Reisebericht - Temeswar - eine "deutsche" Stadt in Rumänien
vom 12.12.2004 - 14.12.2004
Timisoara, wird auch Temeswar oder Temesvar genannt. Sie ist die zweit- oder drittgrößte Stadt Rumäniens und die Hauptstadt des Banats. Man nennt sie auch "Klein Wien an der Bega", ist der Einfluss von Österreich noch an dem barocken Baustil vieler Gebäude zu erkennen. Lässt man seinen Blick über den Domplatz schweifen mit der barocken Pestsäule, der serbischen Kathedrale und dem Alten Stadthaus, so wähnt man sich nicht in Rumänien.
Die Stadt liegt unweit der Grenze zu Ungarn und ist multikulturell. Hier trifft man neben Rumänen auch viele Ungarn und Deutsche, aber auch Serben, Roma und Bulgaren.
In der kurzen Zeit, die wir uns in Temesvar aufhielten, haben wir uns einige Sehenswürdigkeiten der Stadt angesehen.
Das Gebäude der heutigen Nikolaus-Lenauschule stammt aus dem Jahr 1761 und wurde nicht immer als Schule benutzt, war es erst Magistratshaus, dann Theater. 1878 wurde das Gebäude umgebaut, so wie es heute noch zu sehen ist. Die Schule blickt auf über 100 Jahre zurück. Anfangs war die Unterrichtssprache Deutsch. Die Namen wechselten von Oberrealschule zum Deutschen Staatsgymnasium und Mädchenoberschule. Am 26.Mai 1957 wurde sie wieder in die Nikolaus-Lenau-Schule umbenannt und es gibt auch deutsche Lehrer an dieser Schule, die natürlich in deutscher Sprache unterrichten.
Urkundlich wurde die Stadt erstmals im 12. Jahrhundert erwähnt, durch die Tataren zerstört, dann hielten die ungarischen Könige Einzug, es folgten die Türken und erst im 18. Jahrhundert wurde Temeswar durch die Österreicher befreit. Durch die vielen Kriege hat die Stadt sehr gelitten. Im 18. Jahrhundert wurden die Banater Schwaben angesiedelt (neben Serben und Rumänen). Es wurde eine neue Befestigungsanlage gebaut - Teile davon sind heute noch erhalten und der Wiederaufbau der Stadt begann. Viele dieser prachtvollen Bauten sind heute noch zu sehen und stehen unter Denkmalschutz.
In Temeswar gibt es ein rumänisches, ein deutsches und ein ungarisches Theater. Somit ist Temeswar die einzige Stadt in Europa, in der in 3 Sprachen Theater aufgeführt wird.
Erst im Friedensvertrag von 1920 fiel die Stadt an Rumänien. Bis dahin waren fast 90 % der Bewohner Temeswars Deutsche. Nach Übernahme durch Rumänien wanderten viele Deutsche aus und durch die Zuwanderung von Rumänien lebten fortan mehr Rumänen als Deutsche in Temeswar.
König Ferdinand I stammt aus Deutschland (Hohenzollern-Sigmaringen) und regierte Rumänien seit 1914 bis zu seinem Tode 1927
Am 16. Dezember 1989 wurde die Stadt Temeswar Schauplatz einer von rumänischen Sicherheitskräften blutig unterdrückten Massendemonstration. Viele unschuldige Menschen wurden von der Securitate erschossen und verwundet. Dennoch führte dieses schreckliche Blutbad dazu, dass sich die Menschen nicht länger von dem Regime unterdrücken ließen und am 25. Dezember wurde der Diktator Ceausescu mit seiner Frau hingerichtet.
Zwölf Gedenksteine in der ganzen Stadt, von nationalen und internationalen Künstlern geschaffen, stehen an den Stellen, wo 1989 die Opfer der Revolution starben. Für sie wurde der Heldenfriedhof gebaut, dort steht das Ehrendenkmal aus schwarzem und weißen Marmor mit einem ewigen Feuer aus einer natürlichen Gasquelle. Hier wurden auch die *Helden* der Revolution begraben.
Der Freiheitsplatz hieß früher Prinz-Eugen-Platz oder Paradeplatz. Das Alte Rathaus wurde 1735 gebaut und das Mariendenkmal, das inmitten des Platzes steht, wurde 1739 von der Bruderschaft der Barmherzigen gestiftet. Auch dieses Denkmal trägt den Namen Pestsäule.
Da wir am Sonntag keinen für uns passenden Flug bekommen haben, nahmen wir den Zug nach Budapest. Spät am Abend fuhren wir in einem unbeheizten zugigen Zug nach Arad, um dort in den *Intercity* umzusteigen. Die Fahrkarten hatten wir uns schon in Deutschland besorgt, jedoch konnten wir die Zuschläge für die Platzkarten erst in Arad kaufen. So um Mitternacht in einer zugigen kalten Halle auf den verspäteten Zug nach Budapest zu warten, ist nicht angenehm. Es gab natürlich nicht zu essen und zu trinken, geschweige denn *Örtlichkeiten* die wir benutzen wollten. Da wir einen Zettel mithatten, auf dem auf rumänisch drauf stand, dass wir noch Platzkarten benötigten, klappte es ohne Probleme. Denn englisch oder deutsch spricht man des Nachts nicht auf dem Bahnhof.
Endlich fuhr der Zug ein. Gott sei Dank, wir hatten ein Abteil für uns und es war warm. An der Grenze hatten wir erst einen einstündigen Aufenthalt, da die rumänischen Beamten alles durchsuchten und kontrollierten, eine weitere halbe Stunde später kamen dann die ungarischen Beamten und versuchten nochmals rauszufinden, warum wir überhaupt unterwegs waren.
Früh am Morgen kamen wir müde und geschafft in Budapest an. Wir nahmen uns sofort ein Taxi zum Flughafen und stiegen in die nächste Maschine nach Deutschland.
Hier ein Video aus Teremia Mica nahe der serbischen Grenze (2011):
Video aus Temesvar (2011):