich mit den Koffern nochmals 3 Blocks umrunden, ehe ich die Haltestelle direkt am Grand Central gefunden hatte.
Im Flughafen selber hatte ich genügend Zeit, in Ruhe einzuchecken und in einem Restaurant etwas zu essen, denn erst da habe ich festgestellt, dass ich außer dem Frühstück den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte.
Falls sich einer dafür interessiert, in New York City kostet eine Schachtel Zigaretten USD 9! Da frage ich mich, wer da noch rauchen muss!
Ein ereignisreicher, beeindruckender Tag war vorbei, die Erinnerungen bleiben!
Seitdem war ich immer wieder mal in New York und auch in diesem Jahr, 10 Jahre nach dem Terroranschlag, war ivch wieder dort. Hier ist der Live Reisebericht aus 2011.
2007 haben wir unserer Enkeltochter New York gezeigt und darüber ausführlich einen Live-Reisebericht in meinem Forum geschrieben.
Dort gibt es viele Informationen und noch mehr Bilder.
In meinem Forum habe ich alle meine Reiseberichte chronologisch aufgeführt, auch die Reisen anderer Fories findet ihr dort: Reiseberichte aus New York
Bei Youtube habe ich einige Videos hochgelkaden:
New York 2013 - Freiheitsstatue - Liberty Statue
New York 2013 - The Big Apple
New York 2011 - The Big Apple
Hier geht es zur Bildergalerie von 2007 und 2011: