Reisebericht Peking - Dezember 1993
Wir sind 1993 das erste Mal nach Peking (Beijing) gereist. Peking, die 9,5 Millionen Hauptstadt selber bietet schon viele Attraktionen. Die "Verbotene Stadt" mit den kaiserlichen Palästen, die wohl unumstrittene Attraktion.
Peking alleine zu erkunden ist schon ein kleines Abenteuer. 80 km nordwestlich liegt der wiederhergestellte Mauerabschnitt Badaling, einer der besten Plätze zu Besichtigung der Großen Mauer, die man vom Mond aus erkennen kann, so berichteten die Astronauten.
44 km nördlich sind die berühmten Ming-Gräber, 11 km östlich der Sommerpalast und dann gibt es noch den Zoo mit den Pandabären...
So sind wir am 26.12. Richtung Ostsee, St. Petersburg, Novosibirsk, Irkutsk, über die Mongolei und stundenlang über die Wüste Gobi geflogen, dann waren wir am Ziel.
Peking war einst Mittelpunkt einer Weltkultur. Von hier aus beherrschten die Mongolen und Mandschus den größten Teil Ostasiens. Die Stadt ist heute politisches und kulturelles Zentrum für ein Fünftel der Menschheit, rund das Doppelte von ganz Europa.
Wir sind teilweise mit einen "Tourguide" unterwegs gewesen, vieles haben wir uns aber auch alleine angeschaut.
Wie steht es so schön in einem Reiseführer:
Wer in China reist und kein Chinesisch kann, ist so gut wie Analphabet und taubstumm. Denn wenn man unterwegs war und wieder ins Hotel möchte, sollte man immer einen Zettel mit haben, wo die chinesische Adresse und der Name des Hotels aufgeschrieben steht...
Der Platz am Tor des Himmlischen Friedens auch Tian´anmen-Platz genannt, gilt als größter innerstädtischer Platz der Welt. Auf der 30 Hektar großen Fläche passen mehr als eine halbe Millionen Menschen. Der Platz wurde 1958/59 zum zehnjährigen Staatsjubiläum angelegt.
Die Gedenkstele der Volkshelden befindet sich in der Mitte des Platzes mit Reliefszenen aus der Geschichte vom Opiumkrieg bis 1949.
An schönen Tagen lässt die Jugend Pekings auf diesem Platz Drachen steigen, aber nicht solche simplen Papiervierecke, nein, bemalte zarte Gebilde in Form von Vögeln, Schmetterlingen oder Libellen sind das mindeste. Wir haben uns auch einen mit nach Hause genommen.
Für ein einziges "Ausstellungsstück" errichtet wurde dieses Mao-Mausoleum, erbaut 1976/77, innerhalb eines Jahres nach dem Tod des großen Vorsitzenden fertiggestellt. Eine riesige Menschenmasse (links) schiebt sich Tag für Tag in die Halle, um einen Blick auf die Mumie zu werfen. Wir waren da nicht drin.
Einmal die Wangfujin hinauf, den Dongdan entlang und zweimal quer durch Dengshikou (Laternenmarkt) und Junyu Hutong (Goldfischgasse). Große Kaufhäuser, teure Hotels, volkstümliche Restaurants, Gemüsemarkt alles ist hier vertreten, ebenso wie Besucher vom Lande, Einheimische und Ausländer. Hier ist am meisten los!
Pekings größtes Kaufhaus ist das "Große Haus der hundert Waren" (Baihuo Dalou) und lohnt sich anzuschauen. Die Waren sind hauptsächlich für Einheimische gedacht, aber auch "Langnasen" finden kleine oder große Dinge. Dann gibt es noch den Freundschaftsladen (Youyi Shangdian), auch ein großes Kaufhaus, allerdings werden hier hauptsächlich qualitativ höherwertige Waren gegen die sogenannte "Ausländerwährung" verkauft.
Wir hatten unsere Probleme, uns in Peking zurecht zu finden, sahen Mac Donalds, viele freundliche und hilfsbereite Menschen (die uns aber kaum verstanden) und natürlich überall Fahrräder...
Wenn wir im Ausland unterwegs sind, gehört ein Zoobesuch zum obligatorischen Programm. Hier in Peking alleine schon wegen der Panda- Bären. Wir sind auch dahin gegegangen. Nur, es war lausig kalt und der Zoo nicht sonderlich auf Touristen eingestellt, aber ich habe sie gesehen, die Pandas.
