Ägypten - das Land am Nil - unsere klassische Nilreise im Dezember 1995
Eine Reise an den Nil führt in ferne, faszinierende Vergangenheit, aber auch in eine fremde und lebendige Gegenwart. Wir haben uns aufgemacht, dieses Land kennenzulernen. Dafür braucht man meines Erachtens eine sachkundige Führung. Als Reiseleitung hatten wir eine supernette Ägyptologin, die aber in den Denkmälern keinerlei Erklärung abgeben durfte, dafür war dann wieder ein ägyptischer Reiseführer zuständig. Alles in allem waren wir rundherum versorgt mit allen Informationen.
Wer Kairo (arabisch Misr-el Kahira) nicht kennt, kann Ägypten nicht verstehen. Die Hauptstadt und größte Metropole des afrikanischen Kontinents ist eine faszinierende orientalische Stadt mit prächtigen Bauten und menschenüberfüllten Strassen und Basaren.
Der Verkehr ist grauenhaft. Für uns ein beeindruckendes Verkehrschaos und wenn wir zu Fuß durch die Stadt gingen, kamen wir uns vor, wie auf einem Überlebenstraining. Man lernt schneller zu sein, als die Autos treffen können...
Kairo liegt auf der Ostseite des Nils, das Stadtgebiet setzt sich jedoch auch jenseits der Brücken auf der Westseite fort. Mehr und mehr ist Kairo in den letzten Jahrzehnten mit seinen vielen Vororten zusammengewachsen. Bedingt durch die Landflucht ist die Wohnungsnot in Kairo besonders groß. Selbst auf den Friedhöfen hausen Tausende von Familien.
Das Ägyptische Museum ist sicherlich eins der größten Attraktionen für die Besucher Kairos. Es weist eine einzigartige Sammlung ägyptischer Altertümer auf. Es ist ratsam, angesichts der Fülle der Exponate aus 4.500 Jahren ägyptischer Geschichte, sich auf einige ausgewählte Epochen zu beschränken. Aber "erschlagen" wurden wir dennoch...
Die Zitadelle wurde ab 1176 von Saladin als Befestigungsanlage, sowie Wohn- und Regierungssitz errichtet und von den folgenden Sultanen mehrfach erweitert. Herausragende Sehenswürdigkeit auf der Zitadelle ist die Muhammad Ali-Moschee, wegen ihrer Wandverkleidung auch Alabastermoschee genannt. Innen ist sie wunderschön, ein Besuch lohnt sich!
Im Jahre 1805 übernahm Muhammad Ali, ein Albaner im Dienste der Osmanen, die Macht im Land und wurde 1806 als Statthalter vom Sultan anerkannt. Er ließ 5 Jahre später 400 Mamluken-Führer umbringen und sicherte sich damit seine Oberhoheit. Danach leitete er die Modernisierung des Landes ein. 1824 begannen die insgesamt 24 Jahre dauernden Arbeiten an der Moschee. Als Vorbild diente die Blaue Moschee in Istanbul. Von dem Platz hinter der Moschee hat man einen Blick über ganz Kairo bis zu den Pyramiden, die jedoch meist im Dunst liegen. Die beiden Bleistift-Minarette der Moschee sind 82 m hoch.
Die Rifa´i-Moschee wurde um die Jahrhundertwende gebaut von und für die königliche Familie. Dort befindet sich der Sarkophag des letzten iranischen Schah, Reza Pahlavi, der nach seinem Sturz durch Khomeini schließlich bei Präsident Sadat Zuflucht fand und am 27.Juli 1980 in Kairo befindet.
Das wichtigste Basarviertel von Kairo liegt nördlich der Shâria el-Ashar bis hin zur Stadtmauer. Kairo war eine wichtige Drehscheibe zwischen Asien und Europa. Die Waren - Gewürze, Duftstoffe, wertvolle Steine und Textilien - wurden auf Märkten und in Lagerhäusern umgeschlagen. Die Lagerhäuser hießen auf persisch Khân.
Khân el-Khalîli, ein Labyrinth von krummen Gassen, versteckten Höfen und überdachten Durchgängen. Läden und Werkstätten reihen sich eng aneinander, Handwerker, Käufer und Verkäufer drängen sich, hier blüht der Handel mit Waren und Nachrichten. Früher waren die Gassen nach Handwerkszunft und Waren getrennt. Noch heute gibt es die Kupfergasse, Eisenwarengasse und die Silbergasse, den Gewürzbasar und den Stoffmarkt. Doch es bleibt kein Zweifel: der Bazar hat sich voll auf Touristen eingestellt.
