Schon lange wollte ich nach Santiago pilgern, Ende Mai 2017 habe ich es endlich umgesetzt. Ich bin von Porto nach Santiago de Compostela gelaufen. Es waren genau 281,10 Kilometer mit 469.979 Schritten. Für mich eine tolle Erfahrung. Hier habe ich eine kurze Zusammenfassung meiner Reise geschrieben.
Mit Air Brussels flog ich von Hannover über Brüssel nach Porto. Porto ist eine wirklich schöne Stadt und ich blieb einige Tage dort und schaute mich ein wenig um. Ich hatte ein schönes Apartement in der City gemietet. Das Wetter war noch kühl, es sollte sich aber noch sehr ändern.
Dann machte ich mich auf den Weg, viele Kilometer lagen vor mir. Zeit hatte ich genug. Die erste Etappe startete ich an der Kathedrale in Porto und lief knapp 13 Kilometer bis nach Matosinhos, wo ich am Abend kaputt ins Bett sank. An das lange Laufen muss ich mich erst gewöhnen. Die nächsten drei Etappen führten mich erst zum Campingplatz Angeiras (12km), Vila do Conde (13km) und Fão (21km). In Angeiras und Fão machte ich einen zusätzlichen Tag Pause.
Der Küstenweg geht nicht immer an der Küste entlang, manchmal sieht man die Küste nur von "oben". Nicht immer gibt es Hinweise, aber immer gibt es nette Menschen, die einem weiterhelfen. Die meiste Zeit war ich mutterseelenallein auf dem Weg. So hatte ich viel Zeit für mich. :-)
Für die kommende Etappe nach Amorosa (20 km) verließ ich den Jakobsweg, denn ich wollte eine Unterkunft am Meer. Noch einmal würde ich das nicht machen, denn es waren 6 zusätzliche Kilometer. :-) Der Weg ist beschwerlicher geworden, es ging nun über Stock und Stein und es ist heiß geworden. Die 6. Etappe führte mich nach Carreco (17 km), morgens habe ich noch meine Tasche mit allen Papieren, Geld und Kreditkarten im Frühstückraum liegen lassen, was war das für eine Aufregung! Außerdem sprach man hier wie auch schon in Amorosa viel französisch, wunderbar, denn portugiesisch ist mir fremd. In Viana do Castelo aß ich eine dicke fette Pizza, das Essen unterwegs war für mich als Vegetarier nicht immer erfreulich, aber ein Käsebrot habe ich fast immer bekommen. Die nächsten beiden Etappen führten mich nach Caminha (18 km) und Oia (18,5 km)
Caminha liegt noch in Portugal, Oia in Spanien. Man muss den Fluss überqueren, es geht eine kleine Fähre rüber für einen Euro, manchmal. Manchmal aber nicht oder erst später. Alles kein Problem, ich habe ja Zeit. Dann unbedingt auf den Zeitunterschied achten, denn in Spanien ist es schon 1 Stunde später. Ebenso fährt die Fähre nicht nach A Guarda, sondern nur an das andere Ufer und man muss noch 3-4 Kilometer über einen Berg laufen.
In Oia blieb ich dann auch 2 Nächte,hatte eine wunderschöne Unterkunft und traf nette andere Pilger. Von dort ging ich weiter nach Baiona (18,5 km) und verlebte dort einen wunderbaren Abend mit Live-Musik auf der Straße. Die 10. Etappe war nicht so schön, denn ich lief nach Vigo (25 km). Ehrlich gesagt, der Weg in die Stadt rein war ätzend. Ich habe mich auch verlaufen und ging dann einfach den Autoschildern nach. Vigo gefiel mir außerordentlich gut und ich blieb 3 Nächte dort. Wie gut, denn der letzte Tag war ein Regentag. Da schaute ich mir doch lieber ein schönes Museum an, als im Regen zu laufen. Das war bisher mein 2. Regentag! Die Temperatur stieg nun täglich auf über 33° C.
