Reisebericht Kapverdische Inseln - Juni 1996
Die Kapverdischen Inseln (Capo Verde) liegen ca. 600 km westlich von Senegals Küste, 1500 km südlich der Kanaren und 3000 km südlich von Lissabon, auf halben Wege zwischen Lissabon und Brasilien. Man spricht Portugiesisch und Creolo, das ist eine Art portugiesisch mit afrikanischen Einschlag.
Die Inseln sind annähernd in Form eines etwa 250 km großen Hufeisens angeordnet. Sie sind vulkanischen Ursprungs und überwiegend aus Basalten und Phonolithen aufgebaut. Aktiven Vulkanismus gibt es auf Fogo, hier war der Pico de Cano (mit 2829 m die höchste Erhebung der Inselgruppe) zuletzt 1951 tätig. Auf den östlichen Inseln sind größere Flächen mit Dünensand oder Salzsümpfen bedeckt, auf den westlichen Inseln finden sich mehr als 100 m hohe Steilküsten. Die meisten Inseln werden von tief eingeschnittenen Tälern durchzogen.
Bildquelle: Claudia Guth/pixelio.de
Vieles erinnert an die über 500-jährige Kolonialzeit. Seit 1975 geht Cabo Verde (wie die Inseln auch genannt werden) eigene Wege. Man hofft nach dem vielen Leid auf eine bessere Zukunft.
Augrund der günstigen Lage im Atlantik wurden die Inseln schon früh von den Seefahrern (oder Piraten) überfallen und genutzt: als Sklaven- und Warenumschlagplatz. Schiffe auf dem Weg nach Indien und Australien füllten hier ihre Vorräte auf. Es gab viele verheerende Dürrekatastrophen auf den Inseln. Wegen der Trockenheit muss das Land 3/4 seiner Lebensmittel einführen.
So ist die Kapverdische Küche von einem besonders geprägt: vom Mangel an frischen Gemüse. Fisch gibt es reichlich. Für mich als Vegetarier war es recht schwierig. Aber das hat mir nicht geschadet. Endlich mal ein Urlaub, wo ich nicht mit mehreren Kilos mehr auf den Rippen nach Hause kam!
Touristisch sind die Kapverden noch nicht so erschlossen. Das hat uns natürlich gut gefallen. Es gibt (oder gab) keine lauten Discos, die Hotels waren einfach, aber die Menschen sehr freundlich. Auffallend das Aussehen der Leute: dunkelhäutig mit blonden Haaren. Das hängt damit zusammen, dass sich die weißen Portugiesen und andere vorbeikommende Seefahrer an den schönen Sklavenfrauen "bedienten".
Die Inseln sind in 2 Gruppen aufgeteilt:
Borlavente (im Passatwind gelegen) sind Santo Antao, Sai Vincente, Sao Nicolou, Sal und Boavista.
Sotavente (im Windschatten) die Inseln Maio, Santiago, Fogo und Brava
Das Klima ist sehr mild, der Jahresdurchschnitt beträgt ca. 24° Grad, aber immer weht ein Wind mit Windstärke 4-6.
Wir haben die Inseln Sao Vincente, Santiago und Sal erkundet. Da die Bilder nach dem Einscannen mittlerweile eine ganz schlechte Qualität haben, verzichte ich ganz einfach darauf und veröffentliche sie nicht. :-)
Wir sind als erstes über Sal auf die Insel Sao Vincente geflogen. Auf dieser ca. 227 km² großen Insel wächst kaum ein "Kraut". Alles sieht "ausgebrannt" aus. Sao Vincente wurde spät besiedelt. Mindelo, der Inselhauptort entwickelte sich rasch zu einer wirtschaftlichen und kulturellen Metropole.
Sehenswert ist die Metropole Mindelo, die zweitgrößte Stadt von Cabo Verde. Sie liegt an einer großartigen Bucht. Die halbrunde Form ist Teil eines versunkenen Kraters, dessen Boden etwa 200 m unter dem Meeresspiegel liegt.
Jahrhundertelang war der Naturhafen von Mindelo ein gefürchteter Piratenunterschlupf. Erst mit dem Bau einer Burg im 18. Jahrhundert boten die Portugiesen den Freibeutern Einhalt.