Abseits der touristischen Pfade haben wir unberührte Winkel gefunden, die einen Hauch von 1000 und einer Nacht von sich gaben. Einen Tag sind wir allein durch die Gassen Kairos geschlendert. Wir haben uns angepasst und sind dem Treiben gefolgt, einfach fantastisch, eine andere Welt! Das Wahrzeichen von Kairo ist 187 m hoch und als Lotosblumenstängel geformt. Vom Turmrestaurant hat man einen schönen Blick auf die Stadt.
Die Pyramiden von Gizeh (Giseh, Giza, Gise oder auch El-Giseh) sind die Hauptattraktion von Kairo. Schon in der Antike gehörten sie zu den sieben Weltwundern.
8 km von der Stadt Gizeh entfernt, am Rande der Libyschen Wüste liegen 3 Pyramidenanlagen der 4. Dynastie (Mitte des 3. Jahrtausend vor Chr.). Dazu gehören die Cheosps-Pyramide, die Chephren-Pyramide - die größten in Ägypten errichteten Pyramiden - und die Mykerinos-Pyramide. Zu den Pyramiden gehören jeweils Talbau, Aufweg und Totentempel auf der Ostseite sowie Schiff, außerdem Nebenpyramiden für die Königinnen, Ost- und West-Friedhof für die Beamten und Prinzen.
Den gewaltigen Sphinx von Gizeh ließ Chephren im Steinbruch aus anstehendem Gestein als Wächter des Grabbezirkes meißeln. Mittlerweile vermuten die Wissenschaftler, dass der Sphinx wesentlich älter als angenommen ist und in der Zeit zwischen 7000 - 5000 v Chr. entstanden ist.
Cheops (Chufu oder Khufu) altägyptischer König der 4. Dynastie, Sohn des Snofru regierte etwa 2551-2528 v. Chr. Er ließ die größte der 3 Pyramiden erbauen, die ursprünglich 146,6 m und jetzt 137 m hoch ist. Er gilt als Gründer mehrerer Tempelanlagen. Seine Herrschaft hinterließ vom Libanon (Byblos bis nach Nubien (Buhen) Spuren.
Bei der Cheops-Pyramide wurden 2,3 Millionen Steinblöcke zu je 2,5 Tonnen Gewicht aufeinander gestapelt und mit poliertem Kalksandstein aus dem Mokattam verkleidet. Für die Fachleute vom Bau, 2,3 Millionen cbm umbauter Raum!
In der Nähe der Cheops-Pyramide entdeckte man fünf vergrabene Schiffe, die Cheops auf seiner Fahrt ins Jenseits befördern sollte. Die 43 m lange Sonnenbarke aus Zedernholz ist im Museum auf der Südseite ausgestellt Sie wurde 1954 entdeckt und war in mehr als 1000 Einzelteile zerlegt.
Chephren (Chaefre oder Khaefre) war auch ein ägyptischer König der 4. Dynastie, Sohn und 2. Nachfolger des Cheops. Er regierte ca. 2520 - 2492 v. Chr. Er ließ die mittlere der 3 Pyramiden erbauen, die eine Höhe von ursprünglich 143,5 m und jetzt 136,4 m hat mit dem zugehörigen Taltempel und seinen mächtigen Granitpfeilern und den Königsstatuen aus Diorit (diese befinden sich im Ägyptischen Museum in Kairo) sowie der großen Sphinx.
Die Chephren-Pyramide wirkt durch ihren höheren Standort und die an der Spitze erhaltenen Verkleidung größer als die Cheops-Pyramide.
Die Gestalt des Sphinx ist aus gewachsenem Felsen geschlagen der mit Steinen ummantelt und geformt wurde. Im alten Orient ist der Sphinx eine männliche Mischgestalt mit dem Körper eines Löwen und dem Kopf eines Menschen (hier ein Pharao). Der Sphinx des Cheops versinnbildlicht die Tugenden eines Pharaos: die geistigen und physischen Kräfte wurden vereinigt. Mit 57 m Länge und 20 m Höhe ist dieser Sphinx der größte des alten Ägyptens.
Unter türkischer Herrschaft nutzten die Kanoniere die Sphinx als Ziel für ihre Artillerieübungen und schossen ihm die Nase weg. Sandstürme und der aggressive Smog über Kairo tun ein Übriges für den Verfall. Als wir da waren, wurden gerade Restaurationsarbeiten durchgeführt.
Die kleine Mykerinos-Pyramide ist nur 62 m hoch und umgeben von einigen unvollendeten Pyramiden, die wohl für die Angehörigen der Königsfamilie gedacht waren.
Noch immer ist nicht alles erkundet. Viele Geheimnisse sind noch verborgen, obwohl vielfach von Tausenden von Wissenschaftlern untersucht. Das ist vielleicht gut so...
Selbsternannte Führer, Kamel- und Pferdetreiber, Softdrink- und Souvenirverkäufer gibt es hier zuhauf, manche aufdringlicher als andere, aber alle wollen an den Touristen verdienen. Da heißt es ruhig Blut, die Mentalität der Menschen kann man nicht ändern und ärgern hilft nicht, das schmälert nur die Urlaubsfreude. Also bleiben Sie einfach gelassen und lassen sich nicht "neppen" und "fangen".
Eine der Pyramide haben wir von innen besichtigt. Kein richtiges Vergnügen, es ist teilweise unheimlich eng, die Luft ist stickig, wer unter Platzangst leidet, sollte da auf keinen Fall reingehen. Ich war froh, als ich wieder draußen war.
Etwa 100 Kilometer südwestlich von Kairo entfernt in der Libyschen Wüste liegt die große Oase El Faijum (Fayum) das Seeland, nur durch einen wenige Kilometer breiten Wüstenstreifen vom Niltal getrennt. Sie ist etwa 1.800 km² groß. Bewässert wird die fruchtbare Beckenlandschaft durch den Jussufkanal, einem Seitenarm des Nils, der bei Dairut (ca. 250 km südlich) vom Ibrahimijakanal abzweigt und in zwei kleinen Armen den Karunsee erreicht.
Wir sind mit einem Bus zur Oase gefahren, aufgrund der damaligen politischen Verhältnisse, schwer eskortiert von vorne und hinten. Ob das Sicherheit gibt, kann ich nicht unbedingt behaupten...
In der Oase werden Baumwolle, Zuckerrohe, Getreide, Wein, Orangen und Bananen, sowie Heil- und Parfümpflanzen angebaut. Die durch das Gefälle zwischen Nil und Karunsee bedingte Strömungsgeschwindigkeit in den Kanälen ermöglicht das Betreiben von großen Wasserrädern zur Bewässerung.
Ursprünglich füllte der Karunsee das gesamt Becken aus. Das Sumpfgebiet wurde im 19. Jh. v. Chr. von Pharaonen der 12. Dynastie in Kulturland verwandelt, indem sie die Wasserzufuhr durch Schleusen und Dämme regulierten. Durch die Ptolemäer wurde der See auf seine heutige Größe zurückgedrängt und die Sümpfe wurden trocken gelegt. Übrigens in diesen Gewässern wimmelt es von Krokodilen...
Bonbulli gegen Korb - Handeln erwünscht! Für viele Europäer ist das Handeln um die Preise ungewohnt. Bei einem Stop konnte ich einfach nicht wiederstehen, der nette Verkäufer wollte unbedingt irgendetwas loswerden, aber ich wollte einfach kein Geld ausgeben. Ich hatte noch deutsche Bonbons in der Tasche, nach einigem Hin und Her tauschten ich eben einen "Bonbulli" gegen diesen schönen Korb.
Von Kairo sind wir über Assuan nach Abu Simbel geflogen. Etwa 280 km südlich von Assuan liegen die Felsentempel von Abu Simbel. Der Aufenthalt dort betrug ca. 90 Minuten und dann ging es auch schon wieder zurück, denn außer den beiden Tempel ist nichts da.
Die 2 Felsentempel wurden von Ramses II (1290 - 1224 v. Ch) am westlichen Nilufer zwischen der 1. und 2. Stromschnelle angelegt. Der ursprüngliche Standort der Tempel liegt heute im Nassersee. Die Tempel wurden deshalb 1964-68 nach einer Initiative der UNESCO verlegt.
Sie wurden dazu aus dem Fels heraus in 1063 Blöcke, die zwischen 7 und 30 t wogen, zersägt und in gleicher Lage auf der Hochfläche, ca. 60 m über dem ursprünglichen Standort unter 2 armierten Betongewölben (bis 60 m Spannweite) wieder aufgebaut.
Die Gewölbe wurden mit Felsbrocken und Sand abgedeckt, so dass sie wie ein natürlicher Hügel erscheinen. Die Rettungsaktion hat 41,7 Millionen US-Dollar gekostet. Es waren 48 Nationen daran beteiligt.
Vor der Fassade des Großen Tempels erheben sich 4 aus dem Felsen gehauene, 20 m hohe Sitzbilder des Königs Ramses II. Der Tempel erstreckt sich 63 m tief in den Felsen hinein. Er wurde dem Amum von Theben, dem Re von Heliopolis und dem Ptah von Memphis sowie dem zu Gott erhobenen Königs selbst geweiht.
Paviane schließen die Fassade über der Hohlkehle ab. Sie begrüßen die Sonne, die durch die genaue Ost-West-Ausrichtung das Innere im Allerheiligsten nur zur "TagundNachtgleiche" beleuchtet. Denn nur genau am 20. Februar und 20. Oktober fallen die Strahlen der aufgehenden Sonne ins Allerheiligste. Durch die Verlegung des Tempels hat sich dieses Ereignis jeweils um einen Tag verschoben.
Im Innern wird die mit fliegenden Geiern bemalte Decke von zehn hohen Osirispfeilern getragen. Die Reliefs der Seitenwände widmen sich den königlichen Triumphen. In den beiden anderen Räumen sind religiöse Szenen dargestellt. Die Kultnische zeigt den vergöttlichten Ramses inmitten der anderen Götter.
Direkt neben dem Großen Tempel steht der Kleine Tempel. Er ist der Göttin Hathor und zugleich der Königsgemahlin Nofretari geweiht. Vor dem Tempel - in Nischen - stehen 6 10 m hohe Standbilder des Königs und der Königin. Die Wandreliefs in der Vorhalle zeigen das Königspaar im Gespräch mit verschiedenen Göttern.
Das war schon Abu Simbel. Außer den beiden Felstempeln gibt es nichts zu sehen, so dass sich ein weiterer Aufenthalt auch nicht lohnt. Aber ich bedaure es nicht, dass wir hingeflogen sind. Es war schon beeindruckend.
In Assuan haben wir unsere Nilkreuzfahrt begonnen. Assuan ist die Provinzhauptstadt von Oberägypten und liegt etwa 750 km südlich von Kairo am ersten Nil-Katarakt (Stromschnelle, Wasserfall). Es ist die südlichste Stadt in Ägypten. Assuan ist ein bedeutender Handelsplatz und Endpunkt der ägyptischen Bahnlinie.
Wegen seines trockenen Klimas wurde Assuan um die Jahrhundertwende als Luftkurort entdeckt. Der Tourismus und die Industrialisierung haben das Bild des einstigen verträumten Städtchens verändert.
Heute hat Assuan ganzjährigen Fremdenverkehr. Von hier aus haben wir einige Ausflüge in die Umgebung gemacht, einen mit einer Nil-Feluke zur Insel Elephantine.
Die Insel Elephantine (Elefantenstadt) liegt gegenüber von Assuan und ist eine Nil-Insel. Man vermutet, dass sie wegen des Elfenbeinhandels so genannt wurde. Im Süden der Insel lag das antike Stadtgebiet mit dem Tempelbezirk. Neben der Bootsanlegestelle liegt das antike Nilometer. Hier wurden über Jahrtausende hinweg die Wasserstandsschwankungen des Nils gemessen. Bei Grabungen wurden auf dieser Insel 2 ausgedehnte Tempelbezirke, Wohnviertel, Werkstattbereiche und Friedhöfe freigelegt. Der Tempel war der Göttin Satet geweiht, der Herrin von Elephantine.
Die Granitsteinbrüche liegen südlich von Assuan. Die Hauptattraktion ist der 42 m lange ca. 1.200 Tonnen schwere unvollendete Obelisk aus Rosengranit. Wegen eines Sprunges im Gestein konnte dieser Obelisk nicht mehr fertiggestellt werden. Wissenschaftler zogen hieraus ihre Schlüsse, wie diese Obelisken dann aufgestellt wurden. Aufzeichnungen gibt es jedoch keine. Es ist ganz schön beeindruckend gewesen.
Hoch über dem Nil auf der gegenüberliegenden Seite von Assuan auf einem Plateau gelegen, ist das Mausoleum des Aga Khans. Er war das Oberhaupt der Hodscha-Sekte der Ismailiten (1887-1957) und lebte lange Zeit in Assuan, unter anderem auch um sein Rheumaleiden zu lindern. Das schlichte Grabmal wurde nach dem Vorbild der fatîmidischen Gijûschi-Moschee in Kairo gebaut.
Einige Minuten Fußweg vom Mausoleum entfernt liegen die Ruinen des Simeonsklosters. Das im 7. -8. Jahrhundert erbaute vermutlich größte koptische Bauwerk wurde schon im 13. Jahrhundert aufgegeben, den es gab keinen Brunnen und das Kloster konnte keine langen Belagerungen ohne Wasser durchhalten.
5 km südlich von Assuan, oberhalb des Katarakt liegt der 1892-1902 erbaute alte Staudamm (1912 und 1932 jeweils erhöht) mit einer Dammlänge von 2.140 m, 51 m hoch und Stauinhalt ca. 5,3 Milliarden m³ und einem Kraftwerk. 7 km südlich von diesem Damm staut der neue Hochdamm Sadd al-Ali mit einer Dammlänge von 3,8 km und einer Höhe von 111 m (1959-1970 erbaut) den Nil zum Nassersee.
Die ganze Gegend wimmelte von Militärs zum Schutze des Damms vor Anschlägen, denn wenn der Damm bricht, wird sich eine ca. 100 m hohe Flutwelle durch das Niltal wälzen und in ca. 10 Stunden Kairo erreichen.
Die Insel Philae (Philä oder arabisch Gasirat Fila) ist eine ehemalige Nilinsel südlich von Assuan (460 m lang und 150 m breit). Die Insel ist heute vom Nasserstausee überflutet. Die Insel war Wallfahrtsort der späten Pharaonenzeit, an dem Mysterienkulte für Isis und Horus stattfanden. Die Tempel wurden 537 n. Chr. geschlossen durch den byzantinischen Kaiser Justinian.
Die Bauten entstanden in der 30. Dynastie, unter Pharao Nektanebos I. (380-363 v. Chr.) Kern der Anlage ist der ptolemäische Isistempel, vor dessen ersten Pylon ein von Kolonnaden eingerahmter Vorplatz und die kleine Halle des Nektanebos I. liegen.
An den Pylonwänden ist Ptolemaios XII. übergroß dargestellt, wie er symbolisch Ägyptens Feinde erschlägt und vor Isis und den anderen Göttern Rauchopfer und Gaben bringt.
Den großen Hof zwischen den beiden Pylonen schließen eine Säulenreihe mit angrenzenden Priesterwohnungen und auf der linken Seite das Geburtshaus ab, das der Hathor-Isis im Gedenken an die Geburt ihres Sohnes Horus geweiht ist. Wände und Säulen sind mit Inschriften bedeckt.
1972 begann ein Rettungsprogramm mit Mitteln der UNESCO, die seit 1910 (Bau des ersten Assuanstaudamms) überflutete Insel trockenzulegen, die Tempel abzutragen und auf der Nachbarinsel Agilkia wieder aufzubauen. Seit 1980 sind hier die Anlagen - ohne die koptischen Denkmäler- für den Besucher wieder zugänglich.
Von Assuan sind wir mit dem Schiff Richtung Luxor gefahren. Unterwegs gab es noch jede Menge Altertümer zu besichtigen.
Ca. 40 Kilometer nördlich von Assuan liegt am Ostufer des Nils die Stadt Kom Ombo. Sie hat ungefähr 30.000 Einwohner und ist das Zentrum der oberägyptischen Zuckerproduktion. Die Gegend ist ein fruchtbares Becken.
Hier findet man ausgedehnte Zuckerrohr-, Baumwoll- und Getreidefelder. Die Ortschaft ist der Kern eines neu erschlossenen Siedlungsgebietes für 45 000 Nubier, die vor dem Aufstauen des Nassersees umgesiedelt wurden. Daher wird die Gegend auch Neu-Nubien genannt. In 33 Dörfern rund um Kom Ombo wurden Tausende von Nubiern neu angesiedelt.