Und was gehört noch zu China? Natürlich ein Besuch bei einer Akrobatik-Show! Wir nahmen an einer Abendshow teil und es hat uns auch gefallen.
Die Verbotene Stadt oder die Purpurne Verbotene Stadt - so der eigentliche Name - ist eine Stadt für sich, mitten in Peking. Dort lebte der "Himmelssohn" als einziger geschlechtsreifer Mann mit Tausenden von Eunuchen und Frauen (Kaiserin, Konkubinen, Hofdamen und Zofen). Ansonsten erhielten nur hohe Beamte und enge kaiserliche Verwandte Zugang zum Kaiserpalast. Im Palast selbst konnten sich die Bewohner - außer den höchsten Eunuchen - nicht frei bewegen. Die einzelnen Bezirke wurden durch hohe Mauern gegeneinander abgegrenzt.
Nach außen schützen eine mächtige Umfassungsmauer und ein breiter Graben das Gebiet (960 m lang und 750 m breit). Es gibt nur 4 Tore, in jeder Himmelsrichtung eins.Heute dient der größte Teil der Gebäude als Museum. Hauptsächlich wurde die Anlage in den Jahren 1406 bis 1420 erbaut.
Der jeweils mittlere Durchgang war dem Kaiser vorbehalten. Die größten und wichtigsten Hallen reihen sich entlang einer Achse, die sich nach Süden und Norden durch die Stadt fortsetzt. Rechts und links davon befinden sich - in der Südhälfte - die Verwaltungs- und Serviceeinrichtungen, in der Nordhälfte, die Wohnviertel. Für Frauen war die gesamte Südhälfte tabu. Palastfremde Männer erhielten nur selten Zutritt zu der nördlichen Hälfte, den inneren Palast.
Von Süden gingen wir durch die Tore Tian´anmen und Duanmen geradewegs auf den mächtigen dreiflügligen Bau des Mittagstores ( Wu Men), das Haupttor des Palastes.
Durch das folgende Tor der höchsten Harmonie gelangt man auf den größten Hof und ins Zentrum der Anlage. Auf einer mächtigen, dreistufigen Treppe erheben sich die drei Thronhallen, die für wichtige Staatsgeschäfte genutzt wurden, die Halle der höchsten Harmonie ( Taihe Dian), die quadratische Halle der Harmonie der Mitte (Zhonghe Dian) und die Halle der Bewahrung der Harmonie (Bahoe Dian).
Die großen runden Kupferkessel waren praktischer Natur, sie dienten als Löschwasserbehälter. Im Winter wurde der Steinsockel befeuert, um das Wasser am Gefrieren zu hindern.
Außerhalb der Hallen ist Symbolik allgegenwärtig. 18 Weihrauchgefäße an der von Süden heraufführenden Treppe verkörpern die Provinzen des Landes, die Sonnenuhr im Südosten und das Hohlmaß für Korn im Südwesten stehen für die "Maß-gebende" Gewalt des Kaisers.
Die Halle der höchsten Harmonie ist das größte Gebäude im Palast und wurde nur zu besonderen Anlässen benutzt. Zu ruhmreichen Gelegenheiten versammelten sich im Hof die Würdenträger und eine zweihundertköpfige Ehrengarde stand mit Prunkfächern und anderen festlichen Gerät Spalier.
Durch das nördlich folgende Tor betritt man den inneren Palast, der zum Wohn- und Frauenbereich gehört. Wieder sind hier 3 Haupthallen, allerdings kleiner. Wohn- und Schlafgemach, sowie Empfangsraum des Kaisers und die Thronhalle der Kaiserin in der 1. Halle, das Schlafgemach der Kaiserin befand sich in der 3. Halle.
Der Kranich sowie auch die Schildkröte sind ein ein Symbol für langes Leben. Durch das Tor des weiblichen Friedens (Kunning Men) gelangt man anschließend in den Palastgarten mit Pavillons, kuriosen Bäumen und künstlichen Felsgebirge und Wegen aus hübschen Mosaiken.
Die "kaiserlichen" Drachen (mit 5 Zehen dargestellt, ansonsten nur 4 Zehen) symbolisierten nicht nur den Himmelssohn, sondern sind ehrfurchtgebietende und heilbringende Wesen.