Im 19. Jahrhundert entwickelte Mindelo sich zu einem Umschlaghafen zwischen den Welten. Die Engländer errichteten u. a. ein Zwischenlager für Kohle. Die Kohle wurde mit Barken zu den vor Anker liegenden Schiffen transportiert.
Trinkwasser war knapp, deshalb musste Ende des 19 Jahrhunderts das Wasser von der Nachbarinsel Santo Antao geholt werden. Das rostige Wrack direkt am Strand auf dem Weg zum Flugplatz ist ein Relikt aus jener Zeit.
Im Jahre 1886 entdeckte ein Portugieser außerhalb der Stadt eine Quelle und machte damit das Geschäft seines Lebens.
Hier im Lokal Pica-Pau in der Rua San Antonio haben wir leckeren Meeresfrüchte-Reis gegessen. (na ja, ich habe auf die Meeresfrüchte verzichtet und mich mit dem Reis und Ei begnügt.)
Unser Hotel war in Sao Pedro ca. 10 km von Mindelo und 2 km vom Flughafen entfernt. Sao Pedro ist nur ein kleines Fischerdorf, hat aber eine wunderschöne Bucht, die touristisch nicht erschlossen ist und zu den schönsten der Kapverden zählt.
Der höchste Berg von Sao Vincente ist der Monte Verde mit 750 m. Früher waren seine Nordhänge üppig grün, heute ist das ganze Gebiet eine einzige Geröllwüste. kurvt man den Berg aufwärts, hat man an mehreren Stellen eine herrliche Aussicht auf Mindelo. Oben endet die gut ausgebaute Strasse auf einem Hochplateau. Wenn der Berg nicht von Wolken umhangen ist, hat man ein einmaliges Panorama auf die Nachbarinseln, sowie Mindelo.
Von unserem Hotel aus, haben wir eine große Wanderung unternommen, allerdings war es sehr heiß unterwegs und es gab keine Möglichkeit irgendwo einzukehren, ein paar Mal haben wir uns auf den Hosenboden gesetzt, aber es war ein wunderschöner Ausflug.
Die Zeit ging schnell vorbei. Das nächste Ziel war Praia auf Santiago.
Die Kapverdianer sagen: Inselparadies im Atlantik, Außenstehende: Paradies der Widersprüche und Gegensätze...
Als nächstes flogen wir von Sao Vincente nach Santiago.
Sklaven von der Guinea-Küste waren die ersten Bewohner von Santiago. Noch heute gilt diese mit ca. 991 km² größte Insel als afrikanischste des Archipels. Hier lebt die Hälfte der Landesbevölkerung. Allein in der Hauptstadt Praia leben 60.000 Einwohner, die Stadt platzt aus allen Nähten. Santiago hat viele Gesichter. Am Fuße des Berglandes erstrecken sich Plantagen für Bananen und Mangofrüchte, an weiten Stränden gedeihen Kokospalmen.
Die Hauptstadt Praia hat nur ein kleines Areal. Das Leben spielt sich auf einer Hochebene ab mit geometrisch angelegten Strassen und einem Ambiente, das mehr von hektischer Betriebsamkeit als beschaulicher Idylle geprägt ist.
Der Markt (Mercado) liegt an der Avenida Amilcar Cabral und ist täglich geöffnet. Jeden Morgen gehen die Marktfrauen schwer beladen mit Körben, Kisten, Wannen und Fässern oder gar soeben gefangenen Thunfisch zum Markt. Dort gibt es alles, was auf der Insel wächst oder im Meer gefangen wird: Thunfisch, Maniokwurzel, Kokosnüsse, Papayas, Mangos, und eine Vielfalt von Schoten und Körnern.
Am Fuße des Plateaus gleich noch ein Markt: der Sucupira, ein kunterbuntes "Freilicht- Kaufhaus". Hier treffen auch die Aluguers von der gesamten Inseln ein und Hunderte von Marktfrauen mitsamt ihren Waren anliefern: Gemüse, Fisch, aber auch Sandalen, Kleider, Unterhosen, Uhren...
Viele Restaurants servieren das Nationalgericht "Cachupa", pikant mit Piri-piri gewürzt. Das sollte man probiert haben.
Aluguer sind Mietautos, Pickups oder Minibusse. Es sind eigentlich Sammeltaxis. Sie fahren erst los, wenn das Auto voll ist. Das kann manchmal etwas dauern. Dafür sind sie unheimlich billig. Wir trafen einen deutschen Aussteiger, der schon lange Jahre auf der Insel wohnt. Er hat uns nicht nur seine Lebensgeschichte erzählt, sondern uns auch mitgenommen in sein Dorf, wo er wohnt. Auch Hans hatte einen Pickup, mit dem er uns mitnahm.
Zwischen Assomada und Tarrafal liegt Ribeira da Barca, ein kleines Fischerdorf direkt am Meer mit ungefähr 30 Einwohnern. Es führen nur Fußpfade durch das kahle, tonfarbene Land. Tiefe Täler durchfurchen diese Inselseite. Ribeira die Barca ist ein sehenswertes, uriges Fischerdorf mit einem schwarzsandigen Strand. Die Bewohner haben kaum Kontakt mit der Aussenwelt. Fernab von jeder Hektik, inmitten der freundlichen Einwohner, bieten sich hier einmalige Möglichkeiten für Angler, Taucher und Wanderer...
So steht es in einem kleinen Flyer, den er uns gegeben hat, denn Hans zeigte uns ein kleines Aparthotel "Casa Anita" Wenn irgendjemand zufällig nach Santiago fliegt und Hans sieht, dann möchte er doch Grüße von uns bestellen... (mittlerweile haben wir erfahren, dass Hans wieder in Deutschland ist.) Hans hat uns ein leckeres Menü bereitet und dann mussten wir wieder zurückfahren. Es hat uns schon gut gefallen.
Tarrafal ist auch ein beliebter Touristenort auf Santiago. "Schuld" daran ist sein Strand. Die Mündung einer breiten Ribeira, die unterhalb des 645 m hohen Monte Graciosa dem Meer zuläuft ist eine Oase. Ein Palmenwald begrenzt eine weißsandige Bucht in Form einer Sichel und bietet viele Motive für Fotos mit südseehafter Idylle.
Assomada mit ca. 20.000 Einwohnern ist die drittgrößte Stadt der Kapverden (nach Praia und Mindelo). Sie liegt mitten auf der Insel etwa 500 m hoch. Zunächst unbedeutend hat sie sich seit 1975 rapide zu einem bedeutenden Marktflecken entwickelt. Auch hier findet tagtäglich, besonders aber Mittwochs und Samstags der größte Markt statt. Marktfrauen aus allen Bereichen der Inseln bieten hier ihre Waren feil. In Assomada steht auch eins der vielen internationalen SOS-Kinderdörfern.
Zum Schluss möchte ich noch die alte Hauptstadt Ciadade Velha erwähnen. Dieses Dorf, wo Hühner und Schweine frei herumlaufen, zählte lange zu den größten Sklavenmärkten der Welt! Vom einstigen Rang zeugen das Fort Sao Filipe (16. Jh) und die Ruinen der Kathedrale. Da wir nur 2 Tage auf dieser Insel waren, konnten natürlich nicht alles sehen... aber vielleicht haben wir ja nochmal die Möglichkeit...
Unsere letzte Station war Sal.
Sal, ist ca. 216 km² groß und die achtgrößte Insel. Es leben nur ca. 8000 Einwohner da, das heißt pro km² 37 Einwohner. Der Inselhauptort ist Espargos. Auf dieser Insel findet man Sonne, Sand und Strand im Überfluss, mehr nicht! Da es kein Trinkwasser gibt, wächst hier so gut wie nichts. Ihren Namen verdankt die Insel ihrem einst wichtigsten Exportgut, dem Salz, das in riesigen Salinen gewonnen wurde.
Sal ist ideal zum Abschalten, man kann sagen, bist Du reif für die Insel, dann ab in die Wüste nach Sal. Hier lässt es sich gut surfen. Unter Insidern ist Sal längst ein heißer Tipp. Strandsegeln, tauchen und Wasserski wird auch angeboten, aber viel mehr bietet Sal nicht. Ihr solltet schon ein paar Krimis mehr einpacken, denn die Insel ist in gut 2 Tagen erkundet.