Wir hörten in der Ferne den Ruf des Muezzin, der die Gläubigen 5 x am Tage zum Gebet erinnert. Gleich hinter der Stadt Kom Ombo zweigt eine Strasse ab zum Tempel von Kom Ombo aus ptolemäischer und römischer Zeit. Das altägyptische Ombos war Kultort des krokodilköpfigen Gottes Sobek und des falkenköpfigen Gottes Haroeris. Ihnen wurde der Doppeltempel geweiht. In der Längsachse ist dieser Tempel fiktiv geteilt, jedoch mit jeweils eigenen Eingängen. Links für Haroeris und rechts für Sobek.
Der Eingangspylon ist komplett zerstört. Im gepflasterten Hof stand früher der Altar. Überall an den äußeren Wänden fanden wir Kultszenen. Vor dem Tempel stand das Geburtshaus (Mammisi), dessen eine Hälfte vom Nil weggespült wurde.
Die nächste Station war Edfu (Idfu) eine Handelsstadt in Oberägypten, auf dem westlichen Nilufer. Eine Brücke verbindet hier die beiden Uferseiten des Nils. In Edfu gibt es keine akzeptablen Unterkünfte, deswegen sollte man den Ort mit seinen Sehenswürdigkeiten von Assuan oder Luxor aus an einem Tage besuchen.
Ein Haus wird gebaut. In Ägypten gibt es keine Betonpumpen. Das Wasser für die Betonzubereitung vom Beton wurde in Eimern aus dem Nil geholt und von Mann zu Mann weitergereicht. Auf der Strasse wurde dann der Beton angerührt und wieder per Menschenkette nach oben gebracht, wie es auf dem Bild ersichtlich ist.
Mit der Kutsche sind wir dann zum Tempel von Edfu gefahren. Man sagt, es sei die besterhaltene Anlage Ägyptens. Erbaut wurde sie von 237 - 57 v. Chr. Der Tempel ist dem Gott Horus geweiht und stammt aus ptolemäischer Zeit.
Der Tempel ist genau nach Norden ausgerichtet. Rundherum ist eine Ziegelsteinmauer. Der Eingangspylon ist 64 m breit und 18 m hoch. Die Außenseiten zeigen typische Reliefbilder. Die Feinde werden vor den Augen der Götter vernichtet.
Im Hof mit 32 Säulen, bewacht ein schwarzer Granitfalke den Eingang zum Treppenhaus. An den Wände der folgenden Vorhalle haben wir kultische Szenen und Texte gefunden. Im Säulensaal viele religiöse Themen. 2 Säle weiter kommt man dann in das Allerheiligste.
Es sind sehr viele unzerstörte Reliefs und Inschriften erhalten. Die meisten beschreiben die kultischen Handlungen und Feste, die im Tempel vollzogen wurden, insbesondere auch den Mythos vom Triumph des Horus über seine Feinde, die als Krokodil und Nilpferd dargestellt wurden.
Wir fahren weiter mit dem Schiff Richtung Luxor.
Der Nil ist mit 6.671 km, der längste Fluss auf dieser Welt. Die nächste Zwischenstation hieß Esna (Isna), 53 km südlich von Luxor.
Der Tempel von Esna liegt 9 m unter dem Straßenniveau, mitten in einem Basar. Vom dem altägyptischen Chnumtempel ist die Vorhalle mit 24 Säulen erhalten. Sie war Teil eines in ptolemäischer und römischer Zeit geplanten Neubaus, der an die Stelle eines Tempels der 18. Dynastie treten sollte, jedoch nie vollendet wurde.
Eine steile Treppe führt hinunter zu den Resten des Tempels. Die Innen- und Außenwände der Vorhalle sind mit Hieroglyphen und Wandreliefs bedeckt. Die Hieroglyphen stammen aus der Zeit des Decius ca. 250 n. Chr. und sind die letzten des alten Ägyptens. Der Muezzin ruft wieder, es wird Zeit weiterzufahren...
In einem Reiseführer steht:
Wer nach Ägypten reist, kann Luxor nicht auslassen!
Luxor (Luksor, arab. El Uksur, Al Uqsur - die Paläste), eine Stadt und Fremdenverkehrszentrum in Oberägypten. Luxor liegt an der alten Residenz von Theben, zu der auch die weiter nördlich gelegene Tempelstadt von Karnak gehörte. Die Anreise ist mit dem Flugzeug, der Bahn und dem Schiff möglich.
Homer hat in der Ilias, die imposanten Monumente das "Hunderttorige Theben" genannt. Theben (altägyptisch Weset) war schon in ägyptischer Frühzeit ein wichtiger Ort. In der Zeit des Neuen Reiches (1551 - 1070 v. Chr.) war Theben eine der glanzvollsten antiken Stätte überhaupt, unter den Ptolemäern (321-20 c. Chr.) war Theben wieder ein unbedeutendes Provinznest. Der Statthalter Cornelius Gallius ließ den Ort zu Beginn der römischen Herrschaft zerstören. Neue Impulse kamen erst wieder durch den beginnenden Tourismus Ende des 19. Anfang des 20 Jahrhunderts.
Da dringende Schweißarbeiten an der Stahlkonstruktion erst beendet werden mussten, hatten wir 1 Stunde Wartezeit, ehe wir durchgeschleust werden konnten. Eine Schiebe-Schwenk-Brücke.
Karnak, ein oberägyptisches Dorf am Ostufer des Nils, liegt ca. 3 km von Luxor entfernt und liegt über dem Ostteil der altägyptischen Hauptstadt Theben.
Die 3 Tempelkomplexe von Karnak nahmen den nördlichen Teil von Theben-Ost ein. Das Hauptheiligtum ist der große Tempel für den Reichsgott Amun aus der 18. Dynastie mit der Festhalle Thutmosis III. Die Geschichte Thebens ist auch die Geschichte des Karnak-Tempels. Als Amun Reichsgott geworden war, überboten sich die nachfolgenden damaligen Herrscher Ägyptens gegenseitig mit ihren "Bauten". Macht und Reichtum spiegelten sich in der Baugeschichte der Tempelstadt wieder. Die Tempelstadt umfasst 3 Einzelanlagen: In der Mitte der große Amun-Tempel, im Süden der Tempel für Amuns Gemahlin Mut und im Norden die Anlage für den Gott MonDerth.
Im großen Säulensaal stehen 134 Säulen in 16 Reihen auf 5.408 m² Fläche. Dieser Große Säulensaal wird zu Recht als ein Weltwunder angepriesen. Die zwölf höchsten Säulen sind ca. 21 m hoch. Der Amuntempel ist großräumig mit einer Ziegelmauer umwallt, innerhalb der Umwallung sind 4 weitere Pylone und Anlagen u. a. der Tempel der Chons, dessen Bau unter Ramses den III begonnen wurde und der Tempel des Ptah. In den Pylonen sind Tausende von Blöcken aus früheren Heiligtümern verbaut worden.
Der Obelisk der Königin Hatschepsut (1490 - 1468 v. Chr.) ist mit einer Höhe von ca. 29,5 m und einem Gewicht von ca. 320 t der größte unter den altägyptischen Obelisken - nach dem Lateran-Obelisk in Rom und dem unvollendeten Obelisk in Assuan. Echnatons (1364 - 1347 v. Chr.) Handwerker haben versucht, den Namen des Gottes Amun auszumerzen, er wurde während der Reparaturarbeiten der 19. Dynastie wieder eingesetzt. Die Spitzen der Obelisken waren vergoldet. Sie dienten dem Sonnengott als Sitz.
Der Amun-Mut-Chons-Tempel in Luxor, an Uferpromenade gelegen, wurde von Amenophis III. um 1380 v. Chr. erbaut. Er besteht aus einem 15,80 m hohen Säulengang mit 16 Hof mit 32 Säulen, einem offenen Säulenhof und dem eigentlichen Tempel mit Vorhalle und Vorsaal.
Die Wände sind reich mit Inschriften und Reliefs mit Kultszenen geschmückt. Ramses II. erweiterte um 1280 v Chr. dem Tempel im Nordosten vor dem Säulengang durch einen Pylon sowie durch einen großen Säulenhof.
Vor dem Pylon standen 6 große Kolossalbilder des Pharaos - 3 davon sind noch erhalten- und zwei Obelisken. Der kleinere davon steht heute in Paris am Place de la Concorde.
Theben-West war natürlich einer unserer Höhepunkte.
Wir haben in einer Tagestour das Gebiet besucht, was aber sehr anstrengend war.
Auch haben wir nicht alles besichtigen können, dafür reicht ein Tag einfach nicht aus.
Ein Grund mehr wiederzukommen!
Das Tal der Könige, Biban el-Moluk ist ein Tal des Wüstengebirges auf dem westlichen Nilufer von Theben. Es war im Neuen Reich (18.-20 Dynastie) eine Begräbnisstätte ägyptischer Könige und auch von verdienten hohen Beamten, die allerdings in einfachen Schachtgräbern beerdigt wurden. Die Pyramide war die übliche Begräbnisstätte bis ins neue Reich und somit begehrtes Ziel von Grabräubern. Thutmosis I aus der 18. Dynastie legte als erster ein verstecktes Felsengrab im Tal der Könige an. Schutz vor den Grabräubern bot es aber nicht.
Zunächst passierten wir die beiden ca. 18 m hohen Sitzstatuen, die Amenophis III. darstellten. Sie flankierten früher den Eingang zum Totentempel, der heute verschwunden ist. Die Felsengräber bestehen aus tief in den Fels gehauene - teilweise bis zu 200 m tief - Gänge mit angrenzenden Hallen, Nebenräume und Nischen.
Im Tal der Könige gibt es insgesamt 64 Felsgräber. Nur wenige Gräber sind für die Besucher geöffnet, um die kostbaren Wandmalereien zu schützen. Die vielen Touristen schädigen mit der Atemluft und Schweißausdünstungen die farbigen Wandgemälde, so dass sie mit Schimmel und Pilzen überzogen werden.
Mit etwa 19 Jahren wurde Tut-ench-amun ( Vollkommen an Leben ist Amun) gewaltsam getötet. Er lebte 1347 - 1339 v Chr.) und war mit einer Tochter Amenophis IV. (Echnaton) verheiratet. Unter seiner Regierung wurde die Residenz von Amarna nach Memphis verlegt. Als Regent für den minderjährigen König amtierte Haremhab.
Das nahezu unberührte Grab wurde 1922 im Tal der Könige von dem britischen Archäologen H. Carter entdeckt - nach systematischer 5-Jähriger Suche. Wir hatten Glück, denn das Grab vom Tut-ench-Amun war für Besucher geöffnet. Es ist eins der kleinsten, dafür aber wohl das berühmteste Grab. Die meisten der Grabschätze sind allerdings in Kairo im Ägyptischen Museum.
Im Tal der Königinnen (Biban al Harim), einem abgelegenen Seitental, fanden hauptsächlich Herrschergemahlinnen und Prinzen ihre letzte Ruhestätte. Manche entstanden in der 17. Dynastie, die meisten jedoch während der 19. und 20. Dynastie. Auch hier sind nur einige der Gräber für Besucher geöffnet. Wir haben aus Zeitgründen keines besuchen können. Etwa 70 Gräber wurden gefunden. Sie gleichen in etwa den der Könige, allerdings sind sie wesentlich kleiner und schlichter. Das Grab der Nofretiri gilt als schönstes, war aber zu der Zeit für Besucher geschlossen.
Als letztes bleibt noch der Tempel- und Gräberbezirk Deir-el-Bahiri (Nördliches Kloster) mit dem beeindruckenden Totentempel der Königin Hatschepsut am Fuß der 300 m hohen Felsenwand. Der Tempel ist in 3 Terrassen aufgebaut. Hatschepsut, die Tochter Thutmosis I und Gemahlin des Thutmosis II regierte von 1490 - 1468 v. Chr., erst als Regentin für den minderjährigen Stief-Sohn Thutmosis III und verdrängte ihn dann aus seinem Amt.
Wir sind schon in der Dämmerung angekommen. Eine ganz komische und bedrückende Stimmung.
Am 17. November 1997 wurde an dieser Stelle ein Attentat von Terroristen verübt, der zum Tode von 62 Menschen führte.
Das war der letzte Teil meiner bebilderten Reiseerzählung. Natürlich gibt es viel, viel mehr zu sehen. Aber man muss sich Zeit lassen, um die ganzen Informationen, die auf einen zukommen, auch verarbeiten zu können.
Sicherlich würden wir gerne mehr von diesem interessanten Land sehen...