Die nächste Etappe nach Souto Xusto (22,5 km) war wieder anstrengend aber auch mit sehr schönen Abschnitten. Ich lief zunächst durch Wälder und kleine Ortschaften immer bergauf. Ab und zu traf ich jemanden, meist war ich alleine. Das erste Lokal unterwegs in Redondela war "meins".
Da ich mir wieder ein Hotel außerhalb des Caminos ausgesucht habe, musste ich den Weg verlassen und das hat auch dieses Mal nicht so gut geklappt, da ich mich mal wieder verlaufen habe. Das Navi funktioniert oft in den einsamen Ecken nicht. Egal, mir wurde wieder geholfen. Es waren nur schlappe 3 Kilometer oder so, die ich dann wieder den Berg hochgehen musste. ;-)
Die 12. Etappe nach Pontevedra war nur 15,7 km, man kann sagen eigentlich ganz gemütlich. Nach einem Kilometer war ich dann auf dem Hauptweg des Caminos und ja, ab nun war ich nicht mehr alleine. Hier wurde für die Pilger gesorgt, hier ging man nicht mehr alleine. Da ich nun aber schon 20 Tage unterwegs war, davon 17 Tage alleine gelaufen bin, war das eine ganz andere Erfahrung, die ich nun machte. Ich schloss auf dem restlichen Weg viele Freundschaften, denn man traf sich ja immer wieder. So schön!
Bis nach Caldas de Reis waren es 21 Kilometer, nun traf ich auch viele Fahrradfahrer, manche Pilger begleiteten mich ein Stück, die Überraschung war eine E-Bike-Gruppe aus Bremen. Morgens lief ich um 7 Uhr los, der Hitze konnte ich aber nicht entkommen. So gab es immer schön lange Pausen zwischendurch. Ich habe viele offene Füße gesehen, die wirklich böse aussahen. Ich habe keine einzige Blase bekommen. Natürlich taten mir auch oft am Abend die Füße weh, denn solche Strecken laufe ich normalerweise nicht!
Die 14. Etappe ging nach Padron (20 km). Hier wäre ich gerne länger geblieben, denn es ist ein schöner Ort. Unterwegs stieg das Thermometer auf 37 Grad, das war nicht ganz so angenehm. Das hilft nur eins, viele Pausen machen und viel trinken. Es gibt unterwegs Brunnen, ich fülle auch ab und zu meine Flaschen auf. Meist ist das Wasser trinkbar.
Bis Santiago sind es nur noch ca. 28 Kilometer. Ich teile sie mir auf und lege einen Übernachtungsstopp in Theo nach knapp 13 Kilometern ein. Hier treffe ich wieder viele meiner "neuen" Freunde, aus Australien, aus Kanada und USA. Die letzte Etappe nach Santiago (15 km) zog sich ein wenig hin, denn mein Mann ist mit dem Flugzeug aus Deutschland gekommen und erwartete mich an der Kathedrale. So bekam ich in kurzen Abständen immer mal eine SMS oder Mail: wo bist Du gerade?
Er lief mir entgegen und dann gingen wir gemeinsam zur Kathedrale, ein tolle Gefühl, wenn man angekommen ist.
Ich bin insgesamt 281,10 Kilometer in 469.979 Schritten gelaufen... und ja, ich werde es wieder tun!
Den ausführlichen Reisebericht findet ihr in meinem Reiseforum:
Zu Fuß von Porto nach Santiago de Compostela 2017
Dieses Mal habe ich keine Videos von unterwegs gemacht, es gibt nur 2 kleine Filmchen, einmal von dem Schwingen des großen Weihrauchkessels (Botafumeira) in der Kathedrale bei der Pilgermesse und das andere Video zeigt ein paar schöne Strandabschnitte von dieser Tour;
Meeresansichten
Botafumeiro - Santiago de Compostela
Mit meinem Mann sind wir dann noch 11 Tage mit dem Auto durch Galicien gefahren. Darüber habe ich hier berichtet:
In den Jahren 2018, 2019 und 2023 bin ich dann auf dem Camino francés gepilgert:
- Teil 1