An den Bootsstegen wird frischer Fisch entladen, der mittags und abends in den Restaurants angeboten wird.
Wir haben am Ortsrand von Santa Maria gewohnt, wie die meisten der Touristen. Santa Marias Wahrzeichen ist das Waagehaus, in dem früher das Salz abgewogen und verladefertig gemacht wurde. Anschließend wurde es mit Loren auf den Schienen des Steges zu den Schiffen transportiert. Im Laufe der Jahre wuchs Santa Maria zu einem richtigen Ort heran. Einige große zweistöckige Häuser lassen den einstigen Wohlstand mancher Bewohner noch erahnen. In diesem Ort ist der Kontrast zwischen den Touristenhotels und den einfachen Häusern der Einheimischen gewaltig.
In der Thunfischfabrik (erbaut um 1930) an der Strasse zum Waagehaus werden jährlich bis zu 300 000 t eingedost und zu anderen Inseln und nach Italien exportiert.
Die Bucht ist ca. 4 km lang mit herrlichem Sandstrand. In den Sommermonaten weht der Wind nicht ganz so stark, so dass auch Surfer-Anfänger ihrem Hobby hier frönen können.
Einen Besuch sollte man dem Hauptort Espargos abstatten. Am Straßenmarkt kann man Mangos, Papayas und farbenprächtige Stoffe erstehen, allerdings vermisst haben wir irgendeine Atmosphäre.
In Palmeira gibt es die Hallen mit riesigen Wasserbecken für Langusten, die tiefgekühlt exportiert werden, ansonsten ist der Ort trist und trostlos...
Die gesamte Nordregion von Sal ist bizarr und öde. Kaum vorstellbar, dass hier Menschen leben. Aber sie tun es! Das Baden in den Buchten ist lebensgefährlich, weil starke ablandige Strömungen selbst guten Schwimmern keine Chance lassen.
Wir haben mit diesen Motorrädern eine Dünentour gemacht. Das hat uns den Aufenthalt auf Sal versüßt! Allerdings war es unmöglich auch noch Fotos zu "schießen". Die Motorräder haben sehr breite Reifen, damit man im Sand nicht umkippt. Zunächst mussten wir auf normaler Straße zum Strand fahren. Mann, war das eine "Eierei". Allerdings hatten wir einen Begleiter, ich glaube, er hat unseren Fahrkünsten nicht so getraut.
Wir sind die Dünen rauf und runter gefahren, herrlich. Friedrich hat sich einmal komplett auf die Nase gelegt, denn ab und zu ist nicht nur Sand, sondern auch Wasser da, das wurde dann zu einer Schlitterpartie, es ist auch nichts passiert, außer das Friedrich auf einer Seite komplett mit Matsch bedeckt war...
Wir sind mit den Motorrädern zu der stillgelegten Saline Pedra Lume gefahren, eine tolle Fahrt, wenn mir auch ab und zu schlecht wurde, denn der fahrbare Untergrund zwischen den Salinen war unheimlich schmal. Ich hatte doch ab und zu Angst in die Saline abzurutschen...
Diese Saline liegt in einem riesigen Vulkankrater, dessen Boden unter dem Meeresspiegel liegt. Auf natürlichem Weg drang Meereswasser ein, das rasch verdunstete. Zurück bleiben die Salzkristalle, die bis in dei 80er Jahre gestochen wurden.
Tief blicken lässt auch die Buracona (großes Loch) in einem Fels in der Nordwestküste. Bei eindringender Sonne kann man bis auf den Meeresgrund schauen.
Was bei einer Inselfahrt aus der Ferne nach Wasser aussieht, ist aber nur eine optische Täuschung - eine Fata Morgana, genau wie in der echten Wüste und doch mitten im Meer.
So, das war unsere Reise, in meinem Reiseführer steht:
Als Gott die Welt erschaffen hatte, blickte er hinab auf sein Werk. Vergnügt schlug er sich in die Hände, und Krümel aus Stein, Sand und Lehm fielen hinab in die See. Ein Dutzend davon ragten nachher aus den Wellen: die Kapverdischen Inseln.
Heike, eine Userin aus meinem Forum, war 2012 auf der Insel Sal und hat live von ihrer Reise berichtet: