Urlaub in der Haute-Garonne in Südfrankreich
Dieser Urlaub im August 2003 sollte ganz anders werden. Wir hatten uns vorgenommen, einmal die Seele baumeln zu lassen. Auf der Suche nach einem geeigneten Urlaubsziel habe ich es gefunden. Der Baum des Lebens - Le Tounut in Salherm. Ein alter Hof aus dem Jahre 1876 wurde nach ökologischen und baubiologischen Gesichtspunkten renoviert. Vollwertige und vegetarische Kost. Ein kleines Ferienparadies.
Ich fuhr mit meiner 5-Jährigen Enkeltochter Jenni und Gerta, die Freundin meiner im Januar verstorbenen Mutter, im Auto. Friedrich wollte mit seinem Freund per Motorrad dorthin reisen. Allerdings eine etwas andere Strecke. Gesagt getan, am 2. August fuhren Jenni und ich los nach Euskirchen, um Gerta abzuholen. Wir übernachteten dort, luden das restliche Gepäck ein, sowie Unmengen an Verpflegung (als würde es unterwegs nichts geben) und begannen unsere große Fahrt am frühen Morgen des 3.8.03. Wir kamen gut voran, es war zwar Samstag und Ferienbeginn in Niedersachsen, doch das Glück war mit uns. Wir hatten uns vom ADAC eine Routenbeschreibung geben lassen. Karten, Reiseführer alles hatten wir an Board.
Hinter Aachen fuhren wir über die Grenze und durchquerten Belgien. Wir kamenn Liège, Namur, Charleroi, Mons und Valenciennes vorbei und fuhren dann Richtung Paris.
Irgendwann kam uns ein Gedanke, wollen wir nicht einen ganz kleinen Abstecher nach Paris machen und auf der Champs Elysée einen Café trinken?
Was für ein Gedanke... Aber wir hatten ja ohnehin eine Übernachtung eingeplant, da hatten wir ja Zeit genug. Hinein nach Paris ist es ja noch ok, vorbei am Gare du Nord, total verfahren, nach dem Zentrum gefragt, ja das ist doch hier, da waren wir im absolut schlimmsten Viertel und ich arme Socke saß am Steuer...
Da wir uns den Abstecher erst unterwegs überlegt hatten, hatten wir natürlich auch keinen Stadtplan von Paris. Na ja, den L´Arc de Triomphe haben wir gefunden, im Halteverbot geparkt und einmal die Straße rauf und runter, ein Käffchen getrunken, der Preis war mindestens für das ganze Lokal.
Jenni wollte so gerne oben auf den L´Arc de Triomphe. Aber es war unheimlich heiß und der Gedanke an unser vollgepacktes Auto, das im Halteverbot stand, ließ uns keine Ruhe und so fuhren bald weiter. Und dann fing das Problem an, wir wussten nicht, wie wir aus Paris rauskommen sollten, denn wir mussten Richtung Orléans und es war nicht rauszufinden.
An einer Tankstelle, wieder in der Nähe des Gare du Nord, hat sich einer erbarmt. Er müsse nach Hause, wohnt in der Nähe von Orly und wir könnten gerne hinter ihm herfahren. Das war vielleicht eine Fahrt! Aber ab Orly haben wir dann endlich die richtige Autobahn gefunden. Eigentlich wollten wir uns in Orléans ein Hotel suchen, aber es war noch früh am Abend und so entschieden wir, dass wir bis Vierzon weiterfahren. Die ersten Hotels waren belegt, so fuhren wir weiter in den Ort und hatten Glück. Im Hotel Le Continental fanden wir ein freies Zimmer und packten nur das Nötigste aus. Dann ging es an die Bar, wir haben ein kühles Bier und Jenni eine Fanta getrunken. Gegessen haben wir im Zimmer, denn wir hatten ja noch genug Proviant.
1000 km sind wir bislang gefahren, knapp 600 lagen noch vor uns. Am nächsten Morgen sind wir nach einem leckeren Frühstück gegen 8 Uhr losgefahren. Vierzon hat ein Autobahnkreuz, die Beschilderung ist irgendwie anders als bei uns. Na ja, was soll ich sagen, ruckzuck befanden wir uns auf der falschen Autobahn...
Aber wir wollten doch nicht nach Clermont Ferrand! Leider war der erste Abschnitt recht lange und wir mussten auch noch die Maut für den Hin- und Rückweg bezahlen. Was hilft es, da mussten wir durch. Dafür hatten wir später kaum Verkehr auf der Autobahn und kamen zügig voran. Chateauroux, Limoges, Brive-la-Gaillarde, Cahors, Montauban, wir näherten uns dem Ziel. In Toulouse wurden wir noch einmal hektisch, wir fanden nicht so recht die Abfahrt. Nun ja, hinterher stellte sich heraus, dass wir eine falsche Anfahrtsbeschreibung hatten und somit Toulouse fast einmal umrundeten.
Endlich kam die Abfahrt Muret, wir zuckelten ein wenig durch verschiedene Dörfer und kamen wieder auf den richtigen Weg nach Rieumes. Von dort aus fuhren wir noch ca. 30 km auf der D 3 durch wunderschöne Landschaften, enge gewundene Straßen und fanden auf Anhieb hinter Ciadoux die D 84, die nach Salerm führt.
Salherm, ein ganz kleines Dorf mit nur wenigen (55!) Einwohnern. Ganz am Ende der Straße das vorletzte Haus auf der linken Seite das war Le Tounut - Der Baum des Lebens!
In Salherm angekommen waren wir mehr als überrascht. Ein schönes *altes* Haus. Rund herum Garten, Wiesen, ein Bolzplatz, Baumhäuser, hinter dem Haus ein Swimmingpool, überall kleine Sitzgruppen, das sah doch schon toll aus.
Monika, die *Chefin* des Hauses begrüßte uns und zeigte uns die Zimmer. Wunderschön eingerichtet mit Naturholzmöbel. Ja, hier können wir uns erholen, das haben wir auf den ersten Blick gefühlt und festgestellt.
Nachdem wir unseren Wagen ausgepackt haben, - ich frage mich immer, warum wir so viele Sachen mitnehmen, - wollte Jenni sofort in den Pool springen. Dagegen hatten wir auch nichts, denn die Temperaturen waren weit über 30° Grad! Der Pool war durchgängig über 2 m tief, gut, dass Jenni gerade eine Woche vorher ihr Seepferdchen gemacht hatte. Was gibt es schöneres für Kinder, als die ganze Zeit ins Wasser zu springen. Auch wir hatten unsere Freude. Jenni entpuppte sich als unermüdliche Schwimmerin. Nach diesem Urlaub konnte sie sicher schwimmen und durch das halbe Becken tauchen.
Am Abend gab es ein leckeres Essen auf der Terrasse. Das Essen war vegetarische Vollwertkost nach Dr. Bruker. Immer eine Riesen-Schüssel Salat vorweg, tolle Vollwertgerichte, - jeden Tag ein anderes - und immer einen Nachtisch. Wir hatten Halbpension gebucht, da wir ja auch einige Touren in die Umgebung geplant hatten.
Nach dem Essen saßen wir gemütlich vor dem Pool und genossen die Aussicht. Ein Buch, eine Zeitung, mit Jenni *Krieg* spielen, etwas zu trinken, das gefiel uns! Gleich hinter dem Pool fing das Tal an. Unten im Tal war ein künstlicher Stausee, an dem wir nicht nur Kühe beobachteten. Auf der anderen Seite des Tales sah man vereinzelte Häuser stehen. Wie romantisch!
Schon am 1. Abend bekamen wir einen wunderschönen Sonnenuntergang mit. Traumhaft! Es zeigte sich, dass wir bis auf wenige Male immer wieder noch *schönere* zu sehen bekamen. Allein dieser Ausblick am Abend ist diese Reise wert.
An diesem Abend gingen wir relativ früh ins Bett. Da wir mit dem Auto unterwegs waren, hatte Jenni alle ihre Puppen mitgebracht. Mit Mühe fand sie im Bett dazwischen noch einen Platz. Ein Mückennetz war unbedingt erforderlich!
Am nächsten Morgen wurden wir mit einem üppigen - aber gesunden - Frühstück überrascht. Das war so reichhaltig, dass wir davon auch noch am Mittag etwas übrig hatten.
Es stellte sich heraus, dass wir die einzigen Gäste waren. Es sollten zwar noch andere kommen, aber sie kamen einfach nicht. Uns war es recht. So hatten wir das ganze Haus für uns, mussten keine *Rücksicht* nehmen und konnten herumlaufen, wie wir wollten.
Außer Jenni, die auf der Suche nach einem Prinzen ist, haben wir es nicht für nötig gehalten, uns besonders *herauszuputzen*. Jenni möchte gerne Prinzessin werden, wie wohl viele in ihrem Alter. Das Glück war mit uns, denn eines Tages fand Monika einen Riesen-Frosch im Swimmingpool. Was lag da näher, als Jenni von dem verzauberten Prinzen zu erzählen? Dieser Frosch wurde mit einem großen Netz gefangen und weit, weit weg zu einem anderen Teich gebracht. Und was hörten wir in der Nacht um 2 Uhr? Natürlich den Frosch, der laut quakend und schimpfend zurückkam. Den ersten Tag verbrachten wir in Salherm mit lesen, spielen, baden, essen und trinken. Das Haus verfügte über eine reichhaltige Bibliothek, wir hatten uns aber auch mit genügend Lesestoff von zu Hause versorgt. Was für ein Ferienparadies!
Das Nachbarhaus von *Madame* lag ungefähr 1 km vom Landhaus Baum des Lebens entfernt und war unser nächster Nachbar auf der linken Seite. Scheinbar lebt *Madame* alleine mit ihren (mindestens!) 4 Hunden. Diese kamen immer laut kläffend ans Auto gelaufen, so dass man Angst haben musste, sie zu überfahren. *Madame* betrieb Landwirtschaft und hatte auch jede Menge Kühe. Wenn wir vom Swimmingpool ins Tal schauten, da konnte man die Kühe sehen, wie sie jeden Tag irgendwo anders herumwanderten.
Wir beschlossen auch einmal dort hinunter an den See zu gehen. Monika sagte uns, dass dort ein Boot liegt und wir damit auf dem See fahren durften.Es war wie immer unheimlich heiß, doch wir nahmen eine Flasche Wasser und jeweils ein Handtuch mit und machten uns auf den Weg zum See. Erst mussten wir unter einem elektrischen Zaun hindurch klettern, dann ging es durch meist vertrocknetes stacheliges Gestrüpp immer weiter nach unten. Es sah doch näher aus, als es war.
Als wir erschöpft unten am Bootssteg ankamen, sahen wir die Bescherung. Durch die langanhaltende Trockenheit war der Wasserstand des Sees ganz schön gesunken und Gerta und ich durften das Boot ins Wasser ziehen. Mann, was haben wir geschwitzt und geackert! Die letzten 10 Meter mussten wir durch den Morast waten, puuh.
Jenni trugen wir die letzten Meter bis zum Boot. Und dann paddelten wir los. Uns wurde in der Hitze nicht kälter, der See liegt fast schattenlos. Zum Glück hatte wenigsten Jenni eine Mütze mit.
Wir sahen einige Wasservögel und beobachteten eine Biber-Familie. Als wir jedoch näher kamen, um sie zu fotografieren, führte uns der Biber in die Irre. Er tauchte eine Weile weg, kam dann an einer ganz anderen Stelle wieder hoch und wir paddelten hinterher. Der Biber schwamm erst in Richtung auf das gegenüberliegende Ufer, änderte es plötzlich und wir ruderten wie verrückt hinterher. Auf einmal war er verschwunden. Als er wieder auftauchte, hatte er einen riesigen Bogen geschlagen, als wollte er sagen: ätsch...
Wir gaben es auf, die Tiere sollten ihre Ruhe haben und wir ruderten zurück. Das Boot ließen wir diesmal kurz vor dem Wasser stehen. Wir waren zu fertig, um es wieder hochzuziehen. Monika möge uns verzeihen.
Und wieder mussten wir durch die Matsche und Morast. Unser Trinkwasser war zu kostbar, als dass wir es zum Säubern *geopfert* hätten. Der Rückweg nach oben war um einiges beschwerlicher als der Hinweg. Kurz vor dem elektrischen Zaun plumpsten wir erschöpft unter einen Baum, um wenigstens kurz zu verschnaufen - wir fühlten uns wie kurz vor einem Hitzschlag! Die Matsche an den Füßen war mittlerweile knochentrocken. Wir schleppten uns unter den Zaun hindurch, machten unsere Füße sauber und sprangen in den Pool.
Boulogne sur Gesse ist ein etwas größeres Städtchen, denn es hat ca. 1.500 Einwohner. Wir nahmen die D 3 über Lilhac nach Ciadoux. Von da aus auf die D 635 und nach insgesamt knapp 17 km waren wir in Boulogne sur Gesse. Wir fanden auf Anhieb einen Parkplatz in einer Seitenstraße direkt am Markt.
Boulogne sur Gesse ist eine alte Bastidenstadt,die 1283 gegründet wurde. Die Stadt wurde im Schachbrettmuster angelegt. Die parallel verlaufenden Straßen führen alle zu dem Arkaden-Marktplatz. Wir hatten bei unserem ersten Besuch Glück. Es war Markttag. Hier wurden neben Obst und Gemüse auch die typischen Landesspezialitäten angeboten.
Wir machten einen kleinen Rundgang. Hier in der Stadt bekamen wir alles, was wir noch brauchten. In der Bäckerei kauften wir uns kleine süße *Teilchen* und frisches Baguette. Die Kirche direkt am Marktplatz ist aus dem XV. Jahrhundert. Die Franzosen sind sehr freundlich. Wir schauten uns die Marktauslagen an, kauften einiges an Obst und Tomaten.
An diesem Markttag war rund um das Bürgermeisterhaus sowie in den Arkadengängen viele farbenprächtige Marktstände aufgebaut. Wir sind später noch einige Male wieder hergekommen.
Direkt auf dem Marktplatz gab es eine urige Dorfkneipe. Dort machten wir eine Pause und tranken etwas. Jenni wollte so gerne ein Eis haben. Wir fragten die Bedienung. Leider hatten sie keines. Aber sie lief gleich zum Postboten, der gerade mit der Post unterwegs war und fragte ihn, wo man denn ein Eis bekommen könnte. Aber auch er schüttelte den Kopf. Es war nicht zu fassen, es gab einfach keines in Boulogne. Zum Trost bekam Jenni einen eiskalten Eistee. Na, das war doch ein Ersatz!
Erst trauten wir uns nicht, aber er war so nett und forderte uns auf, doch mal den Wein zu probieren. Mhmm, der schmeckte aber lecker. In Anbetracht, dass an diesem Tag unsere Männer mit dem Motorrad ankommen wollten, kauften wir einen 5 Liter-Plastik-Kanister mit bestem Vin De Table rouge zu 0,95 Cent pro Liter gefüllt!
Ich will gleich hier verraten, Gerta und ich, wir haben uns gleich nach der Rückkehr ein Gläschen gegönnt, während Jenni im Pool rumtobte. Und die Männer waren echt begeistert. Zunächst etwas enttäuscht, dass wir kein Bier da hatten, aber der Wein hat sie dann doch besänftigt.
Was sind wir verwöhnt in Deutschland mit Tankstellen. In diesem Landstrich in Frankreich muss man sehr vorausschauend tanken, denn uns ist es passiert, dass wir im Umkreis von 50 km kein Benzin bekamen. Die Tankstellen waren entweder "out of order" oder hatten nur Diesel, die einzige, die funktionierte ging nur mit der Carte Blanche, aber die hatten wir auch nicht. Wir wurden von einer Stelle zur anderen geschickt, in Boulogne gab allerdings auch nur 3 Tankstellen. Diese sind natürlich nicht mit den hiesigen zu vergleichen. Meist 2 Zapfsäulen an der Straße oder auf dem Parkplatz eines größeren Kaufhauses. That´s it!
Die einzig größere Tankstelle in Boulogne wurde gerade umgebaut. Aber wir bekamen große Unterstützung von den Franzosen, die uns durch die Gegend schickten. Ich kann mich zwar auf französisch einigermaßen unterhalten, aber bei der Suche nach den technischen Vokabeln kam ich ganz schön ins Schwitzen. Mein Wörterbuch lag aber nämlich auch sicher im Hotelzimmer...
So kamen wir nach l'Isle En Dodon, denn dort sollte eine Tankstelle sein. Die haben wir auch auf Anhieb gefunden. Was für ein Glück, denn langsam wurde es kritisch...
l'Isle En Dodon wirkte auf uns wie ausgestorben. Der Ort hat ca. 2.000 Einwohner, aber sie hielten wohl ihre Siesta. Allerdings war es auch an diesem Tag an die 37° Grad und wir waren am frühen Nachmittag da. So schauten wir uns nur die Kirche aus dem 14. Jahrhundert an. Gegenüber war das Bürgermeisteramt, auch ein schönes Gebäude aus dem Jahre 1854.
Uns war es einfach zu heiß, der Pool rief, da beschlossen wir nach Salherm zurückzufahren. Wir erwarteten ja auch Friedrich und Dieter, die mit ihren Motorrädern für einige Tage vorbeikommen wollten. Da waren wir schon gespannt auf die Erzählungen, denn die beiden sind über Italien - Gardasee- nach Frankreich gefahren. Aber diese Tour verdient einen extra Bericht: Motorradtour Südfrankreich
Den restlichen Nachmittag verbrachten wir am Pool, ab und zu ein Glas Rotwein probierend, leichte Lektüre und mit Jenni abwechselnd im Wasser rumtollend. Dabei habe ich mir mein Schienbein derbe aufgehauen, weil ich auf der Treppe zum Pool ausrutschte und genau auf die Betonsteinkante knallte. Dabei stellten wir fest, dass wir unseren *1. Hilfe-Koffer* zu Hause haben liegen lassen, aber Gerta hatte noch ein Wundermittel mit und damit war das ganze nach 3 Tagen vergessen. Endlich gegen 18:30 Uhr kamen die Männer an, erschöpft von der Fahrerei und der Hitze. Wir aßen gemeinsam unser vegetarisches Abendessen und erzählten noch lange unter Mondenschein...
Den nächsten Tag verbrachten wir alle in Salherm, es war wieder unheimlich heiß. Jenni freut sich, dass sie *ihren Opa*da hatte. Sie springt unermüdlich ins Wasser, taucht, schwimmt und fordert uns ;-) Wir wandern mit unseren Liegen dem Schatten nach.
Am späten Nachmittag ziehen Wolken auf und endlich, gerade als wir draußen beim Essen saßen, öffnete der Himmel seine Schleusen und es kommt ein starkes Gewitter. In Sekunden steht die Terrasse unter Wasser. Teilweise läuft das Wasser ins Haus, Jenni freut sich, Friedrich und Dieter laufen noch einmal raus und stellen die Tische und Stühle zusammen.
Dann fällt der Strom aus und wir sitzen gemütlich im Zimmer, suchen ein paar Kerzen... Eine Fledermaus hat sich verirrt, wir lassen sie hinaus. Ich hole mir die Gitarre von Monika und ein paar Bücher und wir singen all die Lieder, romantisch bei Kerzenschein und einem Glase Rotwein. Um 23 Uhr ist Schluss. Wir sind fast heiser und die Finger tun mir weh.
Es war ein wirklich schöner gemütlicher Abend.
Am 8. August standen wir früh auf, wegen des Weines am Vorabend allerdings 1 Stunde später als geplant, packten unser Frühstücks-Lunch-Paket ein und fuhren zunächst die D3 bis Ciadoux und bogen dann ab auf die D17. Hinter Lannemezan fuhren wir dann Autobahn bis nach Biarritz, vorbei an Tarbes, Pau und Orthez.
Friedrich und Dieter saßen vorne. Ich in der Mitte hinten zwischen Jenni und Gerta. Die Motorräder blieben in der Scheune in Salherm.
Endlich mal wieder eine große Stadt! Biarritz hat ca. 30.000 Einwohner und ist eine mondäne Bäderstadt. Wir kämpften mit dem Verkehr, die meisten Parkbuchten, sowie Parkhäuser waren besetzt. Wir fuhren dennoch in Richtung Strand und fanden den letzten freien Parkplatz im Casino-Parkhaus. Geschafft, wir packten unsere Rucksäcke aus und gingen als erstes zum Strand.
Da war vielleicht ein Betrieb! Solche Menschenmassen haben wir lange nicht gesehen. Wir fanden ein Plätzchen am Strand mit etwas Schatten. Da wir uns beobachtet fühlten, blieben immer 2 bei unseren Sachen. Denn man weiß ja nie! Und dann ging es:
Ab ins Wasser!
Das Wasser ist herrlich! Die Wellen brechen sich am Strand, das tut gut! Jenni kann auch hier nicht genug bekommen. Unermüdlich springt sie ins kühle Nass, lässt sich von den Wellen umwerfen. Die Brandung ist einmalig. Die Zeit geht viel zu schnell vorbei. Wir wollen weiter, die Umgebung etwas erkunden, sehr zum Leidwesen von Jenni.
Biarritz - auch bask. Miarritze - liegt am Golf von Biscaya, am Beginn der baskischen Steilküste Côte Basque. Biarritz war im Mittelalter ein Walfangort und Ende des 13. Jahrhunderts ist die Stadt wegen Rückgang des Walfangs verarmt und wurde unbedeutend. Biarritz verdankt seine Entwicklung zum heutigen Luxusbad der Kaiserin Eugéne, die sich Mitte des 19. Jahrhunderts eine Villa erbauen ließ. (heute ein prächtiges, aber teures Hotel)
Wir laufen die Strandpromenade entlang und sehen rechts ein Hundeklo allerdings nicht getrennt für Rüden und Hündinnen!
Wir sehen den Marienfelsen, der mit einer Eisenbrücke (von Gustave Eiffel) mit dem Festland verbunden ist. Wir gehen hinüber und genießen den Blick auf Biarritz. Auf der Spitze des Felsens steht eine große Marienfigur aus dem Jahre 1865.
Die Kapelle Sainte Eugénie wurde 1856 geweiht, der Schutzheiligen der französischen Kaiserin. Bis 1856 gab es für den Gottesdienst lediglich die Kirche der Gemeinde von Saint Martin. Es war eine kleine in romanisch byzantinischen Stil gebaute Kapelle. Der Grundstein für den jetzigen Bau wurde am 11.9.1898 gelegt und die Einweihung erfolgte am 11.4.1903.
Wirft man einen Blick auf die Vorderseite der Kirche, so sieht man den in Stein gehauene Tympanon des Künstlers P.A. Gestas aus Biarritz. (Ein Tympanon ist ein oft mit Reliefs geschmücktes Giebel- oder Bogenfeld über einem Portal, Tür oder Fenster.) In der Mitte des Bildes sitzt Notre Dame Du Bon Secours als Schutzheilige der Kirche, umrahmt von St. Martin, den Schutzheiligen von Biarritz, Erzengel Gabriel, St. Eugénie und Erzengel Michael. Eine schöne Kirche!
Wir gehen weiter zum alten Hafen Port de Pêcheurs, ein romantischer Ort mit kleinen Seafood-Restaurants.Während wir spazieren gehen, suchen sich Jenni und Friedrich ein Straßencafé und trinken etwas. Auf dem Rückweg beobachten wir, wie die Eistütenwaffeln hergestellt werden. Das haben wir auch noch nicht gesehen!
Zurück zum Auto und dann fahren zunächst an der Küstenstrasse entlang. Wir sehen viele prachtvolle Häuser im Jugendstil aus der damaligen Zeit. Dieter hat ein Lidl-Schild gesehen. Er braucht was *Ordentliches* zu essen. Nach kurzem suchen finden wir das Geschäft. Es ist doch schon erstaunlich, viele Waren, die wir aus Deutschland kennen, finden wir hier wieder. Wir decken uns ein, mit Joghurt, Süßigkeiten, Bier und anderen Getränken, Dieter mit Unmengen von Wurst und fahren zurück auf die Autobahn.
Wir sind froh, dass wir dem Trubel entrinnen können. Biarritz ist eine im Sommer überbevölkerte Stadt mit viel Verkehr und Lärm. Gerade billig ist es hier auch nicht, aber es ist nun mal einer der beliebtesten Badeorte in Südwest-Frankreich. Nun haben wir es auch gesehen - und das Baden im Meer haben wir sehr genossen! Auf dem Rückweg haben wir die Gorges de la Save entdeckt, eine felsige und teils bewaldete Schlucht, die von dem kleinen Flüsschen Save durchschlängelt wird. Darüber mehr in einem extra Teil.
Das Abendessen nahmen wir im Landhaus ein, Dieter macht eine Vesper*auf Faust*, und wir lassen uns von Monika verwöhnen. Heute haben wir den Sonnenuntergang verpasst...
Am 9. August fahren wir gegen 8 Uhr los. Wir wollen nach Lourdes zu dem weltberühmten Wallfahrtsort.
Wie immer fahren wir über die D3 bis nach Ciadoux, dann auf die D 635 bis wir zur D 17 kamen. Hinter Lannemezan auf die Autobahn Richtung Tarbes. Hinter Trabes auf die D 21 und dann braucht man nur den Hinweisschildern nach Lourdes zu folgen.
Schon viele Kilometer vor Lourdes kommen wir nur stockend vorwärts. Wir sind nicht die Einzigen, die nach Lourdes wollen.
Endlos zieht es sich hin, bis wir in die Stadt kommen, es geht nur im Schritttempo weiter. Außerdem ist die Beschilderung so, dass wir einfach nicht wissen, wo wir hinsollen. Also lassen wir uns mit der Masse treiben und biegen, dann ein- zweimal ab und kommen dann zu einem kleinen Parkplatz direkt in der Innenstadt. Klasse, es ist gerade ein Platz frei.
Wir steigen alle aus und überlassen Friedrich und Dieter die Rangiererei. Bravo, super eingeparkt. Zu Fuß geht es an der Gave entlang, über eine Brücke. Wir staunen nicht schlecht. Diese Stadt ist überfüllt, überfüllt mit Menschen, Autos, Andenkenläden, Hotels. Das habe ich mir so nicht vorgestellt. Ein Geschiebe und Gedränge und vor allem muss man auf die vorbeifahrenden Autos aufpassen...
Man hatte uns ja gewarnt. Es war Samstag und am Wochenende quillt die Stadt förmlich über. Über 5 Millionen Besucher kommen jährlich nach Lourdes. Ein Laden reiht sich am anderen. Heiligenbildchen, religiöse Figuren, T-Shirts, Kerzen und Plastikflaschen in allen Größen, um sich von dem heilenden Wasser etwas abzufüllen, nebst Kitsch aus Plastik und Holz. Es sollen hier ungefähr 400 Läden sein und mehr als 320 Hotels.
Wir sind in erwartungsvoller Stimmung, wissen noch nicht, was auf uns zu kommt. So schauen wir uns die Auslagen an, während wir weitergehen. Ab und zu fragen wir nach dem Weg, aber wir brauchen einfach nur den Menschenströmen zu folgen.
Und dann sehen wir auch schon die Basilika der Unbefleckten Empfängnis. Wir kommen auf das Gelände und staunen wieder, hier ist von der Hektik der Stadt nichts mehr zu merken. Auch hat gibt es hier nicht so viele Menschen...
Es scheint doch so, dass diese Stätte mehr von den Gläubigen genutzt wird, als von neugierigen Touristen. Dieser Ort strahlt etwas Geheimnisvolles aus. Eine eigenartige Stimmung. Nur Jenni plappert fröhlich, sie will alles wissen, wieso und weshalb. Wir erzählen ihr die Geschichte von dem Mädchen Bernadette Soubisous (1844 - 79), die in der Zeit vom 11.2. - 16.7. 1858 18mal in der Grotte von Massabielle die Erscheinung einer *Dame* hatte, die sich als die Gottesmutter zu erkennen gab. Bernadette war die Tochter eines Müllers und kam aus einer völlig verarmten Familie. Schon zu ihrer Zeit pilgerten die Menschen mit ihr zur Grotte.
Die Grotte Massabielle ist eine natürliche Höhle, in der Nische des Felsen steht die Statue aus weißem Marmor. Darauf ist geschrieben: Que soy era Immaculada Conceptiou ( Ich bin die Unbefleckte Empfängnis) Diese Worte hat die Jungfrau Maria bei ihrer Begegnung am 25.03.1858 zu Bernadette gesprochen.Dort, wo Bernadette auf Anweisung der *Dame* nach Wasser mit ihren Händen gegraben hat entsprang am 25.02.1858 die Quelle.
Das Wasser soll heilende Wirkung haben. Noch heute fließt Wasser aus der Quelle. Das Wasser wird zu verschiedenen Badeorten auf dem Gelände geleitet. Hier können zu bestimmten Zeiten Männer und Frauen getrennt baden. Außerdem steht eine Brunnenanlage mit 38 Wasserhähnen zur Verfügung, aus denen man sich Wasser abfüllen kann. Auch wir haben uns einige Flaschen Wasser abgefüllt. Jenni sorgte auch dafür, dass wir uns alle mit dem Wasser benetzt haben. Jeder an den Stellen, die besonders anfällig sind.
Um den Besucheransturm gerecht zu werden, wurden 3 Kirchen gebaut. Die Krypta unterhalb der Basilika wurde noch in Bernadettes Gegenwart 1866 geweiht. 1871 entstand die Basilika selber, mit ihren spitzen hohen Türmen kann man sie schon von weitem sehen. 1898 wurde die Rosenkranzbasilika gebaut und 1958 entschloss man sich anlässlich der Hundertjahrfeier die unterirdische Basilika Pius X. zu bauen. Dort finden auf einer Fläche von ca. 12.000 m² 20.000 Menschen ohne Probleme Platz. 30 Jahre später wurde auf der anderen Seite der Gave die Kirche Hl. Bernadette gebaut, die nochmals für 7.000 Menschen Platz hat.
Wir gingen weiter und kamen zu den den Unmengen an Kerzenständern, mit brennenden Lichtern. Aus Platzgründen werden die Kerzen schon ausgetauscht, bevor sie überhaupt abgebrannt sind. Wir haben uns deswegen entschieden unsere gekauften Kerzen mit nach Hause zu nehmen.
Wir schauen noch in die Kirchen rein und gehen dann wieder in die weltliche Stadt zurück, benommen von den Eindrücken. Diese Stadt ist multikulturell, Menschen aus aller Welt kommen nach Lourdes, Krankenprozessionen, alle erhoffen für sich ein Wunder. An der Brunnenanlage trafen wir einen Deutschen aus Köln, der mit seinem Fahrrad bis hierher gefahren ist. Alle Achtung!
In der Stadt kaufen auch wir einige Souvenirs und gehen langsam den Weg zurück zu unsrem Auto.
Vor unserem Auto an der Kaimauer der Gave machen wir ein Picknick im Stehen, denn das war der einzige Platz im Schatten, den wir auf dem Rückweg gesehen haben. Friedrich fährt das Auto aus dem Parkplatz. Das erfordert einiges an Geschick und dann fahren wir weiter. In der Nähe soll eine der schönsten und größten Grotten sein: Grottes de Bétharram.
Die Tropfsteinhöhlen: Grottes de Bétharram & Lestelle-Bétharram
Im Reiseführer haben wir gelesen, dass es in der Nähe von Lourdes noch viele interessante Sehenswürdigkeiten gibt.
Auf der Hinfahrt durch Lourdes hatten wir ein kleines Hinweisschild zu den Grotten von Bétharram gesehen.
Diese sollten nur ca. 13 km entfernt sein. So quälten wir uns wieder durch die Stadt und nach verschiedenen Versuchen, fanden wir endlich die D 937 Richtung Pau. Nach kurzer Zeit standen wir auf dem großen Parkplatz. Das erste, was uns auffiel, waren die Schilder.
Nur 13° Grad! Wie gut, dass wir unsere Regenjacken (für alle Fälle) im Auto hatten. Wir reihten uns in die Schlange der Wartenden ein, Dieter hatte keine Lust und wollte auf das *Auto* aufpassen. Er bekam dann auch noch die Kamera von mir, denn es durften leider auch keinerlei Fotos gemacht werden.Wir wurden in Gruppen zusammengefasst und bekamen einen Führer. Die Erklärungen können in insgesamt 9 Sprachen gemacht werden. Zunächst wurde französisch gesprochen, danach englisch, dann italienisch, deutsch und spanisch. Wobei die letzten 3 Sprachen von einem Band kamen, aber egal, ohne Erklärung würde man ja nicht so viel verstehen.
Schon die ersten Meter ließen erkennen, dass diese Grotten einmalig sind. Sie gehören zu den schönsten Naturschauspielen der Pyrenäen. 1810 wurden sie entdeckt, seit 1903 sind sie dem Publikum zugänglich.
Wir kamen in den Großen Saal 1, eine bizarre Unterwelt mit Stalagmiten und Stalaktiten. Jahrtausende lang wurde diese spektakuläre Welt durch unterirdische Flüsse geformt. Sie gleicht einem Haus mit 5 Etagen. Danach besichtigten wir den Großen Saal 2, wir sahen die Glocke, den Kopf und eine Mumie, die verschiedenen Formen wurden benannt, zusammengewachsenen Säulen, das muss eine Ewigkeit gedauert haben! Als nächstes gingen wir in den Kronleuchter-Saal. Enge Gänge mit vielen Treppen führten dann 80 m in die Tiefe. Wir waren beim Theater und dem Chaos angelangt, ein 50 m hoher Saal der Hölle. Der Führer erzählte uns, als wir gerade durch einen schmalen Gang liefen, dass sich über uns die Felsbrocken türmen. Da bekamen wir doch eine Gänsehaut.
Im Feenschloss wurde Jenni wieder sehr aufmerksam, denn welches Kind glaubt nicht an die Existenz der guten Feen?
Ein kurzes Stück fuhren wir dann mit dem Boot auf einem unterirdischen See, bevor wir in den Zug umstiegen und wieder nach draußen kamen. Diesen Ausflug kann ich nur jedem empfehlen. Eine märchenhafte und unwirkliche Welt und wenn man sich vorstellt, dass es Jahrtausende gedauert hat, ehe diese Formationen geschaffen wurde, einfach unglaublich!
Wir gingen anschließen in den Souvenir-Shop und kauften einige Andenken, unter anderem zwei echte rote Baskenmützen, tranken einen Café und dann fuhren wir weiter. Natürlich schwärmten wir Dieter vor, was er alles verpasst hat!
Die Männer hatten genug gesehen, sie wollten jetzt nach Hause. Eine kleine Überraschung hatte ich noch, denn auf dem Nachhauseweg kamen wir an Lestelle-Bétharram vorbei, einem kleinen Wallfahrtsort.
Auch an diesem Wallfahrtsort gab es Erscheinungen der Muttergottes, jedoch kommen hier nicht so viele Besucher her. Die Eglise Notre Dame wurde 1661 erbaut und hat eine graue Marmorfassade.
Es gibt noch einige kleine Kapellen, die in den Berghang gebaut wurden. Wir haben uns die wunderschöne alte Kirche angeschaut mit ihren alten Statuen, Fresken und Gemälden aus den verschiedensten Jahrhunderten. Lestelle-Bétharram ist eine Bastidenstadt mit ca. 1.300 Einwohnern, die 1335 gegründet wurde.
Die alte Brücke über den Gave du Pau ist aus dem Jahre 1687. Malerisch die Umgebung. In der Nähe sind Campingplätze. Auch hier trafen wir ein deutsches Pärchen, die mit dem Fahrrad auf dem Jacobsweg unterwegs waren!
Für den heutigen Tag haben wir wirklich genug gesehen! Wir fuhren jetzt auf dem schnellsten Weg zurück, machten allerdings den Abstecher durch die Gorges de la Save, um nach den Schweinen zu sehen. Kaputt kamen wir nach Salherm zurück. Nach dem Abendessen gingen Jenni und ich sofort ins Bett. Die anderen saßen noch lange auf der Terrasse...
Am 10.8. fuhren Friedrich und Dieter wieder ab. Sie wollten noch mit dem Motorrad weiter Frankreich erkunden. Allerdings hatten sie keinerlei Reservierungen. Etliche Telefonate wurden geführt, aber die Motorradhotels schienen alle ausgebucht. So fuhren sie am 10. los und ließen sich überraschen. Diese Tour habe ich jedoch in einem extra Bericht geschrieben.
Wir beschlossen an diesem Tag am Pool zu faulenzen. Jenni hat es sich verdient. Es ist mit ihr einfach toll. Sie macht alles mit. Keine Besichtigung ist ihr zu viel. Das hat man selten bei den 5-Jährigen! Ein großes Lob an meine Enkeltochter!
Nachdem wir einen herrlich faulen Tag in Salherm verbracht haben, stand wieder eine große Fahrt auf den Plan. Am 11. August fuhren wieder früh los, denn wir wollten nach Spanien. Im Auto hatten wir unseren Proviant für den Tag verstaut und dann ging die Reise los.
Zunächst den bekannten Weg bis nach Ciadoux. Dort bogen wir auf die D5 bis nach St. Gaudenz, von da aus auf die D8 und wechselten nochmals bei le Bazert auf die N 125, die uns nach Saint-Bertrand-de-Comminges brachte. Schon von weitem sahen wir die Kathedrale, die auf einem Hügel liegt.
Am Fuße des Hügels vor dem Dorfe kamen wir an einem Ausgrabungsfeld vorbei. Es werden die Reste der alten römischen Stadt Lugdunum Convenarum aus dem 5. Jahrhundert freigelegt. Der Weg hinauf auf den Hügel ist mit einer Schranke versehen. Wir haben Glück, denn ab 10 Uhr kann man nicht mehr mit dem Auto hochfahren. So bleibt uns ein langer Weg erspart! Die armen Touristen, die 10 Minuten später ankamen. Wie heißt es so schön: Wer zu spät kommt...
Im Reiseführer haben wir gelesen, dass Saint-Bertrand-de-Comminges als eines der schönsten Dörfer Frankreichs zählt. Recht haben sie. Das Dorf strahlt eine Ruhe aus, ist malerisch gelegen, mit den kleinen engen Gassen und verwinkelten Ecken.
Wir gehen hinauf zur Kathedrale Sainte Marie und schauen hinein. Begonnen als romanischer Bau im Jahre 1120, beendet gegen 1350 als gotischer Bau. Es gibt unendlich viel zu sehen, den Kreuzgang, die Kapellen, die Wandelgänge, das Chorgestühl mit den 66 Sitzen und reichverzierten wunderbaren Kunstschnitzereien, den Bischofsstuhl, viele Statuen, den schönen Hochaltar, das Mausoleum des Hl. Bertrand und vieles mehr.
Zahlreiche Häuser aus dem 15. und 16. Jahrhundert sind erhalten. Hinter der Kathedrale erheben sich die Pyrenäen. Deswegen wird sie auch Kathedrale der Pyrenäen genannt. Gegenüber der Kathedrale ist ein kleines Hotel. Wir machen eine Pause und trinken einen Cappuccino und Jenni eine Orangenlimonade.
Die Oberstadt ist ummauert. In den engen Gassen gibt es viele kleine Läden, die Kunsthandwerke verkaufen. Wir finden einen schönen Picknickplatz, packen unsere Sachen aus und genießen die wunderschöne Umgebung.
Nach dem Picknick geht es weiter, wir fahren wieder auf der N125 weiter Richtung Süden, entlang der Garonne. In der Nähe von Chaum teilt sich die Strasse, wir nehmen die D 125 und fahren bis nach Bagnères-de-Luchon. Es ist viel los, der Kurort ist voll mit Autos und Menschen. Eigentlich wollten wir hier eine Stop machen, aber wir fanden einfach keinen Parkplatz. Hinter dem Ort steigen die Felsen steil in die Höhe. Wir sehen Ballonfahrer, Drachenflieger, eine Seilbahn führt hinauf auf den Berg. Schade, im Nachhinein wäre ich doch gerne einmal angehalten. Aber es geht nicht alles.
Am Ausgang der Stadt verfahren wir uns und kommen ins Vallée de la Pique. Eine wunderschöne Gegend, aber da wollen wir nicht hin. Wir fahren wieder zurück und nehmen diesmal den richtigen Abzweig, nämlich die D 618. Es beginnt eine einmalige Fahrt durch die Berge.
Schluchten, Wälder, Serpentinen, wir sehen einen Wasserfall und halten an. Ein tolles Panorama. Und dann überqueren wir die Grenze zu Spanien. Ein kleines Hinweisschild, mehr ist nicht zu sehen. Es geht immer weiter hinauf.
Hier am Hinweisschild steigen wir aus und schauen weit über das Tal Val d´Aran auf die gegenüberliegenden Berge. Wir sehen Bossost und beschließen dort einen Stop zu machen.
Und wieder fahren wir Serpentinen, diesmal aber nach unten. Und dann sind wir da! Wir finden auf Anhieb einen Parkplatz, na ja neben einem Parkplatz ein Platz, aber wir hofften, dass wir mit unserem Nummernschild nicht auffallen. (ha ha) Wir standen nämlich in der Ausfahrt vom Parkplatz, es war aber noch genug Platz für andere Autos, um auf die Strasse zu kommen.
Diese Stadt hat Flair. Ich komme mir nicht vor wie in Spanien. Die Garonne fließt mitten durch die Stadt. Wir laufen durch die Gassen, kaufen Jenni eine kleine Puppe. Ach, wie ist das bequem, nur noch mit einer Währung zahlen zu müssen. Die schönen Häuser mit ihren bunten Blumenkästen gefallen mir sehr. Wir setzen uns in ein Straßencafe und schauen dem bunten Treiben auf der Straße zu. Meine Spanisch-Kenntnisse sind gering, vor allem fällt mir jetzt nur alles auf französisch ein, aber das macht nichts.
Es wird Zeit, wir müssen weiter. Schade, hier wären wir gerne noch geblieben, aber wir haben ja noch einen weiten Weg vor uns. Wir fahren weiter auf der N230 passieren nach 10 km die Grenze zu Frankreich. Es geht immer entlang der Garonne, jetzt heißt die Strasse wieder N125. Irgendwann kommen wir an Chaum vorbei. Wir wollen diesmal auf der anderen Seite der Garonne fahren und nehmen die D33. Jenni möchte gerne ein Picknick an der Garonne machen. Wir haben nichts dagegen. Irgendwo finden wir ein Hinweisschild zu einer großen Rafting- Anlegestelle.
Wir machen es uns gemütlich, Jenni möchte gerne schwimmen, aber erstens ist das Wasser eiskalt und zweitens ist die Strömung zu stark, das ist einfach unmöglich und zu gefährlich. So planscht sie nur am Rande der Garonne. Nach dem Picknick darf sie unsere Teller und Becher abwaschen. Wir versprechen ihr, dass sie in Salherm noch in den Pool springen darf, um zu schwimmen.
Heute war wieder ein schöner wenn auch heißer Tag! Gefahren sind wir ca. 250 km.
Die Gorges de la Save hat Friedrich entdeckt. Als wir von Biarritz zurückfuhren, sah er das Hinweisschild. Was für ein Glück, denn wir hätten wirklich was versäumt.
Die Schlucht ist relativ klein, aber wunderschön und vor allem kühl. Die Save fließt zwischen den teilweise mit Bäumen bewachsenen Felsen. Hier haben wir gepicknickt, am Wasser gespielt. Wir sahen den *Extrem-Sportlern* zu, die sich mit Klettern versuchten. Eine Jugendgruppe hangelte sich mit Seilen über die Schlucht.
Bei unserem ersten Besuch sind wir nur durchgefahren und haben die Natur genossen. Es führt eine kleine schmale asphaltierte Strasse durch die Schlucht. Überall sind am Rande Park- und Picknickplätze. Hier merkten wir nicht die Hitze, es war angenehm...
Am Ende der Schlucht ist eine alte Kapelle und ein Friedhof. Schräg gegenüber auf einem Feld sahen wir freilaufende Schweine. Wir stiegen aus und bemerkten, dass die Tiere absolut kein Wasser hatten. So opferten wir unsere Notration, wir hatten einen 5-Liter-Kanister mit, für eventuelle Fälle.
Die Schweine waren dankbar. Friedrich füllte den Kanister in der Save wieder auf und alle waren zufrieden.Wir beschlossen, wieder hierher zu fahren. Uns hat die Gorges de la Save gut gefallen und wir wollten wieder nach den Schweinen sehen.
Bei unserem nächsten Besuchen nahmen wir uns etwas mehr Zeit und nahmen auch Sachen für ein Picknick mit. Jenni spielte im Wasser, baute einen Damm und entdeckte die vielen Höhlen. Wer weiß, ob da nicht vielleicht auch noch Gnome und Elfen ihr *Unwesen treiben?
Da wir auch jedes Mal nach den Schweinen schauten, nahmen wir außer Wasser auch einige Hirse- und Maiskolben mit. Es war eine Freude zuzusehen, wie die Schweine sich über das Fressen hermachten. Sie kamen auf Zuruf zu uns gerannt, weil sie uns mittlerweile kannten. Wasser brauchten wir jedoch nicht wieder nachzuschütten. Es war jetzt immer genügend da.
Wie kommt man dahin? Zunächst sind wir die D3 bis Ciadoux gefahren, dann auf die D 635 Richtung Bologne, dann auf die D 3E, oder man fährt in Blajan von der D17 auf die D3, von dort folgt man einfach den Hinweisschildern...
Natürlich sind wir auch ab und zu in die nähere Umgebung gefahren. Wir konnten uns zwar auch Fahrräder ausleihen, aber dafür war es einfach zu heiß und die Wege zu hügelig. Von einer der Touren möchte ich hier berichten.
Wir fuhren zunächst Richtung Boulogne sur Gesse. In der Nähe von Castera Vignoles steht eine alte Kirche, uns ist aufgefallen, dass die Kirchen sehr oft auf einem Hügel stehen und somit von weit her zusehen sind. In Boulogne kauften wir ein, tranken einen Cafe und wollten dann zu einem See, um zu schwimmen. Laut Landkarte war dieser gleich hinter Boulogne an der D41 gelegen. Wir fuhren die D41 rauf und runter, bogen in jede Seitenstrasse ein, aber wir fanden den Zugang zum See nicht! Wenn wir doch nur ab und zu mal jemanden treffen würden, aber diese Gegend ist wenig besiedelt.
Wir stiegen aus und kletterten einen Hügel hoch, na also, da war doch Wasser zu erkennen. Nun suchten wir systematisch weiter und fanden auch den Zugang. Es war ein Stausee, der eine hohen Damm hatte. Deswegen konnten wir auch den See nicht sehen. Und ans Schwimmen war leider auch nicht zu denken.
Jenni war sehr enttäuscht. Das war auch verständlich, es war brüllend heiß und wir fanden keinen Platz zum schwimmen. Wir versprachen ihr zum nächsten See zu fahren, den wir auf der Landkarte entdeckt haben. Da kann man bestimmt baden und picknicken!
Wir fuhren weiter nach Lunac und bogen dann nach St. Blancard ab. Das war ein wunderschönes Dorf. Wir machten Halt, Jenni bekam ein Eis und ihre Laune stieg wieder etwas. Saint Blancard hat nur 257 Einwohner, aber ein Schloss aus dem Jahre 1303.
Wir fuhren weiter auf der D 283 bis nach Aussos. Schmale Landstraßen winden sich kurvenreich durch Berg und Tal. Sonnenblumenfelder wechselten sich ab mit Mais und Hirse. Alte Gehöfte, herrschaftliche Häuser, verschlafene Dörfer, alles strahlt eine Ruhe und zufriedene Atmosphäre aus. Durch die langanhaltende Dürre waren die Felder trocken, die Flüsse und Seen sind zurückgegangen, teilweise waren ganze Seen ausgetrocknet.
Dort wollten wir den nächsten See finden, aber wir wurden wieder enttäuscht. Auch dieser See entpuppte sich als Stausee, diesmal von dem Fluss Arrats. Da es schon so lange nicht geregnet hatte und dieser Sommer extreme Temperaturen aufwies, war kaum Wasser im See.
Nun wollten wir keinen See mehr suchen. Wir überquerten den Stausee auf einer Brücke und versuchten den Weg nach Boulogne sur Gesse zu finden. Das Schwierige an der ganzen Geschichte war, dass es kaum Wegweiser oder Hinweisschilder gab.
Wir kamen an wunderschönen Villen und schlossartigen Gebäuden vorbei. Weit abgelegen vom nächsten Dorf. Die Felder waren größtenteils ausgedorrt. Einmal kamen wir nur bis zum Bauern auf dem Hof. Egal hier stört es keinen. Die Franzosen waren, wenn wir dann mal welche getroffen haben, immer sehr nett.
Endlich waren wir wieder in Bologne. Ja, hier kannten wir uns aus.
In Ciadoux machten wir dann einen letzten Stopp. Es gab einen Hinweis, dass die Kirche etwas besonderes war. Alte Malereien sollten dort sein. Als wir ankamen, war die Kirche geschlossen. Schade, aber es hing ein Schild an der Tür, wir sollten beim Postamt klingeln.
Klar, warum nicht, jetzt waren wir einmal da und wollten auch sehen, was es im Inneren gab. Ciadoux hat nur ca. 200 Einwohner. Das Postamt war gleich in der Nähe. Eine junge Frau kam auf uns zu und fragte, was wir denn wollten. Nachdem sie hörte, dass wir gerne die Kirche sehen wollten, nahm sie einen Schlüssel und ein paar Unterlagen und ging mit uns zur Kirche. Dort bekamen wir eine tolle Führung. Leider sprach sie kein Deutsch, aber meine Französisch-Kenntnisse reichten gerade so aus, um so einigermaßen den Sinn zu verstehen. Gerne durfte ich auch fotografieren. Zum Schluss bekamen wir noch Broschüren und ein großes Plakat mit. Einen Obolus für ihre Bemühungen hat sie entschieden abgelehnt!
Wie alt die Kirche ist, lässt sich nicht feststellen, sie wurde jedoch zwischen 1837 und 1877 rekonstruiert.
Die beiden Statuen aus Stein - teilweise vergoldet - stammen aus dem 15. Jahrhundert. Eine. zeigt die Muttergottes mit ihrem Sohn nach der Kreuzigung, die andere stellt die Heilige Magdalena dar. An den Wänden der Kirche wurden alte Wandmalereien gefunden. Es wird vermutet, dass diese aus dem 13.-14. Jahrhundert stammen. Entdeckt und freigelegt wurden sie erst in 1964 und 1990. Das Mobiliar stammt vermutlich aus dem 16. Jahrhundert.
Wir sahen altes Mobiliar aus dem 16. Jahrhundert und das Mausoleum D´Ornezan ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert mit einer meisterhaften *Umrandung*. Die Figuren sind in Lebendgröße dargestellt. Eine schöne alte Kirche, deren Besuch sich auf jeden Fall lohnt. Sie ist während des ganzen Jahres zu besichtigen.
Nach diesen Eindrücken fuhren wir zurück nach Salherm, und Jenni kam endlich noch zu ihrem Recht!
Das war unser letzter Teil aus Frankreich. Wir hatten genug gesehen, die Sonne brannte jeden Tag unbarmherzig vom Himmel und
uns fehlte das Meer...
Ja, und da kamen wir auf eine tolle Idee! Doch das ist eine andere Geschichte, die Ihr gleich weiterlesen könnt, denn wir sind von Südfrankreich an die Küste nach Belgien gefahren, so ganz spontan:
Reisebericht Belgien
Es war ein supertoller Urlaub. Alles war spitze, wir haben uns bei Monika wohlgefühlt. Die Erholung, diese Ruhe, das tolle Essen und die wunderschöne Landschaft, es hat einfach alles gepasst.
Ein Dankeschön an das schöne Land, die netten Menschen und besonders an Monika...