Natürlich ist es unmöglich an einem Tag alle Teile des Palastes zu besichtigen. Der Kaiserpalast beherbergt auch ein Museum ( Gugong Bowuyuan) mit einer wahren Schatzsammlung der Kaiser. Die Exponate verteilen sich auf ca. 20 Hallen im Nordosten des Palastes.
Schade nur, auf dem ganzen Gelände gab es kein einziges Restaurant... nur ein paar bescheidene Imbissstände.
Jonghe Gong, der Lama-Tempel, (auch Palast der Harmonie genannt) ist Pekings größtes und prächtigstes Tempelkloster. Es wurde 1744/45 gegründet und noch heute leben Mönche dort.
Der Tempel war ein Projekt der Mandschukaiser. Die Verbindung von tibetisch-mogolischem Lamaismus und chinesischer Kultur nimmt hier vielfache Gestalt an. Die Grundlage ist chinesisch, die Ausstattung gemischt, und die Inschriftentafeln sind viersprachig: mongolisch, chinesisch, tibetisch und mandschurisch, gelb-glasierte Dachziegel zeugen von den Mandschukaisern.
Danach schauten wir noch kurz in den Buddha-Tempel mitten in Peking, der sehr prunkvoll ist und bietet viele Schätze. Als nächstes stand ein Ausflug zu den Ming-Gräbern und zur Großen Mauer an. In den meisten Hotels werden diese Touren vermittelt. Es gibt nur ein einziges staatliches Reisebüro und die Preise sind überall gleich.Chinesische "Transportgeschwader". Wir saßen in einem Bus ohne Heizung... aber immer noch besser als mit Pferd und Wagen, obwohl die Kälte nach einiger Zeit in einem hoch kroch... es war aber auch bitterkalt, teilweise 20° C unter Null.
Das letzte Stück zu den Gräbern mussten wir zu Fuß gehen. Die Gräber von 13 Ming-Kaisern wurden am Fuße einer Bergkette 44 km nördlich von Peking in den Jahren 1409 bis 1644 angelegt. Zwei dieser Gräber (Dingling und Changling) sind für Besucher hergerichtet, man sieht es an den Imbissstände, Schiessbuden und Andenkenläden wie beim Rummel...
Die anderen elf nicht für die Öffentlichkeit hergerichteten Grabtempel bieten eine Oase der Ruhe. Der berühmteste Teil dieses Gräberfeld ist die Zuwegung. Dort erweisen große Steinfiguren - Löwen, Elefanten, Fabeltiere, zivile und militärische Beamte - den verstorbenen Majestäten ihre Reverenz.
Von den Ming-Gräbern aus sind wir weiter zum Pass Badaling gefahren. Dort ist ein großes Stück der Mauer restauriert worden. Das berühmteste Bauwerk Chinas ist ein unbedingtes "Muss", auch wenn sich dort Scharen von Touristen tummeln.
Gestampfte Lehmmauern und Wälle zur Grenzsicherung wurden in China schon vor 2.500 Jahren angelegt. Die heutige Mauer wurde im Wesentlichen ab 1368 bis ins 15. Jahrhundert hinein errichtet. Sie sollte die junge Ming-Dynastie vor einer Rückeroberung durch die Mongolen schützen.
Wir waren eine nette Truppe, die sich auf der Tour kennengelernt hatten. Außer uns waren noch ein Taiwaner, der weder englisch noch deutsch sprach, eine Deutsche, die in China arbeitete und ein Engländer, der Japanern die englische Sprache beibrachte.
Die Mauer ist durchschnittlich ca. 7,30 m hoch und oben ca. 5,50 m breit. An besonders gefährdeten Stellen stehen Wachtürme. Die Mauer zieht sich - zum Teil doppelt und dreifach gestaffelt - ca. 5.500 km hin. Die wirkliche Länge durch Steigungen und Winkel soll auf 10.000 km geschätzt worden sein. Bis heute rankt sich um das spektakuläre Bauwerk manche Legende. Für die Touristen standen natürlich viele Kamele zur Verfügung. An der Mauer pfiff ein ordentlicher Wind und es war hundekalt...
Vor der Mauer gab es natürlich neben den angebotenen Kamelritten viele Verkaufsstände. Und natürlich habe ich nicht widerstehen können und wollte mir eine schöne Tischdecke kaufen, die letztendlich viel zu groß ist und für eine Tafel von mindestens 25 Leuten ausreicht. Friedrich hatte nicht genügend chinesisches Kleingeld mit.
Der Mann aus Taiwan handelte und wir bekamen sie zu einem Freundschaftspreis. Wie sich hinterher herausstellte, wurde er gefragt, ob wir "Freunde" wären und für die Chinesen gibt es halt andere Preise...
Der Himmelsaltar Tiantan ist der bedeutendste aller kaiserlichen Altäre, viele nennen ihn fälschlicherweise Himmelstempel. Er wurde zur Zeit des dritten Ming-Kaisers erbaut, als Peking Hauptstadt wurde. Die Hauptgebäude auf ihren weißen Marmorterrassen stehen inmitten eines weitläufigen, bewaldeten Geländes entlang einer Nord-Süd-Achse.
Auf der Terrasse brachte der Kaiser - selbst "Himmelssohn" - dem Himmel ein Tieropfer dar in Stellvertretung für das ganze Reich. Dieses geschah nachts zur Wintersonnenwende, wenn die Sonne (größtes Yang) am schwächsten ist. Klassische chinesische Baukunst in höchster Vollendung zeigt das auf dreifach gestufter kreisförmige Terrasse erbaute Gebäude mit dreifachem blauen Kegeldach. Das Dach ruht auf 28 Säulen. Die 4 innersten stehen für die 4 Jahreszeiten, der innere Kranz mit 12 Säulen symbolisiert die 12 Monate, der äußere die 12 Doppelstunden des Tages.
Zu den Nebengebäuden gehören u. a. eine Opfertierschlachterei, sowie eine Fastenhalle, die der Kaiser einige Tage vor dem Opferritus bezog, um sich fastend auf die Begegnung mit den himmlischen Mächten vorzubereiten. Die vollkommene Harmonie und erhabene Ruhe der Altaranlage ist heute leider kaum noch zu spüren. Bis 1913 war diese Anlage - wie auch die anderen kaiserlichen Altäre- nur den Mitwirkenden der Zeremonien zugänglich.
Der nächste Ausflug führte uns zu dem Sommerpalast Yihe Yuan. Im Wesentlichen entstand der riesige kaiserliche Garten mit seinen zahllosen Hallen, Wohnhöfen, Seen, Pavillons, Laubengänge und Pagoden in den Jahren 1750/51 als Geschenk des Qianlong- Kaisers zum 60. Geburtstag seiner Mutter.
Nach zweimaliger Plünderung und teilweiser Zerstörung (1860 + 1900) wurde der "Garten der Harmoniepflege" (Yihe Yuan) unter der Regie der Kaiserin Cixi wieder hergerichtet. Nach der Vertreibung des letzten Kaisers im Jahr 1924 erhielt erstmals die Öffentlichkeit Zutritt.
Das vorherrschende Motiv im Yihe Yuan ist: der Wunsch nach langem Leben. Er findet sich im Gebäudeschmuck (Hirsch, Kranich, Kiefer, Bambus), in der Bepflanzung (Kiefer und Bambus) und in Orts- und Hallennamen wieder. Langes Leben ist neben Reichtum und männlichem Nachwuchs eines der drei populärsten chinesischen Glücksvorstellungen. Dass dieses Motiv hier so dominiert hängt nicht nur mit der alten Kaisermutter zusammen, die die Anlage einst geschenkt bekommen hat, sonderN auch mit der Kaiserinwitwe Cixi, die sich diesen Palast als Altersitz hat herrichten lassen (1886 - 1891)
Der stimmungsvollste Teil des Yihe Yuan ist der Garten des inneren Einklangs und des äußeren Wohlgefallens (Xiequ Yuan) im Nordosten.
Das war der Sommerpalast, den wir im Winter bei tiefsten Minusgraden besucht haben.
Zum Schluss haben wir noch Bilder von einer obligatorischen Fabrikbesichtigung geschossen, die fest im Programm verankert ist, ob man will oder nicht...In der Fabrik werden keine Vasen aus Porzellan hergestellt, aber alles in Handarbeit, die Muster werden per Hand aufgemalt, kunstvoll mit Farben bemalt und dann natürlich zum Kauf angeboten...
Das war´s aus Peking, es gibt sicherlich noch vieles zu sehen, aber vielleicht kommen wir noch mal wieder dorthin...